Hallo,
heute nun fand die Fahrplankonferenz der NVBW in den Räumen der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg statt. Der Verkehrsreferent der IHK, Herr Martin Schmidt erläuterte zunächst die Position der IHK zum Thema S 21 und der Gäubahn-Unterbrechung bei Stg.-Vaihingen. Aus Sicht der IHK, die als Interessensvertretung der zahlreichen Industrieunternehmen in der Region tätig ist, gibt es keinen Anlass, an der Konzeption von S 21 zu zweifeln. Unabhängig davon wird eine langjährig drohende Unterbrechung der Verbindung nach Stuttgart, die nur bis Stg.-Vaihingen (Anschluss an S1, S2 oder S 3 jeweils alle 15 Minuten, also im 5-Min-Takt) bzw. Stg.-Nord (Anschluss an S 4, S5 oder S 6; ebenfalls alle 15 Minute je Linie) schon kritisch gesehen, was die Erreichbarkeit des Fernverkehrs in Stuttgart betrifft. Allerdings müssten erst Fakten auf den Tisch und nicht Mutmaßungen. Bislang lägen der IHK von ihren Mitgliedsunternehmen keine Beschwerden auf dem Tisch. Seitens der NVBW regte Herr Focken an, dass die Verbände (z.B. VCD, Pro Bahn und andere) Druck machen sollen, denn sonst würde der Stuttgarter Hbf 5 Jahre lang nicht aus dem Gäu angefahren werden können.
Nach diesem Positionsaustausch begann dann die eigentliche Fahrplankonferenz.
Interessant war noch, dass alle, die aus Richtung Stuttgart mit IC-Zügen angereist waren, in Rottweil ihre Anschlüsse verpasst haben. Herr Focken konnte mit einem Dienstwagen der HzL mitgenommen werden, andere kamen 1 Stunde zu spät. Lediglich Vielfahrer, der täglich das Dilemma auf der Gäubahn erlebt, fuhr bereits mit dem VT 612 Eutingen – Villingen, bei dem man in Rottweil nicht umsteigen muss, und damit mit hoher Sicherheit immer rechtzeitig im Schwarzwald-Baar-Kreis ist. Heute allerdings wäre es in Herrenberg beinahe schief gegangen, weil gleich am ersten Tag, nachdem die Ammertalbahn wieder durchgehend verkehrt, Verspätungen von 5 Minuten an der Tagesordnung waren. Hat aber gerade noch geklappt!
Die extrem schlechte Betriebsqualität von DB-Fernverkehr war denn auch das erste Thema. Herr Focken erläuterte, dass die Reisenden es fast nicht gemerkt hätten, dass die zuverlässigen 146er durch die unzuverlässigen 147er ausgetauscht worden wären. Seit dem diese Loks fahren, sind Zugausfälle und massive Verspätungen auf der Gäubahn auf der Tagesordnung. Es klappt so gut wie nichts mehr. Deswegen wird auch an Konzepten gearbeitet, diese Züge durch andere Fahrzeuge und damit zuverlässigere zu ersetzen. Näheres dazu konnte heute noch nicht gesagt werden.
Zum Fernverkehr auf der Schwarzwaldbahn gab es nicht viel zu sagen. Der bleibt erhalten, aber er fällt leider über Monate hinweg aus. Grund ist die Sanierung der NBS Mannheim – Stuttgart, die letztlich dazu führt, dass der IC Schwarzwald von April bis Oktober nur bis Karlsruhe verkehren wird, wo man, wie Herr Focken anmerkte, den Schwarzwald gerade schon mal sehen kann. Auch 2021 wird das ähnlich werden. Da soll die Schwarzwaldbahn zwischen Hausach und St. Georgen grundlegend saniert werden. Sie wird da über ca. 6 Monate hinweg auf diesem Abschnitt nicht fahren, lediglich in den Sommerferien wird sie verkehren, weil dann die Gäubahn nicht befahren werden kann. Es wird eine grundlegende Sanierung sein, d.h. in den Tunnels und beim Oberbau, wobei auch der Oberbau gerichtet wird. Ebenso werden Leit- und Sicherungstechnik erneuert bzw. angepasst und auch die Bahnhöfe sind dran, z.B. Villingen.
Ansonsten läuft es auf der Schwarzwaldbahn unverändert, von Baumaßnahmen abgesehen. Im Kinzigtal wird der Zugverkehr um 15 Minuten gedreht, da zwischen Eutingen im Gäu und Freudenstadt zwei zusätzliche Halte in Betrieb genommen werden. Aus knappen 2 Minuten Anschlusszeit in Freudenstadt werden dann ca. 10 Minuten in beiden Richtungen, wodurch die Eigenkreuzung nach Schiltach rutscht und es mit der Schwarzwaldbahn zwischen Hausach und Offenburg zu einem ungefähren 30-Minuten-Takt zwischen SWB und OSB kommen wird. Ebenfalls mit angepasst werden muss die Regiobuslinie Schiltach – Schramberg – Rottweil, die in 2 Abschnitte aufgespalten wird, nämlich Rottweil – Sulgen – Schramberg (wie heute) und Schiltach – Schramberg – Sulgen (um ca. 15 Minuten gedreht).
Bei der Breisgau-S-Bahn wurde das Betriebsprogramm erläuert und auf die Unterschiede und Taktabweichungen eingegangen. Fahrpläne wurden hierfür nicht verteilt. Sie können noch in dieser Woche im Internet abgerufen werden unter
www.nvbw.de bzw. auf
www.bahn.de.
Eine längere und intensive Diskussion schloss sich wegen der NBÜ-Forderung des EBA beim Dögginger Tunnel an. Noch gibt es kein grünes Licht (und wird für die RS1 wohl auch nicht gegeben werden). Es sind aber Überlegungen im Gange, die durchaus halb Süddeutschland betreffen, um Fahrzeuge zu organisieren, die den vom Schwarzwald-Baar-Kreis vorgetragenen Notwendigkeiten entsprechen würden. DB und NVBW sowie HzL werden nach entsprechenden Lösungsmöglichkeiten suchen. Im schlimmsten Falle müsste zur Eröffnung der Breisgau-S-Bahn neben her ein SEV mit 3 Bussen durchgeführt werden, da die Züge ohne NBÜ niemanden durch den Dögginger Tunnel befördern dürfen. Es wird also noch spannend werden, wie dieses Ding ausgeht.
Ansonsten ist die Achse Rottweil – Villingen – Bräunlingen mit einem lupenreinen Stundentakt von früh bis spät an 7 Tagen in der Woche sehr gut konzeptioniert. Dort wo Schülerverkehre oder andere Bedürfnisse zwingend andere Zeiten erfordern, verkehren zusätzliche Züge zum Stundentakt, so dass das Fahrplanangebot aus heutiger Sicht wirklich optimal ist.
Dies gilt noch nicht ganz für die Abschnitte zwischen Immendingen und Tuttlingen bzw. Tuttlingen und Rottweil, wo in den Abendstunden noch keine Züge im Stundentakt verkehren, sondern teilweise bereits ab 21 Uhr Betriebsruhe einkehrt. Auch im Donautal läuft noch nicht soviel, dass man zufrieden sein könnte, ebenso nicht in den Tagesrandlagen in Richtung Konstanz (am frühen Morgen) bzw. aus Konstanz (abends nach 21 Uhr).
Für den RAB stellte Oliver Mayer die verbesserte Donautalbahn vor (4 zusätzliche Fahrtenpaare), die jedoch nur eingeschränkt halten, weil es zu viele störende Langsamfahrstellen gibt, die wie etwa der Bahnübergang Talhof (zwischen Beuron und Hausen im Tal) von DB-Netz erst 2027 angegangen werden sollen. Sehr gut angelassen hat sich das Fahrradthema im Donautal. Der 218er-n-Wagenzug soll beibehalten werden, da er in der Lage ist, auch mal 60 Fahrräder zu befördern. Sehr geeignet sind auch die Triebwagen der Brenztalbahn, die durch die Lint der HzL dort frei wurden. Wo immer möglich, setzt RAB diese 6 Fahrzeuge im Donautal ein, da sie für den Fahrradverkehr viel besser als die VT 612 geeignet sind. Erst wenn die Langsamfahrstellen wieder beseitigt sind, ist der RAB bereit, wieder über weitere Halte in Hausen im Tal oder Mühlheim usw. zu diskutieren.
Diskutiert bzw. erläutert wurde auch noch die Situation im Wutachtal, wo ab kommendem Jahr bis Stühlingen zur Realschule mit dem Zug gefahren werden wird. Wegen vieler Bahnübergänge dauert dies zwar noch, aber auf der Straße ist man auch nicht schneller, wenn man an die Stausituation kurz vor dem Grenzübergang bei Koblenz denkt. Die Schiene wird dort ihre Kunden finden und sukzessive wird der Nahverkehr auf der Schiene ausgebaut und beschleunigt werden. Leider ist es nicht gelungen, die vom Schwarzwald-Baar-Kreis initiierte Busplanung von Donaueschingen bis Stühlingen Realschule umzusetzen. Es wird nun "nur" einen Regiobus Donaueschingen - Blumberg geben und von dort aus einen Anschlussbus nach Fützen, der nicht nach Stühlingen fahren kann. Für den Verkehr zwischen Fützen und Stühlingen Realschule setzt der Landkreis Waldshut einen Kleinbus oder einen PKW ein. Besser wäre sicherlich ein durchgehender Bus ab Stühlingen bis Donaueschingen gewesen, da die Stühlinger bei Reisen nach Norden sich nicht auf die Hochrheinstrecke verlassen wollen, sondern auf die Schwarzwaldbahn in Donaueschingen orientiert sind. Seitens des Landratsamts in Villingen wurden mittels einer Tischvorlage die Eckpunkte der Umsetzung des Nahverkehrsplans im Süden des Landkreises erläuert (Vöhrenbach - Bräunlingen - Döggingen - Ewattingen - Fützen - Schweizer Grenze bis Leipferdingen - Gutmadingen - Donaueschingen. Die Linien wurden alle ausgeschrieben und gingen nicht an die DB-Tochter SBG, was zur Folge hat, dass beispielsweise die Bahncard100 zukünftig nicht mehr gültig ist. Wie es den Anschein hat, ist dies aber den Verantwortlichen gar nicht bewusst, merkte Herr Focken dazu an. Auch im Donautal geht die bisherige Buslinie der SBG neu an die Kreisverkehrsbetriebe (= Fa. Robert Bayer aus Ehingen). D.h. auch im Donautal gilt die BahnCard zukünftig nicht mehr. Der alte Spruch der DB ("abseits der Schiene fährt die Bahn auch") ist damit gegenstandslos geworden. Sehr positiv wurde von der NVBW vermerkt, dass erstmals die Buskonzeptionen des Landkreises in der Fahrplankonferenz erläutert wurden und dass sie besser den je auf die Schiene abgestimmt sind, was früher die SBG eigentlich im eigenen Unternehmen schon immer hätte selbst machen können.
Interessant waren auch die Ausführungen von DB-Netz. Es wird zu einer Vielzahl von Streckensperrungen und Teilsperrungen kommen im Jahr 2020 (Anmerkung: Der Begriff „Teilzeiteisenbahn“ stimmt also doch) kleine Beispiele gefällig:
25.02 - 26.02 ab 23:20 bis 4:40 Streckensperrung Horb – Hattingen
02.03.- 07.03. von 22:00 bis 6:00 durchgehende Streckensperrung Horb – Hattingen.
10.03. 11.03. ab 23:20 bis 4:40 Streckensperrung Horb – Hattingen
02.04.- 08.04. Di-Fr von 10:00 – 15:00 Fahrplanänderungen in Konstanz wegen Weichenerneuerungen
04.04. – 06.04 14:00 – 6:00 Fahrplanänderungen in Konstanz wegen Weichenerneuerungen
06.04.- 17.04. 1:00 – 15:30 Fahrplanänderungen in Konstanz wegen Weichenerneuerungen
12.04. 3:00 – 3:30 Totalsperrung Bahnhof Singen wegen Oberleitungsarbeiten
18.04.1:20 bis 20:04.4:00 Streckensperrung Talhausen – Rottweil wegen Brückenarbeiten.
27.07.- 3.08. je 1:20 – 4:20 Totalsperrung Engen – Singen wegen Gleiserneuerungsarbeiten.
03.08.4:20 – 14:09. 4:20 Totalsperrung Engen – Singen wegen Gleiserneuerungsarbeiten.
03.08.- 29.08. Streckensperrung Singen – Tuttlingen wegen Bündelbau
03.08.- 21.08. Streckensperrung Herrenberg – Eutingen im Gäu wegen Bündelbau
17.08. 1:30 bis 12.10.4:20 Fahrplanänderungen wegen Bahnsteigarbeiten Tuttlingen
15.09.- 19.09. je 1:00 – 4:20 Totalsperrung Engen – Singen wegen Gleiserneuerungsarbeiten
25.09.-27.09. Fr-So je 1:00 – 4;00 Fahrplanänderungen wegen Weichenerneuerung zwischen Radolfzell und Singen
28.09.0:00 – 03.10.4:00 Fahrplanänderungen wegen Weichenerneuerungen in Singen
12.10.1:30 bis 11.12.4:20 Bahnsteigkante(n) in Konstanz nicht durchgehend verfügbar
19.10.- 24.10. je 22:00 – 6:00 durchgehend Streckensperrung Horb – Hattingen (Instandhaltungsarbeiten)
01.10.-12.12. je 23:00 – 5:15 Fels/Hangsicherung zwischen Engen und Hattingen mit Fahrplanänderungen
01.10.-18.11. Mo-Fr je 23:00 – 5:15 Fahrplanänderungen wegen Fels/Hangsicherung zwischen Engen und Hattingen
02.11.2:00 – 30.11.4:00 Totalsperrung Radolfzell – Ko.Petershausen Arbeiten am Bahnübergang.
Und in 2021 setzt sich dies insbesondere an der Schwarzwaldbahn fort.
Interessant zu erfahren war, dass die Planungen der DB-Netz sich an den aktuellen Gegebenheiten orientieren. Von der Verdoppelung der Zugzahlen nach Umsetzung MEX und St. Georgen – Villingen mit Ringzug, Bräunlingen – Villingen West mit Ringzug usw. hatten die Planer noch nichts gehört. Auch wird einstweilen die Notwendigkeit nicht gesehen, mehr Bahnsteigkanten in Villingen zur Verfügung zu haben, obgleich sich gemäß Zukunftskonzeption Ringzug 2.0 die Zugzahlen nahezu verdoppeln werden gegenüber heute. Und dass bei durchgehendem Zugverkehr von Stuttgart bis Villingen nach Elektrifizierung der Strecke es für keinen Villinger mehr einen Anlass gibt, nach Rottweil auf den großen Parkplatz zu fahren, hat auch noch nicht zum Nachdenken darüber geführt, wo in Villingen-Schwenningen in Schienennähe P&R praktiziert werden könnte. Eigentlich kann man sich da nur wundern.
Viele Grüße vom Vielfahrer, der auf der Rückfahrt von Villingen nach Tübingen mit einer Gruppe brasilianischer Mediziner sich im Zug lange unterhalten hat und deswegen erst zu späterer Stunde zu diesem Bericht gekommen ist.