Neues von der Sitzung des Interessensverbands Gäubahn
Verfasst: Mi 3. Jul 2013, 19:43
Hallo ins Forum,
heute hat im Feuerwehrhaus in Horb die Sommersitzung des Interessensverbands Gäubahn stattgefunden. Sie war sehr gut besucht, so dass der Raum, den der eine oder andere von den Horber Schiene-Tagen her kennen dürfte, mit Gästen aus dem In- und Ausland gut gefüllt war.
Der Vorsitzendes des Interessenverband Gäubahn, Landtagspräsident Guido Wolf, konnte auch eine sehr gute Nachricht überbringen. Der Bund hatte ja die Gäubahn als eine von bundesweit 11 Strecken in die Sammelvereinbarung 38/2012 gelegt. Dies heißt, dass für den weiteren Doppelspurausbau die Kommunale Seite grundsätzlich nicht mehr in die Vorfianzierung gehen muss. Die entsprechenden Planungsmittel bezahlt der Bund der DB aus dieser Sammelvereinbarung. Die DB hat da sofort zugegriffen und inzwischen ein Ingenieurbüro mit der Leistungsphase I und II nach HOAI für den Doppelspurabschnitt Rottweil - Neufra beauftragt. Die Arbeiten am Doppelspurabschnitt Horb - Neckarhausen befinden sich in der Leistungsphase IV nach HOAI, es ist dann also mit der Unterlagen für die Planfeststellung demnächst zu rechnen. Da die Gäubahn mit zu den Transeuropäischen Netzen zählt, gelten allerdings auch die baulichen Vorschriften für Transeuropäische Netze. So müssen zukünftig links und rechts der Gleise 80 cm breite Evakuierungswege gebaut werden, damit z.B. behinderte Fahrgäste mit Rollstühlen aus dem Zug evakuiert werden können. Wer sich an der Strecke auskennt, kann erahnen, dass im einen oder anderen Fall in den Berg gegangen werden muss oder ans Flußufer, um diese Rettungswege noch unterzubringen. Leider ist das alles auch mit Kosten verbunden. Der Ausbau verteuert sich durch diese verschärften Vorschriften deutlich (zulasten des Bundes). Die streng geschützte Art der Schlingnattern, die entlang der Gäubahn leben, erzwingt weiter eine Unterbrechung der Bauarbeiten um 6 Monate, um die Schlingnattern nicht im Winterschlaf zu stören.
Gebaut wird dann wohl im Jahr 2017. Die Gäubahn muss dazu aber 2 bis 3 Monate im SEV befahren werden. Auch im Jahr 2015 stehen umfangreiche Sanierungsarbeiten der Gleise zwischen Sulz und Rottweil an. Auch hier ist wieder ein längerer SEV zu erwarten. Der Interessensverband bemüht sich darum, dass während dieser Sperrzeiten zugleich die Bahnunterführung in Oberndorf gebaut wird und hoffentlich auch der Bahnhof Sulz, was die Bahnsteige betrifft, Verbesserungen erfährt. Aus Sicht der DB müssen jedoch die Sanierungs- bzw. Erhaltungsarbeiten getrennt gesehen werden von eventuellen Verbesserungsarbeiten.
Ich nehme an, dass im Forum bekannt ist, was mit der Doppelspur Rottweil - Neufra beabsichtigt ist. Hier wird dann das Villinger Gleis bis etwa auf Höhe der früheren Brücke nach Balingen als zweites Gäubahngleis genutzt und dann erst ab dort bis kurz vor den Ringzughaltepunkt Neufra ein zweites Gleis neu gelegt und mit entsprechenden Weichenverbindungen mit der Villinger Strecke verbunden. Dieser Abschnitt muss dann elektrifiziert werden. Der Rottweiler Landrat führte dazu aus, dass damit ein weiteres Mosaiksteinchen für eine Verlängerung der Breisgau-S-Bahn bis/ab Rottweil gegeben sein werde. Auch von Seiten der NVBW wurde die grundsätzliche Sinnhaftigkeit einer Verlängerung der Breisgau-S-Bahn im Falle einer Elektrifizierung der Strecke Rottweil - Villingen bejaht.
Ausführlich diskutiert wurden die Probleme im Raum Singen. Die Details dazu werden allerdings morgen nachmittag auf einer Sitzung in Konstanz zusammen mit dem Hochrhein auf den Tisch kommen. Dem Vernehmen nach wird es da hart zur Sache gehen, da die Situation im Knoten Singen nicht befriedigend ist.
Völlig eindeutig war heute in allen Redebeiträgen, dass es sich nur um einen Interimsfahrplan handelt, der ein begrenztes Haltbarkeitsdatum haben wird. Dies wurde auch vom Land so bestätigt. Interessensverband Gäubahn und Land sitzen im gleichen Boot, um die Gäubahn möglichst rasch durch die Doppelspurausbauten zu beschleunigen. Zielsetzung ist nach wie vor die Fahrtzeitverkürzung. Allerdings wird der Knoten 30 auf Dauer in Zürich Bestand haben. Mit Eröffnung des Gotthard-Basistunnels im Jahr 2017 nämlich drehen die SBB die Fahrzeiten auf der Gotthard-Magistrale ebenfalls um 30 Minuten. Die Züge aus Milano kommen dann nicht mehr wie heute kurz vor der vollen Stunde an sondern zukünftig kurz vor der halben Stunde. Es ist deshalb sinnvoll, die Gäubahn grundsätzlich auch in Zukunft dauerhaft in den 30er-Knoten zu legen. Aus diesem Knoten fährt auch der NON-Stop-Zug nach Landquart. Die anderen Richtungen sind ohnehin halbstündlich bedient. Weitere Verbesserungen werden sich zukünftig damit in einer früheren Ankunft in Stuttgart auswirken. Mit Stuttgart 21 wird dann der 30-Minuten-Takt im Fernverkehr auf den Strecken Mannheim - München und Mannheim - Basel aufgenommen werden und dann passen die Anschlüsse noch besser als beim Interimskonzept, wenn der entsprechende Gäubahnausbau kommt.
Die Pläne, die Gäubahn über den Flughafen an S 21 anzubinden, sind inzwischen wieder zur weiteren Bearbeitung beim EBA. Das Verfahren war für die Dauer des Filder-Dialogs unterbrochen worden. Nachdem aber seitens des Landes und anderer potentieller Geldgeber die Flughafenstraße zwar für gut befunden wurde, aber keiner bezahlen möchte, bleibt es bei der Antragstrasse der DB, die auch gebaut werden wird. Der Verlauf der Strecke zwischen Rohr und dem Tiefbahnhof wurde anhand von Folien aufgezeigt.
Das Land hält am Durchbindungskonzept von S 21 fest, also die langsamen Gäubahn-IC (die aktuellen Dosto-RE) werden nach Schwäbisch Hall durchgebunden. Die schnellen Gäubahn-IC sollen jedoch nach Ansicht des DB-Fernverkehrs in Stuttgart enden und nicht nach Nürnberg durchgebunden werden. Dafür soll weiterhin die Strecke Karlsruhe - Stuttgart - Nürnberg befahren werden.
Am Freitag kommender Woche gründet sich in Crailsheim der Interessensverband für die Achse Stuttgart - Crailsheim - Nürnberg. Nach dem Beispiel des Interessensverbands Gäubahn soll die Achse durch Ostwürttemberg durch Bündelung der Kräfte gestärkt werden. Für die Sitzung in Crailsheim haben sich schon 120 Vertreter angemeldet. Ziel des Interessenverbands ist ähnlich wie beim Gäubahn-Interessensverband, die Durchgängigkeit der Strecke Nürnberg - Stuttgart - Zürich zu erreichen. Vor Ort sollen weitere Aktivitäten hinzukommen, etwa der Aufbau von Byce&Ride, ggf. auch auf der Basis von Pedileggs, und allgemein Mobilität über die Bahnsteigkante hinaus bearbeitet werden, z.B. Carsharing usw.
Wie immer bringen die Gespräche am Rande dieser Sitzungen viele neue Erkenntnisse, die zur Einschätzung und Überdenkung der eigenen Positionen wertvoll sind.
Viele Grüße vom Vielfahrer
heute hat im Feuerwehrhaus in Horb die Sommersitzung des Interessensverbands Gäubahn stattgefunden. Sie war sehr gut besucht, so dass der Raum, den der eine oder andere von den Horber Schiene-Tagen her kennen dürfte, mit Gästen aus dem In- und Ausland gut gefüllt war.
Der Vorsitzendes des Interessenverband Gäubahn, Landtagspräsident Guido Wolf, konnte auch eine sehr gute Nachricht überbringen. Der Bund hatte ja die Gäubahn als eine von bundesweit 11 Strecken in die Sammelvereinbarung 38/2012 gelegt. Dies heißt, dass für den weiteren Doppelspurausbau die Kommunale Seite grundsätzlich nicht mehr in die Vorfianzierung gehen muss. Die entsprechenden Planungsmittel bezahlt der Bund der DB aus dieser Sammelvereinbarung. Die DB hat da sofort zugegriffen und inzwischen ein Ingenieurbüro mit der Leistungsphase I und II nach HOAI für den Doppelspurabschnitt Rottweil - Neufra beauftragt. Die Arbeiten am Doppelspurabschnitt Horb - Neckarhausen befinden sich in der Leistungsphase IV nach HOAI, es ist dann also mit der Unterlagen für die Planfeststellung demnächst zu rechnen. Da die Gäubahn mit zu den Transeuropäischen Netzen zählt, gelten allerdings auch die baulichen Vorschriften für Transeuropäische Netze. So müssen zukünftig links und rechts der Gleise 80 cm breite Evakuierungswege gebaut werden, damit z.B. behinderte Fahrgäste mit Rollstühlen aus dem Zug evakuiert werden können. Wer sich an der Strecke auskennt, kann erahnen, dass im einen oder anderen Fall in den Berg gegangen werden muss oder ans Flußufer, um diese Rettungswege noch unterzubringen. Leider ist das alles auch mit Kosten verbunden. Der Ausbau verteuert sich durch diese verschärften Vorschriften deutlich (zulasten des Bundes). Die streng geschützte Art der Schlingnattern, die entlang der Gäubahn leben, erzwingt weiter eine Unterbrechung der Bauarbeiten um 6 Monate, um die Schlingnattern nicht im Winterschlaf zu stören.
Gebaut wird dann wohl im Jahr 2017. Die Gäubahn muss dazu aber 2 bis 3 Monate im SEV befahren werden. Auch im Jahr 2015 stehen umfangreiche Sanierungsarbeiten der Gleise zwischen Sulz und Rottweil an. Auch hier ist wieder ein längerer SEV zu erwarten. Der Interessensverband bemüht sich darum, dass während dieser Sperrzeiten zugleich die Bahnunterführung in Oberndorf gebaut wird und hoffentlich auch der Bahnhof Sulz, was die Bahnsteige betrifft, Verbesserungen erfährt. Aus Sicht der DB müssen jedoch die Sanierungs- bzw. Erhaltungsarbeiten getrennt gesehen werden von eventuellen Verbesserungsarbeiten.
Ich nehme an, dass im Forum bekannt ist, was mit der Doppelspur Rottweil - Neufra beabsichtigt ist. Hier wird dann das Villinger Gleis bis etwa auf Höhe der früheren Brücke nach Balingen als zweites Gäubahngleis genutzt und dann erst ab dort bis kurz vor den Ringzughaltepunkt Neufra ein zweites Gleis neu gelegt und mit entsprechenden Weichenverbindungen mit der Villinger Strecke verbunden. Dieser Abschnitt muss dann elektrifiziert werden. Der Rottweiler Landrat führte dazu aus, dass damit ein weiteres Mosaiksteinchen für eine Verlängerung der Breisgau-S-Bahn bis/ab Rottweil gegeben sein werde. Auch von Seiten der NVBW wurde die grundsätzliche Sinnhaftigkeit einer Verlängerung der Breisgau-S-Bahn im Falle einer Elektrifizierung der Strecke Rottweil - Villingen bejaht.
Ausführlich diskutiert wurden die Probleme im Raum Singen. Die Details dazu werden allerdings morgen nachmittag auf einer Sitzung in Konstanz zusammen mit dem Hochrhein auf den Tisch kommen. Dem Vernehmen nach wird es da hart zur Sache gehen, da die Situation im Knoten Singen nicht befriedigend ist.
Völlig eindeutig war heute in allen Redebeiträgen, dass es sich nur um einen Interimsfahrplan handelt, der ein begrenztes Haltbarkeitsdatum haben wird. Dies wurde auch vom Land so bestätigt. Interessensverband Gäubahn und Land sitzen im gleichen Boot, um die Gäubahn möglichst rasch durch die Doppelspurausbauten zu beschleunigen. Zielsetzung ist nach wie vor die Fahrtzeitverkürzung. Allerdings wird der Knoten 30 auf Dauer in Zürich Bestand haben. Mit Eröffnung des Gotthard-Basistunnels im Jahr 2017 nämlich drehen die SBB die Fahrzeiten auf der Gotthard-Magistrale ebenfalls um 30 Minuten. Die Züge aus Milano kommen dann nicht mehr wie heute kurz vor der vollen Stunde an sondern zukünftig kurz vor der halben Stunde. Es ist deshalb sinnvoll, die Gäubahn grundsätzlich auch in Zukunft dauerhaft in den 30er-Knoten zu legen. Aus diesem Knoten fährt auch der NON-Stop-Zug nach Landquart. Die anderen Richtungen sind ohnehin halbstündlich bedient. Weitere Verbesserungen werden sich zukünftig damit in einer früheren Ankunft in Stuttgart auswirken. Mit Stuttgart 21 wird dann der 30-Minuten-Takt im Fernverkehr auf den Strecken Mannheim - München und Mannheim - Basel aufgenommen werden und dann passen die Anschlüsse noch besser als beim Interimskonzept, wenn der entsprechende Gäubahnausbau kommt.
Die Pläne, die Gäubahn über den Flughafen an S 21 anzubinden, sind inzwischen wieder zur weiteren Bearbeitung beim EBA. Das Verfahren war für die Dauer des Filder-Dialogs unterbrochen worden. Nachdem aber seitens des Landes und anderer potentieller Geldgeber die Flughafenstraße zwar für gut befunden wurde, aber keiner bezahlen möchte, bleibt es bei der Antragstrasse der DB, die auch gebaut werden wird. Der Verlauf der Strecke zwischen Rohr und dem Tiefbahnhof wurde anhand von Folien aufgezeigt.
Das Land hält am Durchbindungskonzept von S 21 fest, also die langsamen Gäubahn-IC (die aktuellen Dosto-RE) werden nach Schwäbisch Hall durchgebunden. Die schnellen Gäubahn-IC sollen jedoch nach Ansicht des DB-Fernverkehrs in Stuttgart enden und nicht nach Nürnberg durchgebunden werden. Dafür soll weiterhin die Strecke Karlsruhe - Stuttgart - Nürnberg befahren werden.
Am Freitag kommender Woche gründet sich in Crailsheim der Interessensverband für die Achse Stuttgart - Crailsheim - Nürnberg. Nach dem Beispiel des Interessensverbands Gäubahn soll die Achse durch Ostwürttemberg durch Bündelung der Kräfte gestärkt werden. Für die Sitzung in Crailsheim haben sich schon 120 Vertreter angemeldet. Ziel des Interessenverbands ist ähnlich wie beim Gäubahn-Interessensverband, die Durchgängigkeit der Strecke Nürnberg - Stuttgart - Zürich zu erreichen. Vor Ort sollen weitere Aktivitäten hinzukommen, etwa der Aufbau von Byce&Ride, ggf. auch auf der Basis von Pedileggs, und allgemein Mobilität über die Bahnsteigkante hinaus bearbeitet werden, z.B. Carsharing usw.
Wie immer bringen die Gespräche am Rande dieser Sitzungen viele neue Erkenntnisse, die zur Einschätzung und Überdenkung der eigenen Positionen wertvoll sind.
Viele Grüße vom Vielfahrer