Pläne für Schmalspurbahn vom Tessin ins Berner Oberland

Sonstiges, worüber man sich das "Maul" zerreisen kann.
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Vielfahrer
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Pläne für Schmalspurbahn vom Tessin ins Berner Oberland

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

Die Neue Zürcher Zeitung informiert heute über Pläne zum Ausbau des stillgelegten Bedretto-Stollens.

Seit längerem wird in der Schweiz das Projekt eines Grimsel-Basistunnels verfolgt. Grund ist, dass die Energiewirtschaft die in die Jahre gekommenen Freileitungen zwischen dem Goms in den Norden der Schweiz ersetzen muss und der Grimselpass durch Stromleitungen ohnehin schon landschaftlich beeinträchtigt ist. Die Idee ist nun, die Leitungen in Form eines Stollens von Oberwald in Richtung Meiringen zu verkabeln und damit die Landschaft zu schonen. Und wenn schon ein Stollen gebaut wird, dann könnte daneben gleich ein weiterer Stollen für die Schmalspurbahn von Luzern bzw. Interlaken-Ost via Innertkirchen bis Oberwald geplant werden und damit von Luzern aus theoretisch bis Tirano oder Zermatt ein durchgehendes Schmalspurnetz entstehen. Der 22 km lange Tunnel wird das Berner Oberland mit dem Wallis in einer Fahrzeit von 28 Minuten verbinden.

Als weitere Überlegung kommt nun auf, dass beim Bau des Furkastollens (Realp - Oberwald) ein Baustollen, der sog. Bedretto-Stollen, gebaut wurde, um per Zwischenangriff den Furkatunnel schneller fertigstellen zu können. Der Bedretto-Stollen ist aktuell stillgelegt. Die Idee ist nun, den Bedretto-Stollen, der im Furka-Basistunnel abzweigen würde, zu reaktivieren bzw. mit Schienen zu versehen, um das Schmalspurnetz bis Airolo auszudehnen.
Eine direkte Bahnverbindung vom Tessin ins Berner Oberland dürfte deutlich mehr Nachfrage ergeben als eine lokale Verbindung zwischen Innertkirchen und Oberwald, argumentieren Politiker aus dem Tessin. Außerdem wird erwartet, dass eine Schienenverbindung für das Bedrettotal bzw. die Leventina wirtschaftliche Impulse geben dürfte.

Während der Bauzeit des Furka-Basistunnels lagen im Bedretto-Stollen 76 cm-Schmalspurgleise, über die das Ausbruchmaterial abtransportiert wurde. Der Querschnitt des Bedretto-Stollens ist ungefähr nur ein Drittel so groß wie der des Furka-Basistunnels, er müsste also vergrößert werden, um ihn für den regulären Bahnbetrieb nutzen zu können.

Bis 2015 schlummerte das Bedretto-Loch vor sich hin. Dann wurden die eingebrochenen Stellen freigeräumt und gesichert. Weil der Furkatunnel ein neues Lüftungssystem erhielt, wurde das Bedretto-Fenster wieder gebraucht. Bei eine Feuerausbruch im Furkatunnel würde über den Stollen Frischluft zugeführt. Heute nutzt die ETH eine ursprünglich als Kreuzungsstelle geplante Nische in etwa der Mitte des Tunnels als Forschungslabor.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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