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Ausschreibungen erzeugen großen Ärger
Verfasst: Fr 11. Okt 2013, 13:20
von Vielfahrer
Hallo,
im Schwäbischen Tagblatt Tübingen kommt heute ein großer Bericht "Angst vor Billig-Konkurrenz", in welchem es um die Ausschreibung von Buslinien im Raum Rottenburg - Bondorf - Horb geht. Dem Vernehmen nach gibt es Verkehrsunternehmen, die für Busfahrer gerade mal den gesetztlichen Mindestlohn von 8,50 € bezahlen wollen und dann natürlich günstig anbieten können. Das Tariftreuegesetz, welches den WBO-Tariflohn von ca. 15.- € für Busfahrer zugrunde legt, ist noch nicht gültig. Seitens des Verbands der Busunternehmer wurde der Landkreis Tübingen aufgefordert, die Ausschreibung auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, bis das Tariftreuegesetz in Kraft getreten ist. Dieser hat jedoch abgelehnt, weil er bei einer Aufhebung der Ausschreibung mit hohen Entschädigungskosten von Busunternehmen rechnen muss, die dann nicht zum Zuge kommen können. Im Fall Tübingens werden bis zu 20 Jahre alte Busse zugelassen, vermutlich weil es viele Leistungen im Schülerverkehr gibt, die echte Spitzenleistungen sind, also wo die Busse nur wenige Kilometer am Tage zurücklegen müssen.
Die Ausschreibungsfrist endet der Presse zufolge in der übernächsten Woche. Das wird dann äußerst spannend werden. Die Rottenburger Firma Edel und der Regionalverkehr Alb-Bodensee haben angekündigt, ein Angebot abzugeben. Andere Busunternehmer aus dem Raum Tübingen und Rottenburg lehnen unter den gegebenen Bedingungen es ab, Angebote zu erarbeiten, bei denen sie ihre Fahrer nur so bezahlen könnten, dass diese anschließend bei der öffentlichen Hand um Wohngeld nachsuchen müssten.
Es kommt also so, wie es zu befürchten war. Das ganze dürfte noch erheblich stärker dadurch angeheizt werden, dass zukünftig die Zuschüsse für Schülerfahrkarten (sog. § 45a PBefG, analog § 6a AEG auf der Schiene), nicht mehr den Busunternehmen zufließen sollen sondern vermutlich an die Landkreise gehen werden. Die Verkehrsunternehmen werden dadurch sehr viel stärker in die roten Zahlen rutschen und ihre Verkehre werden in der Folge ausgeschrieben werden. Die Aufgabenträger haben dann zwar die entsprechenden Mittel, um die Ausschreibungsergebnisse zu bedienen, aber die Bedingungen für die Fahrpersonale werden sich nicht erfreulich entwickeln.
Betroffen von der Ausschreibung in Rottenburg sind rund 20 Busse. Eine andere Ausschreibung im Raum Riedlingen steht ebenfalls kurz vor dem Abschluss. Bei zwei anderen Ausschreibungen im Landkreis Biberach (Biberach - Memmingen und Schwendi - Laupheim) sind die Abgabefristen schon vor Monaten bzw. im letzten Jahr abgelaufen, aber das Regierungspräsidium Tübingen hat noch keine Entscheidung darüber gefällt, welches Unternehmen den Zuschlag letztlich erhält.
Ist irgendwie auch lustig. Die Unternehmen haben 3 Monate Zeit, Angebote auszuarbeiten, die prüfenden Behörden benötigen ein Jahr und länger.
Viele Grüße vom Vielfahrer
Re: Ausschreibungen erzeugen großen Ärger
Verfasst: Fr 11. Okt 2013, 15:10
von Tf Reinhard
Vielfahrer hat geschrieben:Dem Vernehmen nach gibt es Verkehrsunternehmen, die für Busfahrer gerade mal den gesetztlichen Mindestlohn von 8,50 € bezahlen wollen und dann natürlich günstig anbieten können. Das Tariftreuegesetz, welches den WBO-Tariflohn von ca. 15.- € für Busfahrer zugrunde legt, ist noch nicht gültig.
Da ist zu hoffen, dass bei der Vergabe nicht nur der Preis entscheidet (was ich allerdings befürchte). Es ist schon krass, mit welchen Billiglöhnen manche hier im Land abgespeist werden während andere gar nicht mehr wissen wie sie sich noch mehr am Hungerlohn anderer bereichern können. [ot]Und jetzt sogar schon die Kirche[/ot]
Reinhard
Re: Ausschreibungen erzeugen großen Ärger
Verfasst: Mo 21. Okt 2013, 22:57
von Vielfahrer
Inzwischen ist die Abgabefrist (heute) abgelaufen. Es wird spannend werden, wer alles Angebote eingereicht hat und wer zu welchem Preis den Zuschlag bekommt. Ich denke, dass damit im Laufe dieses Jahres noch mit einer Entscheidung zu rechnen ist. Die ausgeschriebenen Buslininen bedienen die Bahnhöfe in Rottenburg und Bondorf (systematisch) sowie in Ergenzingen und Eutingen (unregelmäßig).
Von einem anderen Projekt ist ebenfalls noch nichts zu vernehmen. Es handelt sich um den Raum Ochsenhausen. Hier werden die Bahnhöfe Biberach, Memmingen, Kellmünz und Tannheim systematisch bedient, dazu ggf. auch Warthausen oder Ummendorf (sofern der Bahnsteig gebaut wird).
Ein weiteres Projekt ist rund um Laupheim abgeschlossen worden. Neben dem Nullknoten Laupheim-Stadt und dem 30er-Knoten Laupheim Westbahnhof wird hier der Bahnhof Schemmerberg bedient. Wer dort zum Zug bzw. zum Bus kommt, ist auch noch offen.
Und noch ein Projekt neigt sich dem Ende zu: Es betrifft den Raum Riedlingen - Biberach mit verschiedenen Buslinien.
Umgesetzt - und dies bereits ab 15. Dezember 2013 wird im Zusammenhang mit der Reaktivierung der Weißenhorner Strecke ein umfangreiches Buskonzept für das Illertal und den Raum Weißenhorn. Es sieht auf den meisten Linien Taktverkehre bis in die späten Abendstunden und am Wochenende vor, um das Umland möglichst gut mit der reaktivierten Bahnlinie zu verknüpfen.
Re: Ausschreibungen erzeugen großen Ärger
Verfasst: Sa 9. Nov 2013, 13:16
von Vielfahrer
Hallo,
die Ausschreibung im Raum Rottenburg ist dem Vernehmen nach gelaufen. Der RAB als bisheriger Betreiber der drei Buslinien ist unterlegen. Einschlägigen Informanten zufolge hat ein Anbieter gewonnen, der bereits im Raum Schamberg für die SBG als Busunternehmer tätig ist. Er stammt aus Nagold-Vollmaringen. Nachdem es wohl hauptsächlich um den Preis gegangen ist und das Tariftreuegesetz noch nicht in Kraft ist, hat die Fa. Weiss wohl das günstigste Angebot abgegeben.
Viele Grüße vom Vielfahrer
Re: Ausschreibungen erzeugen großen Ärger
Verfasst: Sa 9. Nov 2013, 18:51
von 720-Schwarzwaldbahn
Vielfahrer hat geschrieben:Hallo,
die Ausschreibung im Raum Rottenburg ist dem Vernehmen nach gelaufen. Der RAB als bisheriger Betreiber der drei Buslinien ist unterlegen. Einschlägigen Informanten zufolge hat ein Anbieter gewonnen, der bereits im Raum Schamberg für die SBG als Busunternehmer tätig ist. Er stammt aus Nagold-Vollmaringen. Nachdem es wohl hauptsächlich um den Preis gegangen ist und das Tariftreuegesetz noch nicht in Kraft ist, hat die Fa. Weiss wohl das günstigste Angebot abgegeben.
Viele Grüße vom Vielfahrer
Ich weiß zwar nicht wie gut die Nagolder Firma zahlt, aber die Busse die bei uns im Raum Schramberg für die SBG fahren sind immer gut gepflegt. Da gibt es Firmen die weit aus schlechter daher kommen. Wenn ich es richtig weiß sind die auch Mitglied im WBO, was aber nichts heißt.
Re: Ausschreibungen erzeugen großen Ärger
Verfasst: Sa 9. Nov 2013, 19:21
von Vielfahrer
Hallo 720-Schwarzwaldbahn,
Die Fa. Weiss aus Vollmaringen hat in Nagold natürlich den idealen Standort für die extrem starken Schülerverkehre nach Rottenburg. Rottenburg hat 4 Gymnasien (das Eugen-Bolz-Gymnasium, das sog. Zweite Städtische Gymnasium, das St. Meinrad-Gymnasium und die frühere katholische Mädchen-Realschule St. Klara, die inzwischen auch einen gymnasialen Zweig aufweist). Dazu gibt es die Kreuzerfeld-Realschule und Berufsschulen usw. Rottenburg ist also eine sehr bedeutende Schulstadt für das Gäu. Die umliegenden Orte sind vielfach ländlich katholisch, weshalb die Nachfrage nach Rottenburger Schulen sehr stark ist. Oftmals fahren Busse in einen Ort und füllen sich bereits dort, so dass sie non-stop bis Rottenburg fahren können. Da liegt es auf der Hand, dass ein Standort in diesem Aufkommensgebiet erheblich günstiger ist als etwa ein großer Betriebshof in Tübingen, wie ihn der RAB betreibt. Ich konnte noch nie verstehen, wieso seitens des RAB der Auftragsunternehmer Weiss&Nesch mit seinem optimalen Fahrzeugstandort in Vollmaringen ausgebootet wurde mit der Begründung, sein Standort sei ungünstig. Genau das Gegenteil war und ist der Fall und der RAB darf nun die Suppe selbst auslöffeln, die er sich eingebrockt hat.
Als Busunternehmen scheint mir der RAB derzeit sehr schlecht aufgestellt zu sein. Man muss sich nur mal ansehen, wie schlecht er im Raum Ulm - Laichingen taktiert hat. Auch in Laupheim dürfte er von dannen ziehen (müssen). In Ochsenhausen hat er ein dürftiges eigenwirtschaftliches Angebot vorgelegt, das demjenigen privater Unternehmer klar unterlegen wäre, hätte das Regierungspräsidium Tübingen das Verfahren m.E. aus fadenscheinigen Gründen nicht aufgehoben. Und dort, wo er wie in Ertingen als Firma ZugBus RAB Alb-Bodensee sowohl die Schiene als auch den Bus betreibt, kann man sehen, wieviele stimmige Verknüpfungen von Bus und Bahn diese Firma zustande gebracht hat. Im Landkreis Sigmaringen hatte der RAB den früheren Kreisverkehrsbetrieb KVB erworben, jedoch die parallelen Strukturen seiner und der KVB-Buslinien planerisch nicht zum Abgleich zum Vorteil des Kunden gebracht, im Grunde genommen komplett versagt. Auch dort haben inzwischen private Betreiber längst das Ruder übernommen.
Wie man nun weiß, wird als nächstes der Raum Tübingen-Süd ausgeschrieben. Es ist also eine Frage der Zeit, bis auch im Raum Mössingen sich der RAB verabschiedet.
Viele Grüße vom Vielfahrer
Re: Ausschreibungen erzeugen großen Ärger
Verfasst: So 10. Nov 2013, 04:58
von Sascha
720-Schwarzwaldbahn hat geschrieben:
Ich weiß zwar nicht wie gut die Nagolder Firma zahlt, aber die Busse die bei uns im Raum Schramberg für die SBG fahren sind immer gut gepflegt. Da gibt es Firmen die weit aus schlechter daher kommen.
Wir haben bei uns zwei Busunternehmer, die Auftragsfahrten für SBG und RVS machen, das ist einmal Fa. Schätzle aus Elzach, für die SBG-Linie 7236 (früher 1066) und Fa. Messmer aus Mühlenbach für die RVS-Linien 7150 (Gutach/Hornberg), 7151 (Haslach Umland) und 7160 (Wolfach-Hausach-Haslach und Schülerverkehr).
Auf der SBG 7236 findet ein Mischverkehr statt, es fahren z.T. SBG-Busse, als auch Reisebusse von Fa. Schätzle. Diese Busse sind sehr gepflegt.
Das kann man bei den RVS-Bussen nicht immer sagen, vor allem, wenn die Busse von Messmer gestellt werden. Er hat früher auch Reisebusse genommen und hatte nur einige Fahrten (spezielle Schülerfahrten Hausach-Haslach, Haslach-Hofstetten-Mühlenbach). Mir ist aber inzwischen aufgefallen, das er mehr Dienste im Auftrag der RVS fährt, er hat ja in letzter Zeit viele ältere Linienbusse gekauft. Auch hat er einige Fahrer der RVS übernommen, die in Rente gegangen sind, so das man die mehr auf den Linien sind, als RVS-Fahrer.
Auch kommt immer mehr die Linienbusse von ZIM-Bus aus Gengenbach ins Kinzigtal, neben zwei Bussen aus dem Jahr 2012 kommen auch welche aus dem 1990 daher und die sind halt nicht mehr auf Höhe der Zeit (ehm. SWEG-Busse).
Also der Busverkehr hat im Kinzigtal an Qualität abgenommen. Daher fahre ich nicht mehr so viel (wenn ich Zeit habe :zwinker: ), sondern nehme lieber gleich das Auto.
Gruß
Sascha :hallo/ade:
Re: Ausschreibungen erzeugen großen Ärger
Verfasst: Sa 23. Nov 2013, 21:22
von Vielfahrer
Offenbar hat es beim RAB ein Nachdenken gegeben.
Im Schwäbischen Tagblatt vom 23.11.2013 findet sich eine Anzeige:
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Viele Grüße vom Vielfahrer
Re: Ausschreibungen erzeugen großen Ärger
Verfasst: Mo 25. Nov 2013, 18:35
von Bahner
Angabe von Gehaltsvorstellungen.
Habe ich bei der DB noch nie gesehen, sonst sind alle Stellen eigentlich einer fest definierten Gehaltsgruppe eingestuft.
Re: Ausschreibungen erzeugen großen Ärger
Verfasst: Do 5. Dez 2013, 00:36
von Vielfahrer
Wieder einmal ist eine Genehmigung für den RAB verloren gegangen. Nach einer jüngst bekannt gewordenen Entscheidung des Regierungspräsidiums Tübingen verliert der RAB die Genehmigungen im Raum Biberach - Ochsenhausen - Kellmünz - Memmingen. Der Verkehr in dieser Gegend hatte ein Volumen von rund 30 Bussen. Ein privates Unternehmen aus Ochsenhausen hat offenbar für die Dauer der nächsten 10 Jahre das Rennen gemacht. Zwei andere private Unternehmen, eines davon mit eigener Konzession, sind ebenfalls unterlegen. Der Landkreis Biberach spart sich damit etliche Hunderttausender an jährlichen Zuschüssen und erhält zugleich ein Mehrfaches der bisherigen ÖPNV-Angebote (umsonst).
Von der Vergabentscheidung in Laupheim ist noch nichts bekannt. Ich schätze, dass der RAB auch dort seine Genehmigungen verlieren wird, da andere eigenwirtschaftliche Angebote eine deutlich bessere Verkehrsbedienung vorsehen.
Im Raum Munderkingen - Biberach soll angeblich nur ein eigenwirtschaftliches Angebot eingegangen sein. Demzufolge fällt die Auswahl leicht, sofern der Anbieter die Bestimmungen des Nahverkehrsplans hinsichtlich der Bedienungshäufigkeit usw. eingehalten hat. Auch hier würde der Landkreis wiederum sechsstellige jährliche Beträge sparen.
Vermutlich wird die nächste Ausschreibung den Raum südlich von Tübingen betreffen, schwerpunktmäßig also den Bereich Mössingen und Umland. Alle Linien in dieser Gegend sind bislang (noch) im Besitz des RAB.
Viele Grüße vom Vielfahrer