Nahverkehr im ZAK:

Sonstiges, worüber man sich das "Maul" zerreisen kann.
Antworten
Karl Müller
Schaffner
Schaffner
Beiträge: 2096
Registriert: Mo 13. Jun 2011, 12:25

Nahverkehr im ZAK:

Beitrag von Karl Müller »


Der Schwabo schreibt:

Start für die fünf ÖPNV-Linienbündel im Zollernalbkreis ist zum 1. Juni beziehungsweise 1. August. Über die Anlaufschwierigkeiten und die coronabedingten Mindereinnahmen hat Nahverkehrsplaner Roland Albert im Kreistagsausschuss für Technik und Umwelt informiert.
Zollernalbkreis - Insgesamt liege man mit den Linienbündeln unter der Erwartungsberechnung, sagte Albert. Ganz schlecht sehe es im landesweiten Vergleich aus: Der "Modal-Split-Anteil", das heißt, der Menschen, die anstatt das eigene Auto zu nutzen, mit Bus und Bahn unterwegs sind, ist mit 4,8 Prozent der zweitschlechteste im Land. Hier gelte es, so der Verkehrsplaner, den ÖPNV stärker zu bewerben.

Insgesamt seien – gemessen an den Zahlen aus dem Jahr 2019 – 11,6 Millionen Euro weniger eingenommen worden. Eine gewisse Entlastung habe es durch den "ÖPNV-Rettungsschirm" gegeben.
Große Anlaufschwierigkeiten

Für Anlaufschwierigkeiten bei der Umsetzung des neuen Fahrplans hätten unter anderem fehlende Strecken-, Tarif- und Sprachkenntnisse bei den Busfahrern gesorgt, zudem fehlende Routine und stellenweise auch nicht erfüllte Fahrzeuganforderungen.

Nicht zu vergessen die vielen Baustellen auf den Kreis- und Ortsstraßen. Zur Beseitigung der Anlaufschwierigkeiten sei man in engem Austausch mit den Schulträgern, den Schulen, den Eltern, aber auch den Fahrgästen und Verkehrsunternehmen. Ein Gelenkbus erfülle, so Albert, die Norm nicht; ein neues Fahrzeug sei bereits bestellt und werde voraussichtlich im Juli oder August geliefert. Die Zielanzeigen würden jetzt bei allen Bussen funktionieren.
Baustellen und falsche Fahrwege

Beim Stadttarif in Hechingen sei anfangs vergessen worden, den Tarif um zehn Cent zu erhöhen. Der Schaden sei "überschaubar", die Sache behoben. Für die Busfahrer seien mittlerweile Sozialräume angemietet worden, und die Firma Klumpp, die auf den Linienbündeln Subunternehmer beschäftige, habe einen Qualitätsmanager eingestellt.

Behoben seien auch die Mängel im Bereich Haigerloch-Nord sowie zwischen Rosenfeld und Haigerloch. In Rangendingen hätten die Busse zunächst einen falschen Fahrweg genommen, es habe Verspätungen und verpasste Anschlüsse gegeben. In Haigerloch-Stetten habe es Klagen von Seiten der Eltern gegeben in Zusammenhang mit der Haltestelle beim Friedhof. Diese sei jetzt auf die entgegengesetzte Seite verlegt worden. Bedingt durch Corona- sei der Krankheitsstand beim Fahrpersonal ein "großes Thema" gewesen. Fahrer seien ausgefallen und vorübergehend durch Krankheitsvertretungen ersetzt worden. Diese hätten nicht die nötige Erfahrung beziehungsweise Routine mitgebracht.
Viele Fahrer krank

In manchen Ortschaften im Kreis, ergänzt Landrat Günther-Martin Pauli, hätten sich auch die Lebensumstände geändert. Hier gelte es möglicherweise, die Haltestellen umzubauen beziehungsweise moderat anzupassen.


Bei dieser Meldung sollte man auch zwischen den Zeilen lesen.....vor allem wenn jahrzehntelange Linien - wie die HzL linie 10 neu vergeben werden, was sich da für Schwierigkeiten auftun. Dort werden fast nur Schüler befördert, der ÖPNV findet dort in der Raumschaft Haigerloch kaum Anklang. Der Führerschein ist dort mit in die Wiege gelegt und wird sobald als möglich gemacht.
Man muß sich nur die Einkaufs und Schulproblematik der Trillfinger anschauen. Schulen (damals) von Klasse 1-2 in Trillfingen, 3-4 in Bad Imnau, weiterführende in Stetten oder Haigerloch. Einkaufen - Vollsortiment und Discount in Haigerloch, aber, auf der anderen Talseite der Eyach. Luftlinie 2km, fahrweg 4km. Laufen oder fahrrad nahezu unmöglich - auch mangels guter Fuß und Radwege. Das gleiche gilt für nahezu alle Teilorte von Haigerloch. Denn, die Hauptinfrastruktur in Haigerloch liegt in der Oberstadt, diese ist vom Eyachtal nur schwerlichst zu erreichen, wer kein Auto hat und den ÖPNV nehmen "muß" - mußte damals den sehr umständlichen Busfahrplan lange studieren um zu wissen ob der Bus jetzt zuerst über Stetten oder übers Karlstal gen Oberstadt fuhr. Dazu kam das der Vollsortimenter nähe Weildorf keine Bushaltestelle besaß - warum auch!?

Auch der letzte, zitierte Satz von Landrat Pauli - das sich die Lebensumstände in manchen Ortschaften geändert haben läßt aufhorchen, was da wohl zur Sprache kam????? Das in manchen Ortschaften außer Schülern niemand den Bus benutzt? =in den Ferien wird dort nur klimatsierte Luft durch die Lande gefahren!?
Fragen über Fragen.......aber, wenn man wie überall in Deutschland die Straßen ausbaut, den Radwegbau vernachlässigt und die Einkaufszentren weitab jeder Siedlung baut, dann geht im ÖPNV auf dem Land nix.
Ein selten diskutierter Punkt - viele Vereine haben Ihre Sportstätten ebenso fernab jedes ÖPNV, ein Training und die Vereinstätigkeit an sich sind somit fast nur mit PKW zu machen - oder mit dem Elterntaxi.

MFG Oli
Vielfahrer
Örtlicher Betriebsleiter
Örtlicher Betriebsleiter
Beiträge: 4786
Registriert: So 1. Aug 2010, 13:32
Wohnort: Tübingen Weststadt

Re: Nahverkehr im ZAK:

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

vor über 35 Jahren war ich im Zollernalbkreis u.a. mit dem Raum Hechingen – Rangendingen – Haigerloch – Eyach und Haigerloch – Balingen befasst. Damals gab es noch viele freigestellte Schülerverkehre, spezielle konzessionierte Schülerverkehre und ein wenig attraktives Linienbusangebot sowohl der HzL wie auch des RAB, der Fa. Maaß und Fa. Sidler. Außerdem gab es spezielle Berufsverkehrslinien zur Fa. Daimler-Benz nach Sindelfingen und viele umlaufbedingte Leerfahren.

Vom Landratsamt des Zollernalbkreises wurde damals dann eine Neukonzeption angestoßen. Alle Verkehre wurden in Linienverkehre übergeführt (Berufsverkehr zu Daimler-Benz allerdings nicht). Damit sinnvolle ÖPNV-Verbindungen entstehen konnten, einigten sich die Busunternehmen sogar auf Linientausche. So etwa zog sich die Fa. Maaß aus dem Raum Haigerloch zugunsten des RAB zurück, der die Linie Haigerloch – Owingen – Balingen incl. aller Schülerverkehre übernahm und dafür an die Fa. Maaß die Linie Balingen – Lochen – Tieringen – Nusplingen abtrat, wodurch für die Fa. Maaß im Süden Balingens ein arrondiertes Liniennetz entstanden ist. Versuche, die Linie Haigerloch – Eyach durch Verlängerung nach Eutingen mit günstigen Bahnanschlüssen nach Stuttgart aufzuwerten, scheiterten, da die speziellen Berufsverkehrslinien, die allerdings auch nur die Schichtzeiten uHallo,

vor über 35 Jahren war ich im Zollernalbkreis u.a. mit dem Raum Hechingen – Rangendingen – Haigerloch – Eyach und Haigerloch – Balingen befasst. Damals gab es noch viele freigestellte Schülerverkehre, spezielle konzessionierte Schülerverkehre und ein wenig attraktives Linienbusangebot sowohl der HzL wie auch des RAB, der Fa. Maaß und Fa. Sidler. Außerdem gab es spezielle Berufsverkehrslinien zur Fa. Daimler-Benz nach Sindelfingen und viele umlaufbedingte Leerfahren.

Vom Landratsamt des Zollernalbkreises wurde damals dann eine Neukonzeption angestoßen. Alle Verkehre wurden in Linienverkehre übergeführt (Berufsverkehr zu Daimler-Benz allerdings nicht). Damit sinnvolle ÖPNV-Verbindungen entstehen konnten, einigten sich die Busunternehmen sogar auf Linientausche. So etwa zog sich die Fa. Maaß aus dem Raum Haigerloch zugunsten des RAB zurück, der die Linie Haigerloch – Owingen – Balingen incl. aller Schülerverkehre übernahm und dafür an die Fa. Maaß die Linie Balingen – Lochen – Tieringen – Nusplingen abtrat, wodurch für die Fa. Maaß im Süden Balingens ein arrondiertes Liniennetz entstanden ist. Versuche, die Linie Haigerloch – Eyach durch Verlängerung nach Eutingen mit günstigen Bahnanschlüssen nach Stuttgart aufzuwerten, scheiterten, da die speziellen Berufsverkehrslinien kostengünstiger waren. Stattdessen wurde die Linie Hechingen – Haigerloch nach Horb erweitert und bietet dort seitdem recht gute Bahnanschlüsse. Von Rottweil nach Hechingen sind diese Verbindungen zeitweise die schnellsten gewesen.

Klar, die Fahrzeiten der Busse orientieren sich zunächst mal an den vorhandenen Kunden. Das sind in der Tat sehr viele Schüler, die Schulen in Haigerloch Oberstadt, Stetten, Bietenhausen, Rangendingen und Hechingen, aber auch in Horb und Mössingen, besuchen. In Stetten bestanden seinerzeit gute Anschlüsse über Ostdorf nach Balingen und Frommern zu den dortigen Schulen. Die Schulzeiten waren so gestaffelt, dass die Busse wirtschaftlich eingesetzt werden konnten. Wegen des recht großen Andrangs gab es auch Verstärkerbusse an Schultagen. Hätte man einen reinen Taktverkehr eingeführt, so wären entweder die Kosten extrem höher ausgefallen, da ja die Schulkurse weiterhin benötigt worden wären, oder es hätte für die Schüler deutlich längere Fahr- und Wartezeiten gegeben zum Vorteil sicherlich erheblich weniger sonstiger Fahrgäste.

Das Bussystem hat sich in seiner Grundstruktur so über Jahrzehnte hinweg gehalten. Da Linien, die finanziell unterstützt werden müssen, seit geraumer Zeit nicht einfach an den bisherigen Betreiber verlängert werden können, startete der Zollernalbkreis landkreisweit eine Überarbeitung der Busfahrpläne und startete anschließend eine Vergabe, bei welcher u.a. im Raum Haigerloch die HzL das Nachsehen hatte und die Linie an den RAB ging, zwischen Hechingen und Balingen an die Fa. Klumpp aus Baiersbronn.

Eine Reaktivierung der Schienenstrecke der HzL von Hechingen über Rangendingen – Haigerloch nach Eyach stand früher ernstlich nie zur Debatte, da die Lage der Bahnhöfe alles andere als günstig war und sich die Siedlungsgebiete völlig anders entwickelt haben. Dass nunmehr ein neuer Anlauf gemacht wird und die Reaktivierung der Schienenstrecke keine reine Phantomdiskussion mehr ist, halte ich für gut. Welcher Autofahrer wird sich schon ab Bad Imnau in einen Bus setzen und täglich über die Dörfer nach Hechingen fahren? Die Fahrzeit ist viel zu lang und die Fahrt zu unbequem. Wenn die Schienenstrecke sinnvoll reaktiviert wird, z.B. auch in Haigerloch mit einem Aufzug vom Bahnhof zum nicht weit, aber viel höher gelegenen Schulzentrum, könnte das viel bewirken. In Eyach wiederum wird es von der künftigen Fahrplankonstruktion abhängen, ob sich hier nur die Züge der Linie Tübingen – Horb kreuzen oder ob vielleicht auch ein Hechinger Zug hier zur vollen Stunde wendet und dann drei Züge zeitgleich gute Anschlüsse gewähren. Für Pendler zwischen Haigerloch und Tübingen wäre das deutlich schneller als mit dem Bus nach Hechingen und dann mit dem Zug nach Tübingen. Auch tariflich ist Eyach – Tübingen ein Schnäppchen, trotz fast 25 km nicht teurer als Tübingen – Entringen (10 km).

Ich könnte mir gut vorstellen, dass eine Reaktivierung der Schiene zwischen Hechingen und Eyach sich auch massiv auf den Linienbusverkehr dahingehend auswirkt, dass für den nördlichen Zollernalbkreis es ein attraktiveres Linienbusangebot, abgestimmt auf die Bahn in Balingen, Hechingen, Rangendingen, Stetten und Haigerloch gibt. Entsprechende Untersuchungen laufen ja und lassen spätestens bis zum kommenden Jahr ja Ergebnisse erwarten.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Antworten