Fragen über Fragen zur Schwarzwaldbahn

Alles zur Strecke Offenburg - Konstanz kann hier rein.
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Villinger
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Re: Fragen über Fragen zur Schwarzwaldbahn

Beitrag von Villinger »

Bei diesem ganzen kleinkarierten Verbundsirrsinn freue ich mich auf den Landestarif, der so etwas hoffentlich vereinheitlicht. Ist ja grausam, da von Verbund zu Verbund mal eine Fahrradkarte, dann gar nichts und zum Schluss einen Kinderfahrschein lösen zu müssen.
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Bahner

Re: Fragen über Fragen zur Schwarzwaldbahn

Beitrag von Bahner »

Hallo Fridinger,

mein aktueller Wissensstand ist, dass der Landestarif die Tarife der DB Regio ersetzt.
Verbundtarife samt deren Bestimmungen sollen weiterhin untergeordnet Bestand bleiben.

Vielfahrer kennt sich diesbezüglich aber bestimmt noch besser aus.
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Villinger
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Re: Fragen über Fragen zur Schwarzwaldbahn

Beitrag von Villinger »

Das stimmt Bahner - die Verbundfahrscheine sollen verbundintern weiterhin gelten, allerdings will Minister Hermann sie überregional vereinheitlichen. In der Fragestunde beim Fahrgastbeirat hatte er damals angemerkt, dass es seine "Vision" sei, dass für die Fahrt meinetwegen vom Fürstenberggymnasium Donaueschingen bis zum Österreichischen Platz in Stuttgart in Zukunft nur noch eine Fahrkarte benötigt werden soll, auf dieser Relation braucht man heute 3 Fahrscheine (VSB-Tarif bis zum Bf Donaueschingen, DB-Tarif bis Stuttgart Hbf, VVS-Tarif mit der Stadtbahn - oder das BaWü-Ticket). Und wenn man für die "Menschen" einem einheitlichen Tarif einführt, gehe ich mal davon aus, dass auch für Fahrräder, die ja in manchen Verbünden als halber Mensch (=Kinderfahrschein) behandelt werden, die Regelungen vereinheitlicht werden - analog auch für Hunde.

Aber Vielfahrer wird das in der Tat detailreicher wissen als ich
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Vielfahrer
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Re: Fragen über Fragen zur Schwarzwaldbahn

Beitrag von Vielfahrer »

Also mit dem Landestarif wird leider nicht alles gut, was sich viele Fahrgäste wünschen würden. Zunächst einmal gilt er nur verbundübergreifend. Innerhalb der Verbünde gelten die bisherigen Tarife unverändert weiter. Und es ist zunächst leider nicht möglich, wie Fridinger beispielhaft schreibt, dass man von Donaueschingen Fürstenberggymnasium bis Stuttgart Österreichischer Platz mit einem Fahrschein fahren kann.

Vorgesehen ist, dass in einer ersten Stufe zunächst von allen Bahnhöfen in die Zielgebiete verkauft werden kann. Es dürfte also ab Donaueschingen Bahnhof zum Österreichischen Platz dann mit einem Fahrschein funktionieren (so man sich über die Kosten und die Einnahmeaufteilung einigen kann). Dass man diesen ersten Schritt macht und nicht gleich von allen Quellgebietshaltestellen zu allen Zielgebietshaltestellen hängt damit zusammen, dass die Verkaufstechnik der Busse nicht überall vorhanden ist. Die DB kann jedoch in die Zielzonen verkaufen bzw. zu jedem Bahnhof und ab dort soll dann über einen gewissen Aufschlag, der zukünftig generell im Fahrkartenpreis inkludiert sein wird, in der Zielzone über den Bahnhof hinaus mit örtlichen Verkehrsmitteln weitergefahren werden.
Erst dann, wenn auch die anderen Verkehrsträger alle über eine Verkaufstechnik verfügen, landesweit Fahrscheine zu anderen Haltestellen zu verkaufen, wird der Kauf ab jeder Quellgebietshaltestelle in jede Zielgebietshaltestelle möglich werden. Bis es soweit ist, wird es vermutlich noch etwas dauern. Klar ist jedoch, dass die Fahrkarten keineswegs preiswerter als der bisherige C-Tarif der DB werden. Sie werden definitiv teurer, weil der Nachlauf und später auch der Vorlauf in pauschalierter Form von jedem Kunden abverlangt wird, ganz gleich ob er ihn benötigt oder nicht. Das ist so eine Art Solidarprinzip.

Ob die erste Phase gleich für alle Bahnhöfe möglich sein wird bzw. gemacht wird, ist meines Wissens allerdings auch noch nicht klar. Technisch wäre es wohl machbar und auch wünschenswert, überlegt wird aber, dies eventuell in einer Vorstufe erst mal für die Bahnhöfe ab den größeren Städten (z.B. > 50.000 Einwohner) anzubieten.

Als das Land vor einigen Wochen mal diese "Vorstufe" ins Gespräch gebracht hat, um den Landestarif insgesamt zu pushen, ist mir aufgefallen, dass das Oberzentrum Villingen-Schwenningen die größte Stadt in Baden-Württemberg ist, was tarifliche Unzulänglichkeiten betrifft. So gibt es beispielsweise in Villingen-Schwenningen keine City-Funktion, also BahnCard-Inhaber (25%, 50% oder 100%) müssen in Villingen-Schwenningen für die Weiterfahrt mit dem Stadtbus nochmals bezahlen. In allen anderen Städten dieser Größenordnung ist dies inzwischen nicht mehr erforderlich. Die zweitgrößte Stadt mit entsprechenden Defiziten war meines Wissens Schwäbisch Gmünd.

Das nächste, was mir aufgefallen ist, ist, dass beim Landestarif die BahnCard gelten soll, also auch für die Weiterfahrt z.B. mit privaten Unternehmen in der Zielzone. Beim VSB und anderen Verbünden jedoch gilt die BahnCard nicht. Andere Verbünde wiederum lassen die BahnCard gelten (und erhalten dafür im Gegenzug einen allerdings marginalen) Ausgleich.

Weil aber normale Bahnfahrkarten von Bahnhof zu Bahnhof nach Einführung des Landestarifs nicht mehr erhältlich sind (Ausnahme im Fernverkehr), besteht das Land darauf, dass der BahnCard-Kunde weiterhin seinen Rabatt erhält. Jeder kann sich nun selbst ausmalen, wie schnell solche Verhandlungen über die Bühne gehen werden.

Mein Eindruck ist, dass das Land mit viel Engagement daran ist, es für den Kunden interessanter zu machen. Ich selbst als BC-100-Besitzer kann da kaum mitreden, da ich fast immer eine gültige Fahrkarte habe, wenn ich z.B. in anderen Städten die letzen Meilen mit dem Nahverkehr fahre. Für mich ist es einfach äußerst bequem, ohne über irgendwelche Regelungen und Bestimmungen in die öffentlichen Verkehrsmittel einzusteigen und so zum Ziel zu gelangen. Und wenn meine Karte halt mal nicht gilt, dann sagt es mir der Busfahrer und dann zahle ich halt die paar Euros oder Cent. Aber für die Masse der Fahrgäste ist es derzeit leider noch genau umgekehrt. Der Regelfall ist, dass die Fahrkarten nur bis zum Bahnhof gelten und sie sich schwer damit tun, in fremden Städten den richtigen Tarif zu finden. Der Versuch, dieses Zugangshemmnis abzubauen, ist daher absolut lobenswert.

Die Frage allerdings ist, ob der gewählte Weg der richtige ist. Andere Länder sind da viel besser aufgestellt. Wenn man zum Beispiel nach London fliegt und dann mit der U-Bahn oder den Bussen usw. fahren möchte, dann kauft man am Flughafen die Oyster-Card. Die kostet z.B. 50 Euro. Und dann fährt man einfach herum, ohne sich um Tarife zu scheren. Bei jeder Fahrt wird dann registriert, was man hätte zahlen müssen. Und wenn man dann wieder zurückfliegt, gibt man die Oyster-Card zurück und es wird einem zum Best-price die verbliebene Differenz auf der Karte zurückerstattet. Man muss absolut nichts denken und hat obendrein die Garantie, dass es anderweitig nicht kostengünstiger gegangen wäre. So gesehen ist der Landestarif doch noch arg zurückgeblieben.

Aber ich will das Engagement des Landes nicht kleinreden. Die strengen sich mächtig an, was besseres als den status quo auf die Beine zu stellen. Die Hürden sind aber noch hoch, wie man am Beispiel der BahnCard sehen kann. Da brauchen wir nicht einmal Hunde oder Fahrräder heranziehen, um die Kompliziertheit der Tariflandschaft zu demonstrieren.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Hannes
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Re: Fragen über Fragen zur Schwarzwaldbahn

Beitrag von Hannes »

Da wir hier ja schon etwas vom Ursprungsthema abgeschwiffen sind, erlaube ich auch noch meine Anmerkungen zu tätigen:

Hermann hat bei den Horber Schienentagen gesagt, dass der Landestarif in dieser Legislaturperiode nicht mehr kommen wird, weil die Einigung mit DB, Omnibusunternehmern und den Tarifverbünden noch einiges an Zeit braucht, bis die Einwände dieser Gruppen ausgeräumt sind. Werner Schreiner vom VRN merkte an, dass allein bei ihm im Verbundgebiet 60 Unternehmen unterwegs wären, die solchen tariflichen Fragestellungen einstimmig zustimmen müssten. Man kann sich also vorstellen, mit welcher Anzahl an Unternehmen wir es im gesamten Land zu tun haben. Hermann hat auch davon geredet, dass es bei dem Thema auch einen "Anstoß aus der Bevölkerung" geben muss, damit sich hier eher etwas bewegt. Insofern sind wir da alle gefragt *;-)*

Vielfahrers Anmerkung bzgl. der Oystercard kann ich nur beipflichten. Ich denke, Touch&Travel ist da durchaus ein richtiger Ansatz. Das System gibt es ja an sich schon seit einigen Jahren, wird aber jetzt erst mit den Smartphones nochmal kräftig beworben und es sind ja gerade im Ländle in letzter Zeit viele Verbünde hinzugekommen. Allerdings gibt es da auch noch so kleinstaatliche Unterschiede wie z.B. zwischen htv und ostalbmobil: Im htv ist alles dabei, im ostalbmobil kann ich nur Bahnfahrten damit machen. Ich habe T&T neulich erstmals im RMV genutzt, hat prima funktioniert. Leider war der DB-Verantwortliche für T&T in Horb schon weg, sonst hätt ich ihm noch mind. ein Problem nennen können, welches aber nur softwaretechnisch ist und sich einfach lösen ließe:

Auf meinem Smartphone wird der QR-Code recht klein dargestellt, da hatten die DB-Schaffner auf meinem Weg von und nach Horb schon Leseprobleme, man musste das Gerät sehr lange draufhalten, damit es geklappt hat. Im DB-Navigator wird der QR-Code dagegen bildschirmfüllend dargestellt, da haut es ohne Probleme hin.
Der Schaffner im Gäubahn-IC, der in beiden Zügen zufällig der selbe war, meinte auch, das Thema sei erst so langsam im Kommen.

Neulich bin ich doch noch schnell zum Automaten, weil T&T Heidenheim-Schnaitheim als Bahnhof nicht kannte, obwohl ich auf dem Bahnsteig stand. Es wurden mir auch mit mehrmaligen Versuch nur Bushaltestellen in der Nähe angezeigt, selbst händische Suche hat nix gebracht. Das sollte natürlich nicht sein.
Zudem ist der Papierfahrschein derzeit meist schneller und einfacher kontrolliert, da muss sich auch noch was tun. Wie schön es funktionieren kann, hab ich neulich im AVE erlebt: Ausgedruckten Papierfahrschein bei der Kontrolle nur hochgehalten, QR-Code wurde gescannt, Schaffner ging weiter, wollte nicht mal ne Identifikationskarte sehen.

Leider wollen da auch nicht alle Verbünde mitmachen, in Hamburg bei der Hochbahn hat man neulich gesagt, dass es diesbezüglich keine Ambitionen gebe. Das mag vllt. auch mit schlechten Erfahrungen beim Projekt switchh mit der DB zu tun haben, eigentlich sollte z.B. das StadtRAD dort auch Teil dieses Systems sein, aber die DB hat´s bis heute nicht geschafft, sich dort zu integrieren. Car2Go und Europcar waren da kooperativer.

In Moskau gibt es z.B. auch ein Kartensystem mit verschiedenen Guthabenkarten, abgestuft auf die einzelnen Verkehrsmittel. Mit der Troyka-Karte (RFID-Chip), die in sich drei kleinere Angebote integriert, kann man quasi alles nutzen (also Metro und alle Buslinien außer Marschrutkas, keine RZD-Elektritschkasm (Vorortzüge)). Man bezahlt 50 Rubel Pfand (ca. 1 €) und kann glaub ich bis zu 4.000 Rubel Guthaben aufladen. Bei entsprechend vielen Fahrten wird glaub ich auch automatisch auf das günstigste Angebot umgerechnet, wobei es in Russland nicht alle möglichen Formen von Zeitkarten gibt (Monats- und Jahreskarten ja, Tages- oder Wochenkarten eher nicht). In allen Bussen und Straßenbahnen gibt es nur einen Einstieg mit Drehkreuz, quasi wie bei der Metro.

Grüße, Hannes
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