Ein Sechser im Lotto....

Sonstiges, worüber man sich das "Maul" zerreisen kann.
Vielfahrer
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Ein Sechser im Lotto....

Beitrag von Vielfahrer »

.... ist wahrscheinlicher als eine Woche Zugfahren ohne gravierende Mängel. In dieser Woche ging wirklich mal wieder alles schief. Am Dienstag wollte ich mit der RB 22401 (Tübingen ab 5:58 nach Horb) fahren. Am Bahnsteig stand statt einem VT 612 zu meiner Verwunderung eine dreiteilige Regioshuttle-Komposition, auf dem Zugzielanzeiger am Bahnsteig Horb 5:58 Uhr. Bin also eingestiegen. In Rottenburg kam die Durchsage "bitte alles aussteigen, Zug endet hier". Der Lokführer erklärte mir dann, dass es sich um die verspätete RB 22445 (Tübingen 5:46 - Rottenburg 6:00) gehandelt hätte, in der ich gefahren sei, der 22401 würde gleich folgen. Dem war aber nicht so. "Unbestimmt verspätet" war zur planmäßigen Abfahrtszeit um 6:10 Uhr durch den Bahnsteiglautsprecher zu vernehmen. RIS zeigte 29 Minuten Verspätung an, also schnell umdisponiert und ein Taxi nach Bondorf organisiert, denn schließlich wollte ich ja nicht nach Horb sondern nach Tuttlingen und die Umstiegszeit in Horb hätte nur 8 Minuten betragen. Um 6:15 Uhr kam ich dann weg und war um 6:26 Uhr am Bahnhof Bondorf und habe gerade noch den RE 19081 nach Rottweil erwischt. Alle Reisenden ohne Taxi sind auch nicht nach Horb gekommen, denn der Zug ist nicht unbestimmt verspätet gewesen sondern schlussendlich ausgefallen.

Am Tag darauf musste ich nach St. Georgen. Mein Stadtbusfahrer hatte offenbar verpennt, so dass eine Reserve des Stadtbusses eingesprungen ist und die Fahrt 12 Minuten verspätet gestartet ist. Der Fahrer hatte ein Einsehen und schaffte die Strecke am frühen Morgen zur halben Zeit und traf am Hauptbahnhof 2 Minuten vor Zugabfahrt ein, so dass es mit einem Sprint gerade noch auf den Bahnsteig gereicht hat. Dort war wieder angeschrieben Horb Abfahrt 5:58 Uhr, aber kurz nach der Abfahrtszeit kam die Durchsage, der Zug fällt heute aus. Reisende mit Ziel Horb können den nächsten Zug um 6:30 Uhr ab Gleis 13 nutzen. Als Fahrplankundiger dachte ich, das bringt mir nichts, denn der Anschlusszug Horb - Rottweil (Horb ab 7:17 Uhr) ist bekanntlich dem so tollen Interimskonzept des Landes und der DB zum Opfer gefallen. Also habe ich versucht, ein Taxi aufzutreiben. Dies war merkwürdigerweise in Tübingen erst auf 6:10 Uhr möglich. Der Fahrer hat es aber als unmöglich bezeichnet, den RE 19081 um 6:27 Uhr in Bondorf noch zu erreichen und hat die Übernahme der Fahrt deshalb abgelehnt. Also blieb mir nichts anderes übrig, als den 6:30 Uhr-Zug nach Horb zu nehmen und dort im Bahnhofs-Cafe eine Stunde lang zu warten. Immerhin könnte ich da ja was arbeiten, so dachte ich es mir. In Horb angekommen, hing aber ein Schild: Café seit 15.12.15 geschlossen. Ich traute meinen Augen nicht, aber es war dicht und draußen war es kalt. Im unwirtlichen Horb eine Stunde auf dem Bahnsteig herumstehen, das schien mir doch zu blöd, also bin ich zum Gleis 2, wo der 10 Minuten verspätete RE 19058 aus Singen nach Stuttgart angekündigt war und bin in die Gegenrichtung gefahren, weil es dort wenigstens warm ist. Das klappte dann auch gut bis Gäufelden. Dort wurde der Zug wegen eines verspäteten Gegenzugs aufgehalten, aber es hat zum Glück noch auf den RE 19031 in Richtung Singen bis Rottweil gereicht. In Rottweil durfte ich dann mir sicher sein, dass der Anschluss klappt. 19 Minuten Umstiegszeit waren auch ausreichend, um die 10 Meter auf dem Bahnsteig zu gehen. In Villingen dann lief es pünktlich und nach 4 1/2 Stunden seit meinem Aufbruch in Tübingen bin ich dann in St. Georgen eingetroffen.

Tags darauf hatte ich wieder in Tuttlingen zu tun. Zu meiner Freude kam der Bus pünktlich und ohne Stress war ich am Bahnsteig. Aber der VT 612 nach Horb (RB 22401) war wieder nicht da. Stattdessen kam eine Kulturbahn und fuhr ersatzweise pünktlich bis Horb und es ging pünktlich weiter nach Rottweil. Erstaunlicherweise ging es sogar pünktlich weiter nach Tuttlingen mit dem RE 19029, also dem VT 611 von Rottweil nach Singen um 7:33 Uhr. Das war das erstmal seit Fahrplanwechsel, wo ich diesen Zug benutzt habe und pünktlich weggekommen bin. Das lag allerdings daran, dass der Gegenzug der HzL, der 88022 mit Sollankunft 7:32 Uhr, der ständig zu spät kommt, weil er in Rietheim durch den 88025, den von der DB im Auftrag der HzL gefahrenen 425er, eigentlich immer aufgehalten wird. Die Kreuzung war dann in Neufra Betriebsbahnhof, weil die Verspätung des 88022 dann so ca. 10 bis 12 Minuten betragen hat. Damit konnte nicht einmal der zusätzlich eingerichtete Bus vom Bahnhof zu den Rottweiler Schulen, den der Landkreis Rottweil mit der SBG eingerichtet hat, noch erreicht werden.

Der 88025 als Verursacher war mit 16 Minuten Verspätung unterwegs, obwohl er seine Fahrt laut Zusage NVBW und DB pünktlich in Rottweil beginnen sollte. Allein der Lokführer kommt aus dem nach wie vor verspäteten 19071. Folge: Über 500 verspätete Kunden zum Schulbeginn in Tuttlingen und Spaichingen, lange Wartezeiten beim Umstieg vom Bus auf den Zug in der Kälte. Eine Leistung, die zwischenzeitlich keinen Kunden mehr verwundert, weil das nahezu ein Dauerzustand ist.

Heute nun musste ich nach Stuttgart ins MVI zu einer Besprechung über die Gäubahn. Termin war um 9:45 Uhr, weshalb ich ab Tübingen-West über Herrenberg mit der S-Bahn anreisen wollte. Aus Erfahrung wird man klug, dachte ich und habe nicht die gute und passende Verbindung um 8:19 Uhr ab Tübingen gewählt sondern bin 30 Minuten früher zum Bahnhof gegangen, weil es mehr als ungehörig ist, zu spät zu Sitzungen zu kommen. Am Bahnhof angekommen, fuhr gerade der Schülerzug 22902 ein, der etwa 6 Minuten Verspätung hatte. Als nächstes kam dann einige Minuten verspätet die Leistung 22104 aus Entringen, die nur aus einem Solo-RegioShuttle bestanden hat. Weil die Ausfahrt gleich gestellt war, war es logisch, dass meine erwartete RB um 7:19 Uhr nach Herrenberg auch etwas später kommen dürfte. Sie kam aber nicht. 8 Minuten nach der Abfahrtszeit kam die Durchsage, dass die RB heute mit 6 - 8 Minuten Verspätung verkehren würde. Sie kam aber immer noch nicht, erst nach 12 Minuten war es soweit. Na gut, dachte ich mir, dass ich den früheren Zug genutzt habe. Mit rund 10 Minuten Verspätung war ich in Herrenberg, die Anschluss-S-Bahn war weg, ich war aber früh dran und wollte die Zwischentakt-S-Bahn erreichen. Die stand schon am Bahnsteig, fuhr aber nicht sondern fiel dann einfach aus und das Fahrzeug wurde für die nächste S-Bahn verwendet, die um 8:46 von Herrenberg nach Kirchheim (Teck) verkehrt. Zwischenzeitlich rief ein Kollege auf dem Handy an, den ich von Nagold kommend im Bus vermutete. Er kam aber aus Tübingen und hatte die empfohlene Verbindung benutzt. Die war 8 Minuten verspätet und wurde durch meinen nach Tübingen rückkehrenden Zug (gefahren von der HzL) dann in Entringen nochmals aufgehalten, so dass er die 8:46-Uhr-S-Bahn natürlich verpasste und logischerweise auch zu spät zum Termin ins Verkehrsministerium kam.

Alle Gesprächspartner waren pünktlich da, weil sie durchweg mit dem PKW gekommen waren, nur die ÖV-Nutzer kamen zu spät, mich ausgenommen, weil ich mir vorab ein Bild von der Leistungsfähigkeit der DB gemacht habe. Selbstverständlich habe ich den ÖV-Nutzer entschuldigt mit diebischer Freude den Grund genannt. Ich konnte wirklich eindrücklich von meinen Erlebnissen aus der Woche berichten und dies bei den zuständigen Mitarbeitern des Ministeriums anbringen. Was nutzen die Appelle, wegen der Feinstaubproblematik verstärkt den öffentlichen Verkehr zu nutzen, wenn dieser so oft versagt. Der Hit dieser Woche waren die "Weichenstörungen", andere male waren es die "Signalstörungen", oftmals "Türstörungen am Fahrzeug" oder "verspäteter Fahrtbeginn wegen verspätetem Vorlauf", Gründe hört man immer zuhauf.

Im Ernst, wer fährt noch mit einem Verkehrsmittel, das einem 4 1/2 Stunden für die Fahrt von Tübingen nach St. Georgen abnötigt oder wenn man 2 1/2 Stunden zuvor das Haus verlassen muss, um im nahegelegenen Stuttgart pünktlich zu erscheinen. Absolut traurig, wie dieses Verkehrssystem versagt.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Tannenrainer
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Re: Ein Sechser im Lotto....

Beitrag von Tannenrainer »

... und nach solchen Erlebnissen weiter das System ÖPNV allen Widrigkeiten zum Trotz zu verteidigen, dazu gehört eine gehörige Portion Gleichmut!

Mir ist es bis zum heutigen Tag ein absolutes Rätsel, wie sich der "Zweckverband ÖPNV im Ammertal" vor Betriebsstart der revitalisierten Ammertalbahn 1999 für die DB bzw. RAB und gegen die sich ebenfalls beworbene HzL entscheiden konnte. Die Konsequenzen dieser Entscheidung können auch nach über 16 Jahren täglich bewundert werden, fehlende Wagen, verspätete Züge, sei es aufgrund einer eingeschleppten Verspätung aus Richtung Plochingen oder weil bereits die vorherige Fahrt verspätet war und aufgrund der nicht vorhandenen Wendezeiten auf die Gegenfahrt übertragen wird, Züge, die komplett ausfallen, bevorzugt im morgendlichen Schülerverkehr, usw., jeden Tag aufs Neue dieselben Ärgernisse. Es ändert sich nichts!

Der einzige Trost ist, daß man auf den Straßen rund um Tübingen und ganz besonders entlang der Ammertalbahn auch nicht flüssiger vorankommt...

Gruß
Tannenrainer
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Re: Ein Sechser im Lotto....

Beitrag von Tf Reinhard »

Von den Weichenstörungen bin ich zum Glück (fast) verschont geblieben. Die treten ja meist morgens auf. Außer gestern Nachmittag. Durch die Verspätung der Schwarzwaldbahn fuhr auch der von mir als Fahrgast benutzte 611er nach Fridingen in Donaueschingen verspätet ab. So kam auch die Rangierfahrt aus dem Fridinger Hammerwerk verspätet raus. Mit dem Schlußfahrzeug ab Tuttlingen kam ich mit +3 noch ganz gut weg. Man hätte mit dem neuen Fahrplan ja auch wieder etwas aufholen können. So entfällt schließlich der Halt in Tuttlingen-Schulen und Wurmlingen Nord. Nur bringt das nicht viel, wenn der Fahrdienstleiter in Wurmligen den Fahrweg über Gleis 1 stellt und man mit 60 durch schleichen muss. In Rietheim bremste mich der verspätete HzL-Gegenzug noch etwas aus. Vor Spaichingen stand ich ca 2 Minuten vor rotem Signal - ohne ersichtlichen Grund. In Aldingen auf Gleis 1 musste ich dan die Überholung des verspäteten RE nach Stuttgart und den entgegenkommenden RE aus Stuttgart abwarten, der in Neufra auf seinen Kollegen warten musste. Endlich mit (nur +7) auf Rottweil zurollend sah ich am Vorsignal Vr1 - also Einfahrt nach Gleis 5. Am Halt Gölsdorf versuchte ich den Fahrdienst zu erreichen, der wohl mein Klingeln hörte, aber nicht abgehoben hat, sondern nur die Einfahrt zurück nahm. Nachdem zwischendurch Hp0 + Vr0 erschien (was es so eigentlich nicht gibt) kam dann meine Einfahrt mit Hp2, allerdings doch nach Gleis 5. Der Grund war auch hier "Weichenstörung". Also umsetzen von 5 Richtung Tunnel, nach 3 und dann in den Stadtgraben um auf den Kollegen zu warten.

Als dann 88122 nur geringfgig verspätet kam konnte ich aufkuppeln. Allerdings führen wir mit ca 15 Minuten Verspätung ab. Im Vorfeld waren einige mit Gasbrennern an den Weichen unterwegs. Die Zugkreuzung wurde wieder nach Deißlingen verlegt. Allerdings hatten die Umsteiger in Trossingen keinen Anschluss mehr.

Heute Nachmittag sind ein paar Ringzüge nach Bräunlingen ausgefallen. Auf dem Palmhof stand eine Scheune in Brand. Ab kurz vor 16:00 gab es deinen SEV.

Reinhard
Ich bn wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich. Manche auch beides.
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Re: Ein Sechser im Lotto....

Beitrag von Vielfahrer »

Tannenrainer hat geschrieben: Mir ist es bis zum heutigen Tag ein absolutes Rätsel, wie sich der "Zweckverband ÖPNV im Ammertal" vor Betriebsstart der revitalisierten Ammertalbahn 1999 für die DB bzw. RAB und gegen die sich ebenfalls beworbene HzL entscheiden konnte.
Hallo Tannenrainer,

wenn ich mich richtig entsinne, so hat es damals eine Rolle gespielt, dass der RAB versprochen hatte, die Fahrzeuge in Tübingen zu warten. Ansonsten wäre wohl das BW aufgegeben worden. Die HzL wäre sicherlich nicht weg von Gammertingen. Dass man dies heute vermutlich bereut, dürfte schon so sein. Wozu der Landkreis sich nicht durchringen konnte, das macht jetzt das Land. Die drehen der DB-Regio den Saft ab. Ich halte es für möglich, dass der Verkehrsbetrieb Württemberg der DB-Regio aufgegeben wird, weil er nichts mehr zu fahren hat. Aus DB-Kreisen heißt es dann, die haben wohl was gegen uns. Wen würde es wundern? Wer solche Leistungen abliefert, kriegt halt die Quittung dafür.

Völlige Zustimmung zu Deinen Ausführungen zur Kulturbahn. Das was die NVBW oder die DB im Falle von SEV-Verkehren macht, ist glatt ein Witz. Die SEV-Fahrpläne sind so gestrickt, dass die durchgängigen Beförderungsketten, mit denen so gut wie niemand fährt, klappen, also von Tübingen über Horb nach Nagold, dass aber die Anschlüsse, die wirklich gefragt sind bzw. waren, abgehängt werden, nämlich in der Relation Singen - Horb - Tü/RT.

Auch im Detail erkennt man Fehler: So enden die Zwischentakte auf der Kulturbahn neuerdings in Nagold Bahnhof, fahren dann leer nach Nagold Mitte und starten dort wieder in Richtung Pforzheim. Dadurch entwertet man den gut gehenden Halt Nagold-Mitte, wobei das Ministerium zugesagt hatte, dass die Zwischentakte (nach Hochdorf) bis auf Weiteres bleiben und nur dann entfernt werden sollten, wenn sich auch mehrere Jahre keine Fahrgastentwicklung einstellt, die den Zielvorgaben des Konzepts 2025 entsprechend ausfallen. Und zur Neckartalbahn spare ich mir lieber weitere Kommentare.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Tannenrainer
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Re: Ein Sechser im Lotto....

Beitrag von Tannenrainer »

Vielfahrer hat geschrieben: Und zur Neckartalbahn spare ich mir lieber weitere Kommentare.
Mir fällt dafür grad noch was ein: Als im Frühjahr die Murks-Planungen für den Abschnitt Tübingen-Horb der KBS 774 für den Fahrplan 2015/16 auftauchten, schrieb ich kurzerhand die NVBW an, um meinen Unmut darüber zu äußern. Immerhin erhielt auch eine Antwort, in der unter anderem folgender Satz fiel:

"Die von Ihnen angesprochene Durchbindung Tübingen-Pforzheim hat erheblich mehr
verkehrliche Aufgaben. Dieser Zug hat in Hochdorf Anschluss nach Freudenstadt und
damit erhält man auch schnelle Verbindungen auf der Achse Reutlingen-Tübingen-
Rottenburg-Freudenstadt-Offenburg."

Allen Ernstes: Um von Reutlingen nach Offenburg zu gelangen, würde ich heutzutage nicht mal im Entferntesten daran denken, eine Bahnfahrt mit dreimaligem knappem Umstieg (Tübingen: 4 Minuten Übergang, Hochdorf: 6 Minuten Übergang, Freudenstadt: 2 Minuten Übergang) anzugehen... die Chance, daß einem auf dieser Verbindung ein Zug vor der Nase wegfährt, dürfte recht hoch sein!

In den 80ern übrigens konnte man noch umsteigefrei im durchgehenden Eilzug von Reutlingen nach Offenburg fahren und bis vor wenigen Jahren mit der berühmt-berüchtigten Touring-Buslinie (Nummer weiß ich nicht mehr) auf der Relation Reutlingen-Freudenstadt-Straßburg...

Gruß
Tannenrainer
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Re: Ein Sechser im Lotto....

Beitrag von KBS720 »

Hallo,

dieses ewige hier im Forum genörgele geht mir auf den Keks. Wer bestellt den Nahverkehr? Hast du denen das auch so vorgelegt? Ich hoffe es doch stark. Und sich dann noch freuen wenn Regio im Schwaben dichtmachen kann, sehr soziale Einstellung! Bei den vieöseits angepriesenen Landeseigenen Bahnen ist auch nicht alles Gold was glänzt.

Ich sehe hier die Politik in der Schuld und nicht die EVU! Immer noch günstiger auf immer noch kastrierten Bahnanlagen. Aber für euch Theoretiker kein Problem funktioniert ja und dann kommt die Praxis und das böse erwachen. Dann sind plötzlich die wo draußen das umsetzen was irgendwelche Bürofuzzies sich ausgedacht haben, die bösen.

Grüße Andreas
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Re: Ein Sechser im Lotto....

Beitrag von Vielfahrer »

...und mir gehen eben die Leistungen, für die ich teuer bezahle bzw. bezahlt habe, auf den Keks. Es ist eben kein Akt der Gnade, dass mal ein Zug pünktlich oder überhaupt verkehrt. Einem Leistungen zu verkaufen, die das doppelte oder dreifache an Zeit benötigen, wie offeriert wird, grenzt an Betrug. Dass gelegentlich mal was schief geht, dafür habe ich Verständnis, ich finde es sogar lustig, wenn mal einer die Weiche falsch gestellt hat und der IC von Singen in Hattingen in Richtung Immendingen anstatt Tuttlingen fährt. Passieren tut da ja nichts, außer das die paar Fahrgäste im IC halt ungefähr eine Stunde später ans Ziel kommen oder ihre Anschlüsse eine Stunde später kriegen.

Aber dass man 3 Tagen hintereinander die 612er (aus der Nachtruhe) überhaupt nicht an den Bahnsteig stellen kann, am dritten Tag dann einen RegioShuttle auftreibt, den man vermutlich bei der ohnehin voll ausgelasteten Ammertalbahn weglässt, denn die Reisenden dort sind das ja längst gewohnt, lässt tief blicken. Und ob die ständigen Türstörungen durch Vandalen oder mangelhafte Wartung verursacht werden, dürfte auch letztes zutreffen. Dass in Ulm auf ein halbes Jahr bezogen 55% der ICE-Verbindungen in Richtung Friedrichshafen den Anschluss nicht kriegen, dass in Plochingen oder Herrenberg man besser 30 oder 60 Minuten mehr an Zeit kalkulieren muss und selbst dann gelegentlich noch nicht immer wie erwartet ankommt, hat nach meinem Verständnis gar nichts mit Politik zu tun. Vermutlich ist es auch die Politik in den Augen mancher, die die Dienstpläne so macht, dass der 6:41-Uhr-Zug ab Rottweil ständig unpünktlich in Richtung Singen startet. Der Schaden, der da fast jeden Morgen angerichtet wird, geht auf keine Kuhhaut. Allen Ernstes werden inzwischen zunehmend Stimmen laut, die in der Schiene (DB-Fernverkehr, DB Regio, RAB, HzL, DB-Netz, DB Station&Service) den größten Störfaktor der regionalen Mobilität sehen und sich nach Zeiten zurück sehnen, als Busse noch die Grundlast in der Region gefahren haben. Einzig über die Schwarzwaldbahn sind praktisch keine oder nur selten Klagen zu vernehmen und das trotz nur etwa halb so hoher Subvention pro Zugkilometer. Hätte die Politik es zugelassen, die DB hätte vor einigen Jahrzehnten am liebsten die zweigleisige Schwarzwaldbahn auf ein Gleis zurückgebaut. Gleiche Ansätze hat sie auch auf der Allgäubahn verfolgt. Der Tunnel in Oberstaufen sollte nach DB-Vorstellungen auf ein Gleis zurückgebaut werden. Die Bahnhöfe in Mühlen (b. Horb) und in Bad Niedernau, die ferngesteuert vom Stellwerk Rottenburg aus bedient wurden, hat man abgebaut und Bieringen (b. Horb) hätte man längst abgebaut, wenn nicht das Land den Fahrplan so konzipiert hätte, dass wenigstens eine Kreuzung am Tag das verhindert. Es ist übrigens auch die Politik, die die Breisgau-S-Bahn möchte und dazu die Strecke Donaueschingen - Neustadt elektrifiziert. Ich bin mir sicher, hätte man die DB wirtschaften lassen, so gäbe es seit Jahrzehnten in der Fläche keinen Schienenverkehr mehr. Vielleicht kann sich der eine oder andere noch an die Zeiten erinnern, als die DB das betriebswirtschaftlich optimale Netz propagierte. Rottweil - Villingen gab es nicht mehr, die Strecke Ulm - Immendingen endete in Ehingen(Donau), das Nagoldtal wäre ohne Zugverkehr, der Freudenstädter Stern komplett weg, Tübingen-Horb war aufgegeben, In der Region Neckar-Alb gab es nur noch die Stichstrecke Plochingen - Tübingen. Letztlich waren es solche Denkansätze, die die Politik dazu bewogen haben, mit der Bahnreform diesem Treiben Einhalt zu gebieten. Es fanden sich politische Mehrheiten, die der DB die Ausgleichsmittel nach der EU-Verordnung 1191/69 weggenommen haben und sie in Form von Regionalisierungsmitteln den Ländern zur Verfügung gestellt haben. Leider ist man dem damaligen Bundesverkehrsminister Bodewig nicht gefolgt und hat das Netz der DB belassen. Das ist der dürfte Fehler dieser ansonsten gelungenen Bahnreform gewesen sein.

Im Personenverkehr öffnet sich nun der Markt auch im Ländle. Es kommen neue Anbieter auf die Gleise, die ihre Chance haben sollen und hoffentlich auch nutzen. Wenn dadurch der bisherige Platzhirsch DB-Regio so dezimiert wird, dass er sich als eigenständiger Verkehrsbetrieb nicht mehr halten kann, so muss er halt schauen, wie er sich angesichts dieser neuen Zeit organisiert und aufstellt.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Tannenrainer
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Re: Ein Sechser im Lotto....

Beitrag von Tannenrainer »

KBS720 hat geschrieben:Hallo,

dieses ewige hier im Forum genörgele geht mir auf den Keks. Wer bestellt den Nahverkehr? Hast du denen das auch so vorgelegt? Ich hoffe es doch stark. Und sich dann noch freuen wenn Regio im Schwaben dichtmachen kann, sehr soziale Einstellung! Bei den vieöseits angepriesenen Landeseigenen Bahnen ist auch nicht alles Gold was glänzt.

Ich sehe hier die Politik in der Schuld und nicht die EVU! Immer noch günstiger auf immer noch kastrierten Bahnanlagen. Aber für euch Theoretiker kein Problem funktioniert ja und dann kommt die Praxis und das böse erwachen. Dann sind plötzlich die wo draußen das umsetzen was irgendwelche Bürofuzzies sich ausgedacht haben, die bösen.

Grüße Andreas

Guten Morgen,

eins gleich mal vornewg: Ich weiß nicht, was Du unter einem "Theoretiker" verstehst, ich für meinen Fall jedenfalls bin seit bald 40 Jahren regelmäßiger und (noch!) überzeugter Nutzer von Bussen und Bahnen, fühle mich also eher als Praktiker denn als Theoretiker, und habe zudem einige Zeit bei eben jener Firma gearbeitet, die heute (leider) nur noch ein Schatten dieses Unternehmens darstellt, das früher einmal "Deutsche Bundesbahn" hieß!

Ja, das Land bestellt den Nahverkehr, EVU bewerben sich dafür und bekommen dann den Zuschlag, Verkehre zu erbringen. Nun ist für mich als täglicher ÖPNV-Nutzer mit fast täglichem Kontakt zum EVU DB (in meinem Fall: RAB) mehr als auffällig, wie wenig Mühe sich dieses EVU gibt, um auch nur annähernd als "zuverlässig" gelten zu können! Das ist so und hat nichts mit "Genörgele" zu tun! Sondern damit, daß ich und alle anderen Fahrgäste für teures Geld eine Fahrkarte (=eine Leistung) erkauft haben, die häufig nicht oder eben nur unvollständig erbracht wird.

Und, wie Vielfahrer es auf den Punkt gebracht hat: Hätte man der DB freie Hand gelassen, wäre heute ein Großteil des heute noch vorhandenen und befahrenenen Netztes längst abgebaut, würde ein Großteil der heute vorhandenen Arbeitsplätze bei allen Eisenbahnunternehmen gar nicht mehr existieren und wäre der Verkehr auf den Straßen längst kollabiert!

Gruß
Tannenrainer
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Re: Ein Sechser im Lotto....

Beitrag von Tannenrainer »

KBS720 hat geschrieben: dieses ewige hier im Forum genörgele geht mir auf den Keks.

Und ganz prinzipiell zu diesem Forum:

Ich für meinen Teil schaue sehr regelmäßig und sehr gerne ins Bahnkutscherforum, weil hier immer wieder interessante Fakten, aber auch tolle Bildberichte veröffentlicht werden.

Es ist mir unklar, wie Du ein Eisenbahnforum definieren würdest. Die immergleichen Meldungen " Lok xy hängt heute an Zug xy" wären meiner Meinung auf Dauer etwas dürftig, um ein Forum attraktiv und spannend zu gestalten, insofern freue mich sowohl über die Beiträge von Vielfahrer, die mir als Fahrgast und als verkehrspolitisch Interessierter aus der Seele sprechen, als auch über viele schön aufbereitete Fortoberichte (z.B. von Karl Müller oder Guru), die mich als "Eisenbahnfuzzi" (eigentlich hasse ich diesen Begriff, aber ich bin halt auch einer...) ansprechen. Würde ich über einen Scanner verfügen, hätte ich schon längst mal aus meinem Dia-Fundus einige meiner fotografischen "Ergüsse" eingestellt, aber so wird`s wohl noch eine Weile dauern...

Von dem her, KBS 720, wirst Du mein und auch Vielfahreres "Genörgele" wohl oder übel ertragen müssen, sofern Du nicht einfach vorher wegklickst, wenn Beiträge von mir im Forum auftauchen... das steht ja jedem frei!

Nochmal Gruß
Tannenrainer
Karl Müller
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Re: Ein Sechser im Lotto....

Beitrag von Karl Müller »

Tja, viel gesagt wurde schon vor mir.
Leider ist es so das der ÖPNV nicht mehr zuverlässig ist.

Und, zu den Ausschreibungen,- Verlusten von DB REGIO, mag sein wie es ist, schlußendlich baden es oft (nicht immer) die Mitarbeiter vor Ort aus.
Übrigens - DB REGIO hin oder her - was das für Auswirkungen haben kann wenn manche Strecken komplett von einem anderen Betreiber bedient werden, das scheint so manchem nicht klar zu sein!?

Als da wären- Fahrkartenschalter und Automaten. Werden dann ggf von der DB abgebaut.

Oder, das beim VVS andere "player" mit am Tisch sitzen als nur SSB und DB Regio.

Kein TF (oder KIN)kann was dafür wenn die Weichen vereist sind, wenn der Übergang von einer Leistung auf die Andere knapp ist,
wenn mal wieder Türen ausfallen und und und....

Er bekommt es voll und ganz zu spüren, den Unmut der Fahrgäste, wenn aufgrund eines Zugausfall mal wieder doppelt und dreifach soviele mitfahren wollen/müssen.

Die Personalknappheit, welches so manches Manko verursacht, ist politisch bedingt ( =Ausschreibungen?), bei den Bahnen herrschte selten, ganz selten Personalüberschuß. Und Fahrzeuge? Werden weggespart.

Es ist ganz einfach - in den eigenen PKW reinsitzen, wegfahren, gut isch. Klimaanlage an, Radio an. Keine lästigen Mitfahrer (=soziale Kontakte), keine kaputte Heizung, nur du selbst.

Und, ganz was neues: Es liegt Schnee, Frostig ist`s auch, dazu der politisch gewollte FEINSTAUBGEDÖNS in Stuttgart - und, mal wieder versagen ab und zu die Öffis.

Wer da umsteigt und zum ersten mal fährt - fährt nie wieder, es ist jedes Jahr dasselbe!

MFG Olek
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