S21 wird weitergebaut

Dinge zum Thema "Die Bahn" - mit Auswirkungen für unsere Region - bitte hier Posten.
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patrick_kn
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S21 wird weitergebaut

Beitrag von patrick_kn »

Niederlage für die Bahnhofsgegner: Das umstrittene Bauprojekt Stuttgart 21 soll fortgesetzt werden. Die grün-rote Landesregierung verzichtete darauf, einen Baustopp zu beantragen.

Stuttgart - Das Bahnprojekt Stuttgart 21 wird weitergebaut. Das berichteten mehrere Nachrichtenagenturen übereinstimmend unter Berufung auf Teilnehmer des Lenkungskreises. Die grün-rote Landesregierung habe in der Sitzung am Freitag in Stuttgart auf einen Antrag auf einen Baustopp ausdrücklich verzichtet, hieß es.

Der Lenkungskreis beriet am Freitag über einen längeren Bau- und Vergabestopp. Die Bahn hatte gefordert, das Land solle die Kosten für ein weiteres Aussetzen der Bauarbeiten übernehmen. Bis zur Veröffentlichung der Ergebnisse des Stresstests Mitte Juli wären dies nach Konzernangaben 50 und 60 Millionen Euro gewesen, bis zu einer Volksabstimmung im kommenden Oktober 410 Millionen Euro.

Zu Wochenbeginn hieß es noch aus Verhandlungskreisen, beide Seiten könnten bis Mitte Juli jeweils die Hälfte der Kosten übernehmen. Vor dem Treffen am Freitag sollten die Kosten der Bahn detailliert aufgelistet werden.

An der Sitzung nahmen Bahnchef Rüdiger Grube, Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) und weitere Vertreter der Projektträger teil. Die Ergebnisse sollen offiziell um 11.00 Uhr in einer Pressekonferenz verkündet werden.

Den grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann dürfte die Entscheidung in Erklärungsnöte gegenüber seinen Wählern bringen. Die Grünen hatten sich vor der Landtagswahl als Gegner von Stuttgart 21 profiliert und hatten nicht zuletzt deshalb die Abstimmung gewonnen. Kretschmann hatte noch am Donnerstag gesagt, er erwarte in der Sitzung des Lenkungsausschusses noch kein endgültiges Ergebnis. Die Bahn müsse "ihre Position erst einmal untermauern - und zwar schriftlich. Die Zahlen sind gar nicht begründet."

Spiegel-Online
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Na dann warten wir mal ab, wie schwer die SPD und vorallem die Grünen sich damit selbst geschadet haben...
Da hat man dem Wähler ja schön was vorgeheuchelt!

Man darf aber trotzdem auf das Ergebnis des Stresstests gespannt sein, dass ja im nächsten Monat kommen soll. Und die Volksabstimmung im Oktober kann man sich dann wohl sparen.
Grüssle
Patrick
Vielfahrer
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Re: S21 wird weitergebaut

Beitrag von Vielfahrer »

Betrachtet man die gesamten letzten Monate, so glaube ich, dass S 21 erheblich an Qualität gewinnen wird. Das ist kein Verdienst der DB und der S-21 Planer, sondern eine Folge des Schlichtungsprozesses. Wenn ich zum Beispiel daran denke, was vermutlich aus den in einigen Jahren frei werdenden Bahnflächen geworden wäre, hätte es die Schichtung nicht gegeben, so dürfte sich das Blatt eindeutig zum Besseren gewendet haben.

Was mich bei S 21 überzeugt, das ist nicht das Detail an sich, ob Tiefbahnhof oder "oben-bleiben-Bahnhof" sondern das Fahrplankonzept, welches dahinter steckt. Aus meiner Sicht einfach richtig überzeugend. Gerade als Vielfahrer bin ich an kurzen Reisezeiten interessiert und freue mich richtig auf die nur noch eine halbe Stunde dauernde Fahrt nach Ulm. Die Konzeption eines halbstündlichen Fernverkehrsangebots mit um 15 Minuten versetzten RE-Linien bedient halte ich um Meilen besser als einen sog. ITF-Vollknoten in Stuttgart Hbf, zumal Fahrgäste von Tübingen nach Ulm (besser in Plochingen), Pforzheim nach Heilbronn (besser in Bietigheim) oder Aalen nach Backnang (besser in Waiblingen) gar keinen Nutzen von diesem Vollknoten hätten.

Viel wichtiger sind ITF-Vollknoten in der Fläche, wo aufgrund der Nachfrage keine so dichten Verkehrsangebote mehr geschaffen werden können. Horb und Singen auf der Gäubahn, Nürtingen, Reutlingen und Tübingen auf der Neckarbahn oder auch der ab dem Wochenende neue Nullknoten in Laupheim-Stadtbahnhof werden die Fläche beleben.

Gleichzeitig haben die Geschehnisse um Stuttgart 21 (sowohl bei der Befürwortern als insbesondere auch bei den Gegnern) tief blicken lassen. War höchst aufschlussreich, wie unterschiedlich zum Beispiel Demokratie empfunden wird.

Viele Grüße vom Vielfahrer aus Stuttgart Hbf
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Schienenstoß
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Re: S21 wird weitergebaut

Beitrag von Schienenstoß »

Gott sei Dank wird S 21 jetzt weiter gebaut. Alles andere hätte der Grün Roten Landesregierung den Hals gebrochen. Die 5 Jahre Rot Grün müssen wir aber trotzdem durchstehen.

MfG
IG-Einheitsloks

Re: S21 wird weitergebaut

Beitrag von IG-Einheitsloks »

Hi,
ich sehe den Bahnhofsumbau mehr als kritisch. Ich sehe als Betriebler einfach jetzt schon die schwierige durchführung des Konzeptes. Ändern können wir es wohl nicht mehr, obs am Schluss ein nutzen bringt wird man leider erst im Betrieb erleben.

Viele Grüße
Sven
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Tf Reinhard
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Re: S21 wird weitergebaut

Beitrag von Tf Reinhard »

Einfach mal entspannen und etwas Bahn fahren.
Ich glaube das Video war hier noch nicht drin.

Reinhard
Ich bn wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich. Manche auch beides.
Goldberger
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S1 - gut informiert und immer noch unentschlossen

Beitrag von Goldberger »

Ich habe die betrieblichen Probleme bei S21 zwar immer gesehen, aber nie für dermaßen unlösbar gehalten, was ja auch durch den Stresstest zumindest großteils bestätigt wurde - ich kann jedem übrigens nur empfehlen den Audit einmal im Original zu lesen. Sicher gibt es noch das ein oder andere Problem, aber das gibt es auch beim jetzigen Kopfbahnhof und wahrscheinlich bei jeder denkbaren Alternative, sofern nicht Geld keine Rolle spielt. Und schließlich ist der konzipierte Fahrplan durchaus brauchbar.
Klar ist auch, dass weitere Konzepte wieder Jahre zum Umsetzen brauchen, und entweder ohne NBS enden (wie die schwachsinnige Idee, einfach auf der Filstalbahn NeiTec einzusetzen). Das Geld geht dann in andere Bundesländer.
Allerdings ist das Projektrisiko immens, eine Kostenexplosion ist jetzt quasi schon garantiert. Wer die bisherigen NBS-Projekte der Bahn und deren Ergebnisse kennt, kann getrost den Faktor 200% ansetzen. Das Kosten-/Nutzen-Verhältnis ist damit unter aller Kanone. Aus gesamtdeutscher Sicht ist das Projekt sowieso völliger Blödsinn, hier haben die NBS Mannheim-Frankfurt und Hanau-Fulda weit höhere Priorität.
Selbst wenn Bahn und Bund sämtliche (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit entstehenden) Mehrkosten alleine tragen, ohne woanders an unseren Infrastrukturausbauten zu kürzen, bleibt schließlich für Land, Region, Stadt und Flughafen (ist ja auch nur der verlängerte Arm der ersten drei) fast 1,4 Mrd übrig (http://de.wikipedia.org/wiki/Stuttgart_21#Finanzierung)
Damit könnte man - überschlägig
-Komplettes Gäubahnkonzept GNBB umsetezen (250 Mio)
-2 Begegnungsabschnitte auf Murrtal- und 1x Jagstbahn, Ausrüstung mit NeiTec (150 Mio) => S-N in 1:55
-Stuttgart-Würzburg ähnlich der Gäubahn ausbauen, Zielfahrzeit 1:40 (100 Mio)
-Südbahn und Lindau-Friedrichshafen elektrifizieren (250 Mio)
-Hochrheinbahn elektrifizieren, zus. Waldshut-Lauchringen zweigleisig (150 Mio)
-Radolfzell-Friedrichshafen elektrifizieren, 1 Begegnungsabschnitt (75 Mio)
-Tübingen-Sigmaringen Elektrifizierung und 3 Begegnungsabschnitte (150 Mio)
-Aalen-Ulm Elektrifizierung und 2 Begegnungsabschnitte (100 Mio)
-Heilbronn-Karlsruhe 3 Begegnungsabschnitte (150 Mio)
Alles ohne irgendwelche (sowieso kaum fließenden) BSWAG-Mittel oder Bahn-Eigenmittel.
Die Ansätze sind aus diversen Studien und Einheitskostensätze, z.B. BVWP-Bedarfsplanüberprüfung.
und nun die Frage: Was bringt dem Land mehr - S21 oder die Summe dieser Maßnahmen ?
(Einfach mal als Frage, auch an "Vielfahrer").
Die Grundidee dahinter ist, diese Strecken soweit zu beschleunigen und auszubauen, dass eigenwirtschaftlicher Fernverkehr langfristig zumindest kostendeckend erbracht werden kann (wenn auch nicht Gewinn erwirtschaftend). Notfalls durch eine "Landesbahn" oder doch offiziell als Nahverkehr mit (geringer, Größenordnung 2€ / Zug-km) Subventionierung für Verbund/Nahverkerstarifanerkennung ohne Pauschaltickets (BW-Ticket etc.).
Die Frage ist natürlich berechtigt, ob sich selbst ein rot-grüne Landesregierung sich trauen wrde, diese eigentlich nach BSWAG zu finanzierenden Strecken komplett selber in die Hand zu nehmen und damit einen Präzedenzfall zu schaffen.
Goldberger
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Re: S21 wird weitergebaut

Beitrag von Goldberger »

Um mein voriges Posting etwas zu konkretisieren und den Verdacht zu enkträften, mit der Ausdehunng des B-Fernverkehrs allzu utopisch umzugehen:
1. Stand heute wird Stuttgart-Karlsruhe (via Pf), Stuttgart-Singen, Stuttgart-Nürnberg und Stuttgart-Ulm (via Ploch.) im Zweistundentakt eigenwirtschaftlich vom IC befahren. Man kann davon ausgehen, dass dies zumindest kostendeckend erfolgt, wenn auch nicht unbedingt kapitalmarktfähig (Erzielung Mindestrendite).
2. Für Ulm-Friedrichshafen ist der fehlende Fahrdraht das Hauptproblem, bei Elektrifizierung (inkl. geringem Geschwindigkeitsgewinn) könnte die Strecke ebenso in die Wirtschaftlichkeitszone rutschen wie Stuttgart-Würzburg bein einem Ausbau/Fahrzeit ähnlich der Gäubahn (1:40) und optimalen Anschluss in Würzburg Richtung Norden. Ob hier dann ein Stundentakt (meinetwegen mit einzelnen Lücken) eigentwirtschaftlich möglich ist ?
3. Für Stuttgart-Nürnberg sehe ich bei einer Fahrzeitverkürzung um 10-15 Minuten (damit eindeutig schneller als der PKW), einem Stundentakt und einem optimalen Anschluss an die NBS Richtung Ostdeutschland das größte Steigerungspozential (evtl. sogar mehr als eine Verdoppelung).
4. Richtung Zürich wäre mit dem GNBB-Fahrplankonzept und der Inbetriebnahme Gotthard-Basistunnel ebenfalls eine, allerdings kleinere Verbesserungsmöglichkeit. Stundentakt fraglich, evtl. alternierend Stuttgart-Singen-Konstanz-(>80.000 EW)-St. Gallen.
5. Karlsruhe-Pforzheim-Stuttgart und Stuttgart-Ulm (via Plochingen) müssten auch im Stundentakt eigenwirtschaftlich möglich sein, wenn kein subventionierter IRE das "kannibalisiert"
6. Für Sigmaringen-Tübingen, Aalen-Ulm und Karlsruhe-Heilbronn sehe ich vorerst eher Nahverkehr (RE), ebenso am Bodensee, auf den letzten beiden aber durchaus mit Option für Fernverkehr.
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Dirk B
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Re: S21 wird weitergebaut

Beitrag von Dirk B »

Siehste, und wenn dann das Land noch den einen oder anderen Zug zusätzlich bestellen würde, so dass der Flughafen - zwar mit Umsteigen - schon morgens um sechs erreichbar wäre (und natürlich auch die Landeshauptstadt selber), und nicht wie bisher frühestens um acht (aus dem Gäubahn-Süden), dann hätten wir zwar keinen schicken Tiefbahnhof und kein neues, sündhaftteures Wohngebiet in Stuttgart, aber vielleicht einen Bahnverkehr, der doch noch den einen oder anderen zusätzlichen Fahrgast auf die Schiene bringen würde...

Dirk
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Hannes
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Re: S21 wird weitergebaut

Beitrag von Hannes »

Einen interessanten Artikel gab es vor ein paar Wochen in der NZZ zum Vergleich S21 zu NEAT: http://www.nzz.ch/nachrichten/startseit ... 67016.html

Bei der Diskussion um S21 sollte beachtet werden, dass Verkehrsinfrastruktur nicht so gebaut werden kann, dass sie auch zur Spitzenzeit immer flüssig läuft, denn dann wird´s unwirtschaftlich. Anhand der Stunde 7 die komplette Funktionalität von Stuttgart21 zu beurteilen, halte ich für kritisch, bei Straßenquerschnitten wurde uns zumind. in der Übung gesagt, dass hierzu 10 % des durchschnittlichen täglichen Verkehrs herangezogen werden. Aus rein betrieblicher Sicht gibt es deshalb bei Stuttgart21 sehr vieles, was quasi nach Lehrbuch umgesetzt wurde, gerade auf den Fildern schafft man sich aber Nadelöhre, die das Gesamtsystem sehr schnell in Mitleidenschaft ziehen können. Relativ zu den Gesamtkosten betrachtet ließen sich diese Nadelöhre wohl mit geringem Kostenaufwand beseitigen, allerdings steht man nun bei diesem Projekt schon überall mit dem Rotstift und versucht, unter der Grenze zu bleiben. Interessant in diesem Zusammenhang ist eine Stellungnahme des Bundesrechnungshofes im Entwurf des Gesetzestextes zur S21-Kündigung:
Auch der Bundesrechnungshof sah sich jüngst noch einmal in seiner Einschätzung aus dem Jahr 2008 bestätigt, wonach aus seiner Sicht für „Stuttgart 21“ mit Kosten deutlich über 5,3 Mrd. Euro zu rechnen sei. In seinem Bericht vom 30. Oktober 2008 (Bundestag-Haushaltsausschuss-Drs.
16/5062) weist der Bundesrechnungshof auch darauf hin, dass das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung seinerzeit in einem internen Gutachten (Haushaltsausschuss-Drs. 16/4474) die Baupreisentwicklung von Großprojekten untersucht habe. Dabei stellte es fest, dass bei Projekten
mit bestimmten Risikofaktoren (großer Tunnelanteil, hoher Kupfer- und Stahlanteil) Preissteigerungen von bis zu 60 Prozent zu verzeichnen seien. Besonders anfällig für außergewöhnliche Preissteigerungen seien komplexe Großprojekte mit Gesamtkosten von über 100 Mio. Euro. Aktuell beobachte das Bundesministerium hier Preissteigerungen von bis zu 100 Prozent.
Ein lehrreiches Beispiel in diesem Zusammenhang ist der Bau des Engelbergtunnels auf dem Netz der LSE, heute zentralbahn: http://de.wikipedia.org/wiki/Luzern-Sta ... _Engelberg

Grüße, Hannes
"Deutsche siegen im Fußball, aber bei der Bahn ist täglich Cordoba."
ÖBB-Chef Christian Kern in der Kronenzeitung vom 8.11.14
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Tf Reinhard
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Re: S21 wird weitergebaut

Beitrag von Tf Reinhard »

Der Weiterbau von Stuttgart 21 verzögert sich nun noch etwas:
Gerichtsentscheidung

Reinhard
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