Interessengemeinschaft Südbahn tagt in Biberach

Sonstiges, worüber man sich das "Maul" zerreisen kann.
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Vielfahrer
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Interessengemeinschaft Südbahn tagt in Biberach

Beitrag von Vielfahrer »

Am Mittwoch, den 09.04.25 tagt im Sitzungssaal des Landratsamts Biberach der Interessenverband Südbahn. Die Konzernbevollmächtigte der DB für Baden-Württemberg, Fau Dr. Freundorfer wird über den Sachstand Stuttgart 21, die Digitale Schiene und die Auswirkungen auf die Südbahn referieren, auf geplante Baustellen auf der Südbahn und deren Folgen eingehen und sich zu Bauvorhaben der DB in den Bahnhöfen entlang der Südbahn (z.B. Ulm, Aulendorf, Friedrichshafen) äußern.

Im Anschluss daran stellt der Leiter der Abteilung 3 des Stuttgarter Verkehrsministeriums, Herr Hickmann, fahrplantechnische Überlegungen des Landes vor und nach Stuttgart 21 vor, geht auf Ausschreibungen (z. B. BOB-Leistungen) auf der Südbahn ein und informiert über den Fahrzeugeinsatz auf der Südbahn vor und nach Stuttgart 21.

Wird bestimmt eine interessante Sitzung.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Vielfahrer
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Re: Interessengemeinschaft Südbahn tagt in Biberach

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,
es ist schon ein paar Tage her, dass in Biberach im Sitzungssaal des Landratsamts der Interessenverband Südbahn unter dem Vorsitz des Ravensburger Landrats Harald Sievers tagte. Anwesend waren rund 30 Teilnehmer, überwiegend Vertreter der Kommunen entlang der Strecke zwischen Ulm und Lindau sowie Vertreter der Landkreise.

Die Konzernbevollmächtigte für Baden-Württemberg, Frau Dr. Clarissa Freundorfer erläuterte, weshalb wenige Jahre nach Elektrifizierung der Südbahn schon wieder Vollsperrungen anstehen. Als Grund gab sie an, dass DB-InfraGO verpflichtet sei, grundsätzlich für betriebsfähige Strecken zu sorgen. Die aufgetretenen Mängel hätten keinen Zusammenhang mit der Elektrifizierung, weshalb sie mögilchst rasch zu beseitigen wären und sie wären auch nicht zum Zeitpunkt der Streckenelektrifizierung bekannt gewesen.

Weiter erläuterte sie verschiedene Ausbauziele, u.a. in Aulendorf, wo ein weiterer Bahnsteig mit barrierefreiem Zugang erstellt wird (Gleis 4 und 5). Dazu sind umfangreiche Gleisarbeiten erforderlich. Insbesondere im Nullknoten werden sich die Züge von Karlsruhe nach Friedrichshafen bzw. Lindau-Reutin mit ihren Gegenzügen treffen, zusätzlich kommt aus Süden die RB (BOB) an, aus Norden die Regio-S-Bahn Donau-Iller, von Osten die RB aus Richtung Kißlegg und von Westen die RB bzw. der RE aus Sigmaringen bzw. Tübingen.

Für das Land Baden-Württemberg erläuterte der Abteilungsleiter Verkehr Herr Gerd Hickmann die vorgesehenen Betriebskonzepte, insbesondere nach Eröffnung von Stuttgart 21 ab Fahrplanwechsel 2026/27. Die Verbindung Karlsruhe – Stuttgart Hbf (tief) – Flughafen – Merklingen – Ulm wird zweistündlich bis Lindau-Reutin verkehren. In der anderen Stunde verkehrt sie zweistündlich bis Friedrichshafen Stadt. Ab Friedrichshafen Stadt verkehrt dann ein Zug der ÖBB über Lindau-Reutin – Bregenz – Feldkirch nach Schruns, in der anderen Stunde besteht in Lindau-Reutin Anschluss in die gleiche Richtung, so dass der östliche Bodenseeraum sehr gut und umsteigefrei in Ulm jede Stunde an die Landeshauptstadt und Karlsruhe angebunden sein wird. Ob dies der Sargnagel für den Regionalflughafen Friedrichshafen sein wird?

Versetzt um 30 Minuten verkehrt auf der Südbahn ein RE zwischen Friedrichshafen und Ulm, der in Ulm auf die ICE-Züge u.a. nach München ausgerichtet ist. Und im RB-Bereich wird die BOB nicht nur bis Ravensburg, sondern perspektivisch bis Aulendorf halbstündlich verkehren und im Rahmen des Bodo-Ringzugs stündlich bis nach Kißlegg verlängert werden. Von den Fahrzeiten her wird es nicht ganz so schnell werden, wie verschiedentlich angedacht, dafür werden alle Zwischenhalte mitbedient, was u.a. für die Gemeinde Alttann (rund 900 günstig zur Schiene gelegene Einwohner) vorteilhaft ist. Denkbar ist auch ein Halt dieser Züge in Bad Waldsee bei den Thermen, während in Bad-Waldsee-Mittelurbach deshalb kein Zughalt vorgesehen ist.

Eine längere Diskussion gab es seitens der Stadt Bad Schussenried über die gewünschte Führung der Regio-S-Bahn Donau-Iller bis in die Stadtmitte, also quasi einer Verbindung wie im Falle von Laupheim Stadt. Ganz offenbar verfolgt inzwischen die Stadt Bad Schussenried den direkten Anschluss an die Regio-S-Bahn. Gemäß einem Gutachten von SMA sind auch verschiedene Reaktivierungen von stillgelegten früheren Haltestellen zwischen Bad Schussenried und Biberach-Süd von den Fahrplantrassen und der Nachfrage her sinnvoll, u.a. Ummendorf und Hochdorf.

Ein weiterer Diskussionspunkt war die Erneuerung von Stellwerken. Hier gab Dr. Freundorfer zur Kenntnis, dass die DB festgestellt habe, dass leider sehr viele ihrer in den letzten 50 Jahren gebauten Stellwerke erneuert werden müssten. Während die alte Technik mit Muskelkraft quasi dauerhaft zuverlässig bedient werden konnte, sieht das bei den DR-Stellwerken nicht mehr so gut aus. Aus diesem Grund müssen bislang angedachte Projekte zeitlich geschoben werden, um vorrangig die Stellwerke aus den 70er-Jahren zu erneuern. Betroffen hiervon ist auch Ulm Hbf. Vorgerechnet wurde, dass auf manchen Stellwerken 3 Mann gleichzeitig Dienst tun. Wenn dies an 7 Tagen in der Woche und im 24 Stunden-Betrieb erforderlich ist, benötigt man einschließlich Krankheit und Urlaubszeiten schnell eine zweistellige Anzahl von Mitarbeitern, die genaue Ortskenntnis und Streckenkenntnis haben müssen. Und solche Mitarbeiter sind Mangelware, weshalb es aktuell immer wieder Zugausfälle wegen unbesetzter Stellwerke gibt (u.a. in Gerlenhofen).

Erläutert wurde von Herrn Hickmann auch die Entwicklung der Fahrgastzahlen seit der Elektrifizierung. Diese ist positiv verlaufen, jedoch sollte noch weiteres Wachstum erfolgen, denn hinsichtlich der angebotenen Zuganzahlen wäre die Nachfrage noch etwas darunter. Das Zugangebot auf der Südbahn soll aus aktueller Sicht deshalb nicht weiter verdichtet werden. Eingesetzt werden aber die vom Land beschafften neuen Triebwagenzüge, die eine höhere Kapazität als die bisherigen Züge auf der Südbahn aufweisen werden.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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