DB-InfraGO AG informierte über Ausbau Gäubahn-Süd

Alles zur Strecke Stuttgart - Singen kann hier rein.
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Vielfahrer
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DB-InfraGO AG informierte über Ausbau Gäubahn-Süd

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

am heutigen Dienstag haben sich in Empfingen (bei Horb) die Verkehrsausschüsse der Regionen Nordschwarzwald und Schwarzwald-Baar-Heuberg im Tagungsraum der Firma Gförer Schotterwerke getroffen, um über verschiedene Themen informiert zu werden. Eine vorgeschaltete Besichtigung des Black Forest Terminals in Horb-Heiligenfeld musste leider kurzfristig auf einen späteren Zeitpunkt im Jahr verschoben werden.

Im Anschluss an eine kurze Vorstellungsrunde wurden die Sitzungsteilnehmer vom Technischen Projektleiter von DB InfraGO AG für den Südabschnitt der Gäubahn, Herrn Igor Zaidman, über den Stand der Arbeiten informiert.

Zaidman erläuterte die Planungsstände, unterteilt in die vier Abschnitte Böblingen – Horb, Neckarhausen – Epfendorf, Rietheim – Tuttlingen und Singen – Gottmadingen. Die Strecke wird so ausgebaut, dass beispielsweise im Güterverkehr Züge mit 740 m Länge verkehren können. Hierzu soll in Böblingen, aber auch in Wurmlingen, ein entsprechendes Gleis erstellt werden, um solche Züge abstellen zu können und in die passenden Trassen einschleusen zu können. Verschiedene Tunnels im Südabschnitt sollen so umgebaut werden, dass diese Güterzüge mit bis zu 4 m Eckhöhe ohne Einschränkung verkehren können. In erster Linie wird dabei nicht neu gebaut, also das Tunnelprofil erhalten. Die notwendige Eckhöhe kann durch Absenkungen im Bereich des Schotterbettes erreicht werden. Neu gebaut werden soll ein eingleisiger und ca. 3,5 km langer Tunnel bei Sulz.
Auf Rückfragen erläuterte Herr Zaidman, dass dem Ausbau Betriebskonzepte zugrunde liegen würden, die im Bereich Sulz keine Zweigleisigkeit erfordern würden. Demzufolge würde ein zweigleisiger Ausbau auch nicht vom Bund finanziert. Sollte man den Tunnel trotzdem zweigleisig wollen, so müsste ihn die DB aus Eigenmitteln finanzieren, was unrealistisch sei.

Interessant war, welche Ziele in den einzelnen Abschnitten des Südabschnitts vorgesehen sind. Es werden ca. 35 km zweigleisig ausgebaut, die Tunnels für die 4m-Eckhöhe ertüchtigt, ungefähr 25 Brücken erneuert, Bahnübergänge aus zweigleisigen Betrieb umgebaut, wo dies zulässig ist, ansonsten Straßen- oder Bahnüberführungen die Bahnübergänge ersetzen, bei denen Umbauten nicht zulässig sind.

Im Personenverkehr dient der Ausbau dem Ziel, die Fahrzeit zu verkürzen. Insgesamt soll die Strecke zwischen Stuttgart und der Grenze bei Schaffhausen 13 Minuten schneller werden, um in den Deutschland-Takt sinnvoll eingepasst werden zu können. Im Abschnitt Böblingen – Herrenberg soll die Geschwindigkeit auf bis zu 160 km/h erhöht werden, im Abschnitt Herrenberg – Eutingen im Gäu auf bis zu 200 km/h und auch zwischen Eutingen und Horb soll die Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h auf 90 km/h erhöht werden. Die Ingenieure würden um Sekunden kämpfen, die im Endergebnis dann die geforderten 13 Minuten Fahrzeitverkürzung bringen werden.

Angepasst werden müssen auch zahlreiche Haltepunkte des Ringzugs, etwa in Weilheim, Wurmlingen-Nord, Wurmlingen-Mitte und Tuttlingen Schulen, da die Gäubahn heute dort nur eingleisig ist, zukünftig aber liegen sie an einer neuen 8 km langen Doppelspur. Und weil die Gäubahn die Ortschaften durchschneidet, sind Lärmschutzwände vorgesehen.

Weitere Ausführungen im Abschnitt Singen – Gottmadingen betrafen vor allem die Singener Umgehungskurve. Sie soll eingleisig gebaut werden und Geschwindigkeiten von 60 km/h zulassen. Sie dient primär dem Güterverkehr, der dann in Singen nicht mehr die Fahrtrichtung wechseln muss, also Lärm für Bremsen und Beschleunigen vermeidet und den Gütertransport erheblich beschleunigt.

Abschließend informierte Zaidman über die Planungszeiten, also Zeitpunkte, an welchem die Vorplanungen abgeschlossen sein müssen, Planfeststellungen beabsichtigt sind und tatsächlich mit dem Bau begonnen wird. Nach seinen Ausführungen dauern nicht alle Teilprojekte gleich lang. Was vorgezogen werden kann, soll rasch erledigt werden. Seine Folien ergaben aber dennoch, dass der schon vor Wochen kommunizierte Zeitplan auf dem Jahr 204x beruht.

Passend zu seinem Vortrag ging es beim nächsten Tagesordnungspunkt um die Erwartungen der Unternehmen an die neue Bundesregierung. Die (zu) langen Planungszeiten sind aus unternehmerischer Sicht zu kritisieren.

Berichtet wurde ferner über Ex- und Importe. Im zurückliegenden Jahr wurden am meisten Güter in die USA exportiert (zuvor war dies China gewesen, das nunmehr nur noch auf dem zweiten Rang liegt). Drittstärkstes Land, in das exportiert wird, sind die Niederlande. Auch bei den Importen gab es teils deutliche Veränderungen. Die Differenz sind die Überschüsse. Sie sind am stärksten in die USA.

Bei den exportierten Gütern handelt es sich um rund 25 % um Fahrzeuge bzw. Fahrzeugteile sowie um pharmazeutische Produkte. Baden-Württemberg stemmt dabei rund 22 % der bundesdeutschen Exporte in die USA, könnte also den der Zollpolitik stark getroffen werden. Aber da ändern sich die Vorzeichen auch nahezu täglich.

Zum Abschluss der Sitzung wurden dann noch interessante Gespräche unter den Teilnehmern geführt. Wie immer waren die IHK-Verkehrsausschusssitzungen gut vorbereitet und der Besuch für die Teilnehmer lohnend.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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