Zugtoiletten - non olet
Verfasst: Mi 6. Feb 2013, 07:37
Hallo,
habe gerade in der NZZ einen interessanten Artikel gelesen über Zugtoiletten in der Schweiz, die ja früher ausschließlich Plumpsklos mit "Schotterblick" waren. Im Augenblick gibt es 3.549 Toiletten, die pro Tag 135.000 mal gespült werden. Ungefähr bei jeder 7.000sten Spülung tritt ein Defekt auf, der meist binnen 3 bis 4 Tagen behoben werden kann. Daraus errechnet sich eine Verfügbarkeit des Toilettenbestands von 96 %.
Interessant ist die Aussage, dass schweizerische Zugtoiletten häufiger benutzt werden als Zugtoiletten im Ausland. Die SBB führt dies darauf zurück, dass sie so püntklich seien. Die Fahrgäste kämen so spät an den Bahnhof und planten auch den nächsten Termin nach der Ankunft so knapp, dass sie nur auf der Fahrt Zeit fänden, ihr Geschäft zu verrichten.
Die 150 Jahre Plumpsklo neigen sich zu Ende. Es sind derzeit noch 1435 Plumpsklos in Betrieb, ab 2016 noch 180 in Zügen, die nur gelegentlich zum Einsatz kommen. Die SBB setzen aber nicht auf geschlossene Systeme mit eingebauten Fäkalientanks, die alle paar Tage geleert werden müssen (geht natürlich nicht an jedem Bahnhof), sondern auf Bioreaktoren. Die Hinterlassenschaft der Fahrgäste endet als gereinigtes Wasser und geruchsfreies Granulat.
10 Mio. Franken kostet der Unterhalt der WC-Systeme jährlich. Geachtet wird auch auf das Innere der Toiletten. Die Wände werden mit Folien beklebt, mit einem Wald, der Bergwelt, einem Wolkenhimmel oder hellblauen Fliesen darauf. Dazu kommt - etwas irreführend benannt - ein Duftneutralisierer: er soll ja vorallem üble Gerüche bannen.
"Non olet" soll der römische Kaiser Vespasian gesagt haben; es stinkt nicht. Er meinte das Geld, das er mit einer Latrinensteuer eintrieb. Die SBB dazu: Zug-WC bleiben gebührenfrei. Schließlich dienten sie zahlenden Fahrgästen. An den Bahnhöfen bestehe eine andere Ausgangslage, weil hier alle Zugang hätten und die Gemeinden oder Städte mitredeten.
Übrigens: Die 29 Züge, deren Beschaffung für den Nord-Süd-Verkehr der SBB derzeit ausgeschrieben ist, sollen getrennte Damen- und Herrentoiletten erhalten.
Viele Grüße vom Vielfahrer
habe gerade in der NZZ einen interessanten Artikel gelesen über Zugtoiletten in der Schweiz, die ja früher ausschließlich Plumpsklos mit "Schotterblick" waren. Im Augenblick gibt es 3.549 Toiletten, die pro Tag 135.000 mal gespült werden. Ungefähr bei jeder 7.000sten Spülung tritt ein Defekt auf, der meist binnen 3 bis 4 Tagen behoben werden kann. Daraus errechnet sich eine Verfügbarkeit des Toilettenbestands von 96 %.
Interessant ist die Aussage, dass schweizerische Zugtoiletten häufiger benutzt werden als Zugtoiletten im Ausland. Die SBB führt dies darauf zurück, dass sie so püntklich seien. Die Fahrgäste kämen so spät an den Bahnhof und planten auch den nächsten Termin nach der Ankunft so knapp, dass sie nur auf der Fahrt Zeit fänden, ihr Geschäft zu verrichten.
Die 150 Jahre Plumpsklo neigen sich zu Ende. Es sind derzeit noch 1435 Plumpsklos in Betrieb, ab 2016 noch 180 in Zügen, die nur gelegentlich zum Einsatz kommen. Die SBB setzen aber nicht auf geschlossene Systeme mit eingebauten Fäkalientanks, die alle paar Tage geleert werden müssen (geht natürlich nicht an jedem Bahnhof), sondern auf Bioreaktoren. Die Hinterlassenschaft der Fahrgäste endet als gereinigtes Wasser und geruchsfreies Granulat.
10 Mio. Franken kostet der Unterhalt der WC-Systeme jährlich. Geachtet wird auch auf das Innere der Toiletten. Die Wände werden mit Folien beklebt, mit einem Wald, der Bergwelt, einem Wolkenhimmel oder hellblauen Fliesen darauf. Dazu kommt - etwas irreführend benannt - ein Duftneutralisierer: er soll ja vorallem üble Gerüche bannen.
"Non olet" soll der römische Kaiser Vespasian gesagt haben; es stinkt nicht. Er meinte das Geld, das er mit einer Latrinensteuer eintrieb. Die SBB dazu: Zug-WC bleiben gebührenfrei. Schließlich dienten sie zahlenden Fahrgästen. An den Bahnhöfen bestehe eine andere Ausgangslage, weil hier alle Zugang hätten und die Gemeinden oder Städte mitredeten.
Übrigens: Die 29 Züge, deren Beschaffung für den Nord-Süd-Verkehr der SBB derzeit ausgeschrieben ist, sollen getrennte Damen- und Herrentoiletten erhalten.
Viele Grüße vom Vielfahrer