Stunde null im Stellwerk Bern Wylerfeld
Verfasst: So 25. Okt 2015, 09:49
Hallo,
in der Neuen Zürcher Zeitung vom gestrigen Samstag ist ein interessanter Beitrag über den Bahnhof Bern und das Stellwerk Bern Wylerfeld zu lesen gewesen. An diesem Wochenende nehmen die SBB ihr modernisiertes Stellwerk in Bern Wylerfeld in Betrieb. 900 Züge werden pro Tag von dort aus kontrolliert. Es handelt sich dabei um eine der meistbefahrensten Strecken der Schweiz. Die Modernisierung kostete 26 Mio. Franken und ist eine Voraussetzung für Großprojekte in Bern, wie den Ausbau des Bahnhofs Bern oder die Entflechtung Wylerfeld. Dank neuer Technik können die Züge zukünftig in dichterer Folge verkehren, was die Kapazität steigert.
Für eine Zugfahrt zwischen Zürich und Bern sind rund 200.000 Schaltungen notwendig. Auf der einstündigen Fahrt passiert der Zug 20 Stellwerke und 250 Weichen. Weitere 250 Weichen schützen die Kompositionen vor Kollisionen mit anderen Zügen. Die Lokführer erhalten Informationen von insgesamt 140 Hauptsignalen und 500 Zwergsignalen. Gesteuert wird die Fahrt zwischen Bern und Killwangen von der SBB-Betriebszentrale in Olten. Ab Killwangen bis Zürich übernimmt die Zentrale Zürich Ost, die beim Flughafen Zürich-Kloten angesiedelt ist. Die Steuerung des Zugverkehrs erfolgt weitestgehend automatisiert. Mitarbeiter greifen ein, wenn es zu Störungen kommt.
Eine einzige Fehlfunktion reicht aus, um einen Zug zu stoppen. Die SBB arbeiten nach dem Prinzip der Ausfallsicherheit (Fail-Safe-Prinzip). Das heißt, wenn in einem Abschnitt eine Störung auftritt, werden die Züge automatisch gestoppt. Als Grund für Verspätungen würden in solchen Fällen häufig "Stellwerksstörungen" angegeben. Ursache dafür kann ein Stein auf einer Weiche oder ein defekter Weichenantrieb sein. Bei Signalen kann eine Lampe ausfallen. Trotz Mehrverkehr hat die Zahl der Störungen nach Aussage der SBB seit ihrem "Höhepunkt" vor ca. 10 Jahren abgenommen. Sie liegt heute unter dem Niveau von 1999.
Das alte Stellwerk Bern Wylerfeld stammt aus dem Jahr 1972. Es funktioniert mit Relais, wie drei Viertel der 530 Stellwerke in der Schweiz. Gar älter sind die Schalter-Stellwerke, von denen die SBB noch 50 besitzen. Ab Sonntag werden in Wylerfeld die Weichen und Signalen elektronisch gesteuert, so wie es bei den 106 ebenfalls erneuerten Stellwerken der Fall ist. Der Unterschied ist auch für Laien gut sichtbar. Im alten Stellwerk ist ununterbrochen das Klicken schaltender Relais zu vernehmen. Mit dem gleichen Steuerungsprinzip wie in alten Telefonzentralen würden hier Befehle mit Nullen und Einsen übertragen, so der Leiter der SBB-Sicherungsanlagen, Martin Messerli. Ein Stock über der alten Anlage steht die neue Elektronik bereit. Ihr Platzbedarf ist viel geringer. Das Herz der gesamten Steuerung ist in einem einzigen Schrank untergebracht.
Das Stellwerk Bern Wylerfeld befindet sich aus Richtung Zürich kommend etwa 3 km vor dem Bahnhof Bern auf der linken Seite.
In einem weiteren Artikel befasst sich die Zürcher Zeitung mit der Situation des Bahnhofs Bern (Durchgangsbahnhof etwa für Züge von Zürich über Fribourg nach Lausanne, aber Kopfbahnhof für Züge von Basel oder Zürich in Richtung Thun - Spiez - Interlaken/Visp-Brig). Um die Leistungsfähigkeit des Eisenbahnknotens Bern zu steigern, sind verschiedene Varianten im Gespräch. So könnte eine neue Aarebrücke gebaut werden, um die Züge aus Richtung Olten aus westlicher Richtung nach Bern einfahren zu lassen und dann ohne Kopf zu machen in Richtung Thun - Spiez weiterfahren zu lassen. Allerdings müssten hier Bahnsteigerweiterungen und Abriss von Gebäuden vorgesehen werden. Alternativ wäre es denkbar, in Bern-Wankdorf einen neuen Bahnhof zu errichten, an welchem die Züge von Basel/Zürich in Richtung Thun - Spiez halten ohne Bern Hbf zu bedienen.
Weitere Konzeptionen befassen sich mit der Situation in Luzern Hbf (auch einem Kopfbahnhof). Unter anderem gibt es hier auch eine Variante, aus Richtung Zug kommend unter dem See in den Hauptbahnhof Luzern einzufahren, um den zum Durchgangsbahnhof zu machen. Das stark gestiegene Verkehrsaufkommen im Bahnverkehr in der Schweiz ergibt bei den größten 10 Stationen folgendes Bild:
1. Zürich HB täglich 470.000 Fahrgäste, 2. Bern täglich 270.000 Fahrgäste, 3. Luzern täglich 170.000 Fahrgäste, 4. Lausanne täglich 150.000 Fahrgäste, 5. Basel SBB täglich 140.000 Fahrgäste, 6. Zürich-Stadelhofen täglich 140.000 Fahrgäste, 7. Genf täglich 110.000 Fahrgäste, 8. Winterthur täglich 110.000 Fahrgäste, 9. St. Gallen täglich 90.000 Fahrgäste, 10. Zug täglich 80.000 Fahrgäste.
Dagegen nehmen sich doch hierzulande Stationen wie Villingen (täglich ca. 5.000 Fahrgäste) oder auch Tübingen (täglich ca. 20.000 Fahrgäste) doch reichlich bescheiden aus.
Viele Grüße vom Vielfahrer
in der Neuen Zürcher Zeitung vom gestrigen Samstag ist ein interessanter Beitrag über den Bahnhof Bern und das Stellwerk Bern Wylerfeld zu lesen gewesen. An diesem Wochenende nehmen die SBB ihr modernisiertes Stellwerk in Bern Wylerfeld in Betrieb. 900 Züge werden pro Tag von dort aus kontrolliert. Es handelt sich dabei um eine der meistbefahrensten Strecken der Schweiz. Die Modernisierung kostete 26 Mio. Franken und ist eine Voraussetzung für Großprojekte in Bern, wie den Ausbau des Bahnhofs Bern oder die Entflechtung Wylerfeld. Dank neuer Technik können die Züge zukünftig in dichterer Folge verkehren, was die Kapazität steigert.
Für eine Zugfahrt zwischen Zürich und Bern sind rund 200.000 Schaltungen notwendig. Auf der einstündigen Fahrt passiert der Zug 20 Stellwerke und 250 Weichen. Weitere 250 Weichen schützen die Kompositionen vor Kollisionen mit anderen Zügen. Die Lokführer erhalten Informationen von insgesamt 140 Hauptsignalen und 500 Zwergsignalen. Gesteuert wird die Fahrt zwischen Bern und Killwangen von der SBB-Betriebszentrale in Olten. Ab Killwangen bis Zürich übernimmt die Zentrale Zürich Ost, die beim Flughafen Zürich-Kloten angesiedelt ist. Die Steuerung des Zugverkehrs erfolgt weitestgehend automatisiert. Mitarbeiter greifen ein, wenn es zu Störungen kommt.
Eine einzige Fehlfunktion reicht aus, um einen Zug zu stoppen. Die SBB arbeiten nach dem Prinzip der Ausfallsicherheit (Fail-Safe-Prinzip). Das heißt, wenn in einem Abschnitt eine Störung auftritt, werden die Züge automatisch gestoppt. Als Grund für Verspätungen würden in solchen Fällen häufig "Stellwerksstörungen" angegeben. Ursache dafür kann ein Stein auf einer Weiche oder ein defekter Weichenantrieb sein. Bei Signalen kann eine Lampe ausfallen. Trotz Mehrverkehr hat die Zahl der Störungen nach Aussage der SBB seit ihrem "Höhepunkt" vor ca. 10 Jahren abgenommen. Sie liegt heute unter dem Niveau von 1999.
Das alte Stellwerk Bern Wylerfeld stammt aus dem Jahr 1972. Es funktioniert mit Relais, wie drei Viertel der 530 Stellwerke in der Schweiz. Gar älter sind die Schalter-Stellwerke, von denen die SBB noch 50 besitzen. Ab Sonntag werden in Wylerfeld die Weichen und Signalen elektronisch gesteuert, so wie es bei den 106 ebenfalls erneuerten Stellwerken der Fall ist. Der Unterschied ist auch für Laien gut sichtbar. Im alten Stellwerk ist ununterbrochen das Klicken schaltender Relais zu vernehmen. Mit dem gleichen Steuerungsprinzip wie in alten Telefonzentralen würden hier Befehle mit Nullen und Einsen übertragen, so der Leiter der SBB-Sicherungsanlagen, Martin Messerli. Ein Stock über der alten Anlage steht die neue Elektronik bereit. Ihr Platzbedarf ist viel geringer. Das Herz der gesamten Steuerung ist in einem einzigen Schrank untergebracht.
Das Stellwerk Bern Wylerfeld befindet sich aus Richtung Zürich kommend etwa 3 km vor dem Bahnhof Bern auf der linken Seite.
In einem weiteren Artikel befasst sich die Zürcher Zeitung mit der Situation des Bahnhofs Bern (Durchgangsbahnhof etwa für Züge von Zürich über Fribourg nach Lausanne, aber Kopfbahnhof für Züge von Basel oder Zürich in Richtung Thun - Spiez - Interlaken/Visp-Brig). Um die Leistungsfähigkeit des Eisenbahnknotens Bern zu steigern, sind verschiedene Varianten im Gespräch. So könnte eine neue Aarebrücke gebaut werden, um die Züge aus Richtung Olten aus westlicher Richtung nach Bern einfahren zu lassen und dann ohne Kopf zu machen in Richtung Thun - Spiez weiterfahren zu lassen. Allerdings müssten hier Bahnsteigerweiterungen und Abriss von Gebäuden vorgesehen werden. Alternativ wäre es denkbar, in Bern-Wankdorf einen neuen Bahnhof zu errichten, an welchem die Züge von Basel/Zürich in Richtung Thun - Spiez halten ohne Bern Hbf zu bedienen.
Weitere Konzeptionen befassen sich mit der Situation in Luzern Hbf (auch einem Kopfbahnhof). Unter anderem gibt es hier auch eine Variante, aus Richtung Zug kommend unter dem See in den Hauptbahnhof Luzern einzufahren, um den zum Durchgangsbahnhof zu machen. Das stark gestiegene Verkehrsaufkommen im Bahnverkehr in der Schweiz ergibt bei den größten 10 Stationen folgendes Bild:
1. Zürich HB täglich 470.000 Fahrgäste, 2. Bern täglich 270.000 Fahrgäste, 3. Luzern täglich 170.000 Fahrgäste, 4. Lausanne täglich 150.000 Fahrgäste, 5. Basel SBB täglich 140.000 Fahrgäste, 6. Zürich-Stadelhofen täglich 140.000 Fahrgäste, 7. Genf täglich 110.000 Fahrgäste, 8. Winterthur täglich 110.000 Fahrgäste, 9. St. Gallen täglich 90.000 Fahrgäste, 10. Zug täglich 80.000 Fahrgäste.
Dagegen nehmen sich doch hierzulande Stationen wie Villingen (täglich ca. 5.000 Fahrgäste) oder auch Tübingen (täglich ca. 20.000 Fahrgäste) doch reichlich bescheiden aus.
Viele Grüße vom Vielfahrer