Kein Fahrkartenverkauf mehr in Balingen (Württ.)

Sonstiges, worüber man sich das "Maul" zerreisen kann.
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Vielfahrer
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Kein Fahrkartenverkauf mehr in Balingen (Württ.)

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

wie ich gerade erfahren habe, macht der Fahrkartenschalter im Bahnhof Balingen (ca. 33.000 Einwohner) zum Jahresende die Schotten dicht. Seit zehn Jahren schon ist der RAB (ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee GmbH) der Betreiber des Fahrkartenschalters. Er beklagt jetzt, dass er infolge des europaweiten Wettbewerbs im Busverkehr wirtschaftlich sehr unter Druck geraten sei. Laut Bericht im Zollern-Alb-Kurier hätte er seine Linien im Raum Biberach - Ochsenhausen an einen spanischen Busunternehmer verloren (Anmerkung: das stimmt definitiv nicht. Der RAB hat nur ein erheblich schlechteres Angebot abgegeben als ein mittelständisches Unternehmen aus dem Landkreis Biberach. Betroffen sind die Buslinien Biberach - Ochsenhausen - Memmingen, Biberach - Warthausen - Maselheim - Gutenzell-Hürbel - Ochsenhausen, Biberach - Ummendorf - Füramoos - Ochsenhausen, Ochsenhausen - Erolzheim - Dettingen - Kirchdorf - Memmingen, Erlolzheim - Sinnigen - Kellmünz und der Stadtverkehr Ochsenhausen. In diesem Raum betreibt der RAB bislang mit erheblichem Zuschuss seitens des Landkreises die Buslinien. Nunmehr sind sog. eigenwirtschaftliche Angebote, also Leistungsangebote, die keinen öffentlichen Zuschuss erfordern, eingegangen, die zudem erheblich bessere Fahrpläne aufweisen, Taktverkehre von früh bis spät an 365 Tagen im Jahr. Für den Landkreis als Aufgabenträger war das wohl eine einfache Überlegung, an wen er zukünftig die Bedienung vergeben soll.)

Es sei nicht mehr einzusehen, dass der RAB sich nicht rechnende Geschäftsfelder der Schiene (z.B. Fahrkartenverkauf in Balingen, wobei die meisten Leistungen nicht durch den RAB sondern die HzL gefahren werden) betreibe. Vielmehr sollen die Geschäftsfelder neu organisiert werden. Balinger Kunden sollen mit einem Fahrkartenautomaten oder dem Internet abgespeist werden. Die Mitarbeiter, die im Bahnhof Balingen bislang Ansprechpartner im Schülerverkehr oder für Kindergartenfahrten usw. waren, sollen sich zukünftig an die Zentrale in Ulm wenden. Ich schätze mal, dass dies keiner machen wird sondern sich an seinen örtlichen Busunternehmer wenden wird, womit das Ende auch hier bald abzusehen sein wird (sog. "Gesundschrumpfungsprozess").

Offenbar sollen Mitarbeiter, wie der Zollern-Alb-Kurier berichtet, zur DB-Arbeit, der Auffanggesellschaft für Bahnmitarbeiter, wechseln. Andere im Busbereich haben es vorgezogen, schon selbst zu kündigen. Fähige Mitarbeiter/innen wechseln von sich aus zur Konkurrenz oder zu neuen Anbietern.

Wer diesen Aspekt in den letzen Jahren im Blickfeld hatte, der wird von dieser Entwicklung überhaupt nicht überrascht sein. Auch der Raum Rottenburg (mit ca. 20 Umläufen) ging an einen mittelständischen Wettbewerber (Fa. Weiss&Nesch aus Nagold) verloren, eine Firma mit hervorragendem Standort für die dort gefragten Fahrleistungen. Der RAB jedoch hatte diese Firma in den Jahren zuvor mehr oder weniger aus dem Markt herausgedrängt mit der Begründung, ihr Standort sei ungünstig.

Günstiger für den RAB lief es bislang nur im Raum Laupheim. Dort hat der RAB mit einem überwiegend auf Rufbussen basierten Fahrplanangebot offenbar obsiegt. Dieses läuft parallel zur reaktivierten Schienenlinie Laupheim Stadtbahnhof- Laupheim Westbahnhof, indem es die Stadt Laupheim am Westbahnhof an den (leider sehr unpünktlichen) Schienenverkehr anbindet, während der pünktlich von der Regionalbahn bediente Stadtbahnhof (mit von der Stadt Laupheim neu gebautem ZOB) ohne systematische Bedienung bleibt. Ab etwa 9 Uhr (morgens!) verkehren im Stadtverkehr Laupheim Rufbusse, die man eine Stunde vorher anmelden muss. So kriegt man die Nachfrage auch klein. Wettbewerber hatten auf die Bedienung des Stadtbahnhofs im regulären Linienverkehr mindestens im Stundentakt gesetzt und Rufbusse ausschließlich ab 21 Uhr abends und am Sonntag angeboten. Da der örtliche Aufgabenträger Rufbusse für so gut wie Linienbusse hält, ging diese Ausschreibung wohl an den RAB, obwohl in diesem stark verdichteten Raum mit bedeutenden Firmen wie Kässbohrer, Diehl-Aircabin, Rentschler, Uhlmann oder auch die Bundeswehr große Arbeitgeber vertreten sind.

Im Sommer diesen Jahres wird dann der Raum Mössingen ausgeschrieben, der (noch) in der Hand des RAB ist. Mal sehen, wie es dort läuft.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Max
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Re: Kein Fahrkartenverkauf mehr in Balingen (Württ.)

Beitrag von Max »

Der Eigentümer vom Bahnhof will dann ab nächstes Jahr die Fahrkarten selbst verkaufen:
http://www.zak.de/artikel/details/210791
Gruß
Max
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