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Sitzung des Gäubahn-Verbands in Tuttlingen

Verfasst: Mo 6. Mär 2017, 21:43
von Vielfahrer
Hallo,

heute tagte in Tuttlingen die sog. "Geber"-Konferenz des Interessenverbands Gäubahn unter dem Vorsitz von Minister Guido Wolf. Unter "Geber" sind die (finanziellen) Unterstützer des Interessenverbands Gäu-Neckar-Bodensee-Bahn zu verstehen, also die Finanzies der Lobby-Arbeit des Interessenverbands. Dies sind die Städte entlang der Gäubahn, die Regionalverbände und die Industrie- und Handelskammern.

Minister Guido Wolf informierte sie über den aktuellen Sachstand bezüglich des im Bundesverkehrswegeplan vorgesehenen 550 Mio. schweren Gäubahn-Ausbaus, über anstehende Termine in Berlin usw. und wertete die Entwicklungen aus seiner Sicht.

Der Oberbürgermeister von Singen, Bernd Häusler, unterrichtete die Geber-Konfernz über die Resolution der Stadt Singen bezüglich der Singener Umfahrungskurve, die im Anschluss einer Stadtratssitzung vor einigen Tagen beschlossen wurde. Die Kurve wird von der Stadt Singen eindeutig und kompromißlos abgelehnt.

Diese klare Positionierung ist inzwischen beim Land eingegangen, wie seitens der Vertreterin des Ministeriums, Frau Beate Schuler, bemerkt wurde. Auch eine Kurve nur für den Güterverkehr wird es nicht geben, da entlang der Gäubahn niemand mehr der Deutschen Bahn AG vertrauen würde, sprich, wenn die DB zusagen würde, nur mit Güterzügen die Kurve zu befahren und mit dem Fernverkehr weiterhin den Bahnhof Singen zu bedienen. Diese Firma hat offenbar im Südwesten jeglichen Kredit verloren.

Klar wurde erneut, dass die DB offenbar nicht den geringsten Zweifel daran lässt, dass sie nie wieder mit Neigetechnikzügen ein Fernverkehrsangebot auf der Gäubahn betreiben wird. Es entsteht sogar der Eindruck, dass die DB andere Interessenten ggf. davon abhalten möchte, weil sie von ihrem Interimsfahrplan so überzeugt ist, dass dieser am besten als Dauerzustand gefahren werden soll.

Zu erwarten ist, dass für das ab Dezember 2017 gültige Interimsfahrplanangebot massiv Werbung gemacht wird. Es wurden aber auch Stimmen laut, die im Interimsfahrplan letztlich das Ende des Fernverkehrs auf der Gäubahn sehen. Was da geboten wird, das wäre letztlich allenfalls ein besserer Regionalverkehr. Wenn man sich mal vorstellt, welche Massen an Pendlern in die IC-Züge in Stuttgart etwa um 16:24 Uhr Richtung Zürich einsteigen werden und bequem sitzen wollen anstatt in der S-Bahn teilweise bis Gärtringen zu stehen, dann wird es dem Fernverkehrskunden irgendwann zu laut oder zu bunt, weil vielleicht er bis Herrenberg oder Bondorf stehen muss.

Und ob es im Landkreis Rottweil, etwa in Oberndorf, in Sulz oder in Epfendorf viele Befürworter des Interimfahrplans geben wird, das darf bezweifelt werden.

Der Interimsfahrplan soll nicht schlechter geredet werden, als er vielleicht ist. Aber es soll ein Interimszustand sein und kein Dauerzustand.

Viele Grüße vom Vielfahrer

Re: Sitzung des Gäubahn-Verbands in Tuttlingen

Verfasst: Di 7. Mär 2017, 11:42
von bahnhofsturm
Hallo,

eine Frage, über die ich schon lange nachdenke und in der Presse keine Antwort finde:
Was sind denn die Gründe, warum sich die DB so wenig für die Gäubahn stark macht?
Zu kleine Rendite? Zu geringes Fahrgastaufkommen im Fernverkehr?
Es scheint so, als dass sich nur bei andauerndem politischen Druck etwas verbessert.....

Viele Grüße
bahnhofsturm

Re: Sitzung des Gäubahn-Verbands in Tuttlingen

Verfasst: Fr 10. Mär 2017, 08:54
von champagnierle
Hi Bahnhofsturm,

ich bin nur ein interessierter Laie. Einerseits denke ich, daß die Gäubahn für die DB erst wieder interessant wird, wenn sie als Strecke wieder uptodate ist. Also auf voller Länge (mindestens) zweispurig und ohne großen Investitionsbedarf, der ja überall jahrzehnte lange vorneweg geschoben wurde. Wenn die Strecke wieder in Schuß ist, dann könnte auch DB die wieder gut finden. Oder umgekehrt betrachtet: Wenn man jetzt in gutes rollendes Material investiert könnte ein gestiegenes Fahrgastaufkommen und eine daraus folgende (weitere) Ertüchtigung Investitionsbedarf nach sich ziehen.
Und als zweites denke ich, daß die Strecke - gerade durch ihre Kurvigkeit - für eine Nutzung von Neigetechnikzügen prädestiniert wäre, was die DB scheut wie der Teufel (nicht der aus Spaichingen) das Weihwasser.

Schönes Wochenende aus Singen

Marc