Viele Fahrgäste ohne Fahrschein

Sonstiges, worüber man sich das "Maul" zerreisen kann.
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Sascha
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Re: Viele Fahrgäste ohne Fahrschein

Beitrag von Sascha »

Vielfahrer hat geschrieben:Auf meiner heutigen Fahrt von Tübingen nach Villingen habe ich folgendes mitgekriegt: Zwischen Singen und Horb wurden 8 Fahrgäste ohne gültigen Fahrschein "erwischt". Zwischen Horb und Rottweil waren es deren 4.
Hallo,

da habe ich auch etwas, RE von Stuttgart nach Freudenstadt HBF, ich bin in Herrenberg eingestiegen (1. Klasse, wie immer :verlegen: ), da kam der KIN (Schaffner) und meinte: "Nicht noch ein Schwarzfahrer!". Ich fragte Ihn, wie er das meinen tut und habe ihm die Tickets gezeigt (BaWü-Ticket Single und 1. Klasse-Zuschlag). Er entschuldigte sich sofort bei mir und erklärte, das er allein zwischen Böblingen und Herrenberg 10 Schwarzfahrer erwischt hat, von Stuttgart bis Böblingen auch 8 Stück und das sei noch wenig.

Es war an einem Werktag (Schultag). Die Ausrede wegen kaputten Automat glaube er schon lange nicht mehr. Nur bei einem hat er eine "Ersatzfahrtkarte" ausgestellt, er hat den kaputten Automaten mit Datum auf seinem Smartphone aufgenommen (ich glaube es war in Vaihingen) und an den anderen waren sehr lange Schlangen und ich auch im Verkaufsstand bei der Straßenbahn.

Deswegen musste er nur die "Bearbeitungsgebühr" von 2 Euro zahlen. Besser als 40 Euro :Frol: .

Ich glaube, jeder von uns kennt Geschichten und Ihre Ausreden.

Gruß

Sascha
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Vielfahrer
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Re: Viele Fahrgäste ohne Fahrschein

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Sascha,

den kaputten Automaten muss man nicht mit dem Smartphone aufnehmen. Wenn der Automat nicht funktioniert, steigt man ein und wird ganz normal als Fahrgast ohne gültigen Fahrschein behandelt, kriegt also (noch) einen 40er. Dies finde ich okay, da sich ja im Zug nicht klären lässt, wie der Fall tatsächlich liegt.

Man hat nun eine Woche Zeit, nachzuweisen, dass der Automat zum fraglichen Zeitpunkt gestört war. Dies macht man, indem man genau den Automatenstandort beschreibt und die fragliche Uhrzeit angibt, zu welcher man die Fahrkarte lösen wollte. Es ist überhaupt kein Problem, die Richtigkeit dieser Aussage im Nachhinein feststellen zu können, da Störungen in den Automaten exakt protokolliert werden. War der Automat tatsächlich gestört, bezahlt man lediglich den normalen Fahrpreis, keinen Zuschlag. War er nicht gestört, so kommt man natürlich nicht darum herum, die 40.- € zuzüglich des Fahrpreises für die weitere Fahrtstrecke zu bezahlen.

Die vielen Kontrolleure, die ich vom Fahren her kenne, machen das ganz professionell. Es gibt normalerweise da gar keinen Stress im Zug. Wenn einer sich allerdings nicht ausweisen möchte, dann kommt ab und zu auch die Polizei auf den Bahnsteig. Erst unlängst habe ich in der Lokalpresse gelesen, dass der Polizei auf diese Art und Weise sogar ein zur Festnahme ausgeschriebener Ganove zwischen Schwenningen und Rottweil ins Netz geraten ist.

Noch gefährlicher als die Schwarzfahrer sind die Urkundenfälscher. Da wurde mir vor einigen Tagen von einem Kontrolleur eine Monatsfahrkarte gezeigt, die er eingezogen hatte. Ich konnte trotz vergleichsweise geschultem Blick keine Fälschung erkennen. Tatsächlich aber handelte es sich um eine Farbkopie eines Fahrscheins. Es muss da wohl im Raum Trossingen jemanden geben, der solche Farbkopien erstellt und in Umlauf bringt/brachte.

Viele Grüße vom Vielfahrer
wolfgang65
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Re: Viele Fahrgäste ohne Fahrschein

Beitrag von wolfgang65 »

Vielfahrer hat geschrieben: ...Wenn der Automat nicht funktioniert, steigt man ein und wird ganz normal als Fahrgast ohne gültigen Fahrschein behandelt, kriegt also (noch) einen 40er. Dies finde ich okay, da sich ja im Zug nicht klären lässt, wie der Fall tatsächlich liegt.

Man hat nun eine Woche Zeit, nachzuweisen, dass der Automat zum fraglichen Zeitpunkt gestört war. Dies macht man, indem man genau den Automatenstandort beschreibt und die fragliche Uhrzeit angibt, zu welcher man die Fahrkarte lösen wollte. ...
Da kann ich leider unserm Vielfahrer - der ja nie Automaten benutzt - ganz und gar nicht zustimmen. Ein unbescholtener Kunde, der nichts falsch gemacht hat, muss zuerst eine Strafe zahlen und danach auch noch selber beweisen, dass er nichts falsch gemacht hat. Und dann kann er nur hoffen, dass der defekte Automat das auch noch richtig protokolliert hat.
Sorry, das mag vielleicht die einfachste Methode für die Bahn sein, aber OK ist das deshalb noch lange nicht. Andere Bahngesellschaften zeigen ja auch dass das anders geht (siehe mein Beispiel oben)

Wolfgang
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Re: Viele Fahrgäste ohne Fahrschein

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Wolfgang,

genau das habe ich nicht geschrieben. Bezahlen muss man nicht zuerst, sondern man hat eine Woche Zeit, wenn man ohne gültigen Fahrausweis angetroffen wurde. Wenn die Schuld am Automaten gelegen hat, so reicht es aus, dies so zu begründen. Da eindeutig feststellbar ist, ob das so war (nicht jedoch während der Fahrscheinkontrolle) oder nicht, finde ich dies völlig in Ordnung. Es kann aber auch andere Gründe geben. Auch diese kann man innerhalb dieser Frist vorbringen. Beispielsweise gibt es insbesondere unter den älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger welche, die ja keinen Fehler machen wollen und sich schon am Tag vor der Fahrt einen entsprechenden Fahrschein aus dem Automaten ziehen und dann bei der Kontrolle mit einem ungültigen Fahrschein vom Tag zuvor erwischt werden. Hier greift mein Beispiel nicht, weil der Automat funktioniert hat, der Fahrgast aber trotzdem ohne gültigen Fahrausweis unterwegs war. Es wird also immer Fälle geben, die kulant zu behandeln sind. Mir ging es ausschließlich um diejenigen Kunden, die eine Störung des Automaten als Grund vorgeben.

Viele Grüße vom Vielfahrer
wolfgang65
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Re: Viele Fahrgäste ohne Fahrschein

Beitrag von wolfgang65 »

Hallo Vielfahrer,

leider kann ich Deiner Argumentation hier überhaupt nicht folgen - ob man gleich zahlt oder später ist doch völlig irrelevant. Die Beweislastumkehr ist doch das eigentliche Problem! Wie kann denn so etwas sein??
Des weiteren ist die Frist von einer Woche hier für mich ein totaler Witz - Nirgendwo wird man "erpresst" in einer Woche die Beweise für seine Unschuld zu erbringen. Nur bei der Bahn.....

Wolfgang
IG-Einheitsloks

Re: Viele Fahrgäste ohne Fahrschein

Beitrag von IG-Einheitsloks »

Hallo zusammen,

Auf KEINEN Fall gleich bezahlen! Wenn Du Aufgrund einer Automatenstörung keinen Fahrschein ziehen konntest musst du dies auf alle Fälle bei der Kontrolle angeben. Den dann wird der Prüfer im 40er als Grund "Automatenstörung" angeben. Diese wird dann von der Zentrale geprüft und wenn es stimmt wird Dein 40er gestrichen. Anders sieht es aus wenn Du zum Beispiel keinen Ticket ziehst, dann solltest besser bar bezahlen weil man Dich dann als Anonymer Barzahler behandelt und Du nicht mal dein Daten rausrücken musst. Solltest die Falsche Wertmarke zum Beispiel vom Vormonat noch drin haben, kann man die aktuelle vorlegen und muss nur die Bearbeitungsgebühr bezahlen.

Viele Grüße
Sven
Karl Müller
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Re: Viele Fahrgäste ohne Fahrschein

Beitrag von Karl Müller »

Könnte nicht irgendjemand auf die Idee kommen dem Kunde

den Zustieg zum ÖPNV leichter zu machen ?

Erst in 20 jahren wenn ALLE mit Smartphones ausgestattet sind ? Und Elektrisch bezahlt wird ?

Mit dem Handyticket ? Wenn die Generation "Ohne Computer" nicht mehr ÖPNV fahren kann ????


Gruß Oli
Vielfahrer
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Re: Viele Fahrgäste ohne Fahrschein

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Oli,

die Idee und die Umsetzung gibt es bereits. Beim Betreten eines Fahrzeugs wird man angemeldet, beim Verlassen wieder abgemeldet. Die Fahrtstrecke wird registriert und danach entsprechend belastet. Die Abrechnung erfolgt dann über das Best-Price-Verfahren, indem per Computer die je nach Nutzung günstigste Variante belastet wird. Allerdings wirft solch ein Vorgehen auch vielfältige Fragen auf, etwa hinsichtlich des Datenschutzes, der Möglichkeit, Bewegungsprofile zu erstellen oder auch der Bonität der Nutzer usw.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Karl Müller
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Re: Viele Fahrgäste ohne Fahrschein

Beitrag von Karl Müller »

probleme über probleme....jaja, wird schon schiefgehen.
Oli
Bahner

Re: Viele Fahrgäste ohne Fahrschein

Beitrag von Bahner »

wolfgang65 hat geschrieben:
Vielfahrer hat geschrieben: ...Wenn der Automat nicht funktioniert, steigt man ein und wird ganz normal als Fahrgast ohne gültigen Fahrschein behandelt, kriegt also (noch) einen 40er. Dies finde ich okay, da sich ja im Zug nicht klären lässt, wie der Fall tatsächlich liegt.

Man hat nun eine Woche Zeit, nachzuweisen, dass der Automat zum fraglichen Zeitpunkt gestört war. Dies macht man, indem man genau den Automatenstandort beschreibt und die fragliche Uhrzeit angibt, zu welcher man die Fahrkarte lösen wollte. ...
Da kann ich leider unserm Vielfahrer - der ja nie Automaten benutzt - ganz und gar nicht zustimmen. Ein unbescholtener Kunde, der nichts falsch gemacht hat, muss zuerst eine Strafe zahlen und danach auch noch selber beweisen, dass er nichts falsch gemacht hat. Und dann kann er nur hoffen, dass der defekte Automat das auch noch richtig protokolliert hat.
Sorry, das mag vielleicht die einfachste Methode für die Bahn sein, aber OK ist das deshalb noch lange nicht. Andere Bahngesellschaften zeigen ja auch dass das anders geht (siehe mein Beispiel oben)

Wolfgang

@ Wolfgang

Wer soll denn sonst drauf aufmerksam machen, dass der Automat nicht funktioniert hat. Da der Zugbegleiter dies nicht feststellen kann, bleibt keine andere Lösung!!
Und dann auf ein Beispiel wie in deinem Beispiel weiter oben aus anderen Länder als Argument zu nehmen ist Blödsinn. So ein Model gibt und wird es bei uns nicht geben, weil es bei uns eine komplett andere Infrastruktur gibt.
Wenn die DB nur die DB wäre, könnte man das ganze so vereinfachen wie du es aus deinem Beispiel genannt hast. Da hier aber die Länder mit den Verkehrsverbünden Mitspracherecht haben funktioniert das nunmal nicht!
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