Am heutigen Tag haben sich die Verkehrsausschüsse der Industrie- und Handelskammern der Region Neckar-Alb, Nordschwarzwald und Schwarzwald-Baar-Heuberg zu einer gemeinsamen Sitzung im Bahnbetriebswerk in Gammertingen getroffen. Schwerpunkt der Sitzung waren u.a. Fragen des Güterverkehrs (KLV-Terminal) und des Bundesverkehrswegeplans. Vorstand Dr. W. Gerstner von der HzL stelle natürlich sein Unternehmen vor, welches doch im Süden des Landes Baden-Württemberg ein recht passables Aktionsgebiet aufweist. Rund 40% des Personenverkehrs entfällt auf den Ringzug, etwa ebensoviel auf die Zollernbahn. Die Bussparte trägt ca. 8,5% zum Umsatz bei, der Güterverkehr ca. 10%. Befördert werden pro Tag auf der Schiene knapp 30.000 Fahrgäste. Der Umsatz liegt nach Angaben von Dr. Gerstner bei ca. 40 Mio.€/Jahr. Die Kosten für eine neue Güterzuglok wurden mit ca. 2,5 Mio. € angegeben, die Abschreibungszeit auf 20 Jahre veranschlagt. Salztransporte und der Holcimzug sind die wichtigsten Standbeine der HzL im Güterverkehr.
Die Informationsveranstaltung war auch mit einer Besichtigung der Werkstätte verbunden, wo gerade ein blaugelber RS zur 2. HU auseinander genommen war. Er ist also 16 Jahre alt. Wie Werkleiter Datz erläuterte, dauert die HU eines RegioShuttles ca. 8 Wochen, wobei zeitweise mehrere Mitarbeiter am Fahrzeug gleichzeitig arbeiten. Grob geschätzt werden bei einer HU Ersatzteile in einer Größenordnung von 100.000.- € eingebaut. Ebenfalls aufgebockt waren ein NE 81 und zwei andere RegioShuttle. Schon lustig, wenn man die Sitze, auf denen man selbst schon oft gefahren ist, alle in Gitterboxen gestapelt sieht. HU sind alle 8 Jahre erforderlich. Nach der nächsten HU wird das Fahrzeug dann aus dem Regelverkehr genommen und dient dann eher der Reserve, weil die Nutzungszeit für die Erstverwertung auf ca. 25 Jahre begrenzt ist. Würde die HzL alle HUs ihrer Fahrzeuge nacheinander vornehmen, so müsste sie bei ihrem Fahrzeugbestand ca. 3 Jahre am Stück nichts anders machen. Aus diesem Grund werden mehrere Fahrzeuge gleichzeitig bearbeitet.
Die große Abstellhalle war am Nachmittag natürlich leer. Aber abends und insbesondere im Winter werden hier die Fahrzeuge abgestellt, so dass Graffiti-Schmierer keine Chance haben und die Fahrzeuge am Morgen auch wohltemperiert im Winter ausrücken können. Gammertingen liegt ziemlich weit ab vom Schuß, wie jeder Anreisende selbst gemerkt hat. Für die HzL ist es daher sehr wichtig, dass sie den Auftrag des Landes, den Verkehr auf der Zollernbahn wieder bedienen zu dürfen, gewinnt. Die Entscheidung darüber wird in den kommenden Wochen erwartet.
Viele Grüße vom Vielfahrer
Verkehrsausschüsse der Industrie- und Handelskammern bei HzL
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Re: Verkehrsausschüsse der Industrie- und Handelskammern bei
"Schwerpunkt der Sitzung waren u.a. Fragen des Güterverkehrs (KLV-Terminal) "
Ist damit die Studie der Region Stuttgart zu den GVZ gemeint, deren Ergebnisse kürzlich veröffentlicht wurden (Standortvorschläge Reutlingen und Eutingen) ? Oder gibt es auch Gespräche/Ernsthafte Ideen für ein zwischen der Region Stuttgart und Singen liegendes (z.B. im Dreieck Villingen-Rottweil-Tuttlingen ?
Interessant wäre auch mal was ganz neues (Cargobeamer o.ä.)
Ist damit die Studie der Region Stuttgart zu den GVZ gemeint, deren Ergebnisse kürzlich veröffentlicht wurden (Standortvorschläge Reutlingen und Eutingen) ? Oder gibt es auch Gespräche/Ernsthafte Ideen für ein zwischen der Region Stuttgart und Singen liegendes (z.B. im Dreieck Villingen-Rottweil-Tuttlingen ?
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Re: Verkehrsausschüsse der Industrie- und Handelskammern bei
Hallo Goldberger,
genau um den Standort Eutingen im Gäu ging es. Dieser wurde in der Studie von Prof. Dr. Beneken empfohlen. Die Vorgeschichte in Eutingen im Gäu ist dabei nicht uninteressant. Dort gab es ja das Projekt einer Firma, die Bahnschotter auf der Fläche der ehemaligen Gleise 4 bis 10 aufbereiten wollte. Das Projekt scheiterte jedoch vor ca. 2 Jahren an Umweltbeeinträchtigungen (Feinstaub, Lärm). Die Fläche am Bahnhof Eutingen ist günstig, da der Bahnhof weit außerhalb des Orts liegt und LKW ohne Ortsdurchfahrt von der nahen- Autobahn dorthin gelangen können. Gleichzeitig ist die B 28 (Ost-West-Verbindung) nicht weit entfernt. Wenn heute die Spediteure für überwiegend in Richtung Norden gehende Sendungen Kornwestheim anfahren, so müssen sie durch den Stuttgarter Engpass durch. Ein Verladeterminal im Süden der Region liegt damit zunächst einmal grundsätzlich nicht schlecht. Alternative Standorte waren wohl auch Plochingen und Reutlingen. Klar ist auch, dass ein KLV-Terminal ein wichtiger Standortfaktor für den entsprechenden Einzugsbereich ist. Auf Dauer nämlich werden die Straßen wegen des Wachstums des Güterverkehrs noch voller, ohne dass die Infrastrukturen entsprechend erweitert werden könnten. Um zuverlässig und pünktlich zu sein, wird man daher um eine verstärkte Inanspruchnahme des kombinierten Verkehrs gar nicht umhinkommen.
Untersuchungen in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg hatten vor einigen Jahren nur die Perspektive St. Georgen-Peterzell eröffnet. Dies hätte jedoch auch erhebliche Investitionen u.a. in Erschließungsstraßen vorausgesetzt, wobei das weitere Straßennetz mit der fehlenden B 523-Spange im Bereich Herdenen - Wöschhalde - Mönchweiler zudem noch Defizite aufgewiesen hätte.
Viele Grüße vom Vielfahrer
genau um den Standort Eutingen im Gäu ging es. Dieser wurde in der Studie von Prof. Dr. Beneken empfohlen. Die Vorgeschichte in Eutingen im Gäu ist dabei nicht uninteressant. Dort gab es ja das Projekt einer Firma, die Bahnschotter auf der Fläche der ehemaligen Gleise 4 bis 10 aufbereiten wollte. Das Projekt scheiterte jedoch vor ca. 2 Jahren an Umweltbeeinträchtigungen (Feinstaub, Lärm). Die Fläche am Bahnhof Eutingen ist günstig, da der Bahnhof weit außerhalb des Orts liegt und LKW ohne Ortsdurchfahrt von der nahen- Autobahn dorthin gelangen können. Gleichzeitig ist die B 28 (Ost-West-Verbindung) nicht weit entfernt. Wenn heute die Spediteure für überwiegend in Richtung Norden gehende Sendungen Kornwestheim anfahren, so müssen sie durch den Stuttgarter Engpass durch. Ein Verladeterminal im Süden der Region liegt damit zunächst einmal grundsätzlich nicht schlecht. Alternative Standorte waren wohl auch Plochingen und Reutlingen. Klar ist auch, dass ein KLV-Terminal ein wichtiger Standortfaktor für den entsprechenden Einzugsbereich ist. Auf Dauer nämlich werden die Straßen wegen des Wachstums des Güterverkehrs noch voller, ohne dass die Infrastrukturen entsprechend erweitert werden könnten. Um zuverlässig und pünktlich zu sein, wird man daher um eine verstärkte Inanspruchnahme des kombinierten Verkehrs gar nicht umhinkommen.
Untersuchungen in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg hatten vor einigen Jahren nur die Perspektive St. Georgen-Peterzell eröffnet. Dies hätte jedoch auch erhebliche Investitionen u.a. in Erschließungsstraßen vorausgesetzt, wobei das weitere Straßennetz mit der fehlenden B 523-Spange im Bereich Herdenen - Wöschhalde - Mönchweiler zudem noch Defizite aufgewiesen hätte.
Viele Grüße vom Vielfahrer
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Re: Verkehrsausschüsse der Industrie- und Handelskammern bei
Als Ergänzung an alle interessierten auch noch der Originallink: http://www.mvi.baden-wuerttemberg.de/se ... erkehr.pdf
Plochingen und Reutlingen könnten wohl -nach dieser Studie - sogar *zusätzlich* in Betrieb gehen, wobei ich da erstmal abwarten würde. Das private "Terminal" in Nagold (ReachStacker?) hätte aber bei Eutingen sicher Probleme, wobei da glaube ich 80% durch einen Betrieb versendet werden.
Plochingen und Reutlingen könnten wohl -nach dieser Studie - sogar *zusätzlich* in Betrieb gehen, wobei ich da erstmal abwarten würde. Das private "Terminal" in Nagold (ReachStacker?) hätte aber bei Eutingen sicher Probleme, wobei da glaube ich 80% durch einen Betrieb versendet werden.
- Hannes
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Re: Verkehrsausschüsse der Industrie- und Handelskammern bei
Danke für den Link, werde ich mir mal noch genauer angucken.Goldberger hat geschrieben:Als Ergänzung an alle interessierten auch noch der Originallink: http://www.mvi.baden-wuerttemberg.de/se ... erkehr.pdf
Nunja, Nagold ist aber bahnbetrieblich nur mäßig erreichbar während Eutingen direkt an einer zweigleisigen elektrifizierten Strecke liegt. Hier könnten also Direktverkehre an die Nordseehäfen o.ä. aufgezogen werden, was bei Nagold sich nur mit einmal Umspannen lohnt, der Aufwand ist also deutlich höher. Zudem liegt die A81 auch nicht weit entfernt.Goldberger hat geschrieben:Plochingen und Reutlingen könnten wohl -nach dieser Studie - sogar *zusätzlich* in Betrieb gehen, wobei ich da erstmal abwarten würde. Das private "Terminal" in Nagold (ReachStacker?) hätte aber bei Eutingen sicher Probleme, wobei da glaube ich 80% durch einen Betrieb versendet werden.
Desweiteren gibt es gerade einen stärkeren Trend im kontinentalen Verkehr zum Sattelauflieger hin, der in aller Regel nicht kranbar ist oder aufwändige Verfahren benötigt. CargoBeamer, Modalohr und co. setzen ja gerade hier an und es wäre natürlich wünschenswert, wenn sich Eutingen in dieser Richtung entwickeln würde, es wäre ja dann neben Lahr quasi auf der anderen Seite des Schwarzwaldes das erste Terminal im Südwesten und könnte ja gerade für den südlichen Großraum Stuttgart äußerst attraktiv sein.
So abwegig finde ich etwas im Raum Plochingen/Reutlingen nicht, wobei ich hier den Standort Plochingen aus bahnbetrieblicher Sicht bevorzugen würde, da z.B. sonst für Verkehre in Richtung Südosteuropa in Plochingen nochmal umgespannt werden müsste.
Grüße, Hannes
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ÖBB-Chef Christian Kern in der Kronenzeitung vom 8.11.14
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Re: Verkehrsausschüsse der Industrie- und Handelskammern bei
Klar, Nagold wird bei weitem nie wirklich attraktiv sein - neben der Dieselproblematik gibt es ja auf der Nagoldtalbahn (u.a. auch im Abschnitt Hochdorf-Eutingen) nur wenig freie Trassen. Wollte nur darauf hinweisen dass es das noch gibt.
Ich habe nochmals ins Dokument hineingeschaut. Auch langfristig werden fast 80% der Verkehre SHHV (Seehafen-Hinterlandverkehre) sein - kontinentale Transporte - auch Richtung Italien - spielen da kaum eine Rolle. Insofern kann man also skeptisch sein bzgl. CargoBeamer + Co...
Ich habe nochmals ins Dokument hineingeschaut. Auch langfristig werden fast 80% der Verkehre SHHV (Seehafen-Hinterlandverkehre) sein - kontinentale Transporte - auch Richtung Italien - spielen da kaum eine Rolle. Insofern kann man also skeptisch sein bzgl. CargoBeamer + Co...