Radfahren ist offenbar nicht mehr "in"

Sonstiges, worüber man sich das "Maul" zerreisen kann.
Antworten
Vielfahrer
Örtlicher Betriebsleiter
Örtlicher Betriebsleiter
Beiträge: 4880
Registriert: So 1. Aug 2010, 13:32
Wohnort: Tübingen Weststadt

Radfahren ist offenbar nicht mehr "in"

Beitrag von Vielfahrer »

In der Neuen Züricher Zeitung erschien dieser Tage ein dreiseitiger Artikel zum Thema Radverkehr. Interessanterweise wurde festgestellt, dass die Bereitschaft von Jugendlichen, mit dem Rad zu fahren, stark rückläufig ist. Diese etwas überraschende Erkenntnis wird untermauert von einem deutlichen Einbruch der Verkaufszahlen konventioneller Fahrräder in der Schweiz, die durch den Antieg von Pedileggs bei weitem nicht kompensiert wird. Als Ursache wird der perfekte Ausbau des ÖPNV von Bus und Bahn genannt. Immer mehr Jugendliche zögen den öffentlichen Verkehr dem Fahrrad vor. Gründe dafür wären in erste Linie, dass es als wenig sexy gelte, mit dem Fahrradhelm zu fahren, auf den die Eltern drängen würden. Ebenfalls sehr hinderlich für die Fahrradnutzung wäre, dass Jugendliche ständig mit ihrem Handy oder i-Phone kommunizieren wollten und das ginge auf dem Fahrrad nun mal nicht so gut wie in öffentlichen Verkehrsmitteln. Der letzte der genannten Gründen ist, dass auch für Jugendliche die Wegstrecken zwischen Wohnung und Schule bzw. Arbeitsort ständig steigen würden und die Nutzung von Fahrrädern darunter leiden würde.

In der Schweiz ist man nun soweit, dass man sich überlegen will, ob die massive Förderung des Radverkehrs noch zeitgemäß ist. So wollte die Stadt Zürich es Kopenhagen nachtun und direkte Fahrradstraßen in die City bauen und die Ampeln auf Grüne Welle für Radfahrertempo stellen.

Schon länger bekannt ist, dass Jugendliche sich verstärkt vom motorisierten Individualverkehr abwenden. Während es früher praktisch immer ein Muß gewesen ist, sofort mit 18 Jahren den Führerschein zu besitzen, wird festgestellt, dass dem nicht mehr so ist. Die Jugendlichen geben ihr Geld lieber fürs Internet und EDV-Geräte oder Reisen aus und können es sich eher vorstellen, den öffentlichen Verkehr in Kombination etwa mit Carsharing-Angeboten zu nutzen als in einen eigenen PKW zu investieren.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Karl Müller
Schaffner
Schaffner
Beiträge: 2125
Registriert: Mo 13. Jun 2011, 12:25

Re: Radfahren ist offenbar nicht mehr "in"

Beitrag von Karl Müller »

Hallo,

ja Vielfahrer, diese untersuchungen ließt man allemal. Das trifft aber nur zu wo eine geeignete Infrastruktur des ÖPNV vorhanden ist,
meißtens in Ballungsräumen. Dort ist es durchaus vorstellbar auf den IV zu verzichten, im ländlichen Raum dagegen....
Meine Kinder machen ihren Führerschein, der ÖPNV ist dort ( Haigerloch) keine Alternative !
Und Radfahren ? Soll in Stuttgart noch gefördert werden, schaum`r mal was der OB Kuhn für Spuren hinterläßt, er probiert es wenigstens. Über die Topografie laß ich mich nicht auch noch aus, sie ist und bleibt schwierig - im Ländle.
Gruß Oli
Benutzer 14 gelöscht

Re: Radfahren ist offenbar nicht mehr "in"

Beitrag von Benutzer 14 gelöscht »

Hallo,

danke für den Hinweis auf den Artikel. Ein interessanter Aspekt, den ich so noch nicht auf den Schirm hatte.
Es stimmt: Der Großteil des Zuwachses beim Radverkehr findet bei den mittelalten und alten Erwachsenen statt. Mit Fahrradurlaub, Pedelecs etc...
Der einzige Aspekt, bei dem ich wiedersprechen möchte, sind die in den letzten Jahren in vielen Städten entstandenen Fahrradverleihsysteme. Bei dem Meinrad-System hier in Mainz sind fast alle Nutzer, die man sieht unter 40. Älteren ist wohl bereits der (minimale) Technikeinsatz mit Kundenkarten und Touchscreendisplay an den Ausleihstationen zu unheimlich.

Gruß
Benutzeravatar
Hannes
Weichensteller
Weichensteller
Beiträge: 1083
Registriert: Di 11. Mär 2008, 22:50
Alter: 35

Re: Radfahren ist offenbar nicht mehr "in"

Beitrag von Hannes »

Weiß jemand, ob der Artikel online verfügbar ist? Habe nur beim Tagesanzeiger eine kürzere Variante der Fakten gefunden.
Die Aussage passt zu der Angabe in der MDR exakt!-Sendung, die ich in einem anderen Thread verlinkt habe, dass auch der Anteil des Fußverkehrs bei den Unter-18-jährigen deutlich zurückgeht (ca. -20 %). Neulich lief die NZZ-Sendung "Tram im Trend" nachts auf 3sat, da begründete ein VBZ-Mitarbeiter den hohen Anteil des ÖVs mit den geringen Haltestellenabständen. Das substituiert natürlich auch einiges an Fuß- und Radverkehr, wenn ich bei einem dichten Takt nur mal kurz zur nächsten Haltestelle laufen und sofort in die nächste Tram steigen kann, gerade auch bei fahrradaffinen Distanzen.

Hier in Dresden kann ich auch prima auf den MIV verzichten, am liebsten bin ich allerdings mit dem Fahrrad unterwegs. Wenn´s wirklich eng ist, schaffe ich es in 8 Minuten aus meinem Zimmer in den Hörsaal. Da ich nur eine Umsteigeverbindung für die gerade mal 2,5 km im ÖV zur Verfügung habe, brauche ich dort mind. dreimal so lange, das gebe ich mir höchstens bei schlechtem Wetter. Beim Weggehen ist das dann noch was anderes, da ist die Gutenachtlinie mit dem Postplatztreffen dann schon sehr bequem, wenn man mind. jede Stunde die ganze Nacht durch (und das die ganze Woche über) nach Hause kommt.

Grüße, Hannes
"Deutsche siegen im Fußball, aber bei der Bahn ist täglich Cordoba."
ÖBB-Chef Christian Kern in der Kronenzeitung vom 8.11.14
Vielfahrer
Örtlicher Betriebsleiter
Örtlicher Betriebsleiter
Beiträge: 4880
Registriert: So 1. Aug 2010, 13:32
Wohnort: Tübingen Weststadt

Re: Radfahren ist offenbar nicht mehr "in"

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Hannes,

schade, dass bei uns am Samstag Altpapier-Sammlung war und ich alle NZZ-Ausgaben vom Juli mitgegeben habe. Ich hätte Dir sonst gerne den Artikel geschickt. Ich kaufe mir die NZZ in der Regel täglich am Bahnhof, damit ich beim Zugfahren was Gescheites zum Lesen habe.

Ich habe es gerade mit googlen probiert: Gib "NZZ, Mission Zweirad" ein. Dann findest Du den Artikel.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Benutzeravatar
Hannes
Weichensteller
Weichensteller
Beiträge: 1083
Registriert: Di 11. Mär 2008, 22:50
Alter: 35

Re: Radfahren ist offenbar nicht mehr "in"

Beitrag von Hannes »

Danke, so digital ist es mir auch ganz recht, hab es mir gleich als PDF gedruckt und abgespeichert fürs Archiv.

Grüße, Hannes
"Deutsche siegen im Fußball, aber bei der Bahn ist täglich Cordoba."
ÖBB-Chef Christian Kern in der Kronenzeitung vom 8.11.14
Antworten