Virtuelle Fahrplankonferenz für die Region

Sonstiges, worüber man sich das "Maul" zerreisen kann.
Vielfahrer
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Virtuelle Fahrplankonferenz für die Region

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

heute war die virtuelle regionale Fahrplankonferenz 2022 u.a. für das Ringzuggebiet. Die NVBW hat sich eine Straffung des gesamten Fahrplankonferenz-Prozesses überlegt. Ab diesem Jahr findet eine sog. Hauptkonferenz statt, bei welcher für das ganze Land Baden-Württemberg hauptsächlich der Fernverkehr und seine Änderungen vorgestellt worden sind. Beträchtlichen Umfang bei den Informationen nahmen auch die zahlreichen baubedingten Streckensperrungen ein.

Losgelöst von dieser Hauptkonferenz gibt es zukünftig einige wenige Regionalkonferenzen im Land, und zwar nur noch im Frühjahr. Der Bereich der Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg wird mit dem Oberrhein (Freiburg und Offenburg) in einer gemeinsamen Konferenz besprochen, sofern sich dieses Format auch aus Sicht der Regionen bewährt.

Bei der heutigen Konferenz lag der Schwerpunkt in der Region Freiburg, also im Bereich der Breisgau-S-Bahn. Auf der Elztalbahn zwischen Freiburg und Elzach läuft der Verkehr noch nicht zufriedenstellend. Fahren Züge verspätet ab Freiburg Hbf auf die Elztalbahn, so kommen sie auch verspätet wieder zurück, da die Strecke eingleisig ist. Leider werden dadurch Folgezüge, die Freiburg pünktlich verlassen, ebenso verspätet, d.h. das System läuft nicht stabil. Aus diesem Grund werden bestimmte Zugleistungen nach Elzach in Bleibach außerplanmäßig „geschlachtet“, damit die nach Freiburg zurückfahrenden Leistungen dann pünktlich laufen. Zwischen 16 und 19 Uhr steht in Bleibach ein SEV-Bus, der dann das ausfallende Stück Bleibach – Elzach bedient. Diese Ad-hoc-Maßnahme hat zu einer Entschärfung der Lage geführt, kann jedoch kein Dauerzustand sein. Welche Veränderungen dauerhaft vorgenommen werden sollen, um den vorgesehenen Fahrplan verlässlich und pünktlich zu fahren, steht noch nicht fest. Es könnte bis zu einer Drehung des Fahrplanprogramms zwischen Freiburg und Elzach um 15 Minuten führen, um weniger durch verspätete Fernverkehrszüge anfällig zu werden. Es wirft dies aber dann zahlreiche Fragen im Busverkehr auf, z.B. in die Richtungen Haslach oder auch Furtwangen usw.

Bei der Ost-West-Achse wurde erwähnt, dass die Hauptprobleme im Abschnitt Freiburg - Gottenheim - Breisach liegen. Der Abschnitt Freiburg - Neustadt - Donaueschingen - Villingen würde relativ gut laufen. An Änderungen ist hier vorgesehen, dass zukünftig die Dreiseenbahn von Titisee nach Seebrugg in Titisee vom Villinger Zugteil abgekuppelt wird bzw. in der Gegenrichtung dem Villinger Zug nach Freiburg beigestellt wird. Damit wird die Zahl der Zugkupplungen (derzeit fast 100 pro Tag) reduziert und dadurch weniger anfälliger für Verspätungen.

Ansonsten wurde berichtet, dass im Raum Freiburg pandemiebedingt viele Lokführer derzeit fehlen und deswegen nichts anderes übrigblieb, als die Fahrpläne auszudünnen.

Mit ähnlichen Ursachen hat auch die SWEG zu kämpfen. Berichtet wurde, dass die Kinzigtalbahn wegen einer mehrere Monate dauernden Sanierung zwischen Freudenstadt und Hausach auf SEV umgestellt werden muss (Anfang Juni bis Anfang Oktober 2022). Dabei wird der SEV so geplant, dass in Hausach schlanke Anschlüsse aus/in Richtung Offenburg bestehen, in Freudenstadt geht dies aufgrund der längeren SEV-Fahrzeit natürlich nicht. Hinzu kommt, dass gleichzeitig im Bereich Loßburg-Roth aufgrund von Straßenbauarbeiten die üblichen Straßen nicht befahren werden können.

Im Rheintal gibt es kleinere Änderungen beim Fernverkehr und voraussichtlich ein attraktiveres Nachtzugangebot.

Bei der Schwarzwaldbahn gibt es keine Neuigkeiten. Fahrplan bleibt unverändert. Eventuell wird auf der Schwarzwaldbahn zusätzlich noch ein Wochenend-IC eingesetzt werden (Hamburg – Konstanz). Beim Ringzug wird es im kommenden Fahrplanjahr ebenfalls keine Änderungen geben. Von der Donautalbahn wurde berichtet, dass der 218er-Fahrradzug zwar im Fahrplan bleibt, jedoch von Triebwagen gefahren werden wird.

Ein Thema war noch die Gäubahn und ihre zahlreichen baubedingten Unterbrechungen. Für 2023 konnte die NVBW immerhin eine Neuigkeit verkünden. Die Zahl der Bauarbeiten geht zwar nicht zurück, aber sie werden zeitlich so koordiniert, dass es eine größere Sperrung in den Sommerferien gibt, während der dann auch an anderen Stellen an den Bahnübergängen, den Stellwerken, den Bahnsteigkanten oder den Bahnbrücken gleichzeitig gearbeitet wird.

Außerdem wurde der sukzessive Einsatz von KISS bestätigt. Es wird keine Komplett-Umstellung aller IC vom ersten Tag an geben, aber nach und nach werden die Doppelstockzüge, auch die heutigen Zürich-Stuttgart-IC, auf KISS umgestellt.

Bezüglich der Verknüpfung mit Buslinien war relativ viel aus dem Bereich Freiburg zu hören, wo im Zuge des neuen Nahverkehrsplans des ZRF neue Strukturen bei den Regionalbussen eingeführt werden. Aber auch dort gibt es lokal teils heftige Klagen, weil bestimmte Busleistungen wegfallen oder kommunal bezahlt werden müssen.

Aus dem Ringzugbereich berichtete Frau Preiser vom Schwarzwald-Baar-Kreis, dass die zum Fahrplanwechsel umgesetzte Neustruktur im Bereich Donaueschingen – Bad Dürrheim – Villingen-Schwenningen, im nordöstlichen Kreisgebiet zwischen Villingen-Schwenningen und Niedereschach – Königsfeld sowie auf der Achse Villingen – Königsfeld – St. Georgen – Triberg gut angelaufen sei. Kleinere Dinge würden dann unterjährig noch nachgesteuert, ehe der restliche Teil des Schwarzwald-Baar-Kreises zum kommenden Fahrplanwechsel neu strukturiert werde (Raum Villingen – Tannheim, Villingen – Vöhrenbach – Furtwangen und Furtwangen – Triberg bzw. Furtwangen – St. Georgen bzw. Furtwangen – Urach). Da Furtwangen – Villingen und Furtwangen – Bleibach Regiobuslinien werden sollen, wird das ÖV-Angebot also auch in diesem Bereich des Schwarzwalds attraktiver werden.

Aus dem Raum Tuttlingen und Rottweil wurde nichts berichtet. Auch schienenseitig ändert sich dort nichts.


Viele Grüße vom Vielfahrer
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Re: Virtuelle Fahrplankonferenz für die Region

Beitrag von Villinger »

Ich habe mir heute verdrückt, den Anschluss in Donaueschingen von der Schwarzwaldbahn zum Donautal-RE anzusprechen - dazu habe ich vor einigen Wochen schon das Team von Dirk Andres per Mail angeschrieben. Teilweise wird dort bei verspätet eintreffender Schwarzwaldbahn aus Karlsruhe nichtmal mehr wenige Minuten abgewartet, es kamen auch schon Situationen vor wo Sichtanschlüsse gerade so verpasst wurden, weil der RE nach Ulm planmäßig abgefahren ist. Früher ist der RE nach Ulm oft verspätet wegen Zugfolge (RE nach Konstanz voraus) abgefahren und hat den Anschluss aufgenommen, mittlerweile ist es aber wohl allen Beteiligten irgendwie egal, hauptsache es gibt nicht zu viel Verspätung. Im weiteren Zuglauf hat der RE nach Ulm eher Puffer, als wenn die Schwarzwaldbahn noch mehr Verspätung aufbaut und ab Engen hinter dem Seehas fährt.

Wird vielleicht auch mit dem Eingeständnis zu tun haben, dass die DB Regio Leitstelle überlastet ist und nun einen zusätzlichen Mitarbeiter vom Land bezahlt bekommt. Da kommt man nichtmal mehr zum Einpflegen von Anschlüssen bei Verspätung.
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Re: Virtuelle Fahrplankonferenz für die Region

Beitrag von Rangierer »

Hallo zusammen,
Vielfahrer hat geschrieben: Mi 16. Feb 2022, 17:29 Berichtet wurde, dass die Kinzigtalbahn wegen einer mehrere Monate dauernden Sanierung zwischen Freudenstadt und Hausach auf SEV umgestellt werden muss (Anfang Juni bis Anfang Oktober 2022). Dabei wird der SEV so geplant, dass in Hausach schlanke Anschlüsse aus/in Richtung Offenburg bestehen, in Freudenstadt geht dies aufgrund der längeren SEV-Fahrzeit natürlich nicht. Hinzu kommt, dass gleichzeitig im Bereich Loßburg-Roth aufgrund von Straßenbauarbeiten die üblichen Straßen nicht befahren werden können.
und unsere jährliche Sperrung gibt uns heute...Weiß jemand was dieses Jahr im Kinzigtal gemacht wird? Gleisbau?

Viele Grüße

Tobias
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Re: Virtuelle Fahrplankonferenz für die Region

Beitrag von Villinger »

Hallo Tobias,

es ging um umfangreiche Gleisbauarbeiten und Sanierung des Lauterbad-Viaduktes.

Gruß Nils
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Re: Virtuelle Fahrplankonferenz für die Region

Beitrag von Rangierer »

Hallo Nils,

besten Dank für die Antwort!

Viele Grüße und ein schönes Wochenende

Tobias
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Benutzer 14 gelöscht

Re: Virtuelle Fahrplankonferenz für die Region

Beitrag von Benutzer 14 gelöscht »

Hallo,

danke für den Bericht.
Vielfahrer hat geschrieben: Mi 16. Feb 2022, 17:29 Der Bereich der Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg wird mit dem Oberrhein (Freiburg und Offenburg) in einer gemeinsamen Konferenz besprochen,
Wurde auch grenzüberschreitend etwas zu dem für Dezember geplanten "REM"-Netz ("Réseau express métropolitain") rund um Strasbourg gesagt, mit dem der Nahverkehr dort deutlich ausgeweitet werden soll?

Gruß
Vielfahrer
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Re: Virtuelle Fahrplankonferenz für die Region

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Ortenau-S-Bahner,

leider kann ich mich nicht daran entsinnen, dass diesbezüglich etwas zur Verbindung Strasbourg - Offenburg gesagt worden wäre. Es gab zwar vom EVU SWEG eine längere Stellungnahme zur Ortenau-S-Bahn. Hier bleibt es 2023 beim bisherigen Angebot, allerdings ging die SWEG auf die Streckensperrung über 4 Monate zwischen Hausach und Freudenstadt ein. Es wird ein SEV mit schlanker Anbindung in Hausach in/aus Richtung Offenburg gefahren, der allerdings fahrzeitbedingt in Freudenstadt dann nicht auf die anderen Bahnanschlüsse passt, zumal gleichzeitig in Loßburg-Rodt Straßenbaumaßnahmen zu weiteren Umwegen zwingen. Die Züge verkehren also aus Offenburg kommend dann nach Hausach, wo sie nach Zugnummerwechsel wenig später nach Hornberg weiterlaufen (und umgekehrt). Aufgrund der veränderten Busfahrzeiten im Kinzigtal dürfe es mit Busanschlüssen auch schwierig werden. Die Planungen sind jedoch noch nicht abgeschlossen, so die SWEG.

Ausführlich ging es in der Region Freiburg auch um den Busverkehr. Der Grund dafür war, dass unter den Diskutanten doch einige Nutzer waren, die die Schwachstellen selbst erlebt haben. Der ZRF hat zwar einen neuen Nahverkehrsplan beschlossen, der im Regionalverkehr erste deutliche Verbesserungen (Stundentakte, an die Bahn angebunden, bessere Tagesrandlagen usw.) bringt. Kritisiert wurde aber nicht der Regionalverkehr sondern der Lokalverkehr. Während im Zuständigkeitsbereich der Stadt Freiburg die VAG gute Leistungen erbringen würde, wurde beklagt, dass die Lokalverbindungen um bis zu 60% ausgedünnt würden. Seitens des ZRF wurde erklärt, dass die Regionalverbindungen, also die Anbindungen jeder Kommune an das Breisgau-S-Bahn-Netz entsprechend dem Nahverkehrsplan verbessert werden. Die Verbindungen innerhalb der Gemeinden in ihre Ortsteile hingegen wären nicht immer Teil von Regionalbusverbindungen, d.h. es wäre teilweise kommunale Mitfinanzierung erforderlich, um gute Anbindungen aller Ortsteile an die Regionalbuslinien zu gewährleisten. Und weil die Kommunen für die Stärkung der Lokalverkehre kein Geld ausgeben möchten, kommt es im einen oder anderen Ortsteil zu Verschlechterungen.

Ein weiterer Kritikpunkt betraf im Raum Freiburg u.a. die Infrastruktur in den Bahnhöfen Müllheim (Baden) und Weil am Rhein. Aus Kundensicht wurden Rampen gewünscht, während die Bahn auf Aufzüge setzt.

Ziemlich anders war die Diskussionslage im Bereich der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg. Schienenseitig wird es im kommenden Jahr nur marginale Veränderungen geben. Eine kleine Diskussion gab es lediglich um den letzten außer Takt verkehrenden RE von Konstanz nach Villingen. Hier erläuterte die NVBW, dass dies eine Folge des Berufsverkehrs zwischen Singen und Engen sei (Alusingen). Da der Seehas zu dieser Zeit eine Lücke hätte, würde DB-Regio diese Funktion erfüllen. Langfristig sei man damit aber nicht zufrieden. Zusätzliche Taktleistungen würden jedoch zusätzliche Regionalisierungsmittel erfordern und hier würde man noch mit dem Bund im Gespräch sein. Falls diese Gespräche positiv verlaufen, könnte eine Angebotsverbesserung nach 2025 durchaus auch in dieser Relation Sinn machen.

Was den Busverkehr in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg betrifft, gab es lediglich von der Vertreterin des Schwarzwald-Baar-Kreises eine Information über die neu ab Dezember 2021 umgesetzten Busfahrpläne im Bereich östlich der Achse Donaueschingen - Triberg. Bis auf kleinere Probleme würde es gut laufen. Als Ausschau auf 2023 wurde berichtet, dass der dritte und letzte Teil der Angebotsverbesserungen dann im Raum Villingen - Tannheim bzw. Vöhrenbach - Furtwangen - Triberg umgesetzt würde. Dabei soll die Verbindung Villingen - Furtwangen eine Regiobuslinie werden.

Über Buslinien in den Landkreisen Rottweil und Tuttlingen wurde nicht gesprochen.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Re: Virtuelle Fahrplankonferenz für die Region

Beitrag von Villinger »

Vielfahrer hat geschrieben: So 20. Feb 2022, 18:50 Schienenseitig wird es im kommenden Jahr nur marginale Veränderungen geben. Eine kleine Diskussion gab es lediglich um den letzten außer Takt verkehrenden RE von Konstanz nach Villingen. Hier erläuterte die NVBW, dass dies eine Folge des Berufsverkehrs zwischen Singen und Engen sei (Alusingen). Da der Seehas zu dieser Zeit eine Lücke hätte, würde DB-Regio diese Funktion erfüllen. Langfristig sei man damit aber nicht zufrieden. Zusätzliche Taktleistungen würden jedoch zusätzliche Regionalisierungsmittel erfordern und hier würde man noch mit dem Bund im Gespräch sein.
Wie ich im gesammelten NVBW-Dokument zu angedachten Änderungen in diesem Dezember lesen konnte, wird aber darüber nachgedacht den Seehas-Takt in den 90min-Lücken am Wochenende auszuweiten (mit ausdrücklichem Finanzierungsvorbehalt, wahrscheinlich frägt man beim LRA Konstanz noch nach). Ansonsten ist die Verbindung am Abend aus dem Raum Bodensee-Hegau nach 21 Uhr nur noch marginal, nach Tuttlingen geht es um 21:30 und bis Villingen nochmal um 22:30. Und Anschlussfreundlich sind die Züge alle nicht, aus der Schweiz beträgt die Wartezeit immer mindestens 15min, eher mehr.

In Tuttlingen läuft derzeit übrigens ein von der Stadt initiiertes Mobilitätsforum, wo interessierte Bürger sich anmelden konnten. In den Werbemedien dazu wird auch explizit auf die angedachte Regiobuslinie VS <> Tuttlingen hingewiesen.
Ich bin in meiner letzten Bereitschaft vor vier Wochen fast vom Hocker gefallen, als ich morgens um 6 Uhr eine GSM-R Störung in Aulendorf bekam. Der Knoten Tuttlingen war komplett voll, durch einen Unfall staute es sich auf der B523 ab der Hälfte zwischen Talheim und Eßlingen. Umgedreht und über Talheim-Eßlingen-Möhringen gefahren war auf der anderen Seite die B311 und halb Möhringen ebenfalls voller stehender Autos. Ich bin dann weiter über Hattingen-Emmingen nach Neuhausen und Richtung Oberschwaben gefahren und habe für Villingen-Aulendorf zwei Stunden gebraucht. Tuttlingen hat ein gewaltiges Problem mit Autos, dort gehören einfach mal aus Prinzip 30% der Parkplätze in andere sinnvolle und den Menschen nützliche Nutzungen überführt. Der Nahverkehr fährt in vielen Fällen stündlich aus allen Orten des Kreises, vielfach aber nur mit geheizter Luft in der Fahrgastkabine.
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Re: Virtuelle Fahrplankonferenz für die Region

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Villinger,

zwei Stunden von Villingen nach Aulendorf sind zwar nicht sehr schnell, aber doch deutlich schneller als die existierenden Bahnverbindungen. Die brauchen so ungefähr 2:45 h bis knapp 4 Stunden. Für die erwünschte Verkehrswende dürfte dieses Schienenangebot nach wie vor nicht ausreichend sein.

Morgen habe ich auch das Vergnügen, in diese schöne Ecke zu fahren. In Weingarten nämlich steht morgen Nachmittag die Gründung eines Interessenverbands für den "Bodo-Ringzug" (Arbeitstitel) an. Es treffen sich die Landkreise Ravensburg, Bodenseekreis und Lindau, das Verkehrsministerium und die NVBW sowie die interessierten Städte und Gemeinden, der Regionalverband und die Industrie- und Handelskammer. Zielsetzung des Interessenverbands ist es, gemeinsam mit dem Aufgabenträger Land für eine möglichst rasche Angebotsverbesserung im Nah- und Regionalverkehr zu sorgen. Dazu sind Infrastrukturerweiterungen notwendig, z.B. zwischen Kißlegg und Aulendorf die Elektrifizierung, Beschleunigungen, schienenfreie Bahnsteigzugänge oder auch neue Kreuzungsmöglichkeiten. Es klemmt aber nicht nur zwischen Kißlegg und Aulendorf. Auch aus dem Landkreis Lindau gibt es Proteste, weil die DB die Stationsoffensive zwischen Hergatz und Lindau Presseberichten zufolge auf die lange Bank schieben will. Nur in Aeschach soll an der Allgäubahn ein Bahnsteig für den Umstieg auf die Bodenseegürtelbahn in absehbarer Zeit gebaut werden. Der schöne Eckanschluss in Hergatz aus Richtung Oberstaufen - Rötenbach - Heimenkirch nach Wangen, der im Stundentakt funktioniert hat, ist aktuell auch erheblich verschlechtert worden (ca. 30 min Wartezeit in Hergatz). Ersatzweise mit Buslinien über die Dörfer zu fahren, ist auch nicht attraktiv. Der obere Teil des Landkreises Lindau ist stärker auf das Mittelzentrum Wangen als auf die Kreisstadt Lindau ausgerichtet, der östliche Teil des Kreises sogar eher noch auf Isny.

Und die eingleisige Bodenseegürtelbahn zwischen Lindau und Friedrichshafen lässt keine stündlichen Halte zugleich in Langenargen, Kreßbronn, Nonnenhorn und Wasserburg zu, geschweige denn in Eriskirch. Aus diesem Grund müssen bei den RE alternierend Halte entfallen, damit der knapp dimensionierte Bahnhof Lindau-Reutin wegen der Anschlüsse nach Vorarlberg erreicht werden kann.

Wünschenswert wären auch umsteigefreie RB-Verbindungen aus Richtung Ravensburg über Friedrichshafen in Richtung Lindau, die aber aktuell nicht möglich sind, weil die Verkehrsverträge (FN-LI = DB-Regio, FN-RV = BOB) anders gestrickt sind.

Ich gehe aber mal davon aus, dass es eher um die Zielsetzung, d.h. die Struktur nach 2025 gehen wird, wenn Stuttgart - Lindau-Reutin durchgängig im Stundentakt befahren wird, und auch die Verbindung von Basel über Friedrichshafen nach Ulm wieder durchgängig sein wird (nach erfolgter Elektrifizierung und Modernisierung der Strecke Radolfzell - Friedrichshafen). Potentiale sind in Oberschwaben durchaus vorhanden, um die Bahnlinien zwischen Memmingen und Friedrichshafen über Kißlegg - Lindau oder Aulendorf - Ravensburg besser auszulasten.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Re: Virtuelle Fahrplankonferenz für die Region

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

die Gründungsversammlung des Interessenverbands Bodo-Ringzug heute in Weingarten war nichtöffentlich, weshalb ich an dieser Stelle auch nichts über die Diskussion berichten möchte. Der Interessensverband jedoch ist gegründet und plant gemeinsam mit dem Aufgabenträger Land Baden-Württemberg, der NVBW und der BEG eine Art Regio-S-Bahn Oberschwaben, grob zwischen Leutkirch, Aulendorf, Friedrichshafen und Lindau. Dies wird jedoch nicht von heute auf morgen machbar sein, was bei Schienenprojekten ja nichts Neues ist. Teilweise muss zunächst die Infrastruktur verbessert werden, um höhere Geschwindigkeiten, mehr Zugfahrten und auch umweltfreundlichere Antriebsarten einsetzen zu können. Darunter sind zusätzliche Kreuzungsbahnhöfe, schienenfreie Bahnsteigzugänge, ein für höhere Geschwindigkeiten geeigneter Oberbau oder auch die Elektrifizierung von Lücken im Netz zu verstehen. Es sind also Investitionen ins Netz und ggf. das Zugmaterial erforderlich, wozu die üblichen Finanzierungsquellen in Anspruch genommen werden sollen. Diese sind aber nur dann ergiebig, wenn eine Nutzen-Kosten-Untersuchung nachweist, dass ein volkswirtschaftlicher Nutzen > 1,0 damit verbunden ist. Aus diesem Grund muss eine entsprechend angelegte Machbarkeitsstudie die Kosten und einen entsprechenden Nutzen zunächst nachweisen.

Vermutlich wird der Interessenverband Bodo-Ringzug in den nächsten Tagen eine Pressemitteilung herausgeben, in welcher die aus seiner Sicht nächsten Schritte beschrieben sein dürften.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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