Schaden Fernbusse dem Bahnverkehr?
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Schaden Fernbusse dem Bahnverkehr?
Zum Thema Fernbusverkehr gibt es zwei Ansichten:
Eindringlich hatte unlängst ein Planungsingenieur der SBB mir die Auswirkungen von Fernbussen in Friedrichshafen und Konstanz geschildert. Die SBB sehen in den Fernbussen keine Konkurrenz zu den schnellen ICE-Zügen, wohl aber eine massive Konkurrenz zu den Regionalverbindungen quer durch das Land, etwa für die Strecke Konstanz - Donaueschingen - Freiburg oder Freiburg - Donaueschingen- Friedrichshafen oder Freiburg - München.
So etwa würde die SBG ca. 20% des Umsatzes in Fernbussen zwischen Freiburg und München als Provision kassieren und einen Kilometersatz von (das lasse ich hier lieber mal weg) an den Subunternehmer, der die Strecke fährt, bezahlen. Ab 37 Fahrgästen Durchschnittsbesetzung käme der Fernbus, der im 2-h-Takt verkehrt, auf seine Kosten. Multipliziert man diese Zahlen mit der Anzahl der Fernbusse pro Tag, so lässt sich ungefähr errechnen, welche Fahrgäste hier den "roten Verbindungen" entzogen werden.
Das Land sieht das offenbar völlig anders. Am Rande der heutigen Sitzung hatte ich Minister Hermann darauf angesprochen. Er meint, dass die Fernbusse der DB nicht in nennenswertem Umfang Fahrgäste abziehen würden. Sie würden vielmehr Autofahrer, die sonst gar nicht mit der Bahn gefahren wären, für den öffentlichen Verkehr gewinnen. Die Fernbusse würden somit ihren ökologischen und ökonomischen Vorteil gegenüber dem PKW ausspielen und dies sei im Interesse des Landes.
Ich muss sagen, dass ich hier etwas unschlüssig bin. Recht häufig, wenn ich in Tübingen auf meinen Stadtbus warte, sehe ich die Hub-Verbindungen von "Dein Bus". Die Busse z.B. von Freiburg nach Tübingen - Stuttgart oder umgekehrt sind gut gefüllt, oftmals dürfte das über 30 Fahrgästen liegen. Wenn ich die typischen BW-Ticket-Fahrlagen Tübingen - Freiburg via Horb (umsteigen, Anschlussrisiko), Rottweil (umsteigen, Anschlussrisiko), Donaueschingen (umsteigen) und Neustadt (umsteigen) mir ansehe, wobei ich mir nur für Horb und Rottweil ein Urteil zutraue, so habe ich den Eindruck, als ob es weniger Fahrgäste geworden wären, die diese Anschlüsse nutzen. Ich will aber nicht ausschließen, dass ich mich da auch täusche, weil vielleicht gerade die Semesterferien waren. Dann hätte Minister Hermann recht mit der Einschätzung, dass die Fernbusse die Straßen entlasten.
Viele Grüße vom Vielfahrer
Eindringlich hatte unlängst ein Planungsingenieur der SBB mir die Auswirkungen von Fernbussen in Friedrichshafen und Konstanz geschildert. Die SBB sehen in den Fernbussen keine Konkurrenz zu den schnellen ICE-Zügen, wohl aber eine massive Konkurrenz zu den Regionalverbindungen quer durch das Land, etwa für die Strecke Konstanz - Donaueschingen - Freiburg oder Freiburg - Donaueschingen- Friedrichshafen oder Freiburg - München.
So etwa würde die SBG ca. 20% des Umsatzes in Fernbussen zwischen Freiburg und München als Provision kassieren und einen Kilometersatz von (das lasse ich hier lieber mal weg) an den Subunternehmer, der die Strecke fährt, bezahlen. Ab 37 Fahrgästen Durchschnittsbesetzung käme der Fernbus, der im 2-h-Takt verkehrt, auf seine Kosten. Multipliziert man diese Zahlen mit der Anzahl der Fernbusse pro Tag, so lässt sich ungefähr errechnen, welche Fahrgäste hier den "roten Verbindungen" entzogen werden.
Das Land sieht das offenbar völlig anders. Am Rande der heutigen Sitzung hatte ich Minister Hermann darauf angesprochen. Er meint, dass die Fernbusse der DB nicht in nennenswertem Umfang Fahrgäste abziehen würden. Sie würden vielmehr Autofahrer, die sonst gar nicht mit der Bahn gefahren wären, für den öffentlichen Verkehr gewinnen. Die Fernbusse würden somit ihren ökologischen und ökonomischen Vorteil gegenüber dem PKW ausspielen und dies sei im Interesse des Landes.
Ich muss sagen, dass ich hier etwas unschlüssig bin. Recht häufig, wenn ich in Tübingen auf meinen Stadtbus warte, sehe ich die Hub-Verbindungen von "Dein Bus". Die Busse z.B. von Freiburg nach Tübingen - Stuttgart oder umgekehrt sind gut gefüllt, oftmals dürfte das über 30 Fahrgästen liegen. Wenn ich die typischen BW-Ticket-Fahrlagen Tübingen - Freiburg via Horb (umsteigen, Anschlussrisiko), Rottweil (umsteigen, Anschlussrisiko), Donaueschingen (umsteigen) und Neustadt (umsteigen) mir ansehe, wobei ich mir nur für Horb und Rottweil ein Urteil zutraue, so habe ich den Eindruck, als ob es weniger Fahrgäste geworden wären, die diese Anschlüsse nutzen. Ich will aber nicht ausschließen, dass ich mich da auch täusche, weil vielleicht gerade die Semesterferien waren. Dann hätte Minister Hermann recht mit der Einschätzung, dass die Fernbusse die Straßen entlasten.
Viele Grüße vom Vielfahrer
Zuletzt geändert von Vielfahrer am Fr 19. Apr 2013, 21:29, insgesamt 1-mal geändert.
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- Weichenputzer
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Re: Schaden Fernbusse dem Bahnverkehr?
Hallo Vielfahrer,
ich glaube, dass die Busangebote doch Reisende aus den Zügen abziehen. Die Streckenführungen sind intelligent erarbeitet. Zürich-Konstanz-München (MeinFernbus) fährt zum Beispiel von Fr. bis So. jetzt sieben Mal am Tag, sonst vier Mal. Die Linie ist teilweise verlängert bis Bayreuth/Kulmbach u. Berlin. Am Wochenende sind regelmäßig Busse ausgebucht. Neu kommt ab 25.4. Lindau-Konstanz-Freiburg-Europapark Rust-Straßburg-Köln-Dortmund hinzu. MeinFernbus (grün) feiert in Freiburg das Einjährige Ende des Monats. Wenn man auf deren Hompepage das Streckennetz sieht, das bisher aufgebaut wurde, wird einem schwindelig. Wenn es kein Erfolgsmodell wäre, würden die Betreiber kürzer treten. Gerade im Süden werden die Leute auf der Schiene zwar, soweit es möglich ist, optimal bedient, lange Fahrzeiten u. hohe Preise (außer Landestickets) sind kein Zugpferd mehr für die Schiene. Die vielen Baustellen sind außerdem Gift für den Zugverkehr. Warum geht es nicht wie früher im laufenen Verkehr. In der Schweiz wird es noch so gehandhabt, da ist der Kunde König.
Die DB fährt ja jetzt auch einen IC-Bus von Freiburg nach München. Die Preise sind höher, BC wird anerkannt. Näheres weiß ich nicht.
Gelesen habe ich gerade, dass Aldi in den letzten zwei Wochen für die Univers-Busse 80 000 Fahrkarten verkauft hat.
Es grüßt der Gleisexperte
ich glaube, dass die Busangebote doch Reisende aus den Zügen abziehen. Die Streckenführungen sind intelligent erarbeitet. Zürich-Konstanz-München (MeinFernbus) fährt zum Beispiel von Fr. bis So. jetzt sieben Mal am Tag, sonst vier Mal. Die Linie ist teilweise verlängert bis Bayreuth/Kulmbach u. Berlin. Am Wochenende sind regelmäßig Busse ausgebucht. Neu kommt ab 25.4. Lindau-Konstanz-Freiburg-Europapark Rust-Straßburg-Köln-Dortmund hinzu. MeinFernbus (grün) feiert in Freiburg das Einjährige Ende des Monats. Wenn man auf deren Hompepage das Streckennetz sieht, das bisher aufgebaut wurde, wird einem schwindelig. Wenn es kein Erfolgsmodell wäre, würden die Betreiber kürzer treten. Gerade im Süden werden die Leute auf der Schiene zwar, soweit es möglich ist, optimal bedient, lange Fahrzeiten u. hohe Preise (außer Landestickets) sind kein Zugpferd mehr für die Schiene. Die vielen Baustellen sind außerdem Gift für den Zugverkehr. Warum geht es nicht wie früher im laufenen Verkehr. In der Schweiz wird es noch so gehandhabt, da ist der Kunde König.
Die DB fährt ja jetzt auch einen IC-Bus von Freiburg nach München. Die Preise sind höher, BC wird anerkannt. Näheres weiß ich nicht.
Gelesen habe ich gerade, dass Aldi in den letzten zwei Wochen für die Univers-Busse 80 000 Fahrkarten verkauft hat.
Es grüßt der Gleisexperte
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- Örtlicher Betriebsleiter
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Re: Schaden Fernbusse dem Bahnverkehr?
Hallo Gleisexperte,
ich habe gerade einen interessanten Aufsatz von Dr. Rudolf Breimeier, Bad Bevensen (früher Dezernent bei der Bundesbahndirektion Stuttgart) zum Thema "der kostengünstige Fernlinien-Omnibus?" gelesen. Der äußerst interessante Aufsatz ist allerdings mit vielen Grafiken und Tabellen gespickt und ist online nicht verfügbar. Es handelt sich - wie immer bei Dr. Breimeier - um einen wissenschaftlichen Ansatz.
Ich will aber sein Fazit hier kurz benennen:
"Der seit kurzem mögliche Wettbewerb zwischen Fernlinien-Omnibus und Eisenbahn ist politisch gewollt. Wettbewerb ist generell positiv zu werten, er muss nur unter gleichen Bedingungen stattfinden können. Das ist aber - bewusst vom Staat gesteuert - nicht der Fall. Durch die einseitige Anlastung der Fahrweg-Kosten allein gegenüber der Eisenbahn wird letztere benachteiligt. Der vermeintlich billige Omnibus verdankt seinen Vorteil allein dem Verzicht des Staates auf Anlastung der entsprechenden Fahrwegkosten. Um die Chancengleicheit im Wettbewerb zu bewahren, sollte auch der Fernlinien-Omnibus zumindest auf Autobahnen, ohne deren Existenz er nicht marktfähig wäre, zu einer Maut herangezogen werden, wie es in den umliegenden Ländern Deutschlands üblich ist."
Einige interessante Zahlen aus seinem Aufsatz möchte ich doch nennen:
ICE 3 kosten in Doppeltraktion 2,6 Ct/Platzkm, mit Fahrwegkosten 3,5 Ct/Platzkm.
ICx kosten 1,9 Ct/Platzkm, mit Fahrwegkosten 2,6 Ct/Platzkm.
IC-Dosto 2 liegen bei 1,8 Ct/Platzkm oder 2,6 Ct/Platzkm mit Fahrwegkosten.
ICx in Einfachtraktion kommen auf 2,1 Ct/Platzkm, incl. Fahrwegekosten sind es 3,1 Ct/Platzkm.
IC-Dosto 1 kostet 1,7 Ct/Platzkm, incl. Fahrweg 2,7 Ct/Platzkm.
Der Zweiachser Omnibus kostet 2,6 Ct/Platzkm, mit Fahrwegkosten *) sind es 3,0 Ct/Platzkm
Der Dreiachser Omnibus kommt auf 2,6 Ct/Platzkm, mit Fahrwegkosten *) sind es 2,9 Ct/Platzkm
Der Doppeldecker-Omnibus kostet 2,0 Ct/Platzkm, mit Fahrwegkosten *) sind es 2,2 Ct/Platzkm.
*) = Fiktive Werte für die Fahrt auf Autobahnen, falls - entsprechend der LKW - eine Maut in Höhe von 17 Cent je Fahrzeug-Kilometer erhoben werden sollte.
Nach Breimeier gibt es folgende Trassenkosten bei DB-Netz:
Kategorie F1 (201 - 280 km/h) kostet 4,48 €/Trassenkm
Kategorie F2 (161 - 200 km/h) kostet 3,11 €/Trassenkm
Kategorie F3 (101 - 160 km/h) kostet 2,70 €/Trassenkm.
Liegen, wie im Fernverkehr meist üblich, Taktverkehre vor, so sind die genanten Kostensätze mit dem Faktor 1,65 zu multiplizieren.
Viele Grüße vom Vielfahrer
ich habe gerade einen interessanten Aufsatz von Dr. Rudolf Breimeier, Bad Bevensen (früher Dezernent bei der Bundesbahndirektion Stuttgart) zum Thema "der kostengünstige Fernlinien-Omnibus?" gelesen. Der äußerst interessante Aufsatz ist allerdings mit vielen Grafiken und Tabellen gespickt und ist online nicht verfügbar. Es handelt sich - wie immer bei Dr. Breimeier - um einen wissenschaftlichen Ansatz.
Ich will aber sein Fazit hier kurz benennen:
"Der seit kurzem mögliche Wettbewerb zwischen Fernlinien-Omnibus und Eisenbahn ist politisch gewollt. Wettbewerb ist generell positiv zu werten, er muss nur unter gleichen Bedingungen stattfinden können. Das ist aber - bewusst vom Staat gesteuert - nicht der Fall. Durch die einseitige Anlastung der Fahrweg-Kosten allein gegenüber der Eisenbahn wird letztere benachteiligt. Der vermeintlich billige Omnibus verdankt seinen Vorteil allein dem Verzicht des Staates auf Anlastung der entsprechenden Fahrwegkosten. Um die Chancengleicheit im Wettbewerb zu bewahren, sollte auch der Fernlinien-Omnibus zumindest auf Autobahnen, ohne deren Existenz er nicht marktfähig wäre, zu einer Maut herangezogen werden, wie es in den umliegenden Ländern Deutschlands üblich ist."
Einige interessante Zahlen aus seinem Aufsatz möchte ich doch nennen:
ICE 3 kosten in Doppeltraktion 2,6 Ct/Platzkm, mit Fahrwegkosten 3,5 Ct/Platzkm.
ICx kosten 1,9 Ct/Platzkm, mit Fahrwegkosten 2,6 Ct/Platzkm.
IC-Dosto 2 liegen bei 1,8 Ct/Platzkm oder 2,6 Ct/Platzkm mit Fahrwegkosten.
ICx in Einfachtraktion kommen auf 2,1 Ct/Platzkm, incl. Fahrwegekosten sind es 3,1 Ct/Platzkm.
IC-Dosto 1 kostet 1,7 Ct/Platzkm, incl. Fahrweg 2,7 Ct/Platzkm.
Der Zweiachser Omnibus kostet 2,6 Ct/Platzkm, mit Fahrwegkosten *) sind es 3,0 Ct/Platzkm
Der Dreiachser Omnibus kommt auf 2,6 Ct/Platzkm, mit Fahrwegkosten *) sind es 2,9 Ct/Platzkm
Der Doppeldecker-Omnibus kostet 2,0 Ct/Platzkm, mit Fahrwegkosten *) sind es 2,2 Ct/Platzkm.
*) = Fiktive Werte für die Fahrt auf Autobahnen, falls - entsprechend der LKW - eine Maut in Höhe von 17 Cent je Fahrzeug-Kilometer erhoben werden sollte.
Nach Breimeier gibt es folgende Trassenkosten bei DB-Netz:
Kategorie F1 (201 - 280 km/h) kostet 4,48 €/Trassenkm
Kategorie F2 (161 - 200 km/h) kostet 3,11 €/Trassenkm
Kategorie F3 (101 - 160 km/h) kostet 2,70 €/Trassenkm.
Liegen, wie im Fernverkehr meist üblich, Taktverkehre vor, so sind die genanten Kostensätze mit dem Faktor 1,65 zu multiplizieren.
Viele Grüße vom Vielfahrer
- Hannes
- Weichensteller
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Re: Schaden Fernbusse dem Bahnverkehr?
Naja, das waren sie noch nie, das ist immer eine Frage der Alternativen...Gleisexperte hat geschrieben:Gerade im Süden werden die Leute auf der Schiene zwar, soweit es möglich ist, optimal bedient, lange Fahrzeiten u. hohe Preise (außer Landestickets) sind kein Zugpferd mehr für die Schiene.
Gerade Tübingen-Freiburg ist natürlich ein Paradebeispiel, ich würde mich wohl auch eher für den Fernbus entscheiden, gerade mit Gepäck. Gerade aus letzterem Grund habe ich mich zu Semesterbeginn für eine Mitfahrgelegenheit entschieden. Es war zwar genauso teuer, dafür von Haustür zu Haustür, doppelt so schnell wie per Bahn (3:20 statt 7:00) und auch wesentlich angenehmer für meinen Rücken als die 4:20 h Tortur mit dem 612er... Etwas anders sähe das sicherlich mit einem landesweiten Semesterticket aus, wie es es in NRW und hier in Sachsen (noch, mal gucken wie lange) gibt.
Neulich habe ich auch mal die Ankunft eines Fernbusses von Flixbus am Dresdner Hbf beobachtet (Donnerstag Nachmittag, Abfahrtsort unbekannt), das Publikum war eher älter, nur eine Person sah mir nach unter 30 aus (insgesamt etwa 15 Fahrgäste), die meisten eher 50/60+. Insofern kann ich Hermanns Aussage durchaus nachvollziehen, würde sie aber auch nicht unbedingt unterschreiben. Für bestimmte Verbindungen wird sicherlich das Publikum angesprochen, das mehrmaliges Umsteigen bei einer Bahnfahrt vermeiden, weniger bezahlen möchte und für das eine Autofahrt doch schon zu anstrengend ist.
Wenn´s zeitlich reinpasst, werde ich vor Pfingsten wohl mal die Flixbus-Verbindung nach Nürnberg testen und mir ein Bild vom Publikum machen (gut, zwar auch etwas verzerrt durch Heimreisezeit, aber vllt. auch so ein paar Urlauber dabei).
Grüße, Hannes
"Deutsche siegen im Fußball, aber bei der Bahn ist täglich Cordoba."
ÖBB-Chef Christian Kern in der Kronenzeitung vom 8.11.14
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- Weichenputzer
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Re: Schaden Fernbusse dem Bahnverkehr?
Hallo,
ich habe in letzter Zeit ein paar Mal die Fernbuslinie zwischen München und Konstanz genutzt. Wäre zwar eigentlich lieber Bahn gefahren, aber aus verschiedenen Gründen (Reisezeit, Umstiege, Sperrung bei Sipplingen) mal testweise doch den Fernbus gewählt. Das Gepräck wird bei Abreise nach Ausstiegsort sortiert und da konnte ich feststellen, dass ein Großteil der Reisenden wirklich bis Zürich durchfährt. Ausstiege unterwegs (FN, Meersburg und Konstanz) waren wirklich nur vereinzelt festzustellten und es waren nicht wenig Fahrgäste im Bus (bei meinen Fahrten waren das auch immer Doppelstockbusse). So gesehen würde ich mal schon behaupten, dass der Bus dem Fernverkehr leider einiges wegnimmt.
ich habe in letzter Zeit ein paar Mal die Fernbuslinie zwischen München und Konstanz genutzt. Wäre zwar eigentlich lieber Bahn gefahren, aber aus verschiedenen Gründen (Reisezeit, Umstiege, Sperrung bei Sipplingen) mal testweise doch den Fernbus gewählt. Das Gepräck wird bei Abreise nach Ausstiegsort sortiert und da konnte ich feststellen, dass ein Großteil der Reisenden wirklich bis Zürich durchfährt. Ausstiege unterwegs (FN, Meersburg und Konstanz) waren wirklich nur vereinzelt festzustellten und es waren nicht wenig Fahrgäste im Bus (bei meinen Fahrten waren das auch immer Doppelstockbusse). So gesehen würde ich mal schon behaupten, dass der Bus dem Fernverkehr leider einiges wegnimmt.
- Villinger
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Re: Schaden Fernbusse dem Bahnverkehr?
Was heißt hier leider? Daran ist die DB ganz allein selbst schuld, wenn man derart schlechte Verbindungen bzw. Zustände im Fernverkehr hat. Nach 5 Jahren hat man die ICE 3 immer noch nicht alle aufgepeppelt bekommen (liegt auch am EBA), man lässt weiterhin bei Siemens bauen (Obwohl längst klar war, dass diese Typen die neuen 407er nie rechtzeitig auf die Schiene stellen können), die Infrastruktur ist teilweise am Boden (da kann DB FV selbst nix dafür) und verlangt horrende Preise. Schaut mal spaßeshalber im DB-Hafas nach einer Hin&Rückfahrt Tuttlingen-Hamburg Mitte Juli. Da zahlt man für 2 Erwachsene 572€ Normalpreis inkl. Reservierung! Sowas will und kann sich kein Mensch leisten, und beim Sparpreis ist für die meisten die Abschreckung, dass er nicht bzw. für 15€ erstattbar ist (Beim Fernbus zahlt man 167€ für die gleiche Strecke, zum stornieren gibt es einen 15€ Gutschein, den man auf einer seiner nächsten Routen einsetzen kann).
Die SWB hat man fast komplett vom FV abgestottert bekommen, an der Gäubahn war man dran, dank des Deals mit dem Land fließt durch diese Strecke jetzt doch wieder Geld in die DB-Kassen. Anderes Beispiel wäre Koblenz-Luxemburg, da hat man die Verbindungen auf ein Zugpaar eingedampft.
Die SWB hat man fast komplett vom FV abgestottert bekommen, an der Gäubahn war man dran, dank des Deals mit dem Land fließt durch diese Strecke jetzt doch wieder Geld in die DB-Kassen. Anderes Beispiel wäre Koblenz-Luxemburg, da hat man die Verbindungen auf ein Zugpaar eingedampft.


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- Weichenputzer
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Re: Schaden Fernbusse dem Bahnverkehr?
Leider heißt leider, weil mir prinzipiell die Bahn lieber ist, nicht auf die DB bezogen, sondern Verkehrsmittelbezogen.
Was den Rest betrifft, hast Du völlig recht. Die Wahl von München nach Konstanz im Bus in 3,5 h ohne Umstieg kurzfristig für 11 Euro zu buchen oder für je nach Verbindung 4-5 h für 50-67 Euro fällt einem nicht so schwer, zumal da auch einige zeilich sehr knappe Umstiegsverbindungen dabei sind (in Radolfzell vom RE aus Friedrichshafen auf den Seehas in 3 min z.B. funktioniert selten). Der Preis ist zumindest bei mir da nicht mal so ausschlaggebend, nur die BahnFV-Verbindungen südlich der Achse München-Ulm-Stuttgart sind eben nich so wirklich der Hit.
Was den Rest betrifft, hast Du völlig recht. Die Wahl von München nach Konstanz im Bus in 3,5 h ohne Umstieg kurzfristig für 11 Euro zu buchen oder für je nach Verbindung 4-5 h für 50-67 Euro fällt einem nicht so schwer, zumal da auch einige zeilich sehr knappe Umstiegsverbindungen dabei sind (in Radolfzell vom RE aus Friedrichshafen auf den Seehas in 3 min z.B. funktioniert selten). Der Preis ist zumindest bei mir da nicht mal so ausschlaggebend, nur die BahnFV-Verbindungen südlich der Achse München-Ulm-Stuttgart sind eben nich so wirklich der Hit.
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- Örtlicher Betriebsleiter
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Re: Schaden Fernbusse dem Bahnverkehr?
So ganz kann ich das mit den schlechten Verbindungen nicht nachvollziehen. Es fährt doch alle 2 Stunden der IRE Ulm - FN - Singen, welchen man von München aus mit 15 Minuten Umstieg in Ulm vom ICE sehr zuverlässig erreicht (ich habe in dieser Relation nur einmal wegen eines PUs Pech gehabt). Gut, die Linie wird mit der Elektrifizierung der Südbahn in dieser Form aufgegeben werden, aber es folgt dann mit der elektrifizierten Allgäubahn ein IRE von Lindau über FN nach Singen, der auch nicht langsamer ist. Und der Anschluss in Radolfzell mit 8 Minuten vom IRE auf die RE der Schwarzwaldbahn, das ist doch auch okay.
Was die Preise betrifft, bitte fair bleiben und nicht Extrembeispiele heraussuchen. Bei der DB können z.B. Familien mit Kindern reisen, letztere bezahlen nichts (bis 14 Jahre). Wie sieht das beim Bus aus? Und wie sieht die Rechnung mit der BahnCard aus? Und bin ich beim Bus so flexibel, dass ich, weil es eben länger gedauert hat, eine Tour später fahren kann - oder auch früher? Und von Staus auf den Autobahnen will ich gar nichts schreiben und davon, dass die DB ihre Wegekosten decken muss, der Bus aber ohne Maut fahren darf, will ich nur am Rande erwähnen.
Viele Grüße vom Vielfahrer
Was die Preise betrifft, bitte fair bleiben und nicht Extrembeispiele heraussuchen. Bei der DB können z.B. Familien mit Kindern reisen, letztere bezahlen nichts (bis 14 Jahre). Wie sieht das beim Bus aus? Und wie sieht die Rechnung mit der BahnCard aus? Und bin ich beim Bus so flexibel, dass ich, weil es eben länger gedauert hat, eine Tour später fahren kann - oder auch früher? Und von Staus auf den Autobahnen will ich gar nichts schreiben und davon, dass die DB ihre Wegekosten decken muss, der Bus aber ohne Maut fahren darf, will ich nur am Rande erwähnen.
Viele Grüße vom Vielfahrer
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- Weichenputzer
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Re: Schaden Fernbusse dem Bahnverkehr?
Hallo Vielfahrer,
ich hatte vor allem aus meiner Situation heraus geschildert, d.h. wenn man ab und an aus München abends nach einem Termin, also so 17 - 20 Uhr fahren möchte, da bin ich preislich immer über 60 Euro bzw. mit BC 50 eben die Hälfte.
Verbindungsmäßig hab ich, wenn ich Bahn gefahren bin, immer die in der Reiseauskunft gezeigten Verbindungen genutzt und das ist meist entweder mit knapper Umsteigezeit in R'Zell (wie beschrieben),die 4,5h-Verbindung über Ulm, die 5x Umsteigen über FN-Fähre-Romanshorn-Thurbo oder die knapp 5h-Variante über Stuttgart/Gäubahn. Andere Verbindungen gibt es in dem Zeitraum nicht.
Da war es naheliegend, den Fernbus mit seinen 3,5h zu benutzen, der natürlich den von Dir beschriebenen Nachteil hat, dass er nur einmal verkehrt und auch gegen Staus nicht gewappnet ist, obgleich bei meinen bisher drei Fahrten die Straßen um die Uhrzeit immer absolut frei waren. Für mich überraschend war eben, dass der Bus doch ziemlich gut gefüllt war und das Ganze vor allem mit Schweizern, die nach Zürich wollten, obwohl auch die Bahn hier fast die gleiche Zeit braucht, wie der Bus. Ich hatte den Fernbus bisher immer nur so als Nischenprodukt, den nur ab und zu ein paar Studenten nutzen, im Hinterkopf.
ich hatte vor allem aus meiner Situation heraus geschildert, d.h. wenn man ab und an aus München abends nach einem Termin, also so 17 - 20 Uhr fahren möchte, da bin ich preislich immer über 60 Euro bzw. mit BC 50 eben die Hälfte.
Verbindungsmäßig hab ich, wenn ich Bahn gefahren bin, immer die in der Reiseauskunft gezeigten Verbindungen genutzt und das ist meist entweder mit knapper Umsteigezeit in R'Zell (wie beschrieben),die 4,5h-Verbindung über Ulm, die 5x Umsteigen über FN-Fähre-Romanshorn-Thurbo oder die knapp 5h-Variante über Stuttgart/Gäubahn. Andere Verbindungen gibt es in dem Zeitraum nicht.
Da war es naheliegend, den Fernbus mit seinen 3,5h zu benutzen, der natürlich den von Dir beschriebenen Nachteil hat, dass er nur einmal verkehrt und auch gegen Staus nicht gewappnet ist, obgleich bei meinen bisher drei Fahrten die Straßen um die Uhrzeit immer absolut frei waren. Für mich überraschend war eben, dass der Bus doch ziemlich gut gefüllt war und das Ganze vor allem mit Schweizern, die nach Zürich wollten, obwohl auch die Bahn hier fast die gleiche Zeit braucht, wie der Bus. Ich hatte den Fernbus bisher immer nur so als Nischenprodukt, den nur ab und zu ein paar Studenten nutzen, im Hinterkopf.