Fridinger hat geschrieben:
Was war dann eigentlich das eigentliche Motiv, die Station Rottenacker zum jetzigen Zeitpunkt schon wiederzubeleben, wo es nur unvertaktete Angebote (15 Zughalte pro Werktag, ca. die Hälfte davon enden im benachbarten Munderkingen) und keinen Busanschluss in ggf. benachbarte Gemeinden gibt und die Regio-S-Bahn noch in ziemlich weiter Ferne liegt? Mich würde es nicht wundern, wenn DB Station&Service die Station bei dem jetzigen Verkehr in ein paar Jahren wieder dicht machen wollte.
Der Wunsch der Rottenacker Bürger nach einem Zughalt besteht schon sehr lange. Bekanntlich aber hat das Land die RB-Züge konsequent nur bis Ehingen/Donau bestellt. Weiter nach Westen verkehren die nur RE-Züge, die aus Fahrzeitgründen in Rottenacker (wie auch in Ertingen) nicht halten können.
Die Frage von Zughalten war daher schon lange mit der Frage von zusätzlichen Zugkilometerleistungen verknüpft. Nunmehr war das Land seit einiger Zeit bereit, gewisse Mehrleistungen bis/ab Munderkingen anzubieten. Diese eignen sich für Zughalte in Rottenacker. Dann aber hat DB Station & Service nicht mitgespielt. Nicht in diesem, aber in einem anderen Zusammenhang (Ringzug) hat mir mal ein führender DB-Mitarbeiter erklärt, dass man das, was man betriebswirtschaftlich gewinnbringend beseitigt hätte, ganz sicherlich nicht nochmals betriebswirtschaftlich gewinnbringend wieder reaktivieren könnte. Irgendeiner würde da was falsch machen. (Fragt sich nur wer?)
Die Reaktivierung von Rottenacker lief fast wie Krimi ab, wenn ich das als Außenstehender mal so bezeichnen mag. Geendet hat das damit, dass DB Station & Service versprochen hat, den Bahnsteig neu zu bauen. Dass dies im Gegensatz zu den ersten Ankündigungen nicht Jahre oder gar Jahrzehnte gedauert hat, sondern plötzlich recht rasch ging, hängt vielleicht auch damit zusammen, dass sich ein andere bereit erklärt haben, den Bahnsteig zu bauen. Vielleicht war auch die politische Konstellation günstiger als zu anderer Zeit. Kann ich nicht beurteilen, ob das eine Rolle gespielt hat.
Auf jeden Fall hat die Gemeinde ihre Chance gewittert und ist dran geblieben. Es würde Rottenacker nichts nützen, wenn sie bis auf die Umsetzung der Regio-S-Bahn Donau-Iller warten müssten. Da gehen vermutlich noch Jahre ins Land. Mobilitätsbedürfnisse müssen aber so früh wie möglich attraktiv bedient werden, um die Kunden daran zu gewöhnen.
Für denjenigen, der von Rottenacker weiter als nach Ehingen in Richtung Ulm pendelt, ist das Angebot mit Sicherheit jetzt schon besser als bislang, da der Umstieg vom Bus auf den Zug in Ehingen entfällt und das ganze mit einer Fahrtzeitverkürzung verbunden ist. Ebenso verkehren sich zu gewissen Tagesrandlagen, wo gar keine Busse mehr verkehren (weil es sich nicht lohnt?) jetzt Züge, was auch einen Mehrwert aus Fahrgastsicht darstellt.
Also wurde richtig entschieden, die Halte jetzt schon zu ermöglichen. Rottenacker ist der Einstieg in ein verbessertes und neu zu strukturierendes ÖPNV-Angebot im Alb-Donau-Kreis. Ein schönes Beispiel, wie kommunale Weitsichtigkeit den ganz anders aufgestellten DB-Konzern zum Handeln bringt. Weißenhorn war ja auch so ein schönes Beispiel. Die DB legt die Strecke endgültig still und bietet sich vorschriftsgemäß anderen Interessenten an. Die SWU greifen zu und machen ein Schmuckstückchen daraus. Der 40 Jahre stillgelegte Verkehr blüht auf und die ganze Raumschaft mit, weil alle Busse auf die entsprechenden Knotenzeiten ausgerichtet wurden. Statt Schülerverkehren gibt es jetzt Taktverkehre bis 24 Uhr an 7 Tagen in der Woche auf vielen Strecken.
Die Fahrgastprognosen wurden schon im ersten Jahr übertroffen, selbst die Betreiber der Buslinien reiben sich die Augen, was in der Fläche geht, insbesondere auch bei den flexiblen Spätkursen ab Bahnhof Weißenhorn ins Umland.
Viele Grüße vom Vielfahrer