Oliver Pabst - Trainspotter
Verfasst: Di 10. Sep 2013, 07:48
Der Betriebswirt Oliver Papst, 47, wurde im Ruhrgebiet geboren und arbeitet heute in der Verkaufsabteilung eines Münchner Verlags. Er begeistert sich für die Deutsche Bahn.
Martin Zips von der Süddeutschen Zeitung hat ihn interviewt (SZ vom 10.09.2013, Seite 9).
SZ: Herr Pabst, Sie haben Ihren Urlaub fast komplett im Zug verbracht. Deutschland-Pass der Bahn, 409 Euro.
Oliver Pabst: Richtig. Ich habe mir die Erste Klasse geleistet und bin kreuz und quer durchs Land gefahren.
SZ: Und? War's schön?
Oliver Pabst: Ja, Ich war von Flensburg bis Basel unterwegs und von Stendal bis Emmerich. Übernachtet habe ich in Hotels, bei Bekannten oder im Zug. Und wissen Sie was? Ich hatte nicht ein einziges Mal Verspätung. Alle Anschlüsse haben funktioniert, keine Klimaanlage war kaputt. Das fand ich beachtlich, bei den rund 25.000 Kilometern, die ich gefahren bin.
SZ: Während Sie unterwegs waren, wurde in Deutschland viel über die Bahn geschimpft.
Oliver Pabst: Wegen Mainz und so? Ehrlich gesagt: Das ist doch nur ein Provinzbahnhof. Wäre da nicht das ZDF beheimatet, wäre das alles doch kein Thema gewesen.
SZ: So kann man das auch sehen. Was machen Sie denn am liebsten im Zug?
Oliver Pabst: Ich schau' gerne raus, wenn da keine Schallschutzwände sind. Diese Schallschutzwände sind eine Unart.
SZ: Na ja, vielleicht wohnen dort Leute, die von Zügen nicht so begeistert sind wie Sie.
Oliver Pabst: Geislingen Steige, der Blick vom Berg ins Tal! Wunderschön. Oder kennen Sie das Indianerzelt auf der linken Seite zwischen Augsburg und Ulm? Besonders gefiel mir immer die Einfahrt in den Stuttgarter Bahnhof. Leider krauchelt der Zug dort jetzt durch eine Baustelle. Und in Norddeutschland gibt es noch Regionalbahnen mit Schiebefenster!
SZ: Manchmal sieht man vom Fenster aus auch diese Typen, die schon früh morgens mit der Kamera auf dem Feld auf den nächsten Zug warten.
Oliver Pabst: Ja, so einer bin ich auch.
SZ: Sind Sie Trainspotter?
Oliver Pabst: Ja, Ich fotografiere Lokomotiven seit Anfang der Achtzigerjahre, immer noch mit Diafilm. Ältere Aufnahmen können es unter Sammlern auf 100, 200 Euro bringen.
SZ: Aha, wird man damit reich?
Oliver Pabst: Also, ich habe einfach Spaß daran, die Fotografien in Ruhe daheim nach Baureihen und Jahrgängen zu sortieren.
SZ: Baureihen. Von Triebfahrzeugen.
Oliver Pabst: Ich habe schon Hunderte Bilder geschossen. Mein größter Wunsch wäre natürlich, alle aktuell im Einsatz stehende Lokomotiven vor die Linse zu bekommen. Aber das ist utopisch. Obwohl ich regelmäßig mit der Kamera schon morgens um sechs den einen oder anderen Frühzug abfange.
SZ: Tauschen Sie sich auch mit Trainspottern aus?
Oliver Pabst: Ja, wir treffen uns manchmal zum Diaabend. Da finden Sie dann das komplette Altersspektrum, von 20 bis 90. Unsere Szene wird immer größer. Und immer jünger.
SZ: Und muss die Lok auf den Fotos immer fahrend zu sehen sein?
Oliver Pabst: Nein, es geht auch stehend, vom Nachbargleis am Bahnhof fotografiert. Aber die Räder, die sollten schon frei sein.
SZ: Was sagt Ihr persönliches Umfeld zu ihrem interessanten Hobby?
Oliver Pabst: Mein Umfeld ist sehr tolerant. Aber klar, sollte ich im nächsten Jahr dann wieder mit meiner Freundin in Urlaub fahren, dann würde ich natürlich weniger Fotos von Lokomotiven machen. Ich weiß ja, was sich gehört.
Viele Grüße vom Vielfahrer
Martin Zips von der Süddeutschen Zeitung hat ihn interviewt (SZ vom 10.09.2013, Seite 9).
SZ: Herr Pabst, Sie haben Ihren Urlaub fast komplett im Zug verbracht. Deutschland-Pass der Bahn, 409 Euro.
Oliver Pabst: Richtig. Ich habe mir die Erste Klasse geleistet und bin kreuz und quer durchs Land gefahren.
SZ: Und? War's schön?
Oliver Pabst: Ja, Ich war von Flensburg bis Basel unterwegs und von Stendal bis Emmerich. Übernachtet habe ich in Hotels, bei Bekannten oder im Zug. Und wissen Sie was? Ich hatte nicht ein einziges Mal Verspätung. Alle Anschlüsse haben funktioniert, keine Klimaanlage war kaputt. Das fand ich beachtlich, bei den rund 25.000 Kilometern, die ich gefahren bin.
SZ: Während Sie unterwegs waren, wurde in Deutschland viel über die Bahn geschimpft.
Oliver Pabst: Wegen Mainz und so? Ehrlich gesagt: Das ist doch nur ein Provinzbahnhof. Wäre da nicht das ZDF beheimatet, wäre das alles doch kein Thema gewesen.
SZ: So kann man das auch sehen. Was machen Sie denn am liebsten im Zug?
Oliver Pabst: Ich schau' gerne raus, wenn da keine Schallschutzwände sind. Diese Schallschutzwände sind eine Unart.
SZ: Na ja, vielleicht wohnen dort Leute, die von Zügen nicht so begeistert sind wie Sie.
Oliver Pabst: Geislingen Steige, der Blick vom Berg ins Tal! Wunderschön. Oder kennen Sie das Indianerzelt auf der linken Seite zwischen Augsburg und Ulm? Besonders gefiel mir immer die Einfahrt in den Stuttgarter Bahnhof. Leider krauchelt der Zug dort jetzt durch eine Baustelle. Und in Norddeutschland gibt es noch Regionalbahnen mit Schiebefenster!
SZ: Manchmal sieht man vom Fenster aus auch diese Typen, die schon früh morgens mit der Kamera auf dem Feld auf den nächsten Zug warten.
Oliver Pabst: Ja, so einer bin ich auch.
SZ: Sind Sie Trainspotter?
Oliver Pabst: Ja, Ich fotografiere Lokomotiven seit Anfang der Achtzigerjahre, immer noch mit Diafilm. Ältere Aufnahmen können es unter Sammlern auf 100, 200 Euro bringen.
SZ: Aha, wird man damit reich?
Oliver Pabst: Also, ich habe einfach Spaß daran, die Fotografien in Ruhe daheim nach Baureihen und Jahrgängen zu sortieren.
SZ: Baureihen. Von Triebfahrzeugen.
Oliver Pabst: Ich habe schon Hunderte Bilder geschossen. Mein größter Wunsch wäre natürlich, alle aktuell im Einsatz stehende Lokomotiven vor die Linse zu bekommen. Aber das ist utopisch. Obwohl ich regelmäßig mit der Kamera schon morgens um sechs den einen oder anderen Frühzug abfange.
SZ: Tauschen Sie sich auch mit Trainspottern aus?
Oliver Pabst: Ja, wir treffen uns manchmal zum Diaabend. Da finden Sie dann das komplette Altersspektrum, von 20 bis 90. Unsere Szene wird immer größer. Und immer jünger.
SZ: Und muss die Lok auf den Fotos immer fahrend zu sehen sein?
Oliver Pabst: Nein, es geht auch stehend, vom Nachbargleis am Bahnhof fotografiert. Aber die Räder, die sollten schon frei sein.
SZ: Was sagt Ihr persönliches Umfeld zu ihrem interessanten Hobby?
Oliver Pabst: Mein Umfeld ist sehr tolerant. Aber klar, sollte ich im nächsten Jahr dann wieder mit meiner Freundin in Urlaub fahren, dann würde ich natürlich weniger Fotos von Lokomotiven machen. Ich weiß ja, was sich gehört.
Viele Grüße vom Vielfahrer