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Ferbusse Allensbach-Umfrage

Verfasst: Mi 30. Jul 2014, 23:32
von Gleisexperte
Hallo
anbei in der Anlage eine Allensbach-Umfrage zu den Fernbussen in Deutschland. Die Resonanz scheint recht positiv zu sein. Ob dies Auswirkungen der Bahnreform und dem oft bahnfremd agierenden Management zu tun hat?
Es grüßt der
Gleisexperte

Re: Ferbusse Allensbach-Umfrage

Verfasst: Do 31. Jul 2014, 00:28
von wolfgang65
Also Umfragen zu einem Thema, das bis jetzt (zwangsläufig) nur wenige wirklich kennen, halte ich für wenig realitätsnah.

Wer sehen will wohin es geht, kann doch einfach nach England schauen - dort sind die Busse schon ewig unterwegs - ich kenne diese seit 1991. Die Preise sind auf den Strecken (die ich kenne) etwas niedriger als die der Bahn - das dürfte wohl allgemein gelten. Des Weiteren fahren die Busse gerne Flughäfen (Ist das in Deutschland auch frei??) oder Innenstädte (nicht nur Bahnhöfe) direkt an. Das bringt natürlich Vorteile gegenüber der Bahn.

In der Praxis wird das hier sicher sehr ähnlich werden - nachdem sich der Markt bereinigt hat, werden sich die Preise auch hier ähnlich wie in England einspielen und auch die Auslastungen auf ein normales Niveau gehen. Die Bahn wird sicherlich einige Kunden im Fernverkehr verlieren - wie viel das genau ist, hängt wohl von der Strecke ab. Freiburg - München, Zürich - München z.B. werden sicher eher die Paradestrecken für die Busse. Da braucht man kein Prophet zu sein....

Grüße

Wolfgang

Re: Ferbusse Allensbach-Umfrage

Verfasst: Do 31. Jul 2014, 05:58
von Vielfahrer
Hallo,

in der generellen Einschätzung sehe ich das gleich wie Wolfgang. Speziell bei der Strecke München - Zürich rechne ich aber nach Umsetzung der Elektrifizierung der Allgäubahn (ab 2020 soll sie fertig sein) damit nicht. Ein schnelles und vertaktetes Angebot auf der Schiene wird dem Bus wieder Marktanteile abnehmen. Bei der Strecke Freiburg - München hingegen fehlen die Fahrgäste auf Dauer, und zwar weniger dem Fernverkehr als dem vom Land subventionierten Regionalverkehr. Ich habe zwar keine statistisch belegbaren Erkenntnisse, aber der Rückgang der Fahrgastzahlen von Reisenden mit Gepäck zwischen Donaueschingen und Ulm, wo ich häufiger unterwegs bin, ist mir schon mehrfach aufgefallen.

Auf dieser Relation wird es zukünftig nicht schneller. Zwischen Freiburg und Donaueschingen wird ausschließlich die Breisgau-S-Bahn verkehren in dichtem Fahrplan, aber in gleicher Zeit mit einigen Halten mehr. Die Auslastung der Züge wird im Nahverkehr deutlich zunehmen. Zwischen Donaueschingen und Ulm lässt sich die Strecke nicht sinnvoll beschleunigen, wenn man auf Vernetzungen mit anderen Linien (Schwarzwaldbahn, Gäubahn, Zollernbahn, Allgäubahn und praktikablen Anschlüssen in Ulm) besteht, was im Interesse der Reisenden liegen dürfte. Außerdem sollten die an der Strecke liegenden Gemeinden bedient werden.

Völlig zu Recht plant das Land angesichts nur 600 Fahrgästen täglich keine zwei stündlichen Takte sondern nur einen. Dass dieser dann alle Stationen mitnimmt, ist meines Erachtens in Ordnung. So gibt es für den überregionalen Verkehr hier eben keine Perspektive mit drastisch verkürzten Fahrzeiten, wobei man gegenüber heute mindestens 1 Stunde herausfahren müsste, um nur zeitgleich zu dem überwiegend auf Autobahnen verkehrenden Fernbus zu haben.

Auch zwischen Tübingen und Freiburg hat die Nachfrage im Regionalverkehr via Horb - Rottweil - Villingen deutlich nachgelassen. Vielfach kann man die Zahl der Umsteiger in Horb an einer Hand abzählen, darunter sind aber häufig mit bekannte Pendler. Man muss das ganz realistisch sehen. Wenn die Fahrzeit z.B. von Tübingen nach Schwenningen um 30% kürzer und der Preis um 50% günstiger ist, man im Bahnhof Horb nicht den an Anschlüssen von Fahrgästen interessierten Mitarbeitern von DB-Netz sondern an möglichst hohen pünktlichen Abfahrten von Anschlusszügen ausgeliefert ist, obendrein der Service auf so niedrigem Niveau (Klimaanlage defekt, Toiletten defekt/Funktionsstörung, kaum Netzempfang beim Handy) ist, warum sollte sich ein auf nichts festgelegter Kunde für die Bahn entscheiden? Für die Bahn spricht meines Erachtens nur, dass sie tagsüber nahezu stündlich fährt und die Busse sich im Prinzip nur die Rosinen (nachfragestärkere Zeiten) herauspicken, also ein (noch) eingeschränktes Angebot bieten.

Viele Grüße vom Vielfahrer

Re: Ferbusse Allensbach-Umfrage

Verfasst: Do 31. Jul 2014, 10:51
von Karl Müller
also, bitte nicht so hoch kochen!

Denn - wann fährt der Bus? Gar nicht so häufig! Und - wenn dann, zu Zeiten die für mich nicht in Frage kommen.

ZUm Beispiel erste Ankunft in Minga um 10.00 Uhr!

Noch eine Meinung der Generation unserer Eltern ( 70+), die finden lange Busfahrten ( über 2 h) als sehr unangenehm!

Wieviel Fahrgäste kann der Bus aufnehmen? Eben, wenn voll - dann ätsch, auf den nächsten warten.

Die MünchenLinie ab Rt nimmt einen nur mit wenn du eine gebuchte Fahrkarte hast. Auch ein Nachteil, kurzfristige Entscheidungen sind witzlos.

Und die Haltestellen - also ich würde das nicht allzu hoch bewerten, Fernbus ist Fernbus, Zug ist Zug, das sind andere Beförderungsqualitäten! Aber, Vielfahrer hat diesbezüglich recht wenn er so "simple Sachen" wie mangelnde Umsteigebeziehungen wie in Horb kritisiert, das kann aber überall passieren, auch in Rottweil oder sonst wo. Das ist eben der Nachteil des System Eisenbahn - wenn du in Horb umsteigst aber der ZUg aus Stuggi + 45 hat, dann ist der Anschluß weg und der Zeitvorteil auch!

allerdings - Reutlingen/Tübingen - Freiburg, das ist und bleibt eine Weltreise mit den Öffis ( Als wir kürzlich nach Freiburg gefahren sind haben wir das Auto in Neustadt abgestellt/ Rt - Neustadt ist mit dem Auto unkompliziert/ und sind mit dem Zug runter anstatt dem Höllental + Parkplatzsuche)


Also,immer ball flach halten!

Oli
Das machen wir nur aus Lust an der Zugfahrerei - Menschen aus diesem Forum!

Re: Ferbusse Allensbach-Umfrage

Verfasst: Do 31. Jul 2014, 12:50
von wolfgang65
Karl Müller hat geschrieben:also, bitte nicht so hoch kochen!

Denn - wann fährt der Bus? Gar nicht so häufig! Und - wenn dann, zu Zeiten die für mich nicht in Frage kommen.

ZUm Beispiel erste Ankunft in Minga um 10.00 Uhr!

....
Also,immer ball flach halten!

Oli
Das machen wir nur aus Lust an der Zugfahrerei - Menschen aus diesem Forum!

Hallo Oli,

ich glaube Du unterliegst da einen Denkfehler, Du gehst vom heutigen Zustand aus. Die Busdienste sind nagelneu und noch lange nicht eingeschwungen. Wie gesagt - in England sieht man, wie es wohl auch bei uns später aussehen wird...

Die Busse werden mit der Zeit (leider) an Akzeptanz gewinnen (und wahrscheinlich wird die Bahn sich hier auch selbst kannibalisieren) - In England sind je nach Strecke teilweise wirklich bequeme Fahrzeuge unterwegs, mache sogar mit einem Servicemann, der im Bus mit frischen Zutaten Sandwiches zubereitet.

Aber zurück zu uns - Ein Bus kann in den Randzeiten, in denen wenig los, mit deutlich weniger Fahrgästen wirtschaftlich sein als die Bahn. D.h. es ist gut möglich, dass die Busse speziell in den Randzeiten erfolgreich werden könnten, auch wenn das zur Zeit noch nicht der Fall ist....

Grüße

Wolfgang

Re: Ferbusse Allensbach-Umfrage

Verfasst: Do 31. Jul 2014, 14:13
von Bahner
Hat eigentlich jemand Erfahrungen mit Eurobus?
Ich wollte im Herbst während meines Amsterdam Aufenthalt für einen Tag nach Brüssel.
Mit der Bahn bin ich bei mindesteny 70 Euro Hin und zurück, trotz Frühbuchung.
Eurobus bietet das ganze für 18 Euro an, leider sind die Kritiken was Eurobus angeht im Internet teilweise mehr als schlecht, bin daher hin und her gerissen...

Re: Ferbusse Allensbach-Umfrage

Verfasst: Do 31. Jul 2014, 15:59
von Hannes
Karl Müller hat geschrieben:Denn - wann fährt der Bus? Gar nicht so häufig! Und - wenn dann, zu Zeiten die für mich nicht in Frage kommen.
Dafür muss er eigenwirtschaftlich sein und wird nicht wie Regionalverkehr vom Land bestellt. Auf Langstrecken kann ich mich zudem eher damit abfinden, weniger flexibel zu sein. Wenn ich von Dresden aus nach Hause will, muss ich auch spätestens 16 Uhr mit dem Zug los, um um 23 Uhr zuhause zu sein. Fände sich eine passende Mitfahrgelegenheit, könnte es ggf. auch in 3:20 h von Haustür zu Haustür klappen, wie ich es in der Gegenrichtung schon einmal Montagmorgen erlebt habe. Einen direkten Fernbus gibt es hier nicht, die Verbindung nach Nürnberg ist in etwa gleich schnell, aber bietet keinen passenden Anschluss zur Weiterfahrt.
Karl Müller hat geschrieben:Noch eine Meinung der Generation unserer Eltern ( 70+), die finden lange Busfahrten ( über 2 h) als sehr unangenehm!
Ist ja keiner gezwungen, mitzufahren. Es hängt auch immer davon ab, wann man fährt. Ich habe vor etlichen Jahren bereits den 9-Euro-Bus der Touring von Heidelberg nach Mannheim und zurück des nachts genutzt und konnte mich über das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht beschweren, wobei ab Frankfurt auch Bekannte dabei waren.
Karl Müller hat geschrieben:Wieviel Fahrgäste kann der Bus aufnehmen? Eben, wenn voll - dann ätsch, auf den nächsten warten.
Wo ist das der Unterschied zu Meldungen von überfüllten Zügen? Da hab ich auch schnell mal ne unfreiwillige Reisezeitverlängerung. Im Fernbus habe ich zudem eine Sitzplatzgarantie, weil da stehend keiner mitfahren darf. Das gilt für die 2. Klasse im Fernzug und erst recht im SPNV nicht.
Karl Müller hat geschrieben:Und die Haltestellen - also ich würde das nicht allzu hoch bewerten, Fernbus ist Fernbus, Zug ist Zug, das sind andere Beförderungsqualitäten!
Wenn ich nicht gerade an einem der größeren Bahnhöfe einsteige ist der Unterschied zwischen einem (Vorort-)Haltepunkt und einer Bushaltestelle auch nicht mehr groß. Und was einem auf manchen Bahnhöfen als Sitz geboten wird ist auf Dauer auch nix.

Das größte Komfortkriterium ist in meinen Augen noch die Information im Verspätungsfall. Der Bahnsektor ist hier bereits recht weit reguliert, im Fernbussektor fehlt das noch. So gab es selbst vom Fahrer letztes Jahr auf dem Weg nach Berlin keine Info, warum wir stehen, obwohl da sicherlich was im Verkehrsfunk gekommen sein dürfte. Ebenso stand ich letzten Freitag mit zwei Besuchern, die dann weiter mit Eurolines nach Prag sind, an der Haltestelle am Dresdner Hbf und habe erfolglos die Abfahrtszeit 17.30 Uhr verstreichen lassen. Ich bin dann los, weil ich noch verabredet war, wie verspätet der Bus dann war, weiß ich nicht.
Wenn es schon nicht läuft, will ich wenigstens wissen, warum, um mich drauf einstellen zu können. Das gilt unabhängig vom Verkehrsträger.

Grüße, Hannes

Re: Ferbusse Allensbach-Umfrage

Verfasst: Do 31. Jul 2014, 18:11
von KBS720
Hallo,

eigentlich halte ich mich zum Thema Fernbus normal raus, aber nun will ich doch mal was sagen:
Vielfahrer hat geschrieben: Wenn die Fahrzeit z.B. von Tübingen nach Schwenningen um 30% kürzer und der Preis um 50% günstiger ist, man im Bahnhof Horb nicht den an Anschlüssen von Fahrgästen interessierten Mitarbeitern von DB-Netz sondern an möglichst hohen pünktlichen Abfahrten von Anschlusszügen ausgeliefert ist, obendrein der Service auf so niedrigem Niveau (Klimaanlage defekt, Toiletten defekt/Funktionsstörung, kaum Netzempfang beim Handy) ist, warum sollte sich ein auf nichts festgelegter Kunde für die Bahn entscheiden?
Wie das System mit Anschluss vormelden funktioniert weißt du schon. Der Fdl entscheidet nicht ob gewartet wird oder nicht. Das haben TP/VL und Zugdisponent zu verantworten, wird nix vorgemeldet wartet auch keiner. Und als Fdl kann man ja nicht immer betteln ob der Zug auf den anderen wartet, dann bekommt man so wie ich beim letzen Ringzug in Villingen (ab 23:25 Uhr) die Antwort nix vorgemeldet, also abfahren. Tja der RE aus Offenburg kam 23.25,5 an und der Ringzug war gerade am Ausfahrsignal durch.

Und kaputte Klimaanlagen(ja das ist schon ein Zustand), kaputte Klos kriegste im Bus auch hin. Ein Bus lässt sich nur meist einfacher tauschen als ein Zug.
Karl Müller hat geschrieben:Noch eine Meinung der Generation unserer Eltern ( 70+), die finden lange Busfahrten ( über 2 h) als sehr unangenehm!
Nicht nur die, ich auch. Im Zug kannst dich wenigstens noch frei bewegen und musst dich nicht anschnallen.

Grüße Andreas

Re: Ferbusse Allensbach-Umfrage

Verfasst: Do 31. Jul 2014, 22:58
von Vielfahrer
Hallo KBS 720,

natürlich weiß ich, wie das System mit Anschluss voranmelden funktioniert. Dazu aber drei Bemerkungen:

1. sind die Züge in Horb auf Anschlüsse ausgerichtet und früher sind in der Regel zweistellige Zahlen an Umsteigern zu verzeichnen gewesen. Dass es weniger geworden sind, ist u.a. auch auf das Nicht-Funktionieren zurückzuführen bzw. auf die Unzuverlässlichkeit.

2. In den Zügen ist nur in seltenen Fällen Personal (außer dem Lokführer). Dieser sitzt aber auf dem ersten Fahrzeug. Wer in Horb aber in der ohnehin sehr knappen Zeit umsteigen möchte, der setzt sich mit Absicht in das letzte Fahrzeug, weil dieses in der Gegend der Treppen zum Halten kommt. Wenn ich vorne einsteige, dann geht das noch öfters schief, weil zum Beispiel zweiteilige VT 611 weit außerhalb des Bahnsteigdaches erst zum Halten kommen und die Fußwege bis zur Bahnsteigunterführung je nach Bremspunkt dann bis zu 150 Meter betragen.

3. Zwischen Rottenburg und der Einfahrt in Horb ist ein ausgesprochenes Funkloch. Wenn ich beispielsweise in einem RegioShuttle fahre und dann den Lokführer anspreche, so kann der auch nur sagen, dass er erst ganz kurz vor Horb Funk-Kontakt bekommen kann.

Außerdem würde sich ein kundenfreundliches Unternehmen um die Kunden bemühen und nicht darauf setzen, dass die Kunden sich darum bemühen, dass das Unternehmen funktioniert.

Ich will aber diese Sache nicht hochspielen. Sie ist nach meinen weit überwiegend guten Erfahrungen mit fahrendem und stationärem Personal nicht verallgemeinerbar. Aber Mängel möchte ich einfach ansprechen, wenn sie sich an bestimmten Orten häufen.

Viele Grüße vom Vielfahrer

Re: Ferbusse Allensbach-Umfrage

Verfasst: Do 31. Jul 2014, 23:05
von wolfgang65
KBS720 hat geschrieben:...
Nicht nur die, ich auch. Im Zug kannst dich wenigstens noch frei bewegen und musst dich nicht anschnallen.

Grüße Andreas
Schön wär das, wenn es immer so wäre...

Wenn die Fahrt nicht über die Rennstrecken geht (da wird ja geräumt), sind die Züge ja abhängig von Tageszeit und Wochentag so überfüllt, dass manchmal nicht die geringste Chance besteht sich wirklich zu bewegen...

Des Weiterem arbeitet die DB ja daran die Sitzqualität in der 2. Klasse immer weiter zu verschlechtern. Der ICE3 war ja da der Anfang und wenn ich auf der DB Seite lese, dass die sich jetzt schon mit Bus und Flugzeug vergleichen, ahnt mir schlimmes... Bei jedem Update wirds enger.
Zugegeben, solche Probleme sind natürlich keine Probleme wenn man eher klein und schmal gebaut ist ...

Ich persönlich fahre jetzt schon nicht mehr so gerne Zug wie früher. Kann nur hoffen, dass man das in der Chefetage der DB auch mal kapiert...

Grüße

Wolfgang

P.S.: Natürlich stimme ich auch zu, dass derzeit die Fahrt im Zug meist noch am angenehmsten ist, trotz der deutlichen Rückschritte in den letzten Jahren...

P.S. zum Zweiten: Gibt es Busunternehmen, die wirklich kontrollieren, dass die Gurte angelegt sind - Wär mir neu...