Stadt- und Regionalverkehr in Mössingen mit neuem Betreiber

Sonstiges, worüber man sich das "Maul" zerreisen kann.
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Vielfahrer
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Stadt- und Regionalverkehr in Mössingen mit neuem Betreiber

Beitrag von Vielfahrer »

Am 1. August 2015 beginnt in Mössingen eine neue Ära. Die Linien 151 und 152 sowie 154 und 155 wechseln den Betreiber. Anstelle des bisherigen Betreibers RAB, der die Linien nicht eigenwirtschaftlich anbieten konnte, tritt die Firma Edel aus Rottenburg, die eine Ausschreibung der vier Linien als wirtschaftlichster Betreiber für sich entscheiden konnte. Die Linie 153 zwischen Talheim und Öschingen wird zum Schuljahresende eingestellt. Es handelte sich um einen Schülerverkehr mit etwa einem Dutzend Fahrten, der wegen Schulschließung/demographischer Entwicklung nicht mehr erforderlich ist.

Die neuen Fahrpläne umfassen auch einen neu strukturierten Stadtverkehr. Dessen Fahrten verkehren zukünftig alle im Takt und sind nicht mehr nach Schultagen/Ferientagen differenziert. Fast 200 Stadt- und Regionalbusfahrten bedienen zukünftig an Werktagen den Bahnhof Mössingen. Die bisherige Unterscheidung zwischen Busbahnhof Süd und Nord (Güterbahnhof) in Mössingen entfällt. Sämtliche Busse fahren nunmehr den südlichen Busbahnhof an, rund 40% mehr als bisher. Mössingen hat etwas über 20.000 Einwohner und ist Große Kreisstadt. Neben den beiden Bahnhöfen Mössingen und Belsen gibt es ca. 40 Bushaltestellen in der Stadt. Der schienenparallele Verkehr nach Hechingen bzw. Tübingen ist inzwischen weitestgehend beseitigt.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Tannenrainer
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Re: Stadt- und Regionalverkehr in Mössingen mit neuem Betreiber

Beitrag von Tannenrainer »

Guten Abend,

man glaubt es kaum... aber heute in der Lokalzeitung gelesen: Nach mehreren Jahrzehnten wird endlich wieder eine regelmäßige Busverbindung von Mössingen auf die Alb geschaffen!

Jahrelang haben vor allem die Verantwortlichen in Burladingen verhindert, daß deren traditionell auch ins Albvorland orientierter Stadtteil Melchingen eine direkte ÖPNV-Verbindung nach Mössingen erhält, mit dem lächerlichen Argument, daß dann Kaufkraft und Schüler dorthin abfließen, anstatt in die "Weltstadt" Burladingen zu Ausbildung und Einkauf zu fahren!

Wie grotesk solche Einlassungen sind, zeigt sich daran, daß niemals auch nur ansatzweise die Idee diskutiert wurde, dann auch konsequenterweise gleich die direkte Straßenverbindung nach Mössingen zu sperren, um so die Kaufkraft unbedingt auf der Alb zu halten...

So muß man es tatsächlich als großen Erfolg anerkennen, daß nun mit dem eher mageren Angebot von 5 Buspaaren die Melchinger Berufstätigen die Möglichkeit haben, mit dem ÖPNV zu ihren Arbeitsplätzen im Albvorland nach Mössingen oder Tübingen zu gelangen...

Der grundsätzliche Stellenwert des ÖPNV in Burladingen läßt sich übrigens auch sehr anschaulich an den außerhalb des Schülerverkehrs erschreckend leer durch die Landschaft fahrenden Zügen der HzL-Stammstrecke Hechingen-Burladingen-Gammertingen-Sigmaringen ablesen...

Mir ist adhoc keine andere Bahnlinie im Ländle geläufig, deren Züge so schwach besetzt sind! Höchst erstaunlich, daß sich der dortige Schienenpersonennahverkehr bis zum heutigen Tag gehalten hat!

Gruß
Tannenrainer
wolfgang65
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Re: Stadt- und Regionalverkehr in Mössingen mit neuem Betreiber

Beitrag von wolfgang65 »

Tannenrainer hat geschrieben:...

Der grundsätzliche Stellenwert des ÖPNV in Burladingen läßt sich übrigens auch sehr anschaulich an den außerhalb des Schülerverkehrs erschreckend leer durch die Landschaft fahrenden Zügen der HzL-Stammstrecke Hechingen-Burladingen-Gammertingen-Sigmaringen ablesen...

Mir ist adhoc keine andere Bahnlinie im Ländle geläufig, deren Züge so schwach besetzt sind! Höchst erstaunlich, daß sich der dortige Schienenpersonennahverkehr bis zum heutigen Tag gehalten hat!
...
Hallo,

was ist denn daran so überraschend, dass die Züge leer sind?

Ist doch wie überall - Wenn die Straße halbwegs gut ausgebaut ist, es keine "Staugegend" ist (wie z.B. von Hechingen in Richtung Tübingen), fährt - etwas überspitzt gesagt - kein Mensch ausser Schüler in ländlichen Regionen mit dem Zug. Auf die Schüler sind die Fahrpläne ja auch abgestimmt. Dass viele Bahnhöfe an der Strecke nicht in der Stadtmitte bzw. an den Arbeitsstätten liegen, begünstigt das doch nur. Früher wurde sogar der Zug-Verkehr auf der HzL am Wochenende ganz eingestellt...

Auf der Zollernbahn (TÜ-HCH-BL-usw.) hat sich der Verkehr auch nur deshalb sehr positiv entwickelt, weil die Straße ab Hechingen in Richtung Tübingen/Stuttgart im besten Fall noch als stockend bezeichnet werden kann, ergo sind die Züge voll - auch hier nicht verwunderlich. Zudem sind die Fahrzeiten selbst bis Stuttgart mit dem Pendo akzeptabel.

Und an der Auslastung der HzL wird auch Verkehrsplanung wenig ändern können - es sind die Rahmenbedingungen.

Grüße

Wolfgang
Karl Müller
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Re: Stadt- und Regionalverkehr in Mössingen mit neuem Betreiber

Beitrag von Karl Müller »

Richtig,
dem ist nichts hinzuzufügen. Leider. Wer dort wohnt und kann - macht den Führerschein - auf dem Land ist das quasi Grundgesetz.

Und, die Nicht Staugeplagten Straßen sind ein übriges Argument, da geb ich Wolfgang recht.

Ob sich das wohl ändern wird wenn die B 27 4 Spurig gen Tübingen ( SchindhauTunnel) führt, oder bei Bad Seba weiterführt?

MFG Oli
Tannenrainer
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Re: Stadt- und Regionalverkehr in Mössingen mit neuem Betreiber

Beitrag von Tannenrainer »

wolfgang65 hat geschrieben:
was ist denn daran so überraschend, dass die Züge leer sind?

Ist doch wie überall - Wenn die Straße halbwegs gut ausgebaut ist, es keine "Staugegend" ist (wie z.B. von Hechingen in Richtung Tübingen), fährt - etwas überspitzt gesagt - kein Mensch ausser Schüler in ländlichen Regionen mit dem Zug.

Naja, es gibt aber durchaus ländliche Regionen, in denen man nicht alleine im Zug sitzt, ganz im Gegenteil! Auf Anhieb fallen mir da Aulendorf-Sigmaringen, Hausach-Freudenstadt, Radolfzell-Stockach ein... und wenn man nochmal weiter in die Vergangenheit reist, dann fällt mir auf, daß einige Strecken, die in den 80er-Jahren "verkraftet" wurden, ein durchaus höheres Fahrgastaufkommen hatten als die HzL-Stammstrecke heutzutage (z.B. Göppingen-Boll, da saßen eben nicht nur Schüler drin...) .
Was übrigens absolut nicht heißen soll, daß ich jetzt ein Befürworter einer "Verkraftung" der HzL-Stammstrecke wäre, ganz und gar nicht!

Aber daß hier noch einiges an Potential drinsteckt, beweist doch auch, daß das gesamte HzL-Streckennetz (auch Gammertingen-Kleinengstingen, Eyach-Hechingen) in den Plänen der Regionalstadtbahn Neckar-Alb auftaucht!
Und so klein sind die Orte zwischen Hechingen und Gammertingen nun auch nicht gerade... aber es ist eben auch eine Einstellunsgssache, ob der ÖPNV als ALternative wahrgenommen wird oder halt nicht, und diese grundsätzliche Einstellung pro ÖPNV ist, finde ich, abgesehen von der Stau-Problematik, im Kreis Tübingen beispielsweise wesentlich ausgeprägter als nun mal im Zollernalbkreis!

Gruß
Tannenrainer
Vielfahrer
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Re: Stadt- und Regionalverkehr in Mössingen mit neuem Betreiber

Beitrag von Vielfahrer »

Tannenrainer hat geschrieben:
Aber daß hier noch einiges an Potential drinsteckt, beweist doch auch, daß das gesamte HzL-Streckennetz (auch Gammertingen-Kleinengstingen, Eyach-Hechingen) in den Plänen der Regionalstadtbahn Neckar-Alb auftaucht!
Die Regionalstadtbahn Neckar-Alb deckt das HzL-Stammgebiet einschließlich der Zollernbahn gut ab. Es soll elektrifiziert werden. Wenn nun die HzL, die in Gammertingen ihre Werkstätte hat, nicht auch elektrifiziert würde, also zum Regionalstadtbahnnetz zählen würde, dann könnten sie in Gammertingen den Laden bald dicht machen. Die HzL ist wohl der größte Arbeitgeber im Raum Gammertingen, so dass es auch aus strukturpolitischen Gründen mehr als sinnvoll ist, diese Strecke zu erhalten. Die HzL-Stammstrecke dient also nicht nur dem Personen- und Güterverkehr im Killertal oder Vehlatal. Sie dient auch als betriebsnotwendige Strecke vom BW zur Zollernbahn und damit zu ihrem wichtigsten Markt im Personenverkehr. Wünschen würde ich mir vor allem, dass die Lücke zwischen Rottweil und Balingen über Schömberg durch die HzL geschlossen würde, denn dann wäre auch das Ringzugnetz besser ans Stammnetz angebunden.

Und dagegen, dass die Züge dort recht mau besetzt sind, kann man ja was machen. Jetzt kommt die Sommerferienzeit. Da kann man mitunter ein Schienen-Taxi-Gefühl erleben, also ganz alleine im Zug fahren. Vielleicht probieren das mal viele aus...

Viele Grüße vom Vielfahrer
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