Zukunft der Buslinie Reutlingen - Riedlingen - Isny unklar

Sonstiges, worüber man sich das "Maul" zerreisen kann.
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Vielfahrer
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Zukunft der Buslinie Reutlingen - Riedlingen - Isny unklar

Beitrag von Vielfahrer »

Während laufauf, landab immer mehr Fernbuslinien im Entstehen sind, scheint es an der Ausschreibungsfront der örtlichen Aufgabenträger genau umgekehrt zu laufen. Von Bad Buchau aus gibt es eine Buslinie nach Reutlingen (früher ging sie sogar bis nach Stuttgart) und von dort aus über Riedlingen - Aulendorf - Bad Wurzach - Leutkirch nach Isny und umgekehrt wieder zurück nach Reutlingen und am Abend dann wieder nach Bad Buchau. Der Landkreis Biberach hat nun per Vorabinformation den eigenwirtschaftlichen Wettbewerb der kompletten Leistung zwischen Riedlingen und Aulendorf in Gang gesetzt. Durchaus ist denkbar, dass ein anderes Unternehmen die Ausschreibung gewinnt, was letztlich gleichzusetzen wäre mit einem Ende der Linie Reutlingen - Isny und zurück, gefahren vom Standort Bad Buchau. Die Streckenteile Riedlingen - Reutlingen und Aulendorf - Isny sind nämlich nicht Gegenstand des Wettbewerbs.

Dabei gibt es zwischen Reutlingen und Riedlingen keine geeignete andere Verbindung. Über Tübingen - Balingen - Albstadt - Sigmaringen ist man mit dem Zug mehr als doppelt so lange unterwegs, über Plochingen - Ulm sogar noch länger.

Zwei weitere Buslinien befinden sich derzeit in einem analogen Verfahren, die Linie Riedlingen - Pflummern - Friedingen - Dürrenwaldstetten - Ittenhausen - Pistre und die Linie Langenenslingen - Friedingen - Dürrenwaldstetten - Ittenhausen - Pistre.
Noch kein Ergebnis ist über den Stand des wettgewerblichen Verfahrens der anderen Riedlinger Buslinien incl. des Stadtverkehrs bekannt. Die Frist für die Abgabe eigenwirtschaftlicher Angebote ist schon vor Monaten abgelaufen.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Tannenrainer
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Re: Zukunft der Buslinie Reutlingen - Riedlingen - Isny unkl

Beitrag von Tannenrainer »

Hallo Vielfahrer,

man kann sich heute natürlich schon die Frage stellen, ob es angesichts des gut ausgebauten SPNV-Angebots auch im ländlichen Raum noch zeitgemäß ist, eine "Fern-"Buslinie wie die Linie 7556 Reutlingen-Isny aufrecht zu erhalten...

Andererseits waren gerade diese Linien, von denen es vor 20, 25 Jahren noch einige weitere gab, wie z.B. die Linie 1071 Tübingen-Münsingen-Biberach-Lindau oder etwa 7628 Tübingen-Horb-Freudenstadt damals für mich als Jungspund ohne finanzielle Mittel herzlich willkommen, um per Schülerferienticket (ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, wie das Ding damals tatsächlich hieß...) in den Sommerferien die ersten Ausflüge im näheren und auch weiteren Umkreis zu unternehmen.

Die Crux an der Geschichte war nämlich die, daß dieser Fahrschein zwar auf allen Buslinien (auch den Bahnbussen) und zusätzlich in den Zügen der nichtbundeseigenen Eisenbahnen (HzL, SWEG, WEG etc.) galt, nicht jedoch in den Zügen der DB, so daß das damals noch existente Omnibuskursbuch wichtige Dienste leisten mußte, damit man ohne extra zu löhnen beispielsweise die WEG-Nebenbahn Gaildorf-Untergröningen besuchen konnte... was tatsächlich geklappt hat!

Und als Nebeneffekt hat sich so mein bevorzugtes Interesse für eben diese "Privatbahnen" herauskristallisiert!

So kam es auch, daß ich in den frühen Neunzigern so ziemlich jede stillgelegte (und überwiegende abgebaute) Nebenbahn in Oberschwaben und im Allgäu abgeklappert habe, ganz einfach dadurch, daß es die beiden Linien 1071 und 7556 gab, womit eine praktische (und vor allem preisgünstige) Anreise möglich war... abgesehen davon waren damals die Fahrpläne auf den dortigen DB-Strecken meist hundsmiserabel (KBS 753, 766), so daß diese Buslinien tatsächlich auch ihre Daseinsberechtigung hatten!

Lang, lang ist`s her, heute fahre ich mittels Netzkarten wie naldo-Ticket oder auch BaWü-Ticket dann doch auch lieber mit den schnelleren Zügen... wobei man so natürlich nicht mehr in den Genuß kommt, Ortschaften wie Tigerfeld oder Bremelau kennenzulernen!

Gruß
Tannenrainer
Vielfahrer
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Re: Zukunft der Buslinie Reutlingen - Riedlingen - Isny unkl

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Tannenrainer,

das sehe ich ähnlich wie Du. Aber einige Linien fehlen schon sehr. Etwa von Bad Urach über Münsingen nach Ehingen/Donau - Biberach/Riß oder eben von Reutlingen über Zwiefalten nach Riedlingen, ebenso wäre auf der Strecke von Bad Urach nach Laichingen ein besseres Angebot sinnvoll, zumal Laichingen - Blaubeuren und weiter nach Ulm mit der Donautalbahn im Stundentakt flutscht.

Langläufer-Linien von Regionalbussen haben sich tatsächlich überlebt. Früher gab es ja die Linie Stuttgart - Böblingen - Herrenberg Berliner Str. (nicht Bahnhof Herrenberg!) - Nagold - Altensteig - Pfalzgrafenweiler - Freudenstadt - Alpirsbach - Hausach - Haslach - Elzach - Waldkirch - Freiburg. Die S-Bahn, der Freudenstädter Stern und die Breisgau-S-Bahn haben diese Linie in Teilen ersetzt. Gewisse Verbesserungen scheinen zwischen Haslach und Elzach zu kommen, so dass man einigermaßen gut fahren kann.

Eine der schönsten Linien im Ländle führte von Baden-Baden über das Kurhaus Sand nach Freudenstadt, weiter durch das Kinzigtal nach Wolfach - Hausach und über Triberg - Furtwangen - Thurner - Hinterzarten nach Feldberg-Bärenthal - Schluchsee - Bonndorf - Stühlingen - Schaffhausen (am Rheinfall). Sie hatte den Namen "Schwarzwald-Post".

Eine andere Linie verband Rottweil über Spaichingen - Tuttlingen - Meßkirch - Pfullendorf mit Ravensburg und viele Jahre lang gab es auch die Linie Stuttgart Hbf - Flughafen - Tübingen - Balingen - Rottweil - Schwenningen - Bad Dürrheim - Donaueschingen - Neustadt - Feldberg - Todtnau - Schopfheim - Basel. Auf bestimmten Teilstrecken waren diese Buslinien eine sehr gute Ergänzung zum Schienennetz.

Ganz stark verloren haben Städte wie Blumberg. Es gab mal die Buslinie Waldshut - Stühlingen - Blumberg - Donaueschingen, die Linie Schwenningen - Bad Dürrheim - Donaueschingen - Blumberg - Bargen - Schaffhausen, Singen - Tengen - Blumberg und Blumberg - Immendingen - Tuttlingen, wobei auf der letzteren Linie nun ja ein deutlich besseres Ringzugangebot besteht.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Karl Müller
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Re: Zukunft der Buslinie Reutlingen - Riedlingen - Isny unkl

Beitrag von Karl Müller »

Morgen,

naja, also arg viele Verbindungen gibt es ja nicht - aber , sie ist die schnellste!

Bild

Bitte, vergesst nicht - die Beförderungsqualität ist nicht die gleiche! Bus und Zug sind zwei paar Stiefel!

Fahrradmitnahme beim Bus? Fehlanzeige! Warum eigentlich nicht? Es wäre eine ganzjährige Verbingung auf die Alb, unabhängig von Saisonverkehren! Das ganze müßte ein Gelenkbus sein, ggf leicht nachgerüstet für eine bessere Anbringung von Rädern.

Ganz zu schweigen von dem pünktlichen verkehren von diesen Fahrzeugen ( nein, nicht alle Busse sind immer verspätet, klaro).

Ok?

Oli
Vielfahrer
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Re: Zukunft der Buslinie Reutlingen - Riedlingen - Isny unkl

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Oli,

Dein Fahrzeitüberblick belegt das genau, was ich meine. Es dauert mit dem Zug auf der Relation Reutlingen - Riedlingen praktisch doppelt so lang, von den Fahrtkosten ganz zu schweigen. Bei einer Entfernung von ca. 55 km zwischen Reutlingen und Riedlingen kommt die Bahn da bei 2 1/2 Stunden auf eine Reisegeschwindigkeit von etwas mehr als 20 km/h. Das dürfte für den einen oder anderen mit dem Fahrrad zu toppen sein. Reutlingen ist für das Mittelzentrum Riedlingen immerhin die nächste Großstadt, also ein gewisses Verkehrsbedürfnis über die täglich 37 Berufspendler (statistisches Landesamt 2011) hinaus dürfte da schon gegeben sein. Vermutlich fahren fast alle die Strecke mit ihrem PKW, was auf der gut ausgebauten Straße in etwa 45 bis 50 Minuten möglich sein dürfte.

Viele Grüße vom Vielfahrer
abc1234

Re: Zukunft der Buslinie Reutlingen - Riedlingen - Isny unkl

Beitrag von abc1234 »

Du hast schon recht, mit dem Zug dauert es um ein Vielfaches länger, nicht nur zwischen Reutlingen und Riedlingen, auch beispielsweise von Riedlingen nach Bad Waldsee oder Bad Wurzach (letzteres per Bahn sowieso nur vom Saison-Radexpress bedient) wird man keine schnellere Verbindung finden. Da ist der Bus schon im Vorteil.

Deine Anmerkung mit den 30-40 Pendlern täglich mag ebenfalls stimmen, schaut man sich aber die Fahrzeiten mal an, wird man schnell feststellen, dass diese Zeiten eher mäßig geeignet sind: Von Riedlingen fährt ein Bus um kurz nach 5:00 Uhr (aus Bad Buchau kommend) nach Reutlingen und es gibt eine Fahrt abends um kurz vor 17:00 Uhr . Diese kommt laut Fahrplan von Isny - Leutkirch, in der Praxis wird aber zwecks Fahrzeug-/Fahrerwechsel immer in Bad Buchau umgestiegen.
In der Gegenrichtung sieht es ähnlich aus: Abfahrtszeiten in Reutlingen sind 09:18 Uhr (oben schon mal erwähnt) und 18:18 Uhr.

Auch sonst würde ich vermuten, dass kaum ein Fahrgast die komplette Strecke am Stück fahren wird, zumal man als Otto-Normal-Fahrgast auch kaum herausfinden wird, dass es sich tatsächlich um einen durchgehenden Bus handelt. Insgesamt muss man sich die Fahrten nämlich aus 4 Fahrplantabellen zusammenbasteln (7607, 272, 7554, 7551).

Früher sah das anders aus: Dort wurde die Linie noch als "Bäderbus" intensiv beworben; vom Allgäu über Bad Wurzach, Bad Waldsee, Bad Schussenried und Bad Buchau in die Landeshauptstadt. So hatten die Kurgäste auch am Wochenende die Möglichkeit, bequem an- und abzureisen oder auch mal einen Tagesausflug zu unternehmen.

Trotzdem bin ich der Meinung, dass die Linie auch heute noch durchaus ihre Berechtigung hat: Zwischen Reutlingen und Engstingen ist die Linie fest in den Stundentakt der Linie 7607 eingegliedert, zwischen Engstingen und Riedlingen sind das im Grunde genommen die einzigen durchgehenden Fahrten (abgesehen von ein paar Schulbusverkehren), zwischen Riedlingen und Aulendorf werden die Fahrten als Linie 272 nach meinen Erfahrungen ebenfalls gut genutzt und zwischen Aulendorf/Bad Wurzach und Leutkirch bzw. Isny sind die Fahrten in der Zeitlage um die Mittagszeit insbesondere auch für die Schüler von Bedeutung, die von der Schule nachhause oder zum Nachmittagsunterricht fahren.

Und noch ein Wort zum Thema Pünktlichkeit: Das Vorurteil, dass die Busse öfters unpünktlich seien, stimmt (hier zumindest) absolut nicht. Ich pendle mehrmals die Woche in diesem Bereich bzw. sehe die Busse vorbeifahren und die Fahrzeiten werden von den Fahrern trotz der langen Fahrzeit so gut wie immer eingehalten.

Viele Grüße
Tannenrainer
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Re: Zukunft der Buslinie Reutlingen - Riedlingen - Isny unkl

Beitrag von Tannenrainer »

Hallo miteinander,

eigentlich schon bemerkenswert, daß wir in einem Forum, welches schwerpunktmäßig das Bahngeschehen im Südschwarzwald beleuchtet, über die Zukunft einer Buslinie zwischen Alb und Allgäu diskutieren... das hat was!

Aber da das Eisenbahnnetz südlich von Reutlingen bis zum heutigen Tag einen großen weißen Fleck aufweist, muß an dieser Stelle eben eine Buslinie in den Fokus rücken...
Und überhaupt, würde man das Konzept aus Rheinland-Pfalz, als in den späten 90ern diverse "Fern-"Buslinien als Ergänzung zum Eisenbahnnetz (zugegebenermaßen existierten auf diesen Relationen früher durchaus Bahnverbindungen) eingeführt wurden, auch hier im Ländle verfolgen, dann wäre eine regelmäßige vertaktete Busverbindung Reutlingen-Riedlingen sicher nicht ungeeignet, um eine gewisse Netzwirkung zu erzielen...

Um nochmals 20, 25 Jahre zurückzuspringen, ich erinnere mich durchaus an damals mehr als gut besetzte Kurse auf der damaligen Linie 7556 Stuttgart-Isny, aber spätestens mit Einführung des Allgäu-Schwaben-Takts und damit auch im Oberland brauchbaren Zugverbindungen sowie attraktiven Angeboten wie dem Baden-Württemberg-Ticket wurde der Linie 7556 ebenso wie auch der genannaten Linie 1071 (Tübingen-Lindau) dann zunehmend das Wasser abgegraben...

Gruß
Tannenrainer
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Re: Zukunft der Buslinie Reutlingen - Riedlingen - Isny unkl

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Tannenrainer,

ich bin oftmals mit der 1071 von Tübingen aus nach Oberschwaben gefahren. Besonders genossen habe ich immer die durch den Fahrerwechsel bedingte Pause in Bad Waldsee, wo man ausgestiegen ist und einen Kaffee trinken konnte, ehe es weiter ging.

In einem Punkt allerdings möchte ich abc1234 widersprechen. Die 7556 verkehrt zwar noch bis/ab Isny und ist so recht und schlecht in den Takt integriert. Da aber der Produzent dieser Fahrleistungen aus Bad Buchau kommt, das ja wo ganz anders liegt, stören diese Fahrten einen richtigen Taktverkehr. Teilweise nämlich müssen Fahrzeuge leer zu bzw. weggeführt werden, weil der durchgängige Bus die Taktlagen belegt. Das ist ähnlich wie auf der Schwarzwaldbahn mit den IC-Zügen. Diese Solitäre sind für vertaktete Verkehre eher problematisch zu bewerten. Im Grund müsste man dem Isnyer Bus nämlich die durch ihn auf anderen Fahrten erzeugten Leerfahrten anlasten - und dann müsste er schier überbesetzt sein, um wirtschaftlich zu sein. Da die Leerfahrten in den Fahrplänen nicht veröffentlicht sind, fällt da so ohne weiteres nicht auf. Aber wenn man sich in die Angebotssysteme hineindenkt, stellt man echt fest, das sich Fahrpläne wie Krimis lesen.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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