Ausschreibung der Verkehrsleistungen 2014

Alles zur Strecke Freiburg - Donaueschingen kann hier rein.
Überschneidungen mit KBS 742 und KBS 755 sind möglich.
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Vielfahrer
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Ausschreibung der Verkehrsleistungen 2014

Beitrag von Vielfahrer »

Noch kurz vor Weihnachten hat der Kreistag des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald wichtige Entscheidungen getroffen. Er hat sich bereit erklärt, im Zusammenhang mit der Breisgau-S-Bahn erheblich mehr Leistungen zu finanzieren, als das Land zu finanzieren bereit ist. Auf der sog. Höllentalbahn Ost (Abschnitt Titisee-Neustadt - Donaueschingen) verkehren derzeit 15,7 Zugpaare pro Tag im Wochenschnitt. Das Land hat erklärt, dass es grundsätzlich 18 Zugpaare zu finanzieren bereit ist (auf Strecken bis 2.500 Reisende/km BL). Dies hätte nur einen Stundentakt zwischen 6 und 24 Uhr bedeutet (am Wochenende bis 2 Uhr). Damit wäre der Schüler- und Berufsverkehr nur schwer mit den Taktzeiten in Übereinstimmung zu bringen. Aus diesem Grund hat der ZRF vorgeschlagen, 23,5 Zugpaare einzurichten mit der Folge 5,5 Zugpaare von kommunaler Seite zu finanzieren. Der Kreistag des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald ist diesem Vorschlag nur gefolgt. Pro Zugpaar entstehen Kosten für die kommunale Seite in Höhe von ca. 500.000.- €. Da die Breisgau-S-Bahn sicherlich nicht in Unadingen an der Landkreisgrenze enden dürfte, könnten entsprechende laufende Betriebskosten für die über dem Landesniveau liegenden Züge auch für den Schwarzwald-Baar-Kreis entstehen. Der Halbstundentakt macht zu den Hauptverkehrszeiten auch sicherlich einen Sinn. Wenn man bedenkt, dass beispielsweise in Donaueschingen die Züge um 7:09 Uhr und um 8:09 Uhr ankommen, die Schulen aber um 7:55 Uhr beginnen, so wäre eine Ankunft um 7:39 Uhr geradezu ideal.
Entsprechend bei den Rückfahrten. 12:50 ab Donaueschingen und 13:50 ist bei einem Schulende um 13:05 Uhr ebenfalls kritisch, 13:20 Uhr hingegen deutlich besser.

Auf der Kaiserstuhlbahn, auf der gegenwärtig 26 Zugpaare verkehren, will das Land auf 24 Zugpaare reduzieren, der ZRF aber auf 35,4 Zugpaare erhöhen.

Auf der Münstertalbahn verkehren derzeit 26,2 Zugpaare. Das Land betrachtet 18 als ausreichend, der ZRF will das Angebot aber auf 27,3 Zugpaare erhöhen.

Nicht zur Breisgau-S-Bahn zählen die grenzüberschreitenden Blauwal-Verbindungen zwischen Freiburg und Mühlhausen. Recherchen der Badischen Zeitung zufolge läuft der Verkehr jedoch zäh. Teilweise sind die Züge nur einstellig besetzt, wenn sie über den Rhein fahren.

Mit dem Ja des Kreistags dürften nun bei der 2014 anstehenden Ausschreibung der Verkehre die Vorstellungen des ZRF ausgeschrieben werden. Die Vergabe soll dann 2015 erfolgen, der Verkehr ab 2018 laufen.

Viele Grüße vom Vielfahrer
wolfgang65
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Re: Ausschreibung der Verkehrsleistungen 2014

Beitrag von wolfgang65 »

Hallo Vielfahrer,

gibt es dazu eigentlich auch Zahlen zu wie viel Prozent sich die Züge auf welchem Streckenabschnitt selber tragen?

Grüße

Wolfgang
Vielfahrer
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Re: Ausschreibung der Verkehrsleistungen 2014

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Wolfgang65,

Zahlen dazu sind mir nicht im Detail bekannt. Selbst tragen wird sich vermutlich gar kein Zug. Am stärksten nachgefragt sind sicherlich die Abschnitte zwischen Hinterzarten und Freiburg Hbf bzw. zwischen Freiburg Hbf und Gottenheim. Aber ob das auch die "lukrativsten" Streckenabschnitte sind, wage ich zu bezweifeln. Bekanntlich sind die Verkehrsspitzen mit am unwirtschaftlichsten.
Die Betrachtungen des Landes gehen davon aus, dass mittelfristig auf allen Strecken mit einem Verkehrsaufkommen von bis zu 2.500 Reisenden pro Tag ein Stundentakt (18 Zugpaare pro Tag) finanziert werden kann. Bei stärker nachgefragten Strecken können weitere Zugsysteme dazu kommen. Wer mehr als das Landesniveau für seine Bürgerinnen und Bürger möchte, der muss auf eigene Kosten hinzubestellen, so die Vorstellung des Aufgabenträgers Land. Die Vorstellungen des ZRF, was auf den jeweiligen Streckenabschnitten verkehren soll, sind sicherlich nicht ausgewürfelt worden sondern ein Ergebnis detaillierter Marktanalysen bzw. Teil eines in sich stimmigen Angebotskonzepts. Nachdem auf der östlichen Höllentalbahn ein nicht unbeträchtlicher Anteil des Verkehrs in Richtung Ulm mit Fernbussen der Relation Freiburg - München abgeschöpft wird, ebenso in der Relation Freiburg - Villingen-Schwenningen - Tübingen - Stuttgart und sich bislang im Schülerverkehr proppenvolle Busse der Linie 7259 auf Donaueschingen zu bewegen, erscheint es durchaus mutig, aber meines Erachtens richtig, was der ZRF vorschlägt, nämlich das Verkehrsangebot auf der Schiene nachhaltig auszubauen. Stündliche umsteigefreie Verbindungen ab Villingen (später vielleicht ab Rottweil) nach Freiburg und weiter bis an die Grenze zum Elsaß sind schon ein Komfortsprung. Kein Bangen um Anschlüsse in Donaueschingen oder Neustadt, die S-Bahnen fahren dann ja verlässlich durch bis zum Ziel und die Rückkehr am späten Abend ist obendrein auch noch gesichert.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Benutzer 14 gelöscht

Re: Ausschreibung der Verkehrsleistungen 2014

Beitrag von Benutzer 14 gelöscht »

Hallo,
Vielfahrer hat geschrieben: Auf der Kaiserstuhlbahn, auf der gegenwärtig 26 Zugpaare verkehren, will das Land auf 24 Zugpaare reduzieren, der ZRF aber auf 35,4 Zugpaare erhöhen.
Ist damit die Kaiserstuhlbahn West oder Ost gemeint?

Gruß
Vielfahrer
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Re: Ausschreibung der Verkehrsleistungen 2014

Beitrag von Vielfahrer »

Das geht aus dem Pressebericht nicht hervor. Aber ich denke, dass damit die Strecke von Riegel nach Gottenheim, also Ost, gemeint ist.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Villinger
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Re: Ausschreibung der Verkehrsleistungen 2014

Beitrag von Villinger »

Auf DSO bzw. in einer PM der Bahn wurde mal bekannt, dass die mittagliche IRE-Durchbindung Mulhouse-Freiburg am besten läuft. Sollte man vielleicht mal überlegen, ob man das mit der Rheintalbahn in Einklang bringen könnte, mehr Züge durchzubinden. Wobei dort das Angebot mit einem 2h-Takt sowieso recht dürftig ist. Das Angebot regelt die Nachfrage, so lautet das Marktgesetz.
Bild Aus dem Fridinger wurde der Villinger Bild
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Re: Ausschreibung der Verkehrsleistungen 2014

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Fridinger,

ein Redaktionsmitarbeiter der Badischen Zeitung hatte nach Eröffnung der Linie nach Mulhouse mal eine Testfahrt unternommen. Hier sein Bericht:

MARKGRÄFLERLAND. Ein kurzer Ausflug zum Weihnachtsmarkt in Mulhouse? Seit Sonntag sollte das eigentlich einfach sein. Sieben Mal am Tag fährt der Blauwal genannte Regionalzug von Müllheim nach Mulhouse und zurück. BZ-Redakteur Michael Saurer nutzte die Gelegenheit, um von Freiburg aus in die Elsassmetropole zu fahren – und merkte, dass es noch kleine Anlaufschwierigkeiten gibt. Protokoll einer Fahrt mit Hindernissen.
9.05 Uhr, Freiburg Hauptbahnhof: Der Regionalexpress nach Basel wartet schon. Hier muss man einsteigen, wenn man nach Mulhouse will, denn eine Direktverbindung gibt es nur einmal am Tag, um 16.45 Uhr. Umsteigen in Müllheim also, kein Problem.

Noch sind es zehn Minuten bis zur Abfahrt, Zeit genug, um ein Ticket am Automaten zu lösen. Doch das ist komplizierter als gedacht. Start- und Zielbahnhof eingeben – das geht noch. Doch leider finder der rote Kasten den Blauwal nicht, er zeigt nur Fahrten über Basel an. Dass ich eine Regiokarte habe, kann ich auch nirgendwo eingeben. Oder habe ich etwas übersehen? Egal, ich muss jetzt in den Zug. Zu meiner Rettung steigt gerade ein Schaffner ein, bei ihm kann man ja auch Tickets lösen, also schnell hinterher.

9.15 Uhr, im Regionalexpress: Der Zug fährt gerade los. Ich frage den Schaffner, ob ich denn eine Anschlussfahrkarte bei ihm kaufen kann. Es entsteht ein interessanter Dialog:
Schaffner: "Wo wollen Sie denn hin?"
BZ: "Nach Mulhouse."
Schaffner:"Da müssen Sie in Müllheim aussteigen und das Ticket im Bus kaufen."
BZ: "Aber ich möchte doch mit dem Zug fahren..."
Schaffner: "Dann über Basel?"
BZ: "Nein, mit dem Blauwal."
Schaffner: "Das habe ich noch nie gehört, dass das geht."

Der Mann drückt einige Tasten seines Smartphones und schaut mich etwas verwundert an.
Schaffner: "Tatsächlich, das wusste ich nicht. Aber ein Ticket kann ich Ihnen keines verkaufen. Mulhouse liegt ja in Frankreich, da kann man das Ticket nur am Schalter kaufen."
BZ: "Aber ich habe doch keine Zeit in Müllheim zum Schalter zu gehen..."
Schaffner: "Dann sprechen Sie doch mal mit dem Fahrer. Vielleicht kann man das Ticket direkt bei ihm kaufen. Ich kann Ihnen leider nicht helfen."

9.25 Uhr, hinter Bad Krozingen:
Der Schaffner kontrolliert zwei Fahrgäste, die ebenfalls nach Mulhouse wollen. Waltraud und Michael Enssler heißen sie. Beide sind Touristen aus Hannover, die für ein paar Tage nach Freiburg gekommen sind, um die hiesigen Weihnachtsmärkte zu besuchen. Da auch Mulhouse auf dem Programm stand, kam der Blauwal gerade recht. Auf die Frage, auf welchem Gleis dieser in Müllheim denn abfahren würde, schaut der Schaffner wieder etwas verunsichert. "Den Fall hatte ich gerade, ich wusste nicht einmal, dass es dieses Angebot gibt." Sein Smartphone ist besser informiert, das blaue Bähnchen fährt auf Gleis vier ab.

9.35 Uhr, Bahnhof Müllheim:
Ich komme auf Gleis zwei an, gegenüber liegt Gleis fünf. Hä? Da fehlen doch noch zwei Zahlen dazwischen. Die Lösung ergibt sich erst nach einiger Rätselei. Zum Gleis vier muss man nämlich erst gute 200 Meter geradeaus laufen.

Zum Glück steht der Blauwal bereits da. Ich halte Ausschau nach dem Fahrer um mein Problem zu schildern, doch von dem fehlt jede Spur. Vor dem Zug steht ein junger Mann mit Wollpulli, Ziegenbart und Palästinensertuch um den Hals und raucht. Ob der wohl den Fahrer gesehen hat? Ich setze mich schon mal rein, es sind gute fünf Grad minus da draußen.

9.40 Uhr, Bahnhof Müllheim:
Der junge Mann mit dem Ziegenbart betritt den Zug und schließt die Tür zur Fahrerkabine auf. Das soll der Fahrer sein? Nun gut, ich frage ihn ob man bei ihm ein Ticket kaufen kann. Geht natürlich nicht. Mit charmantem, französischem Akzent antwortet er mir, dass es aber sowieso keinen Schaffner gebe. Ich solle mich einfach hinsetzen. Na dann! Liebe Leser, bitte nicht nachmachen!

9.45 Uhr, Immer noch Müllheim:
Der Zug setzt sich langsam in Fahrt. Gemütlich und langsam schaukelt er die Schienen entlang. Keine Frage – den Namen Blauwal hat er nicht wegen seiner Farbe, sondern wegen seines Fahrverhaltens. Blauhai wäre definitiv falsch.

Neben mir sitzt Familie Widmann aus Freiburg. Zusammen mit ihrer kleinen Tochter wollen sie einen Tagesausflug zum Weihnachtsmarkt machen. "Das Angebot gibt es ja erst seit Sonntag, da wollten wir das mal ausprobieren", meint Martin Widmann. Ihr Ticket haben sie in Freiburg am Schalter geholt. "Das war gar kein Problem."

Der Zug ist um diese Zeit ziemlich leer. Eine Afrikanerin sitzt hinter mir. Mary heißt sie, kommt aus Kamerun und möchte eine Freundin in Mulhouse besuchen.

10.20 Uhr, Bahnhof Mulhouse:
Nachdem ich die Fahrt durch die traumhafte Winterlandschaft wegen der ständigen Angst vor einem Kontrolleur kaum genießen konnte, nehme ich mir fest vor, jetzt gleich am Schalter der SNCF, der französischen Bahngesellschaft, ein Ticket zurück zu lösen.

Am Schalter angekommen erst einmal leichte Konfusion. Die junge Dame spricht kein Wort Deutsch. Englisch auch nicht. Mit etwas Schulfranzösisch kann ich trotzdem ein Ticket zurück nach Müllheim kaufen. Die Bahncard kann sie im System eingeben, meine Regiokarte leider nicht. La carte régio? Davon haben weder die junge Dame noch ihr Computer je gehört. Das Ticket kostet auf diese Weise 5,30 Euro.

10.30 Uhr, Mulhouse-Innenstadt:
Der nächste Blauwal zurück kommt erst zwei Stunden später, um 12.57 Uhr. Zeit, den Weihnachtsmarkt zu erkunden, dorthin sind es nur fünf Minuten zu Fuß.

12.50 Uhr, Bahnhof Mulhouse:
Nach kurzer Visite des Weihnachtsmarkts soll es zurück gehen. Auch hier wäre um ein Haar ein Fehler passiert. Obwohl ich ein Ticket in der Tasche habe, wäre ich fast wieder schwarz gefahren. In Frankreich muss man das Ticket nämlich vor der Fahrt entwerten, sonst ist es ungültig. Nur durch Zufall, sehe ich die kleinen gelben Stempelautomaten.

13.15 Uhr, Bahnhof Müllheim:
Wohlbehalten und ganz legal komme ich in Müllheim an. Beim nächsten Mal werde ich mir am deutschen Bahnhof ein Ticket kaufen, soviel steht fest.

Ich möchte nun in die Müllheimer Innenstadt zur Redaktion. Schade nur, dass der nächste Bus dorthin erst fast eine halbe Stunde später abfährt. Der Fahrplan der Busse ist auf den der Deutschen Bahn abgestimmt. An den Blauwal denkt dabei offenbar niemand.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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