Der 109 Jahre alte und 5,9 km lange eingleisige Albulatunnel der Rhätischen Bahn ist sicherheitstechnisch bedenklich. Untersuchungen der RhB haben ergeben, dass es erheblich kostengünstiger ist, 30 Meter parallel zum bestehenden Tunnel einen neuen eingleisigen Tunnel zu bauen. Entsprechende Planungen wurden inzwischen abgeschlossen und sollen ab 2014 umgesetzt werden. Gerechnet wird mit einer Bauzeit von 6 bis 7 Jahren. Der 1897 in Angriff genommene Albulatunnel I kam mit einer Bauzeit von 5 Jahren aus. Gearbeitet haben damals über 1.300 Bauarbeiter.
Der neue Albulatunnel II soll alle 500 m mit dem bestehenden Albulatunnel I verbunden werden, der anschließend als Sicherheitsstollen verwendet werden soll. Eine Sanierung des wasserführenden und im Winter vereisten Tunnels ist zu kostenintensiv.
Wie die NZZ berichtet, sind nunmehr 25 Einsprachen gegen die Maßnahme eingegangen. In 19 Fällen geht es um Entschädigungsbegehren. Je eine Einsprache stammt von den Gemeinden Bergün und Bever, wobei es hier um Infrastrukturvorhaben geht. 4 Einsprachen kommen von Privatpersonen, die sich grundsätzlich für möglichst minimale Eingriffe im Val Bever einsetzen. Wer schon mal vom südlichen Tunnelportal bei Spinas durch das Tal bis Bever entlang der Bahn gewandert ist, kann nachvollziehen, welche Befürchtungen der Tunnelneubau ausgelöst hat. In Spinas sollen Baracken und Infrastruktur für mehrere Dutzend Arbeiter entstehen. Und obwohl die RhB den Aushub per Bahn abtransportieren wollen, lässt sich ein gewisser Baustellenverkehr nicht verhindern. Die Bahn plant, Wanderer, Velofahrer und Kutschen auf den sogenannten "Märchenweg", eine Forststraße auf der linken Talseite, zu verlagern und die Feldstraße auf der rechten Seite für den motorisierten Verkehr zu reservieren. Für diesen Zweck soll die verbreiterte Feldstraße mit einem Recycling-Belag befestigt und die Forststraße leicht verbreitert und für Kutsche, Velofahrer und Spaziergänger mit Kinderwagen hergerichtet werden.
Kritisiert wird auch, dass der behindertengerechte Ausbau des Bahnhofs Spinas - die Verlängerung des Bahnsteigs auf 250 Meter - über das Ziel hinausschieße. Der Verein Pro Bever hat deshalb in der vergangenen Woche seine Bedenken auf einer Begehung, zu der er eingeladen hatte, vorgetragen. Im Laufe der Begehung mit Medienvertretern wurde aber klar, dass der Verein stark von Ängsten geprägt ist und wenig Informationen zur Hand hat. Dies erstaunt nicht, denn bisher ist der Verein Pro Val Bever weder bei der RhB noch bei der Gemeinde Bever je vorstellig geworden mit seinem Anliegen. Man kenne den Verein nur aus den Medien, erklärte der RhB-Vizedirektor und Leiter Infrastruktur Christian Florin. Tatsächlich ließen sich wohl einige Bedenken in einer Aussprache mit der RhB relativieren. Auch wäre klar geworden, dass der Wunsch nach der dritten Straße am Gewässerschutz scheitern dürfte. Erstaunen mag die Tatsache, dass von den rund hundert Vereinsmitgliedern der größte Teil aus dem Unterland stammt. Nur gerade ein Drittel kommt aus dem Engadin, davon 10 Personen aus Bever.
Bis im Herbst will die RhB die Einsprachen regeln. Wird keine Einigung erzielt, wird das Bundesamt für Verkehr eine Interessensabwägung vornehmen und entscheiden.
Viele Grüße vom Vielfahrer
Neubau des Albulatunnel II führt zu Konflikten
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