Elektrifizierung Südbahn im Plan
Verfasst: Mo 7. Jul 2014, 16:27
Hallo,
heute fand im Landratsamt des Bodenseekreises in Friedrichshafen (7. Stock mit optimalem Seeblick Richtung Säntis) die 16. Sitzung des Interessenverbands Südbahn statt.
Die wichtigste Erkenntnis zuerst: Alle Planfeststellungsabschnitte (1= Alb-Donau-Kreis, 2 = Lkr. Biberach, 3 = Lkr. Ravensburg, 4 = Bodenseekreis, 5 = Landkreis Westallgäu) sind in Arbeit. Man kann sie auch im Internet finden. Für den Abschnitt 1 liegt seit März der Bericht des RP Tübingen vor, noch in diesem Monat wird der Bericht für den Landkreis Biberach erwartet. Denkbar wäre, dass dann im Herbst der Planfeststellungsbeschluss durch das EBA für diese beiden Abschnitte erfolgt. Für die weiteren Abschnitte bis Lindau liegen die Arbeiten auch im Plan und es sind aus Sicht der DB keine größeren Schwierigkeiten erkennbar. Die Zahl der Einsprüche ist vergleichsweise gering. Mit gewissem Optimismus kann daher eine Fertigstellung der Planfeststellungsbeschlüsse bis Mitte nächsten Jahres erwartet wären.
Diese sind zwingende Voraussetzung für den Abschluss einer Finanzierungsvereinbarung (Bund und Land wollen schließlich hinreichend genau wissen, mit welchen Beträgen sie zu rechnen haben), die dann in der 2. Jahreshälfte 2015 erfolgen könnte. Anschließend könnten die entsprechenden Arbeiten ausgeschrieben werden und die Arbeiten dann anlaufen.
Bei der Südbahn-Elektrifizierung sollen ca. 250 km Fahrdraht gespannt werden und es müssen 3.500 Masten gesetzt werden. Weil diese zugleich die Speiseleitung mittragen, sind sie bis zu 11,20 m hoch. Gegründet werden die Masten mit Rammrohren, die ca. 6 bis 8 m tief in den Boden getrieben werden. Auf die Stahlrohre werden dann quasi Schuhe aufgesetzt, in welchen die Betonmasten bzw. Eisengittermasten eingesetzt werden sollen.
Neben diesen eher profanen Arbeiten gibt es auch mehrere Bauwerke, die anzupassen sind. Teilweise sind diese historischer Art, d.h. der Denkmalschutz redet mit. Die Argenbrücke aus dem Jahr 1886 muss definitiv ersetzt werden, da sie nicht so umgebaut werden kann, dass die elektrischen Leitungen noch eingepasst werden können. Wer also eine Brücke als Grundlage für ein Eisenbahnmuseum benötigt, der könnte sich da einkaufen.
Denkmalgeschützt ist auch der Fußgängersteg nördlich des Bahnhofs Biberach. Er ist zu erhalten. Ebenso soll der Eschersteg in Ravensburg, der derzeit eingelagert ist, wieder aufgebaut werden und für eine kurze Verbindung vom Mittelbahnsteig zum Busbahnhof Ravensburg sorgen. Auch der Eschersteg ist denkmalgeschützt.
Eine größere Baumaßnahme ist das Umrichterwerk in Niederbiegen. Diese Stromeinspeisungsstelle ist unverzichtbar. Andere Einspeisungen finden in Ulm Hbf bzw. in Lindau (aus Österreich) statt.
Interessant waren auch die Ausführungen über die elektromagnetische Verträglichkeit. Die Grenzwerte sind entlang der gesamten Strecke im bebauten Gebiet eingehalten. Lediglich außerhalb von Ortschaften gibt es kritische Bereiche. Ein früheres der Bahn und inzwischen einem Privaten gehörendes Wohnhaus muss noch analysiert werden. Auch Fragen des Lärmschutzes wurden angesprochen.
Wenn dann gebaut werden kann (frühestens ab Ende 2016/17), dann wird man nach den Ausführungen der DB um Streckensperrungen nicht herum kommen. Allerdings soll dann die zweigleisige Südbahn auf einem Gleis immer noch befahrbar sein, während das andere Streckengleis dann dem Bau-Verkehr dienen wird.
Erörtert wurden dann auch Vorstellungen zum zukünftigen Betriebskonzept. Aus Sicht der Südbahn-Anlieger ist das Zielkonzept 2025 des MVI ein Glücksfall, weil es bestätigt, dass für die hohen Potentiale der Südbahn deutlich bessere Verkehrsangebote angezeigt sind. Wie den Grafiken der Zielkonzeption des Landes entnommen werden kann, sind im Zulauf auf Ulm bis zu 4 Züge/Stunde nachfragegerecht.
Aus Sicht der Region ist ein schnelles Expressangebot zwischen dem nördlichen Bodenseeufer und Stuttgart von hoher Bedeutung, daneben eine Nahverkehrskonzeption, die der Bodensee-Oberschwaben-Bahn eine weitere Existenz ermöglicht. Im Bereich der Region Donau-Iller ist die Regio-S-Bahn Donau-Iller die Zielvorstellung.
Als Eindruck bleibt von der Sitzung zurück, dass alle Akteure ihre Hausaufgaben pünktlich erledigt haben, andererseits auch, dass in den kommenden Monaten noch sehr viel Arbeit zu erledigen ist, um die "Dieselinsel" endgültig auszutrocknen.
Bei der Rückfahrt von der Sitzung via Ulm ist dann der 218-Dosto-Zug wegen Lokschadens in Biberach liegen geblieben. Alle Fahrgäste wurden gebeten, in einen VT 628 umzusteigen (nicht klimatisiert, viele Stehplätze), der uns dann über Laupheim-Stadtbahnhof zwangsentführt hat. In Ulm Hbf kam dann mit ca. 40 Minuten Verspätung der schadhafte Zug, fuhr aber nicht nach Stuttgart weiter, so dass es mal wieder zu einer Fahrt im ICE 1 via Stuttgart gepasst hat.
Viele Grüße vom Vielfahrer
heute fand im Landratsamt des Bodenseekreises in Friedrichshafen (7. Stock mit optimalem Seeblick Richtung Säntis) die 16. Sitzung des Interessenverbands Südbahn statt.
Die wichtigste Erkenntnis zuerst: Alle Planfeststellungsabschnitte (1= Alb-Donau-Kreis, 2 = Lkr. Biberach, 3 = Lkr. Ravensburg, 4 = Bodenseekreis, 5 = Landkreis Westallgäu) sind in Arbeit. Man kann sie auch im Internet finden. Für den Abschnitt 1 liegt seit März der Bericht des RP Tübingen vor, noch in diesem Monat wird der Bericht für den Landkreis Biberach erwartet. Denkbar wäre, dass dann im Herbst der Planfeststellungsbeschluss durch das EBA für diese beiden Abschnitte erfolgt. Für die weiteren Abschnitte bis Lindau liegen die Arbeiten auch im Plan und es sind aus Sicht der DB keine größeren Schwierigkeiten erkennbar. Die Zahl der Einsprüche ist vergleichsweise gering. Mit gewissem Optimismus kann daher eine Fertigstellung der Planfeststellungsbeschlüsse bis Mitte nächsten Jahres erwartet wären.
Diese sind zwingende Voraussetzung für den Abschluss einer Finanzierungsvereinbarung (Bund und Land wollen schließlich hinreichend genau wissen, mit welchen Beträgen sie zu rechnen haben), die dann in der 2. Jahreshälfte 2015 erfolgen könnte. Anschließend könnten die entsprechenden Arbeiten ausgeschrieben werden und die Arbeiten dann anlaufen.
Bei der Südbahn-Elektrifizierung sollen ca. 250 km Fahrdraht gespannt werden und es müssen 3.500 Masten gesetzt werden. Weil diese zugleich die Speiseleitung mittragen, sind sie bis zu 11,20 m hoch. Gegründet werden die Masten mit Rammrohren, die ca. 6 bis 8 m tief in den Boden getrieben werden. Auf die Stahlrohre werden dann quasi Schuhe aufgesetzt, in welchen die Betonmasten bzw. Eisengittermasten eingesetzt werden sollen.
Neben diesen eher profanen Arbeiten gibt es auch mehrere Bauwerke, die anzupassen sind. Teilweise sind diese historischer Art, d.h. der Denkmalschutz redet mit. Die Argenbrücke aus dem Jahr 1886 muss definitiv ersetzt werden, da sie nicht so umgebaut werden kann, dass die elektrischen Leitungen noch eingepasst werden können. Wer also eine Brücke als Grundlage für ein Eisenbahnmuseum benötigt, der könnte sich da einkaufen.
Denkmalgeschützt ist auch der Fußgängersteg nördlich des Bahnhofs Biberach. Er ist zu erhalten. Ebenso soll der Eschersteg in Ravensburg, der derzeit eingelagert ist, wieder aufgebaut werden und für eine kurze Verbindung vom Mittelbahnsteig zum Busbahnhof Ravensburg sorgen. Auch der Eschersteg ist denkmalgeschützt.
Eine größere Baumaßnahme ist das Umrichterwerk in Niederbiegen. Diese Stromeinspeisungsstelle ist unverzichtbar. Andere Einspeisungen finden in Ulm Hbf bzw. in Lindau (aus Österreich) statt.
Interessant waren auch die Ausführungen über die elektromagnetische Verträglichkeit. Die Grenzwerte sind entlang der gesamten Strecke im bebauten Gebiet eingehalten. Lediglich außerhalb von Ortschaften gibt es kritische Bereiche. Ein früheres der Bahn und inzwischen einem Privaten gehörendes Wohnhaus muss noch analysiert werden. Auch Fragen des Lärmschutzes wurden angesprochen.
Wenn dann gebaut werden kann (frühestens ab Ende 2016/17), dann wird man nach den Ausführungen der DB um Streckensperrungen nicht herum kommen. Allerdings soll dann die zweigleisige Südbahn auf einem Gleis immer noch befahrbar sein, während das andere Streckengleis dann dem Bau-Verkehr dienen wird.
Erörtert wurden dann auch Vorstellungen zum zukünftigen Betriebskonzept. Aus Sicht der Südbahn-Anlieger ist das Zielkonzept 2025 des MVI ein Glücksfall, weil es bestätigt, dass für die hohen Potentiale der Südbahn deutlich bessere Verkehrsangebote angezeigt sind. Wie den Grafiken der Zielkonzeption des Landes entnommen werden kann, sind im Zulauf auf Ulm bis zu 4 Züge/Stunde nachfragegerecht.
Aus Sicht der Region ist ein schnelles Expressangebot zwischen dem nördlichen Bodenseeufer und Stuttgart von hoher Bedeutung, daneben eine Nahverkehrskonzeption, die der Bodensee-Oberschwaben-Bahn eine weitere Existenz ermöglicht. Im Bereich der Region Donau-Iller ist die Regio-S-Bahn Donau-Iller die Zielvorstellung.
Als Eindruck bleibt von der Sitzung zurück, dass alle Akteure ihre Hausaufgaben pünktlich erledigt haben, andererseits auch, dass in den kommenden Monaten noch sehr viel Arbeit zu erledigen ist, um die "Dieselinsel" endgültig auszutrocknen.
Bei der Rückfahrt von der Sitzung via Ulm ist dann der 218-Dosto-Zug wegen Lokschadens in Biberach liegen geblieben. Alle Fahrgäste wurden gebeten, in einen VT 628 umzusteigen (nicht klimatisiert, viele Stehplätze), der uns dann über Laupheim-Stadtbahnhof zwangsentführt hat. In Ulm Hbf kam dann mit ca. 40 Minuten Verspätung der schadhafte Zug, fuhr aber nicht nach Stuttgart weiter, so dass es mal wieder zu einer Fahrt im ICE 1 via Stuttgart gepasst hat.
Viele Grüße vom Vielfahrer