unter der KBS-Nummer 754 findet sich die 2009 von den Kommunen reaktivierte und seit 2011 immer im Sommer regelmäßig von Radexpress-Ausflugszügen befahrene Nebenstrecke Altshausen - Pfullendorf; diese gehörte bislang noch der DB Netz AG und war an die Anliegerkommunen verpachtet. Die Betriebsführung erfolgt durch die Kommunen und Regie eines hier nicht ganz unbekannten Eisenbahnbetriebsleiters.
Wie der Südkurier berichtet, wollen die Gemeinden die Strecke nun von DB Netz abkaufen:
Gemeinden wollen Bahnstrecke kaufen
Die an der Bahnstrecke liegenden Kommunen Pfullendorf, Ostrach und Altshausen wollen die Strecke kaufen.
Auf der Bahnstrecke zwischen Altshausen und Pfullendorf verkehrt seit Jahren bekanntlich nur noch der Ferienradexpress und eine Reaktivierung der Personenbeförderung erscheint utopisch. Aber vielleicht erfährt der Gütertransport auf der Schiene eine Renaissance oder die Strecke kann touristisch noch besser genutzt werden und um sich alle Optionen offen zu halten, haben sich die Anrainergemeinden Pfullendorf, Ostrach und Altshausen entschlossen, den rund 25 Kilometer langen Streckenabschnitt zu kaufen. Bürgermeister Thomas Kugler und Ostrachs Rathauschef Christoph Schulz bestätigten auf Anfrage des SÜDKURIER, dass die Vertragsverhandlungen mit der Deutschen Bahn schon weit gediehen sind und noch vor der Sommerpause eine Entscheidung getroffen werden soll.
Die Gemeinden haben die Strecke von der Bahn gepachtet, wobei der Vertrag im Jahr 2009 um sechs Jahre verlängert wurde und 2015 ausläuft. „In dem Vertrag ist ein Ankaufsrecht enthalten“, erklärt Kugler, dass die Pachtgemeinden sich mit dem etwaigen Kauf alle Optionen für die künftige Nutzung offen halten. Ein weiterer Anreiz für die Aufnahme von Vertragsverhandlungen mit der Eigentümerin Deutsche Bahn ist dem Umstand geschuldet, dass ein auswärtiges Unternehmen Interesse am Gütertransport hat. In jedem Fall wird der Radexpress weiter rollen und am provisorischen Bahnhof am Stadtgartenvorplatz halten. Sollten die Nutzungsoptionen nach fünf oder zehn Jahren nicht tragen, könnte man die Gleise abbauen und auf dem Bahndamm auch einen Radweg bauen. Finanziell würde der Streckenkauf für die Gemeinden keinen Mehraufwand bedeuten, erläutert Kugler.
Und unter http://www.radexpress-oberschwaben.de gibt es mehr Infos zum Radexpress, zur Strecke und zu Sehenswürdigkeiten, u.a. eine sehenswerte Fotogalerie. Am So., 10. Mai 2015 wurde der Radexpress mit einer dreiteiligen Schienenbuss-Einheit (798+998+998) gefahren; eine schöne Sonderseite mit Fotos davon gibt's unter http://www.radexpress-oberschwaben.de/nebenbahnidylle.
Hallo,
hier noch ein weiterer Zeitungsartikel zum Kauf der Bahnstrecke Altshausen - Pfullendorf und zur möglichen Güterverkehrs-Reaktivierung nach Ostrach:
Bis Ende des Jahres sollen die Güterzüge rollen
Unternehmer will Umladestation für Container in Ostrach bauen
(Sebastian Korinth) Die Kommunen Pfullendorf, Ostrach und Altshausen haben für 300000 Euro die zwischen ihnen verlaufende Bahnstrecke gekauft. Das Ziel sei es, dort wieder den Güterverkehr auf die Schiene zu bringen, sagten die Bürgermeister Thomas Kugler, Christoph Schulz und Patrick Bauser bei einem Pressegespräch am Dienstag in Pfullendorf. Dreh- und Angelpunkt ist eine Umladestation für Container, die bis Ende dieses Jahres in Ostrach entstehen soll.
Ein Jungunternehmer sei sowohl am Bau der Umladestation als auch am Container-Transport von Seehäfen in Norddeutschland nach Ostrach interessiert, sagte Ostrachs Bürgermeister Christoph Schulz. Zwar seien noch keine Verträge unterschrieben, allerdings könnten – wenn alles nach Plan läuft – noch vor Ende dieses Jahres die ersten Züge ankommen. In Ostrach würden die Container auf Lastwagen umgeladen und an ihren Zielort im Großraum Bodensee geliefert. Für den Anfang rechne der Unternehmer mit der Ankunft von drei Zugpaaren pro Woche. (...)
Zurzeit fahren nur Ausflugszüge
Damit, dass auf den Gleisen in naher Zukunft auch wieder regelmäßig Personenzüge fahren, sei vorerst nicht zu rechnen, sagte Pfullendorfs Bürgermeister Thomas Kugler. „Die Strecke liegt quer zu den täglichen Verkehrsströmen“, ergänzte Gerhard Schnaitmann von der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg. Langfristig gesehen hielten sich die Kommunen mit dem Streckenkauf immerhin die Option auf Personennahverkehr offen. „Nur dort, wo wir uns diese Option erhalten, kann sich auch etwas entwickeln“, sagte Schnaitmann. Derzeit sind auf der Strecke lediglich Ausflugszüge unterwegs.
Bislang hatten die Stadt Pfullendorf und die Gemeinde Ostrach die etwa 25 Kilometer lange Bahnstrecke gepachtet. Bei der Unterzeichnung des Pachtvertrags ließen sich die Kommunen aber ein Ankaufsrecht einräumen. Dieses wäre Ende 2015 ausgelaufen. „Dann wäre der Preis frei verhandelbar gewesen“, sagte Thomas Kugler. Dem wollten die Bürgermeister nun vorbeugen.
Allerdings sprach noch ein weiteres Argument für den Kauf: „Für den Unterhalt der Strecke gibt es Zuschüsse vom Land. Diese bekommen aber nur die Eigentümer und nicht die Pächter“, sagte Eisenbahnbetriebsleiter Frank von Meißner. Zwar nehmen die Kommunen in Zukunft Nutzungsentgelte durch die Ausflugszüge und durch die geplanten Güterzüge ein. „Durch die Landeszuschüsse ergeben sich aber ganz andere finanzielle Spielräume“, sagte von Meißner.
Viel investieren müssen die Käufer aber erst einmal nicht. „Die Strecke befindet sich in einem soliden Zustand“, sagte Frank von Meißner. Der regelmäßige Zugverkehr könne ohne größere Arbeiten direkt wieder aufgenommen werden. Die Hoffnung der Bürgermeister: Nimmt der Container-Terminal in Ostrach erst einmal den Betrieb auf, wächst nach und nach auch wieder das Interesse am Güterverkehr auf der Strecke. (...)
Am Rande der heutigen Sitzung der Interessengemeinschaft Südbahn in Friedrichshafen wurde auch über den Container-Verlad in Ostrach gesprochen. Bezeichnenderweise scheint es ein "Schweizer" Jungunternehmer zu sein, der diesen Container-Bahnhof betreiben möchte. Dabei soll auf ein anderes Umschlagsystem als üblich gesetzt werden, welches das Umsetzen vom LKW auf einen Tragwagen (horizontaler Umschlag) erheblich erleichtert.
Es ist nur zu hoffen, dass es mit dem Güterverkehr, der sich generell stark in der Expansion befindet, auch auf der Schiene hier und da aufwärts geht. Die Prognosen sprechen da einhellig leider eine andere Sprache. Beispielsweise wird in Wolfurth der Güterumschlag zukünftig deutlich erweitert, schienenseitig allerdings ohne Perspektive in Richtung Norden. Gummi auf Asphalt ist hierzulande einfach billiger.
Diskutiert wurde auf einer Verkehrsausschusssitzung im Take-off-Gewerbegebiet unlängst der Einsatz von Lang-LKW mit bis zu 25,5 m Länge. Diese sind in Baden-Württemberg nur auf sehr wenigen Straßen zugelassen, z.B. auf der A 81 bis Herrenberg aus Richtung Heilbronn und auf der A 8. Die Lang-LKW sind allerdings nicht schwerer als 40 bzw. 44 t, haben also kein höheres Achslastgewicht (Straßenabnutzung vergrößert sich deshalb nicht, Treibstoffeinsparung ist jedoch gegeben). Es gab aber Forderungen, das Gewicht solcher LKW auf bis zu 65 t wie in Nordeuropa (Schweden) hochzustellen. Interessanterweise hat sich der Daimler-Konzern nicht dafür ausgesprochen.
Die erfreuliche Entwicklung im Güterverkehr kann eventuell auch im Personenverkehr der Stadt Pfullendorf zustande kommen, allerdings nicht auf der Schiene, die dafür viel zu langsam wäre und der Personenverkehr auch nicht nach Altshausen - Aulendorf ausgerichtet ist. So wird derzeit überlegt, ob man dem Angebot des Landes, zwischen Sigmaringen und Überlingen via Pfullendorf eine Regio-Schnellbus einrichten soll, näher treten soll. Die Fahrzeit von Sigmaringen bis Überlingen würde nur bei ca. 1 Stunde liegen (ab Sigmaringen bis Pfullendorf bei ca. 25 Minuten). Nach Landesstandard müsste von 6 - 24 Uhr täglich gefahren werden und das Angebot gut in Sigmaringen und Überlingen mit Donaubahn, Zollernbahn und Bodenseegürtelbahn vernetzt sein. Das Landesprogramm sieht so aus, dass 50% des Abmangels einer solchen Regio-Buslinie übernommen würden.