Manchmal verstehe ich die Diskussion nicht, das gebe ich zu. Wer öffentlichen Verkehr möchte, der muss ihn auch finanzieren. Dazu sollte man nicht primär an den Steuerzahler denken, wenn es um den laufenden Betrieb geht. Eine Fahrkarte kann auch etwas kosten. Wie etwa soll man den Verkehr auf der Gäubahn finanzieren, wenn 5 Fahrgäste von Konstanz nach Stuttgart, um mal ein Beispiel zu nennen, mit dem BW-Ticket hin und zurück fahren, während im IC in der anderen Stunde dies ein Vielfaches kostet. Wenn es nach mir ginge, würden die ganzen "Billigangebote" abgeschafft und stattdessen analog zur Schweiz das Halbtaxabo, also die BahnCard 50 sehr viel stärker beworben. Es muss nicht billig sein, denn das Auto ist das ganz bestimmt erst recht nicht. Aber die Kostenstruktur (Fixkostenanteil und Anteil variabler Kosten) muss stimmig sein. Wenn man alles auf die variablen Kosten umlegt, dann erscheinen diese teuer. Tatsächlich ist aber der öffentliche Verkehr mit relativ hohen Fixkosten belastet und die variablen Kosten sind günstiger. Deswegen sollte man diese Kostenstruktur sich zum Vorbild nehmen und gelangt dann automatisch zur BahnCard 50 oder BahnCard 75 oder gar zur BahnCard 100.
Ich war gerade zwischen Ulm und Singen unterwegs und habe mich mit einem Schweizer über die BahnCard 100 bzw. das SBB-Generalabonnement unterhalten. Auch er vertrat die Ansicht, dass ein SBB-Generalabo 2.000 CHF alleine schon dafür sinnvoll angelegt wären, dass man an nichts mehr denken müsse beim fahren. Auf der Weiterfahrt ab Singen nach Horb habe ich zufällig
im Gäubahn-IC unseren Minister für Verkehr und Infrastruktur Winfried Hermann getroffen, der, wie sich herausstellte, auch kein Freund von kostenloser Nutzung öffentlicher Verkehre ist, wie dies etwa in Tübingen angestrebt wird.
Viele Grüße vom Vielfahrer
Neues Fahrplankonzept für die Gäubahn
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Re: Neues Fahrplankonzept für die Gäubahn
Jetzt kriege ich gleich eins aufs Dach, wenn ich behaupte 4 Personen würden auch reichen. Die haben wenigstens in einer Sitzgruppe Platz. :pfeifen:Fridinger hat geschrieben:Ich hatte das nur auf ein gewöhnliches Auto bezogen, denn mit 6 Personen beim BWT hat mein 1 Person mehr als beim Auto, was dann entscheidend sein soll.
Das vergessen leider viele die sich beschweren, wenn die Züge mal wieder überfüllt sind. Die HzL kann nicht einfach (sofern verfügbar) einen Wagen dran hängen. Das bezahlt dann keiner.Vielfahrer hat geschrieben:Die HzL fährt auf Bestellung durch das Land Baden-Württemberg die Leistungen für den Zweckverband Ringzug als Auftragnehmer.
Reinhard
Ich bn wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich. Manche auch beides.
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Re: Neues Fahrplankonzept für die Gäubahn
Hallo Reinhard,
da der finanzielle Erfolg beim Zweckverband bzw. bei den Landkreisen liegt, wenn viele Fahrgäste mitfahren, hast Du völlig recht, dass es auch nicht Sache der HzL ist, irgendwelche Verstärkerfahrzeuge ohne Bestellung einzusetzen. Das Kernproblem war und ist teilweise noch, dass die Überfüllungen zu Zeiten stattfinden, zu denen keine Fahrzeuge verfügbar sind, also in erster Linie morgens zwischen 6:30 Uhr und 8:00 Uhr. Gleich ob der "Besteller" die HzL oder der Zweckverband ist, es mangelt an verfügbaren Fahrzeugen. Dennoch sind die Probleme bekannt und es ist der sehr guten Zusammenarbeit der beiden Partner einschließlich der NVBW und des RAB zu verdanken, dass zum Beispiel der VT 628 aufgetrieben werden konnte, der die Horber Tour fährt und dadurch das Fahrzeug für den 3. Wagen am Schülerzug Bräunlingen - Villingen und zurück nach Donaueschingen freigesetzt hat. Diese Tour befördert zwischen Donaueschingen und Villingen und wieder zurück nach Donaueschingen weit über 500 Fahrgäste. Für die weiteren Spitzenprobleme mit Ausnahme der Verkehrsspitze zwischen Bräunlingen und Donaueschingen im Nachlauf nach der Neustädter Frühleistung gibt es praktizierbare Lösungen, die aber mehrere Handlungsnotwendigkeiten erfordern, von der Verlängerung von Bahnsteigen bis hin zur Ausbildung von Lokführern der HzL für VT 628 und der Konstruktion anderer Fahrplantrassen, denn das Ein- und Aussteigen eines vollbesetzten VT 628 dauert länger als durch die breiten und stufenfreien Türen von RegioShuttles. Ganz abgesehen davon beschleunigt ein VT 628 nicht gerade sonderlich spritzig.
Es gibt aber auch Züge außerhalb der Verkehrsspitze, die sehr stark besetzt sind, also Züge, die man verstärken müsste und könnte, weil zu diesen Zeiten Fahrzeuge bereits oder noch abgestellt sind. Hier könnte/sollte man tatsächlich die eine oder andere Verbesserung aus Kundensicht umsetzen und müsste dafür die "Mehreinnahmen" durch die "Mehrfahrgäste" verwenden. Ein Problem aber ist noch, dass die Fahrgeldeinnahmen zunächst einmal Fahrgeldeinnahmen der Verkehrsverbünde sind. Je nach Konstruktion des Verkehrsverbunds erhalten die beteiligten Verkehrsunternehmen dann Anteile aus den Fahrgeldeinnahmen. In der Ringzugregion sind drei Verkehrsverbünde mit diesbezüglich unterschiedlichen Zuscheidungssystemen tätig, die von nutzerabhängiger Zuscheidung bis hin zur Zuscheidung nach Alteinnahmeschlüsseln reichen. Letzteres bedeutet, dass die "Mehreinnahmen" nur anteilig am Aufteilungsschlüssel ankommen, die Kosten jedoch vollständig. Dafür profitiert der Ringzug auch dann, wenn z.B. durch Mehrfahrgäste bei der DB oder in Regional- und Stadtverkehrsbussen befördert werden.
Es wird allerdings immer Überbesetzungen geben, wenn z.B. Gruppen unterwegs sind, die sich nicht angemeldet haben oder einen unverhältnismäßig hohen Aufwand verursachen würden. So benötigt man zum Anhängen ja in der Regel weiteres Personal für nur wenige Minuten und das Fahrzeug muss ja auch wieder zurück usw.
Mir ist zum Beispiel aufgefallen, dass an Sonntagnachmittagen ab Rottweil die Züge ständig so stark besetzt sind, dass in der Regel von Rottweil bis Villingen Stehplätze genutzt werden müssen und dies zu Zeiten, wo vermutlich keine Fahrzeuge in der Immendinger Werkstatt sein müssen und im Prinzip verfügbar wären. Aber dann müsste man wohl die Sonntagsumläufe zwischen Leipferdingen und Bräunlingen generell auf Doppeltraktion umstellen, war relativ hohe Kosten verursacht und die schon heute vorhandene heiße Luft im Abschnitt Rottweil - Tuttlingen - Leipferdingen schlichtweg verdoppelt würde.
Die eventuell bessere Lösung wäre es da, anstatt alle zwei Stunden mit Doppeltraktion im stark besetzten Abschnitt Rottweil - Villingen jede Stunde in Einfachtraktion zu fahren. Das käme zwar noch teurer (Trassen- und Stationsgebühren sowie Personal), wäre aber noch kundenfreundlicher. An Werktagen dürfte nun dieser Weg beschritten werden, sollte der Landkreis Rottweil ggf. gemeinsam mit dem Aufgabenträger Land Baden-Württemberg sich zu dieser finanziellen Maßnahme entschließen können.
Viele Grüße vom Vielfahrer
da der finanzielle Erfolg beim Zweckverband bzw. bei den Landkreisen liegt, wenn viele Fahrgäste mitfahren, hast Du völlig recht, dass es auch nicht Sache der HzL ist, irgendwelche Verstärkerfahrzeuge ohne Bestellung einzusetzen. Das Kernproblem war und ist teilweise noch, dass die Überfüllungen zu Zeiten stattfinden, zu denen keine Fahrzeuge verfügbar sind, also in erster Linie morgens zwischen 6:30 Uhr und 8:00 Uhr. Gleich ob der "Besteller" die HzL oder der Zweckverband ist, es mangelt an verfügbaren Fahrzeugen. Dennoch sind die Probleme bekannt und es ist der sehr guten Zusammenarbeit der beiden Partner einschließlich der NVBW und des RAB zu verdanken, dass zum Beispiel der VT 628 aufgetrieben werden konnte, der die Horber Tour fährt und dadurch das Fahrzeug für den 3. Wagen am Schülerzug Bräunlingen - Villingen und zurück nach Donaueschingen freigesetzt hat. Diese Tour befördert zwischen Donaueschingen und Villingen und wieder zurück nach Donaueschingen weit über 500 Fahrgäste. Für die weiteren Spitzenprobleme mit Ausnahme der Verkehrsspitze zwischen Bräunlingen und Donaueschingen im Nachlauf nach der Neustädter Frühleistung gibt es praktizierbare Lösungen, die aber mehrere Handlungsnotwendigkeiten erfordern, von der Verlängerung von Bahnsteigen bis hin zur Ausbildung von Lokführern der HzL für VT 628 und der Konstruktion anderer Fahrplantrassen, denn das Ein- und Aussteigen eines vollbesetzten VT 628 dauert länger als durch die breiten und stufenfreien Türen von RegioShuttles. Ganz abgesehen davon beschleunigt ein VT 628 nicht gerade sonderlich spritzig.
Es gibt aber auch Züge außerhalb der Verkehrsspitze, die sehr stark besetzt sind, also Züge, die man verstärken müsste und könnte, weil zu diesen Zeiten Fahrzeuge bereits oder noch abgestellt sind. Hier könnte/sollte man tatsächlich die eine oder andere Verbesserung aus Kundensicht umsetzen und müsste dafür die "Mehreinnahmen" durch die "Mehrfahrgäste" verwenden. Ein Problem aber ist noch, dass die Fahrgeldeinnahmen zunächst einmal Fahrgeldeinnahmen der Verkehrsverbünde sind. Je nach Konstruktion des Verkehrsverbunds erhalten die beteiligten Verkehrsunternehmen dann Anteile aus den Fahrgeldeinnahmen. In der Ringzugregion sind drei Verkehrsverbünde mit diesbezüglich unterschiedlichen Zuscheidungssystemen tätig, die von nutzerabhängiger Zuscheidung bis hin zur Zuscheidung nach Alteinnahmeschlüsseln reichen. Letzteres bedeutet, dass die "Mehreinnahmen" nur anteilig am Aufteilungsschlüssel ankommen, die Kosten jedoch vollständig. Dafür profitiert der Ringzug auch dann, wenn z.B. durch Mehrfahrgäste bei der DB oder in Regional- und Stadtverkehrsbussen befördert werden.
Es wird allerdings immer Überbesetzungen geben, wenn z.B. Gruppen unterwegs sind, die sich nicht angemeldet haben oder einen unverhältnismäßig hohen Aufwand verursachen würden. So benötigt man zum Anhängen ja in der Regel weiteres Personal für nur wenige Minuten und das Fahrzeug muss ja auch wieder zurück usw.
Mir ist zum Beispiel aufgefallen, dass an Sonntagnachmittagen ab Rottweil die Züge ständig so stark besetzt sind, dass in der Regel von Rottweil bis Villingen Stehplätze genutzt werden müssen und dies zu Zeiten, wo vermutlich keine Fahrzeuge in der Immendinger Werkstatt sein müssen und im Prinzip verfügbar wären. Aber dann müsste man wohl die Sonntagsumläufe zwischen Leipferdingen und Bräunlingen generell auf Doppeltraktion umstellen, war relativ hohe Kosten verursacht und die schon heute vorhandene heiße Luft im Abschnitt Rottweil - Tuttlingen - Leipferdingen schlichtweg verdoppelt würde.
Die eventuell bessere Lösung wäre es da, anstatt alle zwei Stunden mit Doppeltraktion im stark besetzten Abschnitt Rottweil - Villingen jede Stunde in Einfachtraktion zu fahren. Das käme zwar noch teurer (Trassen- und Stationsgebühren sowie Personal), wäre aber noch kundenfreundlicher. An Werktagen dürfte nun dieser Weg beschritten werden, sollte der Landkreis Rottweil ggf. gemeinsam mit dem Aufgabenträger Land Baden-Württemberg sich zu dieser finanziellen Maßnahme entschließen können.
Viele Grüße vom Vielfahrer
-
- Schaffner
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Re: Neues Fahrplankonzept für die Gäubahn
Moin,
zum Thema übervolle Züge; Der Fahrgast sieht nur den Zug, auf dem steht Entweder "RINGZUG" oder "HZL" oder "DB REGIO",
das Bestellerkonstrukt juckt i d Regel niemand, damit müssen und sollen sich die Fahrgäste/KUNDEN/ auch nicht befassen.
Also, kommen die Beschwerden beim nächsten an.
Wenn ich in einem Laden ein Problem habe, wende ich mich auch an den Inhaber/Info/Kasse, nicht an den Hersteller des produktes.
Oder nicht ? Deswegen habe ich Verständnis wenn sich fahrgäste an den nächsten wenden, den sie erwischen, ob das der Richtige Ansprechpartner ist steht auf einem anderen Blatt Papier.
Und, spannend wird auch die Ausschreibung des RB-Netzes "Schwäbische Alb", da ist doch zum Monatsende Eiinsendeschluß, oder ?
Schade, bis vor einiger Zeit konnte man diese Ausschreibungen alle auf der NVBW Homepage einsehen, das geht nun nicht mehr.
HZL, ich drück dir die Daumen !
Gruß Oli
zum Thema übervolle Züge; Der Fahrgast sieht nur den Zug, auf dem steht Entweder "RINGZUG" oder "HZL" oder "DB REGIO",
das Bestellerkonstrukt juckt i d Regel niemand, damit müssen und sollen sich die Fahrgäste/KUNDEN/ auch nicht befassen.
Also, kommen die Beschwerden beim nächsten an.
Wenn ich in einem Laden ein Problem habe, wende ich mich auch an den Inhaber/Info/Kasse, nicht an den Hersteller des produktes.
Oder nicht ? Deswegen habe ich Verständnis wenn sich fahrgäste an den nächsten wenden, den sie erwischen, ob das der Richtige Ansprechpartner ist steht auf einem anderen Blatt Papier.
Und, spannend wird auch die Ausschreibung des RB-Netzes "Schwäbische Alb", da ist doch zum Monatsende Eiinsendeschluß, oder ?
Schade, bis vor einiger Zeit konnte man diese Ausschreibungen alle auf der NVBW Homepage einsehen, das geht nun nicht mehr.
HZL, ich drück dir die Daumen !
Gruß Oli
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Re: Neues Fahrplankonzept für die Gäubahn
Hallo Vielfahrer,Vielfahrer hat geschrieben: Deine Meinung in vielerlei Hinsicht schätze ich, in diesem Punkt aber bin ich absolut anderer Auffassung.
Der Zweckverband Ringzug hat das Glück, gute Partner zu haben, die auch das ihre dazu beitragen, dass der öffentliche Verkehr in unserer Region inzwischen einen besseren Stellenwert als früher erlangt hat.
Viele Grüße vom Vielfahrer
Du sprichst hier Details an, ich meine das grobe Konzept. Sehe wir uns doch mal die Merkwürdigkeiten an:
- Der Betreiber des Verkehrs wir fix abgefunden - hat also kein Interesse am Erfolg - Im Gegenteil, es entstehen tatsächlich höhere Kosten wenn die Züge voll sind...
- Die extreme Subventionspolitik bei sehr erfolgreichen Projekten, lässt das Einkommen sinken, wenn durch Erfolg mehr gefahren werden muss als ursprünglich geplant (siehe Freiburg). Durch Subventionen und Vorgaben werden eigentlich unwirtschaftliche Lösungen wie RS1 in Vielfachtraktion betrieben. Am Ende rechnet sich das sogar, aber nur wenn nicht zuviel Fahrgäste kommen....
Von unnötigen Kosten, die so für den Steuerzahler entstehen will ich erst gar nicht reden. In Ballungsräumen mit gut laufendem System sollten Subventionen eigentlich kaum nötig sein.
- Der Betreiber kann nur auf den Fahrzeugpool zurückgreifen, der Ihm zugestanden wurde. Wirtschaftlich Erfolge gehen hier nicht ein
- Züge werden nur gefahren wenn Verwaltung/Ausschüsse diese bestimmen.
- Grundsätzlich sind Neufahrzeuge anzuschaffen - Wieviel Chaos das verursachen kann wissen ja wohl alle - Da scheint ja evtl. Besserung in Sicht.
- Fahrzeuge werden nur für best. Strecken subventioniert. Ein Konzept bei dem diese freier hin- und her verschiebbar wären, würde volkswirtschaftlich viel mehr Sinn machen. Es hat ja Gründe warum es früher eine große Bahn gab. Dass es da zu viel Bürokratie gab, steht auf einem anderen Blatt
Sozialistische Planwirtschaft erscheint in dieser Zusammenhang fast wie Wild-West Kapitalismus, wenn man das etwas überspitzt ausdrückt.
Dass das derzeitige System zwangsläufig zu unnötig hohen Kosten für den Steuerzahler führt, sehe ich aber als eines der größten Probleme an.
Ich weiss Du wirst das ganz anders sehen, aber vielleicht schon deshalb weil Du beruflich in dieses System integriert bist und auch davon lebst.
Viele Grüße
Wolfgang
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Re: Neues Fahrplankonzept für die Gäubahn
Das sehe ich nicht ganz so. Der Betreiber hat ja nicht leere Züge angeboten. Ich bin mir sicher, dass er sich freut, wenn die Züge voll sind, weil dies eventuell Mehrbestellungen auslöst bzw. die Leistungen überhaupt sichert.wolfgang65 hat geschrieben:
- Der Betreiber des Verkehrs wir fix abgefunden - hat also kein Interesse am Erfolg - Im Gegenteil, es entstehen tatsächlich höhere Kosten wenn die Züge voll sind...
Ich stimme Dir zu, dass eine Mehrfachtraktion von RegioShuttles irgendwann keinen Sinn macht. Ein fünfteiliger Zug wie auf der Breisacher Strecke benötigt ja 10 Führerstände, wovon dann 4/5 umsonst sind. Beim Ringzug hätte man sich da andere Lösungen vorstellen können, zumindest aus heutiger Sicht. Angeboten wurden damals auch verschiedene Fahrzeuge von unterschiedlichen Anbietern. Vorgegeben waren nur die Fahrzeiten und die Mindestkapazitäten. Zum Zuge als günstigstes Angebot kam die HzL, die auf ihrer Strecke schon immer Triebwagenkonzepte verfolgte. Ich kann mich noch gut an die Diskussionen mit dem damaligen Vorstandsmitglied Bernd Strobel entsinnen, der vehement für Solo-Triebwagen eintrat, denn im Falle des Ausfalls eines RegioShuttles würde die Kapazität nur um den ausfallenden RegioShuttle reduziert. Würde man etwa wie beim Flirt einen längeren Zug fahren, so wäre die gesamte Einheit außer Betrieb. Wartung und Unterhaltung einzelner RegioShuttles erschienen dem Anbieter der Leistung damals wirtschaftlicher. Man muss auch zur Ehrenrettung aller sagen, dass mit bis zu 500 Fahrgästen pro Zugleistung damals keiner gerechnet hat.wolfgang65 hat geschrieben: - Die extreme Subventionspolitik bei sehr erfolgreichen Projekten, lässt das Einkommen sinken, wenn durch Erfolg mehr gefahren werden muss als ursprünglich geplant (siehe Freiburg). Durch Subventionen und Vorgaben werden eigentlich unwirtschaftliche Lösungen wie RS1 in Vielfachtraktion betrieben. Am Ende rechnet sich das sogar, aber nur wenn nicht zuviel Fahrgäste kommen....
Von unnötigen Kosten, die so für den Steuerzahler entstehen will ich erst gar nicht reden. In Ballungsräumen mit gut laufendem System sollten Subventionen eigentlich kaum nötig sein.
Das ist nach meiner Erinnerung so nicht ganz richtig. Vorgegeben wurde bei der Ausschreibung ein Fahrplankonzept und für die einzelnen Fahrten wurden Mindestkapazitäten vorgegeben. Die jeweiligen Anbieter haben draus Fahrzeugumläufe entwickelt, die im übrigen dem Zweckverband bzw. den Landkreisen nicht vorliegen. Die Fahrzeugumläufe berücksichtigen natürlich auch interne Notwendigkeiten wie Betanken, Toilettenentleeren, Geldkasetten entnehmen an den Automaten, Auslesen der Zählmodule usw. Es hängt nun von der Geschicklichkeit des Betreibers ab, wieviele Fahrzeuge er für die vorgegebenen Leistungen benötigt und daraus für Kosten kalkuliert hat. Diese erhält er ersetzt. Ich meine, dass für den Ringzug damals ein Angebot abgegeben wurde, das 20 Fahrzeuge vorsah, wovon 18 regelmäßig benötigt werden. Die beiden anderen stehen für Wartungszwecke bzw. Fristarbeiten usw. zur Verfügung.wolfgang65 hat geschrieben: - Der Betreiber kann nur auf den Fahrzeugpool zurückgreifen, der Ihm zugestanden wurde. Wirtschaftlich Erfolge gehen hier nicht ein
Weil die Nachfrage teilweise stärker ausgefallen ist als zunächst erwartet, wurde in den Anfangsmonaten ja sogar die Trossinger Eisenbahn in der Verkehrsspitze reaktiviert, wodurch ein RegioShuttle, der für diese Strecke vorgesehen war, in das sonstige Netz gegeben werden konnte. Da die Fahrzeiten bei diesem Zug aber natürlich viel länger waren, war man bemühlt die Trossinger Fahrzeuge möglichst rasch wieder zu ersetzen. Es kam dann zum NE 81 für die Spitzenleistung Immendingen - Leipferdingen - Immendingen am Morgen. Der dafür freigesetzte RegioShuttle verstärkte eine Zugleistung von Tuttlingen nach Rottweil (Ankunft ca. 7:20 Uhr). Diese war zwar von Anfang an zweiteilig vorgesehen gewesen. Nachdem aber in den Anfangsjahren die DB die Ringzughalte nicht pünktlich bauen konnte und der Ringzug teilweise fast wie ein Regionalexpress fuhr, benötigte man in den Anfangsjahren bei der Fahrt auf 7:20 Uhr nach Rottweil den zweiten Wagen noch nicht. Er wurde für eine Leistung von Immendingen nach Tuttlingen Zentrum vergeben, die zweiteilig kalkuliert war und relativ bald auf dreiteilig erweitert werden musste, weil der Zuspruch der Fahrgäste aus dem Raum Immendingen - Möhringen ebenfalls größer ausgefallen war als erwartet.
Weitere Probleme entstanden dann zwischen Spaichingen und Tuttlingen und Rottweil und Villingen sowie Donaueschingen und Villingen. Hier konnten durch Kooperation mit der DB (VT 611 im Ringzugplan, Ringzug dafür im VT 611-Plan), Einsatz eines VT 628 und vorallem des ET 425 zwischen Rottweil und Tuttlingen die Kapazitätsprobleme alle gelöst werden, ohne dass extra dafür zusätzliche Fahrzeuge (Stückpreis ca. 2 Mio. Euro) ausschließlich für die Verkehrsspitze angeschafft worden sind. Ich denke, dies ist auch im Interesse des Steuerzahlers so richtig. Ich kann mir auch kaum vorstellen, dass ein Verkehrsunternehmen einfach so mal 12 Mio. Euro in die Hand genommen hätte, um lediglich in der Verkehrsspitze die Kapazitäten zu erweitern. Auch von Seiten des Landes wurde mehrfach angeregt, eventuell anstelle von Zügen doch in der Spitze parallele Busse laufen zu lassen, um eben die exorbitanten Sprungkosten zu vermeiden.
Das stimmt natürlich so. Derjenige, der bezahlt, muss das letzte Wort haben. Aber in der Realität läuft das auch etwas anders ab. Man spricht ja miteinander. Es gibt Anregungen von beiden Seiten und Lösungsvorschläge des Betreibers. Es werden Kosten ermittelt und mit dem Nutzen abgewogen. Und dann muss in der Tat derjenige entscheiden, der die Rechnung zu begleichen hat.wolfgang65 hat geschrieben: - Züge werden nur gefahren wenn Verwaltung/Ausschüsse diese bestimmen.
Beim Ringzug trifft genau das nicht zu. Seit 2003 wurden keine Neufahrzeuge mehr angeschafft sondern stattdessen wurden Altfahrzeuge (NE 81, VT 628, VT 611, ET 425) in die Fahrpläne eingebunden, um eben hohe Kosten zu vermeiden. Dass es für den Betreiber viel einfacher wäre, wenn hier eine Serie Ringzüge nachbestellt würde, ist klar. Entsprechende Wünsche wurden aber als unrealistisch abgelehnt. Man muss ja sehen, dass die Strecken auch im Ringzuggebiet sukzessive elektrifiziert werden dürften. Wenn man heute neue Dieseltriebwagen anschafft, so müsste man die über die nächsten 20 bis 25 Jahre einsetzen können. Vielleicht ist es da schlauer, zukünftig auf elektrische Züge zu setzen. Mit der Elektrifizierung einer ca. 8 km langen Lücke zwischen Immendingen und Tuttlingen könnten die Züge immerhin von Villingen über Donaueschingen - Immendingen - Tuttlingen bis Rottweil durchlaufen und würden geschätze 2/3 der Nachfrage abdecken können. Die Elektrifizierung des Abschnitts Villingen - Trossingen - Rottweil steht ja auch auf der Wunschliste, wird sich aber erst dann stellen, wenn absehbar ist, dass die vorhandenen Fahrzeuge zu ersetzen sind.wolfgang65 hat geschrieben: - Grundsätzlich sind Neufahrzeuge anzuschaffen - Wieviel Chaos das verursachen kann wissen ja wohl alle - Da scheint ja evtl. Besserung in Sicht.
Da stimme ich Dir zu. Die Ausschreibungsfahrpläne engen die Flexibiltät stark ein. Trotzdem gibt es auch in diesem System viele Möglichkeiten. So etwa treffe ich die früheren blaugelben RegioShuttles des Ringzug-Vorgängers Donautal-Modell heute mal in Entringen, dann in Balingen oder auch in Aulendorf. Selbst in Illertissen habe ich sie schon einmal angetroffen. Wie sagte einmal ein Betreiber: Im Wettbewerb kämpfen wir gegeneinander. Wenn der aber entschieden ist, dann kooperieren wir wieder miteinander.wolfgang65 hat geschrieben: - Fahrzeuge werden nur für best. Strecken subventioniert. Ein Konzept bei dem diese freier hin- und her verschiebbar wären, würde volkswirtschaftlich viel mehr Sinn machen. Es hat ja Gründe warum es früher eine große Bahn gab. Dass es da zu viel Bürokratie gab, steht auf einem anderen Blatt
Dies verstehe ich jetzt nicht. Die Entscheidungen werden gerade nicht auf so einfachen planwirtschaftlichen Strukturen wie Kilometerkosten getroffen, vielmehr spielen Fahrzeugressourcen, variable Kosten und Personalkosten, also die wesentlichen Kostenbestandteile die entscheidende Rolle.wolfgang65 hat geschrieben: Sozialistische Planwirtschaft erscheint in dieser Zusammenhang fast wie Wild-West Kapitalismus, wenn man das etwas überspitzt ausdrückt.
Dass das derzeitige System zwangsläufig zu unnötig hohen Kosten für den Steuerzahler führt, sehe ich aber als eines der größten Probleme an.
Wie Du siehst, sehe ich nicht alles ganz anders, manches jedoch schon. Vom Ringzug aber lebe ich ganz gewiss nicht. Grob geschätzt macht der keine 5% der Tätigkeiten aus, denen ich nachgehe. Und ich müsste mich sehr täuschen, aber ich glaube, dass ich etwa von der DB in zig Berufsjahren noch nie auch nur einen Euro erhalten habe, ganz im Gegenteil, die Fahrkarten bezahle ich selbst.wolfgang65 hat geschrieben: Ich weiss Du wirst das ganz anders sehen, aber vielleicht schon deshalb weil Du beruflich in dieses System integriert bist und auch davon lebst.
Viele Grüße vom Vielfahrer