Seite 1 von 1

bwegt-Fahrgastcenter lösen DB-Reisezentren ab

Verfasst: Di 21. Okt 2025, 14:46
von Vielfahrer
Hallo,

mehr und mehr Reisezentren der DB im Südosten des Landes Baden-Württemberg werden zukünftig zu bwegt-Fahrgastcentern umgebaut. Hintergrund dafür ist, dass das Land Baden-Württemberg den Vertrieb von Fahrscheinen des Nah- und Fernverkehrs zukünftig in nur noch eine Hand legen möchte, unabhängig davon, um welches Eisenbahnunternehmen es sich handelt. Als Dienstleister hat sich Transdev gegenüber anderen durchgesetzt. Transdev wird in den kommenden Wochen und Monaten die DB-Reisezentren in Horb, Rottweil, Balingen, Albstadt-Ebingen, Sigmaringen, Aulendorf, Ravensburg – Friedrichshafen-Stadt, Überlingen, Tübingen, Reutlingen, Metzingen, Nürtingen und Biberach/Riß übernehmen. Bis zur Wiedereröffnung werden diese einige Wochen lang geschlossen sein, da sie modernisiert werden. Im November sollen Nürtingen und Ravensburg wiedereröffnet werden, alle weiteren folgen bis zum Fahrplanwechsel. In Biberach/Riß ist allerdings erst im Jahr 2027 mit einem Wechsel zu rechnen.

Beibehalten werden die bisherigen DB-Agenturen in Friedrichshafen-Hafen, Meckenbeuren, Isny, Stockach, Hechingen, Mössingen und Rottenburg, sie werden zukünftig auch von Transdev betrieben.

Bad Saulgau, Bad Waldsee, Leutkirch und Wangen werden als Video-Fahrgastcenter mit persönlicher Beratung bedient, ebenso im Laufe des Jahres 2026 Riedlingen und ab 2027 Laupheim-Stadt.

An 123 Bahnhöfen und Haltestellen werden zukünftig die bwegt-Fahrkartenautomaten von Transdev stehen, aus denen man sich nicht nur Fahrkarten der DB, sondern auch von anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen herauslassen kann. Die Umstellung auf die neuen Fahrkartenautomaten soll im November zwischen Tübingen Hbf und Nürtingen beginnen.

Viele Grüße vom Vielfahrer

Re: bwegt-Fahrgastcenter lösen DB-Reisezentren ab

Verfasst: Mo 10. Nov 2025, 20:20
von Vielfahrer
Hallo,

heute fand in Ravensburg die feierliche Eröffnung des bwegt-Fahrgastcenters statt. Elke Zimmer, Staatssekretärin im Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg, eröffnete das erste bwegt-Fahrgastcenter im Bahnhof Ravensburg. Dem Land ist es wichtig, dass zukünftig der Vertrieb aus einer Hand und an einheitlichen Automaten erfolgt. Bislang hat sich je nach Verbund und EVU teilweise eine schwer durchschaubare Vielfalt an Fahrkartenautomaten entwickelt.
Daniel Rapp, Oberbürgermeister von Ravensburg, freute sich, dass seine Stadt das erste bwegt-Fahrgastcenter erhält. Schon seine Vorgänger hätten erkannt, dass die Schiene enorm wichtig für die Stadtentwicklung gewesen sei. Mit der Schwäbischen Eisenbahn, die ja in Liedform jedem bekannt sein dürfte, hätte die Industrialisierung in Ravensburg ihren Einzug gehalten. Escher-Wyss hätte deshalb den Standort in seiner Stadt gewählt. Inzwischen sei nicht nur der Marktplatz von Ravensburg sondern auch der Bahnhof ein Kommunikationszentrum, an welchem man sich auch gerne aufhalten würde. Der Bahnhof sei ein sicherer Ort, zumal er datenschutzrechtlich unbedenklich wie auch der ZOB in Ravensburg inzwischen mit Kameras überwacht würde. Dies habe ihm die Polizei bestätigt.

Für Transdev sprach deren Geschäftsführer (Sitz in Leipzig) Martin Hörl. Zunächst bedankte er sich bei den ebenfalls anwesenden Mitarbeitern des Stuttgarter Verkehrsministeriums und der NVBW, die seine Firma im zurückliegenden Jahr vielfach unterstützt hätten. Er unterstrich aber auch, dass Transdev auch in Zeiten der Digitalisierung auf personenbedienten Verkauf setzen würde. Als Neuerung sprach er die Übersetzungscomputer an, mit denen die Fahrkartenverkäufer ausgestattet werden. Auf der Kundenseite können des Deutschen nicht kundige Fahrgäste ihre Sprache unter 29 Sprachen wählen und in ihrer Muttersprache dann ihr Anliegen vorbringen. Auf der Verkäuferseite wird dies in Deutsch wiedergegeben. Der Verkäufer spricht in Deutsch, der Käufer erhält seine Antwort in seiner Muttersprache. Also kein Problem mehr, wenn z.B. ein Argentinier in Ravensburg eine Fahrkarte kaufen möchte. Transdev setzt an den von ihr zu bedienenden Stationen auch auf Fahrkartenautomaten der Firma ICA. Den Wochenumsatz seiner Fahrkartenautomaten bezifferte Herr Hörl auf 5 Mio. Euro, eine nicht zu vernachlässigende Größenordnung. Aktuell betreibt Transdev 2.600 Fahrkartenautomaten.

Für die Region sprach dann zum Abschluss noch Bernd Hasenfratz, der Geschäftsführer des Bodo-Verbunds. Er wies auch darauf hin, dass bei Bodo endlich das CiCo-Verfahren funktionieren würde. Auf den Bahnsteigen gebe es Stelen, an denen man sich anmelden könnte bzw. abmelden könnte und dann im Nachhinein den für eine Reise günstigsten Fahrpreis abgebucht bekommen würde, gleich ob es der Deutschlandtarif, der Baden-Württemberg-Tarif oder der Verbundtarif sei.

Viele Grüße vom Vielfahrer

Re: bwegt-Fahrgastcenter lösen DB-Reisezentren ab

Verfasst: Mo 10. Nov 2025, 21:07
von wolfgang65
Hallo Vielfahrer,

dann kann man sich jetzt die Frage stellen, wie das weiter geht wenn die grüne Regierung Geschichte sein wird. Das ist ja bereits absehbar - Gibt es da langfristige unkündbare Verträge?

Man kann sich in dem Zusammenhang auch fragen, ob die BW Sonderwege immer so ne gute Idee sind/waren.

Grüße

Wolfgang

Re: bwegt-Fahrgastcenter lösen DB-Reisezentren ab

Verfasst: Mo 10. Nov 2025, 22:29
von Vielfahrer
Hallo Wolfgang,

Der Geschäftsführer von Transdev erwähnte in seiner Rede, dass er im Los Südost vom Aufgabenträger Land Baden-Württemberg einen 10-Jahres-Vertrag bekommen hätte. Transdev werde sich anstrengen, das in sie gesetzte Vertrauen zu erfüllen. Seitens des Landes wurde die Region Südost Baden-Württemberg als Pilotregion bezeichnet. Es sei vorgesehen, auch in anderen Regionen den Vertrieb entsprechend zu organisieren. Aktuell steht wohl der Bereich der Schwarzwaldbahn und des Hochrheins in einem wettbewerblichen Verfahren an, also vermutlich die Verbünde TGO, Mein Move (ohne Rottweil), VHB, WTV und RVL. Aus Landessicht soll der neu strukturierte Verkauf dazu beitragen, bis zum Jahr 2030 das Verdoppelungsziel im öffentlichen Verkehr zu erreichen.

Transdev schätzt die Situation so ein, dass trotz der smart-phones weiterhin für viele Teile der Bevölkerung der personenbediente Verkauf in größeren Bahnhöfen notwendig und sinnvoll ist. Zum einen, weil es viele Migranten gibt, die ebenfalls mobil sein wollen und die wegen sprachlicher Barrieren den personenbedienten Verkauf vorziehen. Weiter darf die zunehmende Anzahl älterer Menschen nicht unterschätzt werden und auch Behinderte benötigen häufig die Leistungen persönlich ansprechbarer Verkäufer. Erwähnt wurde, dass laut DB heutzutage rund 85% der Verkäufe online erfolgen würden. Aber die restlichen 15% sind eben auch eine große Anzahl an Fahrgästen. Um beim Bahnhof Ravensburg zu bleiben: In Ravensburg und näherer Umgebung wohnen sicherlich über 100.000 Einwohner. Da kommt ein Nachfragepotential zusammen, welches mehrere personenbediente Arbeitsplätze erfordert.

Viele Grüße vom Vielfahrer