Bei Rottweiler Ringzughaltepunkten wurde nicht getrickst
Verfasst: Mo 21. Nov 2011, 08:37
Ringzug-Haltestellen teurer "Restposten"
Winfried Scheidel, vom 21.11.2011 06:01 Uhr
Im Schwarzwälder Boten erscheint heute ein Artikel, der den Umständen aus meiner Sicht nicht gerecht wird. Der Autor dieses Artikels und die anderen Beteiligten, die bis auf Herrn Burger erst später hinzugekommen sind, haben offenbar übersehen, dass seinerzeit (also zum Prognosezeitpunkt der Fahrgastzahlen) ein ganz anderes Konzept im Raume stand. Die Ringzüge hätten damals bis Rottweil zum Au-Tunnel fahren sollen, also soweit, dass man praktisch zu Fuß in der Stadtmitte gewesen wäre. Dies wurde bekanntlich von der Stadt Rottweil dann unter Hinweis auf den auszubauenden Stadtbus abgelehnt. Man richtete im 30-Minuten-Takt Stadtbusse von Neufra direkt bis in die Innenstadt (Friedrichsplatz) ein. Wer sollte dann noch den Zug benutzen? Ähnlich in Deißlingen. Während bei allen anderen Ringzugstationen der parallele Busverkehr weitestgehend oder vollständig aufgegeben wurde, hat die Stadt Rottweil auf eine dichte vertaktete Busbedienung gesetzt, so dass Fahrgäste praktisch nur im Fernverkehr oder in/aus Richtung Villingen zu verzeichnen sind. Obendrein wurde seitens des Landkreises der zunächst unterstellte Stundentakt nach Villingen zum Zweistunden-Takt ausgedünnt. Der Vorwurf des Schwarzwälder Boten, gepuschte Fahrgastzahlen zugrunde gelegt zu haben, ist daher falsch, ohne die Hintergründe zu nennen.
Dass freilich die Investitionskosten deutlich überschritten wurden, wirft darüber hinaus kein gutes Bild auf die planende Ingenieursfirma Burger (Neckarstudio, Burger war Landtagskandidat der Grünen in Rottweil und ist überzeugter Stuttgart 21-Gegner). Drastische Kostenüberschreitungen sind auch an anderen Stationen, die von dieser Rottweiler Firma geplant wurden, entstanden, während andere Stationen (es waren verschiedene Planungsbüros bei den ca. 40 Stationen beauftragt) die Kostenlatte teilweise nicht gerissen haben, zum Teil auch darunter geblieben sind. Ich will nun nicht die Schuld alleine einer Ursache zuweisen, das wäre zu billig. Aber dass 8 Jahre nach der Erstellung der Haltepunkte immer noch gestritten wird, das lässt meines Erachtens Schlimmes erwarten, sollten wider Erwarten am kommenden Sonntag sich die Gegener von S 21 mit ihrem Ausstiegsgesetz durchsetzen.
Am Bericht ist auch unzutreffend, dass der Landkreis Rottweil mit besonders einladenden Haltestellen sich am Ringzug beteiligen wollte. Fakt ist, dass die Haltestelle Göllsdorf nur unter sehr schwierigen Bedingungen gebaut werden konnte, zumal man sich einen weiteren Bahnsteig an der Strecke nach Villingen nicht verbauen wollte. Der Bahnsteig an der Gäubahn liegt in einer Kurve, die logischerweise überhöht ist, um für höhere Geschwindigkeiten (ICE-Züge) geeignet zu sein. Aus diesem Grunde konnte der Bahnsteig nicht an jeder x-beliebigen Stelle gebaut werden. Bei Rottweil-Saline wurde m.E. völlig richtig entschieden, von Anfang an einen Mittelbahnsteig zu bauen, was sich beim zweigleisigen Ausbau Rottweil - Neufra im Zusammenhang mit dem Gäubahn-Ausbau noch als Vorteil erweisen wird. Ferner können hier - je nach Fahrplankonzeption - auch Umstiege von Villinger auf Tuttlinger Züge geschafft werden, für die es in Rottweil nicht mehr reicht. Und im Falle von Neufra ist der Untergrund sehr problematisch gewesen. Hier ist die DB beim Bau auf unterirdische Wasserblasen gestoßen, die aus Richtung Trossingen kommend ins Primtal drücken.
Hätte man bei der Planung der Ringzughalte gewusst, dass ein 30-Minuten-Bustakt direkt in die Stadtmitte eingerichtet würde, so hätte man den Haltpunkt an den alten Bahnhof Neufra gelegt, der zwar auch außerhalb des Orts gelegen wäre, und ihn dann als Frittlingen-West bezeichnet. Wie andernorts auch im Ringzuggebiet wären dann mit Sicherheit Busverbindungen auf und von jedem Ringzug angeboten worden. Und dass der Landkreis Rottweil sich trotz dieser widrigen Umstände für einen Ringzughalt in Lauffen einsetzt, sobald dies fahrplantechnisch machbar ist, verdient Respekt. Es gibt nämlich nicht wenige Pendler in den Raum Villingen-Schwenningen, die heute auf den (leider unpünktlichen) Bus sich verlassen müssen, um zum Umstiegspunkt Deißlingen zu gelangen. Weil dies mitunter nicht klappt, warten Eltern mit laufendem Motor an der Bushaltestelle, so wurde mir zugetragen, um im Falle von Busverspätungen ihre Kinder doch noch rechtzeitig nach Deißlingen auf den Ringzug zu bringen.
Ein weiterer Fehler enthält der Artikel. Für die Fahrgastprognosen verantwortlich war nicht die Nahverkehrsberatung Südwest. Diese gab es damals noch gar nicht. Die Fahrgastprognosen wurden von Herrn Hickmann ermittelt, der später zusammen mit anderen die Nahverkehrsberatung Südwest gründete. Die Fahrgastprognosen in den Landkreisen Tuttlingen und Schwarzwald-Baar-Kreis, die ebenfalls von Herrn Hickmann in Zusammenarbeit mit den Landkreisen ermittelt wurden, sind zutreffend und teils durch die zwischenzeitliche Entwicklung sogar übertroffen worden.
Nun der Bericht des Schwarzwälder Boten:
Kreis Rottweil - Die Ringzug-Haltepunkte im Bereich Rottweil wurden teilweise pompös in die Landschaft gesetzt. Viel kostenträchtiger als geplant, dabei gepuscht durch überhöhte Fahrgasterwartungen. Die Kostenfrage drückt den Landkreis bis heute mit einer millionenschweren Summe.
Der 2003 in Betrieb gesetzte Ringzug ist für die Region zweifelsohne eine wichtige Errungenschaft. Der Kreis Rottweil allerdings partizipiert mit den Haltestellen in Rottweil und Deißlingen nur am Rande. Vielleicht wollte auch deshalb der Juniorpartner Kreis Rottweil mit ganz besonders einladenden Haltestellen Flagge zeigen zu dem die Nachbarkreise Schwarzwald-Baar und Tuttlingen viel stärker tangierenden Vorhaben.
Jedenfalls explodierten die Kosten. Statt zwei Millionen Euro für die Haltepunkte im Bereich Rottweil (Göllsdorf, Mahle und Neufra) sowie Deißlingen und Trossingen standen letztlich Gesamtkosten von vier Millionen Euro zu Buche. Die ursprünglich mit 550 000 Euro taxierten anteiligen Kosten für den Kreis Rottweil waren plötzlich weit überschritten. So befindet sich die Landkreisverwaltung bis heute im Clinch mit der Bahn AG. Im Raum stehen 2,1 Millionen Euro, die sich im Kreishaushalt seit vielen Jahren als drohender Auszahlungsposten niederschlagen. Doch zunächst einmal muss die seit langem ausstehende Endabrechnung der Bahn zu den Gesamtkosten, die auch durch nicht unerhebliche Landeszuschüsse finanziert werden, auf den Tisch.
"Die Bahn wollte aber die große Lösung"
Der Rottweiler Max Burger, der mit seinem Büro die Ringzughalte plante, sieht den Grund für die Kostenexplosion nicht zuletzt im durch die verschiedenen Projektbeteiligten entstandenen Planungswirrwar. Da habe es häufig Unstimmigkeiten gegeben, insbesondere weil das Eisenbahnbundesamt als Genehmigungsbehörde (Burger: "teilweise aufgrund alter Richtlinien") Maximallösungen gefordert habe. So sei für den Göllsdorf-Halt zunächst ohne barrierefreien Zugang geplant gewesen. "Die Bahn wollte aber die große Lösung", sagt Burger im Rückblick. Statt der teureren Rampe sei für den Ringzug-Halt in Neufra eine Treppe mit Aufzug im Gespräch gewesen. Diese günstigere Variante habe die Bahn mit Verweis auf die Folgekosten (Strom und Wartung) abgelehnt. Letztlich seien die Vorhaben nach der Entwurfsplanung sogar ohne Genehmigungsplanung auf den Weg gebracht worden, betont Burger die in seinen Augen damals äußerst schwierige Situation für den im Auftrag des Bauherrs Bahn tätigen Planer.
Heute stehen eindrucksvolle Bauwerke für die Rottweiler Ringzug-Haltestellen. Die Ringzug-Kunden sind damit auch sehr zufrieden. Allem Augenschein nach sind es aber nicht allzu viele, die sich bei Göllsdorf oder beim Mahle-Werk auf den Schienenweg begeben. "Eine umfangreiche Zählung" aus dem Jahr 2007 durch die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg ergab laut Monika Mayr, Verkehrsdezernentin beim Landratsamt, für die Haltestelle Göllsdorf eine Frequenz von durchschnittlich 50 Fahrgästen täglich. Prognostiziert worden seien von der Nahverkehrsberatung Südwest ursprünglich 170 bis 233 tägliche Nutzer dieser Haltestelle.
Bei den anderen sieht das Missverhältnis zwischen Prognose und Zählung besser aus, liegt aber ebenfalls unter dem Strich. Zudem wird selbst bei den Experten des Landratsamts bezweifelt, dass zum Beispiel die 2007 für den Halt Saline (Mahle-Werk) festgestellten 110 Fahrgäste pro Tag repräsentativ sind. Da handle es sich wohl eher um einen positiven Ausrutscher, räumt Mayr ein.
Der Ringzug hält – insbesondere aus Richtung Spaichingen – oft gut besetzt an der Haltestelle in Neufra. Da fällt es dann weniger ins Gewicht, wenn sich die aus Neufra kommende Nutzerzahl – abgesehen vom Schülerverkehr zur Römerschule in Rottweil-Altstadt – deutlich in Grenzen hält. Mancher Beobachter sieht nicht zuletzt in dem außerhalb der Ortschaft liegenden Ringzughalt einen gewichtigen Grund, wieso sich die Zahl der dortigen Ringzug-Freunde arg in Grenzen hält. Selbst der 2007 mit 230 gezählten Fahrgästen pro Tag am Besten dastehende Halt Deißlingen-Mitte liegt deutlich unter der 2002 mit 444 bis 580 Fahrgästen in den Raum gestellten Nutzerzahl.
Nichsdestotrotz soll auch im Deißlinger Teilort möglichst ein weiterer Ringzug-Halt eingerichtet werden. Diese Absicht ist auch in der neuen Fortschreibung des Nahverkehrsplans enthalten. "Da sind wir dran", versichert Mayr, wissend, dass für ein solches Angebot vermutlich weit mehr potenzielle Nutzer als bei den Rottweiler Haltestellen parat stünden.
Viele Grüße vom Vielfahrer
Winfried Scheidel, vom 21.11.2011 06:01 Uhr
Im Schwarzwälder Boten erscheint heute ein Artikel, der den Umständen aus meiner Sicht nicht gerecht wird. Der Autor dieses Artikels und die anderen Beteiligten, die bis auf Herrn Burger erst später hinzugekommen sind, haben offenbar übersehen, dass seinerzeit (also zum Prognosezeitpunkt der Fahrgastzahlen) ein ganz anderes Konzept im Raume stand. Die Ringzüge hätten damals bis Rottweil zum Au-Tunnel fahren sollen, also soweit, dass man praktisch zu Fuß in der Stadtmitte gewesen wäre. Dies wurde bekanntlich von der Stadt Rottweil dann unter Hinweis auf den auszubauenden Stadtbus abgelehnt. Man richtete im 30-Minuten-Takt Stadtbusse von Neufra direkt bis in die Innenstadt (Friedrichsplatz) ein. Wer sollte dann noch den Zug benutzen? Ähnlich in Deißlingen. Während bei allen anderen Ringzugstationen der parallele Busverkehr weitestgehend oder vollständig aufgegeben wurde, hat die Stadt Rottweil auf eine dichte vertaktete Busbedienung gesetzt, so dass Fahrgäste praktisch nur im Fernverkehr oder in/aus Richtung Villingen zu verzeichnen sind. Obendrein wurde seitens des Landkreises der zunächst unterstellte Stundentakt nach Villingen zum Zweistunden-Takt ausgedünnt. Der Vorwurf des Schwarzwälder Boten, gepuschte Fahrgastzahlen zugrunde gelegt zu haben, ist daher falsch, ohne die Hintergründe zu nennen.
Dass freilich die Investitionskosten deutlich überschritten wurden, wirft darüber hinaus kein gutes Bild auf die planende Ingenieursfirma Burger (Neckarstudio, Burger war Landtagskandidat der Grünen in Rottweil und ist überzeugter Stuttgart 21-Gegner). Drastische Kostenüberschreitungen sind auch an anderen Stationen, die von dieser Rottweiler Firma geplant wurden, entstanden, während andere Stationen (es waren verschiedene Planungsbüros bei den ca. 40 Stationen beauftragt) die Kostenlatte teilweise nicht gerissen haben, zum Teil auch darunter geblieben sind. Ich will nun nicht die Schuld alleine einer Ursache zuweisen, das wäre zu billig. Aber dass 8 Jahre nach der Erstellung der Haltepunkte immer noch gestritten wird, das lässt meines Erachtens Schlimmes erwarten, sollten wider Erwarten am kommenden Sonntag sich die Gegener von S 21 mit ihrem Ausstiegsgesetz durchsetzen.
Am Bericht ist auch unzutreffend, dass der Landkreis Rottweil mit besonders einladenden Haltestellen sich am Ringzug beteiligen wollte. Fakt ist, dass die Haltestelle Göllsdorf nur unter sehr schwierigen Bedingungen gebaut werden konnte, zumal man sich einen weiteren Bahnsteig an der Strecke nach Villingen nicht verbauen wollte. Der Bahnsteig an der Gäubahn liegt in einer Kurve, die logischerweise überhöht ist, um für höhere Geschwindigkeiten (ICE-Züge) geeignet zu sein. Aus diesem Grunde konnte der Bahnsteig nicht an jeder x-beliebigen Stelle gebaut werden. Bei Rottweil-Saline wurde m.E. völlig richtig entschieden, von Anfang an einen Mittelbahnsteig zu bauen, was sich beim zweigleisigen Ausbau Rottweil - Neufra im Zusammenhang mit dem Gäubahn-Ausbau noch als Vorteil erweisen wird. Ferner können hier - je nach Fahrplankonzeption - auch Umstiege von Villinger auf Tuttlinger Züge geschafft werden, für die es in Rottweil nicht mehr reicht. Und im Falle von Neufra ist der Untergrund sehr problematisch gewesen. Hier ist die DB beim Bau auf unterirdische Wasserblasen gestoßen, die aus Richtung Trossingen kommend ins Primtal drücken.
Hätte man bei der Planung der Ringzughalte gewusst, dass ein 30-Minuten-Bustakt direkt in die Stadtmitte eingerichtet würde, so hätte man den Haltpunkt an den alten Bahnhof Neufra gelegt, der zwar auch außerhalb des Orts gelegen wäre, und ihn dann als Frittlingen-West bezeichnet. Wie andernorts auch im Ringzuggebiet wären dann mit Sicherheit Busverbindungen auf und von jedem Ringzug angeboten worden. Und dass der Landkreis Rottweil sich trotz dieser widrigen Umstände für einen Ringzughalt in Lauffen einsetzt, sobald dies fahrplantechnisch machbar ist, verdient Respekt. Es gibt nämlich nicht wenige Pendler in den Raum Villingen-Schwenningen, die heute auf den (leider unpünktlichen) Bus sich verlassen müssen, um zum Umstiegspunkt Deißlingen zu gelangen. Weil dies mitunter nicht klappt, warten Eltern mit laufendem Motor an der Bushaltestelle, so wurde mir zugetragen, um im Falle von Busverspätungen ihre Kinder doch noch rechtzeitig nach Deißlingen auf den Ringzug zu bringen.
Ein weiterer Fehler enthält der Artikel. Für die Fahrgastprognosen verantwortlich war nicht die Nahverkehrsberatung Südwest. Diese gab es damals noch gar nicht. Die Fahrgastprognosen wurden von Herrn Hickmann ermittelt, der später zusammen mit anderen die Nahverkehrsberatung Südwest gründete. Die Fahrgastprognosen in den Landkreisen Tuttlingen und Schwarzwald-Baar-Kreis, die ebenfalls von Herrn Hickmann in Zusammenarbeit mit den Landkreisen ermittelt wurden, sind zutreffend und teils durch die zwischenzeitliche Entwicklung sogar übertroffen worden.
Nun der Bericht des Schwarzwälder Boten:
Kreis Rottweil - Die Ringzug-Haltepunkte im Bereich Rottweil wurden teilweise pompös in die Landschaft gesetzt. Viel kostenträchtiger als geplant, dabei gepuscht durch überhöhte Fahrgasterwartungen. Die Kostenfrage drückt den Landkreis bis heute mit einer millionenschweren Summe.
Der 2003 in Betrieb gesetzte Ringzug ist für die Region zweifelsohne eine wichtige Errungenschaft. Der Kreis Rottweil allerdings partizipiert mit den Haltestellen in Rottweil und Deißlingen nur am Rande. Vielleicht wollte auch deshalb der Juniorpartner Kreis Rottweil mit ganz besonders einladenden Haltestellen Flagge zeigen zu dem die Nachbarkreise Schwarzwald-Baar und Tuttlingen viel stärker tangierenden Vorhaben.
Jedenfalls explodierten die Kosten. Statt zwei Millionen Euro für die Haltepunkte im Bereich Rottweil (Göllsdorf, Mahle und Neufra) sowie Deißlingen und Trossingen standen letztlich Gesamtkosten von vier Millionen Euro zu Buche. Die ursprünglich mit 550 000 Euro taxierten anteiligen Kosten für den Kreis Rottweil waren plötzlich weit überschritten. So befindet sich die Landkreisverwaltung bis heute im Clinch mit der Bahn AG. Im Raum stehen 2,1 Millionen Euro, die sich im Kreishaushalt seit vielen Jahren als drohender Auszahlungsposten niederschlagen. Doch zunächst einmal muss die seit langem ausstehende Endabrechnung der Bahn zu den Gesamtkosten, die auch durch nicht unerhebliche Landeszuschüsse finanziert werden, auf den Tisch.
"Die Bahn wollte aber die große Lösung"
Der Rottweiler Max Burger, der mit seinem Büro die Ringzughalte plante, sieht den Grund für die Kostenexplosion nicht zuletzt im durch die verschiedenen Projektbeteiligten entstandenen Planungswirrwar. Da habe es häufig Unstimmigkeiten gegeben, insbesondere weil das Eisenbahnbundesamt als Genehmigungsbehörde (Burger: "teilweise aufgrund alter Richtlinien") Maximallösungen gefordert habe. So sei für den Göllsdorf-Halt zunächst ohne barrierefreien Zugang geplant gewesen. "Die Bahn wollte aber die große Lösung", sagt Burger im Rückblick. Statt der teureren Rampe sei für den Ringzug-Halt in Neufra eine Treppe mit Aufzug im Gespräch gewesen. Diese günstigere Variante habe die Bahn mit Verweis auf die Folgekosten (Strom und Wartung) abgelehnt. Letztlich seien die Vorhaben nach der Entwurfsplanung sogar ohne Genehmigungsplanung auf den Weg gebracht worden, betont Burger die in seinen Augen damals äußerst schwierige Situation für den im Auftrag des Bauherrs Bahn tätigen Planer.
Heute stehen eindrucksvolle Bauwerke für die Rottweiler Ringzug-Haltestellen. Die Ringzug-Kunden sind damit auch sehr zufrieden. Allem Augenschein nach sind es aber nicht allzu viele, die sich bei Göllsdorf oder beim Mahle-Werk auf den Schienenweg begeben. "Eine umfangreiche Zählung" aus dem Jahr 2007 durch die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg ergab laut Monika Mayr, Verkehrsdezernentin beim Landratsamt, für die Haltestelle Göllsdorf eine Frequenz von durchschnittlich 50 Fahrgästen täglich. Prognostiziert worden seien von der Nahverkehrsberatung Südwest ursprünglich 170 bis 233 tägliche Nutzer dieser Haltestelle.
Bei den anderen sieht das Missverhältnis zwischen Prognose und Zählung besser aus, liegt aber ebenfalls unter dem Strich. Zudem wird selbst bei den Experten des Landratsamts bezweifelt, dass zum Beispiel die 2007 für den Halt Saline (Mahle-Werk) festgestellten 110 Fahrgäste pro Tag repräsentativ sind. Da handle es sich wohl eher um einen positiven Ausrutscher, räumt Mayr ein.
Der Ringzug hält – insbesondere aus Richtung Spaichingen – oft gut besetzt an der Haltestelle in Neufra. Da fällt es dann weniger ins Gewicht, wenn sich die aus Neufra kommende Nutzerzahl – abgesehen vom Schülerverkehr zur Römerschule in Rottweil-Altstadt – deutlich in Grenzen hält. Mancher Beobachter sieht nicht zuletzt in dem außerhalb der Ortschaft liegenden Ringzughalt einen gewichtigen Grund, wieso sich die Zahl der dortigen Ringzug-Freunde arg in Grenzen hält. Selbst der 2007 mit 230 gezählten Fahrgästen pro Tag am Besten dastehende Halt Deißlingen-Mitte liegt deutlich unter der 2002 mit 444 bis 580 Fahrgästen in den Raum gestellten Nutzerzahl.
Nichsdestotrotz soll auch im Deißlinger Teilort möglichst ein weiterer Ringzug-Halt eingerichtet werden. Diese Absicht ist auch in der neuen Fortschreibung des Nahverkehrsplans enthalten. "Da sind wir dran", versichert Mayr, wissend, dass für ein solches Angebot vermutlich weit mehr potenzielle Nutzer als bei den Rottweiler Haltestellen parat stünden.
Viele Grüße vom Vielfahrer