Hallo Reinhard,
du fragst, wie in Bad Waldsee die Kosten für die in höchstem Maße preiswerten Tarife ausgeglichen werden. Das kann ich Dir gerne beantworten. Die Konzession in Bad Waldsee hält die Stadt Bad Waldsee. Sie hat ein privates Busunternehmen mit der Durchführung beauftragt. Das ist die Firma Omnibus-Müller. Sie bietet höchste Qualität und bezahlt ihre Fahrer absolut leistungsgerecht, soweit ich dies als Außenstehender beurteilen kann. Omnibus-Müller ist aus meiner Sicht eine der sozialsten Verkehrsunternehmen, die ich weit und breit kenne. Es lohnt übrigens ein Blick auf die Homepage von Omnibus-Müller (www.omnibus-mueller.de).
Es lohnt sich weiter, sich näher mit der Stadt Bad Waldsee zu befassen. Die hat beschlossen, den Anteil des Umweltverbunds von aktuell 34% auf 45% zu steigern und als Teil eines Maßnahmenpakets den Stadtverkehr auszubauen. Zukünftig werden zwei Busse durch die Stadt fahren und auf aufkommensstarken Strecken einen 30-Minuten-Takt bieten. Die Mehrkosten übernimmt die Stadt. Die entsprechenden Stadtratsbeschlüsse erfolgten einstimmig (eine Enthaltung, keine Gegenstimme). Es wurde von den Stadträten verlangt, die Preise nicht anzupassen, obwohl eine deutliche Angebotsverbesserung ein akzeptabler Zeitpunkt für eine maßvolle Tarifanpassung hätte sein können. Grund ist, dass die Stadträte der Überzeugung sind, dass öffentlicher Nahverkehr erschwinglich sein soll für alle. So gefällt mir das.
Viele Grüße vom Vielfahrer
Landestarif BaWü ?
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Re: Landestarif BaWü ?
Mir nicht unbedingt. Das ist genau der Grund weshalb ich für Auflösung von Verkehrsverbünden und der Kleinstaaterei bin. Leistung muss überall das Gleiche kosten - ob ich in Bad Waldsee mit dem Stadtbus 3km fahre oder 3km mit dem Überlandbuss in Ostdeutschland. Und den Eindruck habe ich bei den genannten Preisen eben nicht. Schön für jemand der in Bad Waldsee von zuhause zur Arbeit oder Schule fährt. Aber es gibt noch Menschen die nicht in Bad Waldsee wohnen aber trotzdem mal den Stadtbus nutzen möchten. Braucht man aber bestimmt wieder vier Fahrkarten die man noch nichteinmal an der gleichen Verkaufsstelle bekommt.Vielfahrer hat geschrieben:So gefällt mir das.
Ich würde mir wünschen, wenn es feste Fahrpreise für jede Relation gibt. Und dabei muss egal sein ob mit Nah- oder Fernverkehr gefahren wird. Ich ärgere mich immer wieder wenn ich irgendwo mitten in Deutschland stehe und der IC fast leer den Bahnhof verlässt, der Bahnsteig aber voll ist mit Fernreisenden die halt den billigeren Nahverkehr nutzen und den Zug zur Überfüllung bringen.
Und da gebe ich dir Recht Vielfahrer: Die Schweiz ist uns da vorraus!
Ich würde mit wünschen dass ich in Konstanz-Wollmatingen eine Fahrkarte nach Berlin in die Konstanzerstrasße kaufen kann. Oder mir im Internet den Fahrpreis von Buxtehude nach Nürnberg-Mögeldorf anschauen kann. Aber dieser Tarif-Wirrwarr und die gefühlt tausend Verbünde mit all ihren Unwägbarkeiten kann doch keiner mehr überschauen! Der eine Verbund lässt im Bus den Fahrradtransport zu ein anderer nicht - manchmal darf ich meinen Drahtesel kostenlos mitnehmen, dann wieder nur zu bestimmten Zeiten oder gar nicht. Da blickt doch keiner mehr durch!
Noch zum anderen Thema: Die Anschaffung eines Fahrzeugpools und das Leasing an die betreffenden Gesellschaften ist ja an sich eine gute Idee (ähnlich dem Metronom in Niedersachsen). Die Frage ist nur, was dann diese ganze Privatisierungen und die Ausschreibungen noch bringen. Wo bleibt da Spielraum? Fahrpläne, Rollmaterial und Bedingungen werden vorgegeben. Bleibt ja nur noch das Personal!? An der Stelle frage ich mich aber sowieso warum die DB AG sich das nicht zu ihrem Vorteil gemacht hat und ihre Fahrzeugflotte vereinheitlicht hat (oder zumindest die Vielfalt verringert hat - um den Konkurrenzkampf der Schienenfahrzeughersteller zu wahren)? Aber jetzt schweife ich endgültig ab...
Grüssle
Patrick
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Re: Landestarif BaWü ?
Gut, sowas ist nachvollziehbar. Das sieht aber der Neukunde, um den es uns doch hauptsächlich gehen sollte, gar nicht. Er sieht bloß, dass in jedem Landkreis jemand anders das Sagen hat und er sich dann, obwohl dem vllt. nicht mal so ist, mit den Bedingungen eines jeden einzelnen Verbunds auseinandersetzen muss. Das schreckt ab.Vielfahrer hat geschrieben:Der Ringzugtarif (er wird als 3er-Tarif vermarktet) gilt von jeder Haltestelle zu jeder anderen in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg. Dass im Hintergrund, wenn man so will, es drei Verbünde gibt, hat andere Ursachen, die aber einen Kunden nicht unmittelbar interessieren. Diese Ursachen sind organisatorische. TUTIcket ist ein kommunaler Verbund (100%) ohne Beteiligung von Verkehrsunternehmen. Der VSB ist ein reiner Unternehmerverbund, letztlich ohne direkte Beteiligung des Landkreises und in Rottweil liegen die Dinge nochmals etwas anders. Diese drei unterschiedlichen Strukturen können nicht miteinander fusionieren.
Andererseits ist es verständlich, dass eine regionale Marke, die ein Verbund sein kann, Verbundenheit schafft. Da gibt es aber in meinen Augen auch noch Möglichkeiten, dass auch innerhalb eines größeren Gebildes umzusetzen.
Vielfahrer hat geschrieben:Kein Kunde muss sich mit dem Tarif beschäftigen, geschweige denn, irgendweche unterschiedlich farbigen Zonen zusammenzählen und dann in irgend einer Matrix den Tarif ablesen.
Das klingt in der Theorie toll, mal aufs ganze Land umgeschlagen ist es aber so, dass ich mich als Neukunde vllt. doch damit beschäftige, was es so an Tarifmöglichkeiten gibt und da kommen ja dann wieder alle Zonen- und Kreismodelle mit ihren Tarifmatritzen ins Spiel. So erschließe ich mir das bspw. auch mal in Gegenden, in denen ich nicht regelmäßig bin, dort aber mit dem ÖPNV unterwegs sein möchte.
Vielfahrer hat geschrieben:Das Modell des 3er-Tarifs könnte man auch auf das ganze Land ausdehnen. Dann könnte man von jeder Haltestelle im Land zu jeder anderen Haltestelle im Land fahren und im Hintergrund wäre das Geld bereits auf die entsprechenden Verbünde aufgeteilt, die wiederum ihre Regelungen mit ihren jeweiligen Leistungserbringern haben.
Naja, das ist das, was ich unter einem Landestarif verstehe :zwinkern: Was man dafür jetzt als Vorbild nimmt ist mir relativ egal, mir geht es darum, dass ich bei mir daheim in den Stadtbus steigen, zum Bahnhof fahren, mit dem Zug nach Stuttgart und dort wieder mit Stadtbahn und -bus vorankomme, ohne dabei doch noch irgendwie als Schwarzfahrer entlarvt zu werden, weil ich auf eine Regelung nicht aufgepasst habe.
Da kommt das Schlagwort Transparenz ins Spiel, was ja immer wieder gerne ins Feld geführt wird. Es gibt Leute, die wissen wollen, wofür sie da überhaupt bezahlen. Und nicht jeder latscht vllt. zum nächsten Automaten oder will seinen Rechner dafür anschmeißen, um seinen Preis herauszufinden sondern hat z.B. einen Flyer bekommen, in dem eben schön rein manuell alles Bekannte drinsteht und möchte daraus gut ablesen können, was er bezahlen muss.Vielfahrer hat geschrieben:Wenn ich nun gelegentlich höre oder lese, dass der 3er-Tarif zu kompliziert sei, so kann ich das nicht nachvollziehen. Niemand muss sich doch damit befassen, wie der Tarif zustande kommt. Man kann ganz einfach am nächsten Automat die gewünschte Relation eingeben und liest dann ab, was man zahlen muss. Wo ist da das Problem?
Hmm, also im htv gilt immer der Tarif der kürzestmöglichen befahrenen Verbindung, was bei der Verbundgröße ja auch nicht zu großen Einnahmeausfällen führt. So zahlt man für eine Direktfahrt Heidenheim-Zang (3 Waben) das gleiche, wie wenn der Bus der gleichen Linie den Weg über Königsbronn nach Zang (4 Waben) nimmt oder man mit dem Zug nach Königsbronn fährt und dort in den Bus nach Zang umsteigt. Finde ich gut nachvollziehbar (auch für einen Vergleich mit dem Auto o.ä.) und ist ja auch das, was die Fahrgäste im 3er-Tarif praktizieren.Tf Reinhard hat geschrieben:Wäre eine gute Idee. Dann müßte nur noch stärker Kontrolliert werden. Anfangs kulant sein und vielleicht entsprechende Zonen nachlösen lassen, später dann aber wirklich ein EBE verlangen.Vielfahrer hat geschrieben:Man könnte auch deutlich auf den Fahrschein aufdrucken: Nicht gültig über Rottweil. Mal sehen, ob die Leute dann sich den richtigen Fahrschein kaufen würden. Ich vermute mal nein.
*unterschreib*patrick_kn hat geschrieben:Ich würde mit wünschen dass ich in Konstanz-Wollmatingen eine Fahrkarte nach Berlin in die Konstanzerstrasße kaufen kann. Oder mir im Internet den Fahrpreis von Buxtehude nach Nürnberg-Mögeldorf anschauen kann. Aber dieser Tarif-Wirrwarr und die gefühlt tausend Verbünde mit all ihren Unwägbarkeiten kann doch keiner mehr überschauen! Der eine Verbund lässt im Bus den Fahrradtransport zu ein anderer nicht - manchmal darf ich meinen Drahtesel kostenlos mitnehmen, dann wieder nur zu bestimmten Zeiten oder gar nicht. Da blickt doch keiner mehr durch!
Selbst innerhalb der Verbünde gibt es für die verschiedenen Verkehrsmittel oder gar Strecken ja oft unterschiedliche Regelungen (was durchaus für sich gesehen nachvollziehbar ist, aber es für den Fahrgast nicht einfacher macht).
-Im Ostalbmobil ist die Fahrradmitnahme in den Zügen kostenlos möglich, jedoch nicht in den Zügen der Brenzbahn, weil dort die Kapazitäten zu gering sind.
-Im Verkehrsverbund Oberelbe ist die Fahrradmitnahme prinzipiell kostenlos und in allen Verkehrsmitteln möglich, jedoch gilt für die S-Bahn wieder eine Sonderregelung, die aber auf den Haltestellenaushängen nicht kommuniziert wird. In der S-Bahn gibt es kostenlose Fahrradmitnahme erst ab 19 Uhr und gar nicht am Wochenende (was bei dem starken Ausflugsverkehr ins Elbtal verständlich ist).
Grüße, Hannes
"Deutsche siegen im Fußball, aber bei der Bahn ist täglich Cordoba."
ÖBB-Chef Christian Kern in der Kronenzeitung vom 8.11.14
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Re: Landestarif BaWü ?
Hallo Hannes,
zum Thema kostenlose Fahrradmitnahme nur ein Beispiel: Im Schwarzwald-Baar-Kreis können Fahrräder kostenlos mitgenommen werden. Dafür bezahlt der Landkreis an die DB einen vergleichsweise geringen Betrag aus seiner "Portokasse". Die kostenlose Fahrradmitnahme kommt gut an, zumal die DB Schwarzwaldbahn mit den Doppelstockwagen auch das dafür geeignete Wagenmaterial einsetzt. Auch beim Ringzug können Fahrräder kostenlos mitgenommen werden, es mussten allerdings einige Züge definitiv ausgeschlossen werden, weil schon ohne Fahrräder die Kapazität hinten und vorne nicht ausreicht.
Im Landkreis Tuttlingen gilt beim Ringzug natürlich das gleiche, nämlich kostenlose Fahrradmitnahme, wofür die RegioShuttles mit ihrem Mehrzweckbereich auch gut geeignet sind. Aber auch hier mussten bestimmte Züge ausgeschlossen werden, weil sie so knallevoll sind, dass mitunter Fahrgäste zurückbleiben. Da könnte man es nicht verantworten, dass irgendwelche Freaks auch noch Fahrräder in den Züge mitnehmen dürfen. Bei der DB wiederum ginge es auf der Gäubahn auch, dass Fahrräder umsonst befördert werden könnten, wenn der Landkreis an die DB einen kleinen bzw. angemessenen Obulus entrichten würde. Definitiv nicht geht das aber auf der Donautalbahn. Hier fahren 611er und auf dem Bahnsteig stehen teilweise Gruppen mit Fahrrädern. Dadurch würde der Fahrplan völlig durcheinander geraten, weshalb man beschlossen hat, zur "Abschreckung" von Fahrradfahrern hier nicht auch noch kostenlose Mitnahme im Zug anzubieten. Der Nutzen für ca. maximal 8 Fahrradfahrer pro Zug wäre da, aber für die anderen wären Anschlüsse gefährdet und die Pünktlichkeit noch mehr beeinträchtigt. Da stehe ich dazu, dass man hier Fahrräder nicht auch noch kostenlos befördern sollte. Vielmehr hat man versucht, die Fahrradbeförderung auf bestimmte Züge zu lenken. Der Naturpark-Express etwa lässt einen Fahrradtransportwagen mitlaufen, bei dem Naturpark-Personal die Fahrräder einlädt und auch wieder ausgibt. Das können die Fahrradtouristen nicht selbst machen, denn man muss in einem Gepäckwagen eine gewisse Sortierung vornehmen, damit man nicht unterwegs sein Fahrrad erst dann herausnehmen kann, wenn man 15 andere beiseite gewuchtet hat. Aus diesem Grund kostet hier die Fahrradbeförderung im Ringzug (das ist der Naturpark-Express) etwas, denn es muss ja jemand die Ehrenamtlich tätigen mit ihren Unkosten entschädigen bzw. den Fahrradwagen finanzieren). Aus diesem Grund gibt es eben diese Regelung, die freilich jemand, der z.B. sein Fahrrad von Berlin nach Blumberg mitnehmen möchte, nicht wissen kann. Aber so ist es eben. Einfache Lösungen sind nicht in jedem Fall die Besten.
Was die Tarife angeht, so muss wirklich niemand verstehen, wie ein Tarif gebildet wird. Man geht einfach zum Automaten oder ins Internet auf die entsprechende Relation und schon wird einem der Tarif angezeigt, den es kostet. Außer Spezialisten - und die darf man nicht zum Maß der Dinge machen - will das gar niemand wissen. Statt den 3er-Tarif zu kritisieren, sollten sich diese Spezialisten mal damit beschäftigen, dass im Ringzugebiet unterschiedlichste Verbünde, unterschiedlichste Tarife und unterschiedlichste Zonen für den Kunden vereinigt wurden und man wirklich von jeder Haltestelle zu jeder anderen in der gesamten Region Schwarzwald-Baar-Heuberg mit einem Fahrschein fahren kann. Es gibt - im Gegensatz zu vielen anderen Verbünden - keine Kreisgrenze, die kreisüberschreitende Fahrten hemmt oder strukturell erheblich verteuert. Ich halte den 3er-Tarif, der durchaus auch ergiebig ist, für ein Vorzeigemodell, habe aber zur Kenntnis genommen, dass die Leute von Propan, so bezeichne ich die Pro Bähnler inzwischen, das anders sehen. Übrigens hat der 3er-Tarif, den viele so kompliziert finden, höhere Zuwachsraten als die Verbundtarife selbst (also die Binnenverkehre), was zeigt, dass nur Theoretiker damit Probleme haben, die Kunden jedenfalls nicht.
Klar, man kann noch manches besser machen und wird es auch. Aber hinter diesem Tarif stehen viele tägliche Nutzer, die ich im Übrigen zwischen Buxtehude und Berlin-irgendwo nicht sehe. Das sind Einzelfälle. Die mittelere Reiseweite im Nahverkehr (gesetzlich fixiert) liegt im Bus bei ca. 8 km (Standardwert), im Zug irgendwo vielleicht bei 25 km, beim Ringzug übrigens bei 11 km. Es ist doch in Ordnung, dass tarifliche Angebote für die Masse geschaffen werden und bezahlbar bleiben und nicht für "Exoten". Für die gibt es den DB-Tarif, der mit dem BW-Ticket zudem noch eine attraktive Höchstpreisgrenze hat.
Ich wiederhole mich dahingehend, dass ich lediglich die Preisstruktur für änderungsbedürftig halte. Für mich ist die Schweiz mit dem Halbpreispass ein Vorbild. Fixkosten schaffen und geringe variable Kosten. Das ist aus Vielfahrers Sicht der richtige Weg.
Viele Grüße vom Vielfahrer
zum Thema kostenlose Fahrradmitnahme nur ein Beispiel: Im Schwarzwald-Baar-Kreis können Fahrräder kostenlos mitgenommen werden. Dafür bezahlt der Landkreis an die DB einen vergleichsweise geringen Betrag aus seiner "Portokasse". Die kostenlose Fahrradmitnahme kommt gut an, zumal die DB Schwarzwaldbahn mit den Doppelstockwagen auch das dafür geeignete Wagenmaterial einsetzt. Auch beim Ringzug können Fahrräder kostenlos mitgenommen werden, es mussten allerdings einige Züge definitiv ausgeschlossen werden, weil schon ohne Fahrräder die Kapazität hinten und vorne nicht ausreicht.
Im Landkreis Tuttlingen gilt beim Ringzug natürlich das gleiche, nämlich kostenlose Fahrradmitnahme, wofür die RegioShuttles mit ihrem Mehrzweckbereich auch gut geeignet sind. Aber auch hier mussten bestimmte Züge ausgeschlossen werden, weil sie so knallevoll sind, dass mitunter Fahrgäste zurückbleiben. Da könnte man es nicht verantworten, dass irgendwelche Freaks auch noch Fahrräder in den Züge mitnehmen dürfen. Bei der DB wiederum ginge es auf der Gäubahn auch, dass Fahrräder umsonst befördert werden könnten, wenn der Landkreis an die DB einen kleinen bzw. angemessenen Obulus entrichten würde. Definitiv nicht geht das aber auf der Donautalbahn. Hier fahren 611er und auf dem Bahnsteig stehen teilweise Gruppen mit Fahrrädern. Dadurch würde der Fahrplan völlig durcheinander geraten, weshalb man beschlossen hat, zur "Abschreckung" von Fahrradfahrern hier nicht auch noch kostenlose Mitnahme im Zug anzubieten. Der Nutzen für ca. maximal 8 Fahrradfahrer pro Zug wäre da, aber für die anderen wären Anschlüsse gefährdet und die Pünktlichkeit noch mehr beeinträchtigt. Da stehe ich dazu, dass man hier Fahrräder nicht auch noch kostenlos befördern sollte. Vielmehr hat man versucht, die Fahrradbeförderung auf bestimmte Züge zu lenken. Der Naturpark-Express etwa lässt einen Fahrradtransportwagen mitlaufen, bei dem Naturpark-Personal die Fahrräder einlädt und auch wieder ausgibt. Das können die Fahrradtouristen nicht selbst machen, denn man muss in einem Gepäckwagen eine gewisse Sortierung vornehmen, damit man nicht unterwegs sein Fahrrad erst dann herausnehmen kann, wenn man 15 andere beiseite gewuchtet hat. Aus diesem Grund kostet hier die Fahrradbeförderung im Ringzug (das ist der Naturpark-Express) etwas, denn es muss ja jemand die Ehrenamtlich tätigen mit ihren Unkosten entschädigen bzw. den Fahrradwagen finanzieren). Aus diesem Grund gibt es eben diese Regelung, die freilich jemand, der z.B. sein Fahrrad von Berlin nach Blumberg mitnehmen möchte, nicht wissen kann. Aber so ist es eben. Einfache Lösungen sind nicht in jedem Fall die Besten.
Was die Tarife angeht, so muss wirklich niemand verstehen, wie ein Tarif gebildet wird. Man geht einfach zum Automaten oder ins Internet auf die entsprechende Relation und schon wird einem der Tarif angezeigt, den es kostet. Außer Spezialisten - und die darf man nicht zum Maß der Dinge machen - will das gar niemand wissen. Statt den 3er-Tarif zu kritisieren, sollten sich diese Spezialisten mal damit beschäftigen, dass im Ringzugebiet unterschiedlichste Verbünde, unterschiedlichste Tarife und unterschiedlichste Zonen für den Kunden vereinigt wurden und man wirklich von jeder Haltestelle zu jeder anderen in der gesamten Region Schwarzwald-Baar-Heuberg mit einem Fahrschein fahren kann. Es gibt - im Gegensatz zu vielen anderen Verbünden - keine Kreisgrenze, die kreisüberschreitende Fahrten hemmt oder strukturell erheblich verteuert. Ich halte den 3er-Tarif, der durchaus auch ergiebig ist, für ein Vorzeigemodell, habe aber zur Kenntnis genommen, dass die Leute von Propan, so bezeichne ich die Pro Bähnler inzwischen, das anders sehen. Übrigens hat der 3er-Tarif, den viele so kompliziert finden, höhere Zuwachsraten als die Verbundtarife selbst (also die Binnenverkehre), was zeigt, dass nur Theoretiker damit Probleme haben, die Kunden jedenfalls nicht.
Klar, man kann noch manches besser machen und wird es auch. Aber hinter diesem Tarif stehen viele tägliche Nutzer, die ich im Übrigen zwischen Buxtehude und Berlin-irgendwo nicht sehe. Das sind Einzelfälle. Die mittelere Reiseweite im Nahverkehr (gesetzlich fixiert) liegt im Bus bei ca. 8 km (Standardwert), im Zug irgendwo vielleicht bei 25 km, beim Ringzug übrigens bei 11 km. Es ist doch in Ordnung, dass tarifliche Angebote für die Masse geschaffen werden und bezahlbar bleiben und nicht für "Exoten". Für die gibt es den DB-Tarif, der mit dem BW-Ticket zudem noch eine attraktive Höchstpreisgrenze hat.
Ich wiederhole mich dahingehend, dass ich lediglich die Preisstruktur für änderungsbedürftig halte. Für mich ist die Schweiz mit dem Halbpreispass ein Vorbild. Fixkosten schaffen und geringe variable Kosten. Das ist aus Vielfahrers Sicht der richtige Weg.
Viele Grüße vom Vielfahrer