Weniger Monotonie für Lokführer

Sonstiges, worüber man sich das "Maul" zerreisen kann.
Vielfahrer
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Weniger Monotonie für Lokführer

Beitrag von Vielfahrer »

Der Korrenspondent Paul Schneeberger von der NZZ befasst sich aufgrund mehrerer Unfälle in den vergangenen Monaten u.a. mit Sicherheitsfragen beim Bahnverkehr und berichtet dazu:

Gundula Grote, ordentliche Professorin für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, plädiert dafür, zur Verbesserung der Sicherheit bei der Eisenbahn nicht nur bei den Maschinen, sondern auch bei den Menschen anzusetzen. Im Bahnbetrieb sei seit Jahren eine Verlagerung der Entscheidungskompetenzen vom fahrendem zum stationären Personal zu beobachten, vor allem zu den Fahrdienstleitern. Lokomotivführer würden zunehmend zu "Lückenbüßern" für die noch nicht automatisierbaren Funktionen in einem immer weniger von ihnen selber (mit)gesteuertem System. Auf den Führerständen lösten sich Phasen von tendenzieller Unter- und Überforderung ab. Das Risiko von Unfällen, so Grote, steige insbesondere dann, wenn Routine nur gelegentlich durchbrochen werde, etwa durch kurzfristige Änderungen des Fahrplans.

Ein Mittel, um Routine dauerhaft zu reduzieren, sieht Grote in der Rückkehr zu einem vielfältigeren Einsatz des Lokomotivpersonals. Wer mit unterschiedlichen Zügen auf unterschiedlichen Strecken unterwegs sei, dessen Aufmerksamkeit sei in der Regel höher. Einen Mangel macht die ETH-Professorin, die sich schon mehrfach intensiv mit Eisenbahnern beschäftigt hat, bei den Lokomotivführern in Bezug auf den gegenseitigen Austausch aus. Die Isolierung als Einzelkämpfer auf den Führerständen sei zu durchbrechen - zum Beispiel durch regelmäßige, in den Arbeitsablauf integrierte Anlässe für den persönlichen Erfahrungsaustausch (NZZ, 24.08.2013)

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Tf Reinhard
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Re: Weniger Monotonie für Lokführer

Beitrag von Tf Reinhard »

Vielfahrer hat geschrieben:Ein Mittel, um Routine dauerhaft zu reduzieren, sieht Grote in der Rückkehr zu einem vielfältigeren Einsatz des Lokomotivpersonals.
Volle Zustimmung. Ideen gäbe es da schon.

Reinhard
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Re: Weniger Monotonie für Lokführer

Beitrag von Tübinger »

also, wenn ich überlege, wo mir aus Tübingen früher mit E - Loks p l a n m ä ß i g hingefahren sind, von Sonderleistungen will ich gar nicht reden, und das mit Heute vergleiche, kommt mir das große Kotzen. Aber das ist von "Oben" so gewollt.
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Re: Weniger Monotonie für Lokführer

Beitrag von Vielfahrer »

Tübinger hat geschrieben:also, wenn ich überlege, wo mir aus Tübingen früher mit E - Loks p l a n m ä ß i g hingefahren sind, von Sonderleistungen will ich gar nicht reden, und das mit Heute vergleiche, kommt mir das große Kotzen. Aber das ist von "Oben" so gewollt.
Damit wäre schon mal ein Punkt identifiziert, der den Mangelberuf von Lokführern sehr wahrscheinlich erheblich interessanter machen würde.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Karl Müller
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Re: Weniger Monotonie für Lokführer

Beitrag von Karl Müller »

Tja,
aber, das ist einer der Knackpunkte in der Heutigen Zeit :

Warum fragt niemand die Betroffenen ? Jetzt kommt bitte niemand daher und sagt " Es werden doch MitArBeiterumfragen durchgeführt ?

Dies dienen nur der Geldvermehrung der Untersuchenden Institute...

vor der Planung der diesjährigen MAB in unserem Betrieb fragten wir die Verantwortlichen , u a auch den Vorstand, was den aus der letzten MAB vor zwei Jahren geworden ist; Ergebnisse, Umsetzung, etc....und, - dreimal dürft Ihr raten was war.....nix war.Null.Zero. Lau.

Peinlich, peinlich....sie versprchen uns diesmal genau festzuhalten was daraus wird.

Das Fahrpersonal wurde mit 10 Euronen "Mitmachprämie" geködert.....

Warum bedarf es erst der wissenschaftlichen Untersuchung durch Studierte um das festzustellen ?

Gruß Oli
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Hannes
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Re: Weniger Monotonie für Lokführer

Beitrag von Hannes »

Hallo,
diese Erkenntnis ist für mich jetzt wenig überraschend... Wieder bezeichnend, dass man dafür wieder die Wissenschaft heranziehen muss, dieses Wissen kann man sich eben auch beschaffen, wenn man die Betroffenen direkt einmal fragt... :Kopf_Kratz:
Problematisch ist das natürlich in unserer heutigen Bahnwelt, wo quasi jeder Geschäftsbereich komplett eigen sein soll und somit die Auswahl an unterschiedlichen Diensten stark eingeschränkt wird. Die zunehmende Aufsplitterung auf mehr oder weniger kleine Netze, bedient von verschiedenen Unternehmen im Zuge der Ausschreibungen schränkt die Möglichkeiten weiter ein. In dieser Hinsicht hatte die "gute alte" Bundesbahnwelt doch ihre Vorzüge.

Mal aber noch etwas in eine andere Richtung gedacht: Heute morgen habe ich einen Artikel über ferngesteuerte Autos (nein, nicht Modell) in der Süddeutschen gelesen. Es handelt sich dabei um das Projekt Visio.M der TU München, wo mit entsprechenden Sensoriken und Kamerasystemen ausgestattete Autos aus einer Art Simulatorstand ferngesteuert werden, wobei hier ja nix simuliert wird. Als konkrete Anwendungsfälle werden Mietwagen beschrieben, die so dem Kunden bis vor die Haustür gefahren werden könnten bzw. von dort wieder abgeholt, wenn man angekommen ist. Und in Kalifornien fahren ja auch schon fahrerlose Google-Autos durch die Gegend. Letzteres ist für den normalen Schienenverkehr aufgrund seiner langen Bremswege doch eher (noch?) utopisch, abgesehen von U-Bahn-Systemen, wo sich die Fahrwegüberwachung durch Tunnel ja wesentlich einfacher darstellt. Aber vllt. wäre ja eine Art Fernsteuerung durchaus mal denkbar, zumind. auf Strecken mit einheitlichem Zugprogramm wie z.B. Schönbuchbahn, Wieslauftalbahn o.ä. Dann könnte auch der Lokführerjob mal zum Bürojob werden. Inwieweit das natürlich im Störungsfall praktikabel ist bzw. wie (schnell) die Störung dann behoben werden könnte dürfte sicherlich das spannendste an der Thematik sein.

Grüße, Hannes
"Deutsche siegen im Fußball, aber bei der Bahn ist täglich Cordoba."
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Re: Weniger Monotonie für Lokführer

Beitrag von Vielfahrer »

Auf der 52 km langen Strecke von Jebel Ali nach Rashidiya in Dubai verkehren die Züge schon immer ohne Lokführer. Gefahren wird in dichtem Takt, wobei ca. 40 km oberirdisch verlaufen und nur 12 km durch das Stadtzentrum von Dubai als echte U-Bahn konzipiert sind. Als Fahrgast kann man sich jederzeit quasi in den Führerstand begeben, der allerdings keiner ist. Man kann einfach vorne stehen oder sitzen. Lokführer wäre auf dieser Strecke sicherlich auch ein extrem anstrengender Beruf, denn wegen der Klimatisierung selbst der Haltestellen müssen die Züge cm-genau halten.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Re: Weniger Monotonie für Lokführer

Beitrag von KBS720 »

Hallo,

naja das mit Züge fernsteuern halte ich noch für Zukunft, also für die richtige Eisenbahn, für U- und S-Bahnen vielleicht, aber einen 5000t GZ das dauert wohl noch. Wir werden sehen, aber ist schon interesant wo man als Tf früher überall hin kam. Selbst Villinger Tf fuhren Tonerdezüge im Rheintal.

Grüße Andreas
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Re: Weniger Monotonie für Lokführer

Beitrag von Tf Reinhard »

Hannes hat geschrieben: Dann könnte auch der Lokführerjob mal zum Bürojob werden.
Aber bitte erst, wenn ich in Rente bin.

Ich habe mir schon überlegt (mangels Abwechslung) in die Fußstapfen ((oder jetzt mit sss?)) eines Gammertinger Kollegen zu treten und selbst ein paar Sonderfahrten zu organisieren. Ein User hier im Forum hatte mir schon mal ein paar interessante Ziele genannt. Aber das so aufziehen, wie das mein Kollege macht, da fehlt mir momentan einfach die Zeit.

Reinhard
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Re: Weniger Monotonie für Lokführer

Beitrag von KBS720 »

Tf Reinhard hat geschrieben:Ich habe mir schon überlegt (mangels Abwechslung) in die Fußstapfen ((oder jetzt mit sss?)) eines Gammertinger Kollegen zu treten und selbst ein paar Sonderfahrten zu organisieren. Ein User hier im Forum hatte mir schon mal ein paar interessante Ziele genannt. Aber das so aufziehen, wie das mein Kollege macht, da fehlt mir momentan einfach die Zeit.
Wäre sicherlich ne coole Sache.

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