Renaissance der Buslinie Stockach - Tuttlingen?

Sonstiges, worüber man sich das "Maul" zerreisen kann.
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Vielfahrer
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Renaissance der Buslinie Stockach - Tuttlingen?

Beitrag von Vielfahrer »

Vor 104 Jahren gründeten Heribert Braun und der als "Chabeso-Heim" bekannte Postschaffner a.D. Matthäus Heim eine Automobilgesellschaft, die die Strecke Stockach - Tuttlingen bediente. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs kam für das Unternehmen ein rasches Ende. So steht es im Buch "Stockach - wie es war, ein Bilderbogen aus alten Zeiten".

Später dann hat der Bahnbus die Linie betrieben, ab den 90er Jahren dann die SBG. Die Nachfrage zwischen Stockach und Tuttlingen war zuletzt recht spärlich, selbst zur besten Berufsverkehrszeit fanden sich nur wenige Fahrgäste an Bord der Busse, als diese die Landkreisgrenze beim Schuh-Franz südöstlich von Liptingen querten.

Die Ursache der sehr geringen Nachfrage bzw. der sehr geringen Potential-Ausschöpfung wird darin gesehen, dass die Fahrzeit über die verschiedenen Eigeltinger Teilorte und die "Ortsrundfahrt durch Emmingen mit einem Dutzend Haltestellen " mit über einer Stunde dreimal so lang wie mit dem PKW ist. Die meisten Buslinien verkehren folgerichtig von Stockach nur noch bis Heudorf bzw. ab Liptingen nach Tuttlingen und der kreisgrenzenüberschreitende Verkehr liegt mehr oder weniger am Boden.

Beide Landkreise möchten dies nunmehr ändern und haben Vorstellungen entwickelt, wie durch eine Schnellverbindung die Linie neu zu konzipieren wäre. Möchte man etwa von der ehemaligen Kreisstadt Stockach nach Stuttgart, so geht der Weg mühsam mit dem Seehäsle nach Radolfzell, dann mit dem Seehas nach Singen und von dort aus mit dem IC nach Stuttgart. Bis man mit dem Zug erst in Tuttlingen ist, ist man mit dem PKW fast schon in Stuttgart.

Angedacht ist nun eine Schnellverbindung über die B 14, die nach Ankunft des Seehäsles in Stockach aus Richtung Radolfzell über Hindelwangen - Windegg auf der B 14 bis Liptingen fährt und dann direkt über den Hühnerhof durch den Kreuzstraßentunnel bis Tuttlingen Bahnhof und von hier aus in die Stadt bis zum ZOB/Stadtmitte. Damit sollte es gelingen, mit ausreichender Übergangszeit zukünftig den Tuttlingen Nullknoten der IC-Linie Zürich - Stuttgart zu erreichen. Die Fahrzeit zwischen Stockach und Tuttlingen könnte damit in etwa halbiert werden und für den Teilort Liptingen der Gemeinde Emmingen-Liptingen eine Schnellverbindung in ca. 15 Minuten nach Tuttlingen eingerichtet werden.

In die Überlegungen zu dieser Schnellverbindung platzte nun das Regio-Bus-Konzept des Landes, das 50% des Abmangels übernehmen würde, wenn bestimmte Bedingungen eingehalten werden:

1. muss die früheste Ankunft jeweils vor 6 Uhr erfolgen
2. es muss ein Stundentakt bis 24 Uhr gewährleistet werden an 7 Tagen in der Woche, wobei am Wochenende zwei Stunden später begonnen werden kann.
3. die Durchschnittsgeschwindigkeit sollte über 35 km/h liegen
4. Es darf maximal 3 Taktabweichungen (z.B. wegen des Schülerverkehrs) geben
5. Die Busse müssen Niederflurbusse mit Überlandbestuhlung sein
6. WLan soll in den Bussen kostenlos verfügbar sein
7. Sowohl in Tuttlingen als auch in Stockach sind Anschlüsse an ggf. verspätete Züge abzuwarten
8. Die Übergangszeiten zwischen Bus und Bahn dürfen maximal 10 Minuten betragen
9. Die Fahrtroute darf von der kürzest denkbarsten Straßenverbindung maximal um den Faktor 1,25 abweichen.

Wenn diese (hohen) Bedingungen erfüllt werden, übernimmt das Land 50% des Abmangels dieser Linie, sofern die Linie eine entsprechende Nutzung erfährt.

Ein Antrag auf Aufnahme in das Förderprogramm kann zwischen dem 1.6.15 und dem 31.8.15 gestellt werden.

Denkbar ist auch eine Durchbindung ab Tuttlingen über Stockach bis Ludwigshafen Bahnhof, da die Strecke Stockach - Ludwigshafen ebenfalls als Regio-Bus-Linie klassifiziert ist. Für die Tuttlinger Bevölkerung, die während der Freizeit heute mit dem IV sehr oft zum Überlinger See fährt, wäre das zumindest am Wochenende eine attraktive Buslinie.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Villinger
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Re: Renaissance der Buslinie Stockach - Tuttlingen?

Beitrag von Villinger »

Vollkommen Richtige Diskussion - dass dieser wichtige Kreisgrenzen überschreitende Verkehr bisher so stiefmütterlich behandelt wurde und eine Linie für alle Dörfer benutzt wurde, erschließt sich mir überhaupt nicht (Warum nicht 3 verschiedene Linien? Einmal Emmingen-Liptingen - Tuttlingen, dann Heudorf - Stockach und eine Schnelllinie mit 30min Kantenzeit Tuttlingen - Stockach via B14). Zum Glück kommt da jetzt mal etwas Bewegung rein, denn so schnell (Tuttlingen - Ludwigshafen in etwa 40min) kommt man mit dem Zug nicht an den Bodensee - zumal Stockach auch wirtschaftlich gesehen viele Pendler aus dem Tuttlinger Kreis anzieht. Was mir jetzt noch fehlt, wäre eine Anbindung von Neuhausen/Fridingen an Stockach mit einer Ausweitung der Linie 20 von Neuhausen über die L440 zum Schuhfranz (Haltestelle "Waldhof), wo idealerweise ein Anschluss nach Stockach existiert. Aber das ist wohl eher Wunschdenken *schäm*

Aber aus Spaß habe ich einen Fahrplan mal durchgerechnet, das Ergebnis findet sich HIER (Übergroßes Bild verlinkt)
Bild Aus dem Fridinger wurde der Villinger Bild
Vielfahrer
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Re: Renaissance der Buslinie Stockach - Tuttlingen?

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Fridinger,

die Seehäsle-Züge kommen gegenwärtig in der Regel zur Minute 10 bzw. im Halbstundentakt auch zur Minute 40 an. Mein Vorschlag wäre es daher, zur Minute 15 in Stockach Bahnhof abzufahren und zunächst in die Stadt zu fahren (nicht zuvor). Grund ist, dass die Busse dann in Stockach sehr viele Umsteiger hätten, denn einen Stadtverkehr gibt es dort bekanntlich nicht. Dann würde ich über Hindelwangen (7 Minuten dauert das etwa anstatt 2 auf direktem Wege) auf die B 14 gehen und bis Liptingen Post (dauert etwa dann 21 Minuten ab Stockach Bahnhof) fahren. Von dort aus wie bei Dir über den Wendelsgrundweg zum Bahnhof (dauert realistisch insgesamt 37 Minuten, da neuerdings nur noch Tempo 30 in der ersten Tunnelhälfte des Kreuzstraßentunnels erlaubt ist (der Grund dafür erschließt sich mir eigentlich nicht). Am Bahnhof wäre der Bus zur Minute 52 (zuverlässig!). Der IC-Knoten verlässt Tuttlingen zur Minute 0, also ausreichend Übergang. Ich würde allerdings nicht dort am Bahnhof ca. 10 Minuten stehen bleiben sondern gleich weiter fahren zum ZOB (ohne Zuganschlüsse) in die Stadt, denn die Liptinger Nahverkehrskunden, die gar nicht zum Bahnhof möchten und sicherlich in der Mehrzahl sind, würden sich über eine solche Standzeit vermutlich beklagen und sonst fordern, über den ZOB zum Bahnhof zu fahren, was dann den Zuganschluss vermasseln würde. Also gleich weiter in die Stadt zur Nullwende und logischerweise etwa zur Minute 08 wieder ab Bahnhof (mit Anschluss von den IC-Zügen, natürlich auch den Ringzügen und aus Donaueschingen) nach Stockach, wo es im Halbstundentakt auf die Abfahrten zur Minute 46 gut reichen dürfte. Dabei würde ich wiederum erst durch die Stadt fahren, weil die Masse der Pendler aus Stockach und nicht etwa aus Radolfzell kommt (die fahren eh besser via Singen). Zugleich hätte man dann wieder einen sehr guten Stadtverkehrsanschluss in Stockach zum Seehäsle, woran es ja auch mangelt.
Anstatt einer halben Stunde Standzeit wäre es dann sinnvoll, je 10 Minuten davon nach Ludwigshafen zu opfern und damit eine schnelle Direktverbindung zum Überlinger See herzustellen.

Mit nur einem Bus könnte so ein attraktiver Zwei-Stunden-Takt gefahren werden, mit zwei Bussen selbstredend ein Stundentakt.

Die Anbindung von Neuhausen (oder auch des Bahnhofs Fridingen) ist eher problematisch. Am Waldhof kann man die Fahrgäste ja nicht über die B 14 zu Fuß umsteigen lassen. Dazu müsste die dortige Infrastruktur anders aussehen. Das Wenden eines Busses geht dort auch nicht, so dass man von Fridingen Bf über Neuhausen nach Liptingen fahren müsste (Anschluss ggf. in der Stockacher Straße?) Man würde allerdings ca. 2,5 km lang eine Stichfahrt bis zum Umstiegspunkt fahren müssen, was auch nicht so richtig interessant ist von der Fahrzeit her. Vermutlich wäre es über die B 311 neu via Kreisverkehr nach Liptingen schneller.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Re: Renaissance der Buslinie Stockach - Tuttlingen?

Beitrag von Villinger »

Hallo Vielfahrer,

klingt einiges interessanter, als ich mir das gedacht habe - war auch eher spaßeshalber, aber aus dem Projekt könnte man durchaus etwas machen.

Zu der Sache am Schuhfranz: Ein zwingender Infrastrukturausbau ist am Waldhof nicht unbedingt zwingend, der Bus kann aus Neuhausen über den Hof des Gasthauses Schuhfranz (Dient auch als Parkplatz, genügend Platz zum durchfahren ist aber trotzdem immer da) wenden, um dann nach einem Aufenthalt wieder zurück Richtung Neuhausen zu fahren. Jedoch müsste man dann den Neuhauser Bus, wie auch den Bus Richtung Stockach/Tuttlingen, auf dem Parkplatz halten lassen (In etwa ähnlich wie am Parkplatz Bergsteig, wo einzelne Linie 50-Fahrten zusätzlich halten, um den Umstieg Richtung Buchheim/Neuhausen zu gewährleisten), damit niemand die Straße überqueren muss.

HIER eine kleine (stümperhafte, auf dem Tablet geht nicht viel mehr) grafische Darstellung: Die verschiedenen Busse fahren aus Richtung Neuhausen/Tuttlingen/Stockach, je nach Zeit auf den Parkplatz und haben dort untereinander Anschluss. Danach wendet der Bus aus Neuhausen zurück nach Neuhausen, die Busse von/nach Tuttlingen/Stockach können auf dem Parkplatz wenden und in die entsprechende Richtung weiterfahren.
Bild Aus dem Fridinger wurde der Villinger Bild
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Re: Renaissance der Buslinie Stockach - Tuttlingen?

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Fridinger,

das muss ich mir mal gelegentlich vor Ort ansehen. Die Idee von Dir ist nicht schlecht. Erst aber muss mal der Schnellbus überhaupt zum laufen bzw fahren kommen. Wenn es zu einem Stundentakt kommt, dann müssten die Busse aus Neuhausen ob Eck spätestens etwa zur Minute 20 da sein, während die Rückfahrt etwa zur Minute 35 ab Waldhof erfolgen könnte. Bei ca. 13 km Entfernung könnte damit der Fridinger Nullknoten erreichbar sein. Für das Freilichtmuseum in Neuhausen ob Eck wäre das eine Super-Infrastruktur aus Richtung Bodensee, Sigmaringen, Tuttlingen.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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