Kantonale Verkehrskonferenz in Schaffhausen
Verfasst: Mi 9. Dez 2015, 23:11
Heute war wieder die traditionelle kantonale Verkehrskonferenz in Schaffhausen. Dr. Reto Durbach und René Meyer gaben wie gewohnt einen Überblick über das vergangene Jahr. Herausragendes Ereignis war dabei die Fertigstellung der S-Bahn, die ja vor wenigen Tagen erst eingeweiht wurde. Bemerkenswert ist aber auch der Erfolg der Klettgau-S-Bahn. Binnen kurzer Zeit hat sich die Nachfrage verdoppelt. Sie liegt aktuell bei etwa 3.200 täglichen Nutzern. Erwartet wird, dass die 4.000er-Grenze im kommenden Jahr gerissen wird. Dr. Durbach stellte fest, dass andere S-Bahnen in der Schweiz mit weit geringeren Kostendeckungsgraden zu kämpfen haben. Aber gerade der ländliche Kanton Schaffhausen hat günstige Kostenstrukturen und dennoch eine gute Nachfrage. Der gesamte Kostendeckungsgrad (der von Fahrgästen aufgebracht wird) liegt bei 39%, 61% hingegen kommen von Bund und Kanton und aus anderen Töpfen.
Fürs erste ist der Ausbau der S-Bahn damit abgeschlossen. Das ÖV-Netz im Kanton ist hervorragend aufgestellt. Das gilt auch für die straßengebundenen Verkehre und auch für die Hochrhein/Unterseeschifffahrt. Allein im Verkehr zwischen Schaffhausen und Neuhausen wären noch Defizite da, die die Zirkulation des Verkehrs behinderten.
Zum Fahrplanwechsel wird eine langersehnte Struktur geschaffen: Aus hinkenden Takten der Schnellzüge aus Zürich/nach Zürich werden exakte 30-Minuten-Takte. Der große Vorteil liegt Dr. Dubach zufolge beim Bussystem. Die Anpassung jedoch sei schwierig, weil viele Umläufe über den Haufen geworfen werden mussten. Das Streckennetz wäre bislang für 20/40er-Strukturen von seinen Linienlängen her ausgelegt gewesen, nun hätte man vieles umplanen müssen.
Die Linie aus Bargen (früher Randenbus) etwa fährt nicht mehr jeden Kurs bis zum Bahnhof sondern wendet schon an einer neuen Haltestelle Bahnhof Nord, also dort, wo früher der Busbahnhof der Postbusse war. Dadurch konnte Zeit eingespart werden, die in Angebotsverbesserungen investiert wurde und die Fahrgäste erreichen die Züge pünktlich, da es eine gute Unterführung von Bahnhof Nord zu den Gleisen gibt.
Überhaupt sind die Zahlen beachtlich. Pro Tag werden in Schaffhausen ca. 50.000 Fahrgäste mit dem Stadtbus befördert, genau soviele, wie die Agglomeration Schaffhausen/Neuhausen Einwohner aufweist. In Relation zu dem Aufkommen bei uns, etwa zu Villingen-Schwenningen, bedeutet dies, dass die Nachfrage um etwa den Faktor 25 (!) höher ist.
Die zukünftigen Aktivitäten des Kantons und auch der Verkehrsbetriebe werden schwerpunktmäßig auf Kundengewinnung ausgerichtet sein. Das System des öffentlichen Verkehrs ist jetzt perfekt ausgebaut, so dass die Sitz- und Stehplätze gefüllt werden müssen, zog sich wie ein roter Faden durch verschiedene Beiträge. Das Postauto etwa wirbt damit, dass jeder Kunde sein Ticketautomat in der Hosentasche hätte (das i-phone, mit dem Fahrscheine unkompliziert gelöst werden können). Auch die Schiffsbetriebe werben um Kunden und lassen sich dazu viel einfallen. Es gibt Jahreskarten für die Schiffe, wobei diese nicht einmal auf einen Franken pro Tag kommen. Dann gibt es spezielle Angebote wie Frühstücksschiffe usw.
Von Kunden wurde in der Konferenz die kostenlose Mitnahme von Fahrrädern außerhalb der Hauptverkehrszeiten angeregt. Hier zeigte sich insbesondere die SBB-Deutschland GmbH sehr zugeknöpft, da jedes Fahrrad anderen Kunden den Platz wegnehmen würde. Die Erfahrungen mit der kostenlosen Fahrradmitnahme etwa im Wiesental oder im Raum Basel seien aus unternehmerischer Sicht schlecht.
Verkündet wurde auch, dass es im Jahr 2016 keine Tarifmaßnahmen geben werde. Die Preise sollen stabil gehalten werden, weder Preiserhöhungen für Einzelbilliete noch für Mehrfahrkarten oder Flextax-Abos.
Ausführlich beschäftigten sich Dr. Reto Dubach und René Meyer mit der Hochrheinstrecke. Diese muss aus Schweizer Sicht elektrifiziert werden. René Meyer stellte dann die Bypass-Variante zum überlasteten Verkehr zwischen St. Gallen, Zürich, Olten und Basel vor. Sie soll über Kreuzlingen - Konstanz - Radolfzell - Singen - Schaffhausen - Waldshut nach Basel führen. Laut Dr. Reto Dubach hätte der baden-württembergische Verkehrsminister im Herbst diesen Jahres den Durchbruch bei den Elektrifizierungsverhandelungen verkündet. Dubach verband diese gute Botschaft mit der Hoffnung, dass sich das nicht nur als ein "Druchbrüchle" erweisen sollte. Er skizzierte durchgängige Stundentakte von ST. Gallen nach Basel, die fallweise zum 30-Minuten-Takt verdichtet werden sollen. Selbstverständlich sollen auch die Schweizerischen Abos (GEA, Flextax usw.) dann auf dieser Strecke im Grenzgebiet gelten. Dafür lohne es schon, dass die Schweiz auch finanzielle Mittel aufwenden würde.
Heftige Kritik kam in der Diskussion an der Deutschen Bahn auf und war am Streik der GdL in diesem Jahr. Es wäre auch die Schweiz davon stark betroffen worden. Dr. Dubach erklärte, dass er sich an das baden-württembergische Verkehrsministerium gewandt habe, aber von dort die Auskunft bekommen habe, dass in Deutschland das Streikrecht ein Grundrecht wäre und man die GdL nicht hindern könne. Durch den Streik, insbesondere die unangekündigten Streiks, wäre die Schweiz nicht in der Lage gewesen, die etwa auf die Schiene ausgerichteten Bussysteme rechtzeitig umzuplanen. Die Kunden wären die Leidtragenden gewesen. Man könne andererseits aber auch die DB nicht einfach hinauswerfen aus der Schweiz. Es gäbe da für Strecken im Grenzland spezielle Abmachungen. Aber wenn die Schweiz zukünftig früher informiert würde, dann würde man Gegenmaßnahmen durch eigene Zugverkehre treffen.
Insgesamt sind wohl 103 Züge ausgefallen. Die Pünktlichkeit der DB am Hochrhein habe sich erfreulicherweise deutlich verbessert, wenngleich in der Schweiz und in Deutschland Pünktlichkeit anders definiert wird.
Meine Rückfahrt von Schaffhausen nach Tübingen verlief wie gewohnt. Pünktlich ab Schaffhausen, in Singen 7 Minuten Verspätung beim Fahrtrichtungswechsel eingefangen, dann immer ungefähr 5 bis 7 Minuten nach Plan bis Sulz(Neckar), dann hatte ich das Gefühl, dass der Zug mehr oder weniger ausrollt. So war es dann auch. Der IC hielt dann in Neckarjausen an wegen irgendwelcher Probleme mit dem Triebfahrzeug. Mit 15 Minuten Verspätung wurde die Fahrt fortgesetzt, in Horb - wie so oft - war der Anschluss um 19:24 Uhr weg, warten bis 20:48 Uhr war angesagt und damit war ich wieder auf dem Boden der Realitäten angekommen.
Viele Grüße vom Vielfahrer
Fürs erste ist der Ausbau der S-Bahn damit abgeschlossen. Das ÖV-Netz im Kanton ist hervorragend aufgestellt. Das gilt auch für die straßengebundenen Verkehre und auch für die Hochrhein/Unterseeschifffahrt. Allein im Verkehr zwischen Schaffhausen und Neuhausen wären noch Defizite da, die die Zirkulation des Verkehrs behinderten.
Zum Fahrplanwechsel wird eine langersehnte Struktur geschaffen: Aus hinkenden Takten der Schnellzüge aus Zürich/nach Zürich werden exakte 30-Minuten-Takte. Der große Vorteil liegt Dr. Dubach zufolge beim Bussystem. Die Anpassung jedoch sei schwierig, weil viele Umläufe über den Haufen geworfen werden mussten. Das Streckennetz wäre bislang für 20/40er-Strukturen von seinen Linienlängen her ausgelegt gewesen, nun hätte man vieles umplanen müssen.
Die Linie aus Bargen (früher Randenbus) etwa fährt nicht mehr jeden Kurs bis zum Bahnhof sondern wendet schon an einer neuen Haltestelle Bahnhof Nord, also dort, wo früher der Busbahnhof der Postbusse war. Dadurch konnte Zeit eingespart werden, die in Angebotsverbesserungen investiert wurde und die Fahrgäste erreichen die Züge pünktlich, da es eine gute Unterführung von Bahnhof Nord zu den Gleisen gibt.
Überhaupt sind die Zahlen beachtlich. Pro Tag werden in Schaffhausen ca. 50.000 Fahrgäste mit dem Stadtbus befördert, genau soviele, wie die Agglomeration Schaffhausen/Neuhausen Einwohner aufweist. In Relation zu dem Aufkommen bei uns, etwa zu Villingen-Schwenningen, bedeutet dies, dass die Nachfrage um etwa den Faktor 25 (!) höher ist.
Die zukünftigen Aktivitäten des Kantons und auch der Verkehrsbetriebe werden schwerpunktmäßig auf Kundengewinnung ausgerichtet sein. Das System des öffentlichen Verkehrs ist jetzt perfekt ausgebaut, so dass die Sitz- und Stehplätze gefüllt werden müssen, zog sich wie ein roter Faden durch verschiedene Beiträge. Das Postauto etwa wirbt damit, dass jeder Kunde sein Ticketautomat in der Hosentasche hätte (das i-phone, mit dem Fahrscheine unkompliziert gelöst werden können). Auch die Schiffsbetriebe werben um Kunden und lassen sich dazu viel einfallen. Es gibt Jahreskarten für die Schiffe, wobei diese nicht einmal auf einen Franken pro Tag kommen. Dann gibt es spezielle Angebote wie Frühstücksschiffe usw.
Von Kunden wurde in der Konferenz die kostenlose Mitnahme von Fahrrädern außerhalb der Hauptverkehrszeiten angeregt. Hier zeigte sich insbesondere die SBB-Deutschland GmbH sehr zugeknöpft, da jedes Fahrrad anderen Kunden den Platz wegnehmen würde. Die Erfahrungen mit der kostenlosen Fahrradmitnahme etwa im Wiesental oder im Raum Basel seien aus unternehmerischer Sicht schlecht.
Verkündet wurde auch, dass es im Jahr 2016 keine Tarifmaßnahmen geben werde. Die Preise sollen stabil gehalten werden, weder Preiserhöhungen für Einzelbilliete noch für Mehrfahrkarten oder Flextax-Abos.
Ausführlich beschäftigten sich Dr. Reto Dubach und René Meyer mit der Hochrheinstrecke. Diese muss aus Schweizer Sicht elektrifiziert werden. René Meyer stellte dann die Bypass-Variante zum überlasteten Verkehr zwischen St. Gallen, Zürich, Olten und Basel vor. Sie soll über Kreuzlingen - Konstanz - Radolfzell - Singen - Schaffhausen - Waldshut nach Basel führen. Laut Dr. Reto Dubach hätte der baden-württembergische Verkehrsminister im Herbst diesen Jahres den Durchbruch bei den Elektrifizierungsverhandelungen verkündet. Dubach verband diese gute Botschaft mit der Hoffnung, dass sich das nicht nur als ein "Druchbrüchle" erweisen sollte. Er skizzierte durchgängige Stundentakte von ST. Gallen nach Basel, die fallweise zum 30-Minuten-Takt verdichtet werden sollen. Selbstverständlich sollen auch die Schweizerischen Abos (GEA, Flextax usw.) dann auf dieser Strecke im Grenzgebiet gelten. Dafür lohne es schon, dass die Schweiz auch finanzielle Mittel aufwenden würde.
Heftige Kritik kam in der Diskussion an der Deutschen Bahn auf und war am Streik der GdL in diesem Jahr. Es wäre auch die Schweiz davon stark betroffen worden. Dr. Dubach erklärte, dass er sich an das baden-württembergische Verkehrsministerium gewandt habe, aber von dort die Auskunft bekommen habe, dass in Deutschland das Streikrecht ein Grundrecht wäre und man die GdL nicht hindern könne. Durch den Streik, insbesondere die unangekündigten Streiks, wäre die Schweiz nicht in der Lage gewesen, die etwa auf die Schiene ausgerichteten Bussysteme rechtzeitig umzuplanen. Die Kunden wären die Leidtragenden gewesen. Man könne andererseits aber auch die DB nicht einfach hinauswerfen aus der Schweiz. Es gäbe da für Strecken im Grenzland spezielle Abmachungen. Aber wenn die Schweiz zukünftig früher informiert würde, dann würde man Gegenmaßnahmen durch eigene Zugverkehre treffen.
Insgesamt sind wohl 103 Züge ausgefallen. Die Pünktlichkeit der DB am Hochrhein habe sich erfreulicherweise deutlich verbessert, wenngleich in der Schweiz und in Deutschland Pünktlichkeit anders definiert wird.
Meine Rückfahrt von Schaffhausen nach Tübingen verlief wie gewohnt. Pünktlich ab Schaffhausen, in Singen 7 Minuten Verspätung beim Fahrtrichtungswechsel eingefangen, dann immer ungefähr 5 bis 7 Minuten nach Plan bis Sulz(Neckar), dann hatte ich das Gefühl, dass der Zug mehr oder weniger ausrollt. So war es dann auch. Der IC hielt dann in Neckarjausen an wegen irgendwelcher Probleme mit dem Triebfahrzeug. Mit 15 Minuten Verspätung wurde die Fahrt fortgesetzt, in Horb - wie so oft - war der Anschluss um 19:24 Uhr weg, warten bis 20:48 Uhr war angesagt und damit war ich wieder auf dem Boden der Realitäten angekommen.
Viele Grüße vom Vielfahrer