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[RU] Transsib-Tour 2013: Tag 16 von 26 – 1.10. [m36B]

Verfasst: Do 14. Aug 2014, 23:04
von Hannes
Fortsetzung von Teil 1. – Moskau Ankunft
Fortsetzung von Teil 2. – Moskau MIIT und Stadtrundgang
Fortsetzung von Teil 3. – Moskau Lomonossow-Uni
Fortsetzung von Teil 4. - Kasan
Fortsetzung von Teil 5. - Jekaterinburg
Fortsetzung von Teil 6. – Jekaterinburg Stadtrallye und Oper
Fortsetzung von Teil 7. – Jekaterinburg Eurasische Grenze
Fortsetzung von Teil 8. – Omsk Ankunft und Stadtrundgang 1
Fortsetzung von Teil 9. – Omsk Unirundgang und Rehazentrum
Fortsetzung von Teil 10. – Omsk Besuch Kesselwagenreinigung und Rangierbahnhof
Fortsetzung von Teil 11. – Omsk Straßenbahnfahrt
Fortsetzung von Teil 12. – Omsk Besuch Technikum
Fortsetzung von Teil 13. - Omsk
Fortsetzung von Teil 14. – Omsk Stadtrundgang 2 und Nahverkehr
Fortsetzung von Teil 15. - Nowosibirsk Stadtrundgang

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Privjet zu Tag 16,

Aufstehen hieß es gegen 8.30 Uhr, im Hostel gab es ein etwas seltsames Frühstück aus Haferflocken und Apfel, das geschmacklich nicht so ganz überzeugen konnte. Um 9.45 Uhr trafen wir uns mit Norbert, um gemeinsam mit der Metro zur Station an der Ob-Brücke zu fahren.

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Zwei unserer weiblichen Mitreisenden verabschiedeten sich vorher schon ins Kunstmuseum, wir nahmen ab der Metrostation an der Ob-Brücke dagegen eine Marschrutka in Richtung Akademka Radok, einer Waldsiedlung in Richtung Stausee gelegen, die aufgrund ihrer Lage im Grünen recht beliebt ist, wie der Name verrät natürlich insbesondere bei den Akademikern, was sich auch im Publikum der Marschrutkas niederschlägt. (Den mitlesenden Russen viel Spaß mit diesem Schachtelsatz ;-))

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Stetes Gedrängel herrscht hier tagsüber, oben ist die Metrostation. Unsere Marschrutka Marke Peugeot fährt ein.

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Nach etwa 30 Minuten Fahrt waren wir dann am Eisenbahnmuseum, welches von der Westsibirischen Eisenbahn vor 10 Jahren an dieser Stelle eingeweiht worden war. Es bedurfte etwas Verhandlungsgeschicks, damit wir wieder den vergünstigten russischen Studentenpreis bekamen und auch noch die Führung etwas günstiger. Letzteres war im Nachhinein etwas unangemessen, denn sie war wirklich klasse, aber wir haben uns auf unsere Weise bedankt ;-)

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Die Schnellstraße von der Brücke zum Eisenbahnmuseum aus gesehen. Früher gab es hier sogar einen grünen Mittelstreifen, der musste dann zwei zusätzlichen Fahrstreifen weichen.

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Eine Feldbahndampflok von Borsig von Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts (wie es das Schild aussagte) vor dem Eingang.

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Ebenjener.

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Direkt am Eingang standen einige Dampfloks, da durfte natürlich auch ein Gruppenbild sein. Eines der Exemplare war aus jener Baureihe, die auch Stalin 1945 nach Potsdam brachte. Auch das Besichtigen einiger Führerstände war kein Problem.

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Auch ein bis vor wenigen Jahren in Einsatz stehender Gefängniswagen ist ausgestellt. Die aktuellen Exemplare sollen sich nicht allzu sehr davon unterscheiden…. 6 Personen je Abteil, nur eine große Holzfläche oben, geschlafen wird in Etappen, immerhin Licht. Arrestzellen ohne Fenster gibt es auch.

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Ein Lazarettzug aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs ist ebenfalls zu Teilen ausgestellt. Zu Teilen natürlich deshalb, weil diese Züge oftmals aus bis zu 30 Wagen bestanden. Hier der OP-Saal, einzig fehlt das Stalinposter, das damals als „Motivation“ dienen sollte. Die Züge mussten notgedrungen schnell zusammengestellt werden, nachdem das „Unternehmen Barbarossa“ begonnen hatte…. Betäubungsmittel gab es keine, in den nebenan befindlichen Liegen wurden die amputierten oder zu amputierenden Opfer mit einem einem Schluck Wodka und einem Holzstück zwischen den Zähnen mehr oder weniger ruhig gestellt.

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Die Küche für unterwegs. Die Mahlzeit eines Soldaten bestand aus einer der Kellen im Hintergrund mit einem Stück Brot. Nein, nicht die große metallene, die kleine weiße darüber…

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Wir verlassen den Lazarettzug und begeben uns in einen klassischen Wagen der Holzklasse von vor 100 Jahren. Dieser Stil soll prägend für viele Datschen gewesen sein.

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Der Zar in seinem Wagen hatte es da mit eigenem Büro natürlich schon besser.

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In einem solchen Wagen musste Zar Nikolai 1918 abdanken.

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Auch ein Exemplar des einzigen sowjetischen Hochgeschwindigkeitszuges gibt es in Nowosibirsk zu bestaunen. Seine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h konnte er allerdings selten ausfahren, planmäßig waren 140 km/h zwischen Moskau und Leningrad. Anfang der 2000er Jahre wurden die wenigen Triebzüge nochmals modernisiert, kurz danach ausgemustert. In Riga angefertigt gab es nach der Wende natürlich keinen inländischen Hersteller mehr und man sah sich im Ausland um, bekanntlich fahren heutzutage Velaro RUS aus dem Hause Siemens als „Sapsan“ (Wanderfalke) zwischen St. Petersburg, Moskau und Nischni Nowgorod. Auf letzterer Strecke sollen sie aber den letzten Infos in diesem Forum zufolge ja durch die Talgos abgelöst werden. Wir werden auf unserer Fahrt im Herbst noch eine Gelegenheit zur Mitfahrt nutzen, sofern wir noch rechtzeitig Fahrkarten bekommen.

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Linoleumfußboden im Edelrenner oder man beachte den Lautsprecher - naja...

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Für eine wirklich unterhaltsame, trotz natürlich nötiger Übersetzung, Führung gab es eine unserer Hallorenpackungen als Dankeschön. Sollte also jemand mal nach Nowosibirsk ins Eisenbahnmuseum gehen, eine Führung mit diesem Herrn lohnt sich durchaus. Es war viel Selbstironie übers Land drin, im Gedächtnis geblieben ist mir der Satz „Russland ist so arm, weil es so reich ist“. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

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Andere Spurweiten sind auch noch vertreten.

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Da geht was im Winter.

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Straßenfahrzeuge hatte das Museum auch noch zu bieten.

Zum Mittagessen trafen wir uns wieder mit Norbert in einem Einkaufszentrum von Akademka Radok. Wir nutzten die Zeit danach noch für einen kurzen Einkauf, danach stand der Rückweg in die Innenstadt an. Positiv an Akademka Radok fielen uns noch die Radwege auf.

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Der Rückweg in die Innenstadt offenbarte uns dann die Verkehrsprobleme Nowosibirsks, wir standen 20 Minuten im Stau. Passenderweise wollten wir uns danach mit Konstantin von der Friedrich-Ebert-Stiftung darüber unterhalten.
Die Luft in der Nowosibirsker Innenstadt war ordentlich verpestet, was mir so richtig auffiel, als ich das offiziell nicht mehr existente Büro der Stiftung betrat, das sich in einem klimatisierten Gebäude befand. Selten habe ich so dermaßen aufgeatmet.

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Konstantin erläuterte uns zunächst seine Arbeit. Früher war er beim russischen Nachrichtenportal ngs.ru für Verkehrsthemen zuständig, doch bei lediglich 3-4 h Zeit je Artikel war keine gehaltvolle Arbeit mehr möglich. Er fand immerhin durchschnittlich 30.000 Leser je Artikel. Für Russland kommt der Wintereinbruch anscheinend genauso überraschend wie hierzulande, die Probleme damit fanden in der Regel 80.000 Leser. Den Straßenverkehrssektor beschrieb er als inzwischen komplett privatisiert, allein in Nowosibirsk gebe es 100 Linien. Es gebe durchaus Ausbaupläne für den ÖPNV, doch die würden nie umgesetzt. Ein Bürgermeister (der allerdings keine Aussicht auf Wiederwahl hatte), Parkplätze zugunsten der Obusse zu entfernen, ohne jedoch Ausgleichsmaßnahmen zu treffen. Die Busse kamen aber immerhin am Leninplatz wieder besser durch und mussten die Fahrgäste nicht mehr in der 2. Reihe einsteigen lassen. Eine ganzheitliche Sicht auf den Verkehr fehle, wie auch Norbert ein Beispiel kannte: Die Fernbusse in der Innenstadt wurden als Problem angesehen. Also kam die Idee auf, sie doch auf Busbahnhöfen außerhalb der Stadt enden zu lassen. Wie die Leute dann dorthin kommen wurde natürlich nicht weiter bedacht. Externe Kosten sind ein unbekannter Begriff.

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Feierabendstau

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Die Linie 13 muss sich ihren Weg durch die Blechlawine bahnen, wir befinden uns an dem Bahnübergang mit der „Wilden 13“.

Gegen 18 Uhr machten wir uns dann wieder auf den Weg zur Oper. Im Gegensatz zu Jekaterinburg war die von Anfang an geplant, wir wollten uns „La Traviata“ angucken.

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Das Innere des früheren Volkspalastes. Ganz besetzt war es nicht und die Sitze waren auch nicht so bequem wie in Jekaterinburg. Die Oper gefiel mir auch nicht ganz so gut wie in Jekaterinburg, vllt. ist mir Verdi zu verspielt ;-)

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Gegen 21 Uhr begaben wir uns dann wieder zurück zum Hostel, denn wir wollten an diesem Abend ja noch weiterreisen. Ein paar Leute kauften noch ein, um 22.45 Uhr begaben wir uns dann zum Bahnhof, wo wir nochmal Konstantin trafen.

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Die Nowosibirsker Schalterhalle mit dem östlichen Netz Russlands. Interessant der Amtrak-Zug auf der Schautafel. (Gut, rot-weiß-blau könnte natürlich auch Russland sein…) Den Österreichern wird auffallen, dass sich ihr Wort „Kassa“ in den russischen Sprachgebrauch eingebürgert hat.

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Unser Wagen war nicht mehr ganz so neu wie beim letzten Mal, dafür frisch geputzt, es stank etwas wie nach Nagellackentferner. Besonders positiv: Die Toiletten (abgesehen vom letzten Zug) rochen mal nicht nach Urin! Ob´s deswegen war, warum ich heute mal direkt einschlafen konnte?

In diesem Sinne: Spakoinoi Notschi!

Hannes

Re: [RU] Transsib-Tour 2013: Tag 16 von 26 – 1.10. [m36B]

Verfasst: Do 14. Aug 2014, 23:18
von Bahner
Deine Mitstudentin ist recht aktraktiv, wenn man das mal so sagen darf :)

Re: [RU] Transsib-Tour 2013: Tag 16 von 26 – 1.10. [m36B]

Verfasst: Fr 15. Aug 2014, 00:36
von Tf Reinhard
Bahner hat geschrieben:Deine Mitstudentin ist recht aktraktiv, wenn man das mal so sagen darf :)
Dazu sage ich jetzt mal nichts, sonst packt meine Frau das Nudelholz aus... :pfeifen:

Reinhard