Cargo sous terrain

Sonstiges, worüber man sich das "Maul" zerreisen kann.
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Vielfahrer
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Cargo sous terrain

Beitrag von Vielfahrer »

Wie angedeutet, will ich noch kurz über ein Projekt informieren, dass den Güterverkehr in der Schweiz revolutionieren könnte. Die NZZ berichtet unter der Überschrift "Bund und Wirtschaft planen Gütertransport-Netz unter der Erde", dass unbemannte Elektrofahrzeuge die Fracht zwischen Zürich und Bern befördern sollen. 70% des Schwerverkehrs auf der Nationalstraße A 1 entfiele.
Seit eineinhalb Jahren schmiedet eine hochkarätige Arbeitsgruppe aus Politik und Wirtschaft in aller Stille Pläne für ein unterirdisches Güterverkehrsnetz in der Schweiz. Unter dem Projektnamen "Cargo sous terrain" ist ein Netz von Tunnels angedacht, durch die unbemannte Elektrofahrzeuge in 20 bis 50 Metern Tiefe Güter transportieren sollen. Nun liegt eine erste Bilanz der Arbeiten vor - sie fällt positiv aus: "Die technischen, ökologischen, geologischen und ökonomischen Voraussetzungen sind gegeben, um das Projekt zum Erfolg zu führen", heißt es darin.
Das Fazit freut die Promotoren, zu denen Firmen wie Coop, Swisscom und Panalpina gehören. "Damit eröffnen wir eine dritte Dimension für den Gütertransport und schaffen auf der Oberfläche mehr Raum für die Menschen", sagt Rainer Deutschmann, Cheflogistiker von Manor und Präsident des Lenkungsausschusses.
Auch der Bund unterstützt das Projekt deshalb finanziell kräftig. Er hofft, damit die chonisch verstopfte Straßen- und Schieneninfrastruktur entlasten zu können. "Wenn man den Güterverkehr unter die Erde verlegen könnte, würde uns das die Aufgaben vereinfachen", sagt Pierre André Meyrat, Vizedirektor im Bundesamt für Verkehr. Die Initianten schätzen, dass "Cargo sous terrain" etwa 70 Prozent des Schwerverkehrs auf der A 1 zwischen Zürich und Bern absorbieren könnte.
Die Projektleitung will nun bis Ende Jahr eine deaillierte Machbarkeitsstudie vorlegen. Danach sollen für das Milliardenprojekt Investoren aus der Privatwirtschaft gesucht werden.

Der Bund baut und baut und hält mit der Zunahme des Verkehrs auf Straße und Schiene doch nicht Schritt. Auf den Schweizer Autobahnen staute sich der Verkehr 2011 während mehr als 19.000 Stunden, bis 2030 rechnen die Experten mit einer weiteren Verkehrszunahme von rund 25 Prozent. Und auf der Schiene, wo der Platz ebenfalls knapper wird, sagen die Prognosen allein dem Gütertransport ein Wachstum von 77 Prozent voraus. Wohin mit all dem Verkehr?, fragen sich nicht nur die Planer von Verkehrsministerin Doris Leuthard, sondern auch die betroffene Transportwirtschaft. Eine neue Antwort lautet: unter die Erde.

Der erste Gütertunnel ist den Plänen zufolge zwischen Zürich und Härkingen (Autobahndreieck bei der Abzweigung nach Basel/Bern) vorgesehen. Die Tunnel sollen in 20 bis 50 Metern Tiefe mit einem Durchmesser von 6 Metern gebaut werden. In diese Röhren werden dann drei Fahrspuren gelegt, je eine Spur pro Richtung und in der Mitte eine Servicespur. Darauf verkehren unbemannte Fahrzeuge auf Rädern oder Rollen, von denen jedes drei der standardisierten, in der Logistik hschon heute gängigen Europaletten transportieren kann. Die Fahrzeuge sollen durch elektromagnetische Induktion angetrieben und gelenkt werden. Den Strom dazu wollen die Promotoren aus erneuerbaren Quellen gewinnen und durch Leitungen im Tunnelboden führen. Damit freifen sie auf eine Technik zurück, die schon heute in vielen Warenlagern zum Einsatz kommt.
Die räumliche Trennung vom Personenverkehr soll, ähnlich wie bei einem Förderbadn, einen konstanten Verkehrsfluss erlaufen, der dank der Verlegung unter die erde im 24-Stunden-Betrieb geführt werden kann. Dadurch können die Transporteure das Nachtfahrverbot umgehen, dem sie heute auf der Straße unterworfen sind. Gleichzeitig verliert die Transportgeschwindigkeit an Bedeutung: Die Initianten gehen derzeit davona us, dass die Fahrzeuge im Tunnel mit einer Geschwindigkeit von 30 km/h unterwegs sein werden. Dank diesem tiefen, aber konstanten Tempo ist der Energieverbrauch tiefer als beim Stop and go auf den überlasteten Straßen und Schienen.

Die Tunnels sollen auch für andere Infrastrukturen wie Glasfaserkabel oder Stromleitungen genutzt werden.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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