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Mit der DVWG in die Schweiz – Teil 1 [m22B]

Verfasst: Sa 12. Nov 2011, 23:35
von Hannes
Hallo,
Mitte September veranstaltete das Junge Forum der DVWG Sachsen (Deutsche Verkehrswissenschaftliche Gesellschaft) eine Exkursion in die Schweiz, die ihren Schwerpunkt im Bahnbereich hatte. Bevor meine Erinnerungen verblassen deshalb nun mein Bericht dazu, Bilder hatte ich ja schon ein paar gezeigt.

Tag 1 – 20.9.

Mit einem Programmpunkt auf deutschen Terrain startete die Exkursion in Frankfurt. Während die Dresdner Delegation bereits um 5:50 Uhr mit dem ICE gestartet war, konnte ich meinen Heimvorteil für die Anreise nutzen und bin erst um 6:50 Uhr mit dem RE nach Ulm und dann weiter mit dem ICE nach Frankfurt, wo ich dann trotzdem noch vor den Dresdnern ankam, deren ICE sich unterwegs auch noch eine Verspätung einhandelte. Sonst auch pünktlich waren die Teilnehmer aus den anderen Städten, die weiteste Anreise hatten die Hamburger. Nach dem Verstauen des Gepäcks in Schließfächern ging es gemeinsam in der S-Bahn zur Galluswarte und mit einem anschließenden 10-minütigen Fußmarsch in die Betriebszentrale von DB Netze, wo uns sehr informationsreich die Arbeitsweise der Disposition mit Zugdisponent, Bereichsdisponent und Netzkoordinator am Beispiel des Bereichs Mitte erklärt wurde. Leider meinte man noch uns eine halbe Stunde lang mit den tollen Berufsmöglichkeiten bei DB Netze zutexten zu müssen, so dass schlussendlich dann keine Zeit mehr dafür war, die Betriebszentrale selbst zu besichtigen.
Es ging dann wieder zurück zum Hauptbahnhof, wo wir den ICE nach Zürich bestiegen, dessen Reise pünktlich verlief und uns gut ausgeruht in der Schweizer Hauptstadt ankommen ließ. Jetzt war noch eine Runde S-Bahn-Fahren bis Richterswil angesagt, dort lag unsere Jugendherberge auf einer Landzunge in den Zürichsee. Die Ausgestaltung war auf Hotelniveau, nur dass es eben nur Gemeinschaftssanitärbereiche gab.

Tag 2 – 21.9.

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Morgendlicher Blick aus dem Zimmer auf den Zürichsee sowie den Bahnhof von Richterswil, der direkt neben der Juhe liegt. Gerade ist ein Zug der S-Bahn Zürich, ein RABe 514, angekommen.

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Ein Zug der ersten Generation der S-Bahn Zürich fährt auf der S2 nach Ziegelbrücke in Richterswil ein. Rechts vom Zug ist die Jugendherberge zu erkennen.

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In Zürich selbst war es noch etwas bedeckter, so dass dieses Bild der Begegnung zweier Tram2000 der Verkehrsbetriebe Zürich am Hauptbahnhof ohne Sonne auskommen muss.

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Erstes Tagesziel war die Sciencecity der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich auf dem Hönggerberg, wohin die Linie 69 führt. Dort gab uns der Leiter des Instituts für Verkehrsplanung und Transportsysteme, Prof. Uli Weidmann, einen Vortrag zu „50 Jahre U-Bahn-Planungen in Zürich“ und zur Geschichte der Verkehrswissenschaften und Verkehrsplanungen in der Schweiz allgemein. Nach viel fachlichem Input verlangten unsere Mägen auch nach Sättigung, woraufhin es auf Einladung des Professors in die Mensa ging. Bei den dortigen Preisen waren wir auch froh, eingeladen zu sein, gerade beim jetzigen Wechselkurs ist die Schweiz kein günstiges Vergnügen und so verwundert es auch nicht, dass man dort als Student, der 1.300 CHF zur Verfügung hat, schon als arm gilt.

Nächster Programmpunkt war der Aufstieg auf den Züricher Hausberg, den Uetliberg, auf den die von der Sihltal Zürich Uetliberg Bahn (SZU) betriebene S10 hinaufführt. Nach einer Busfahrt von Hönggerberg nach Triemli Spital sind wir dort in die Uetlibergbahn eingestiegen, die als Besonderheit eine um 1300 mm versetzte Oberleitung aufzuweisen hat, was darauf zurückzuführen ist, dass diese auf den ersten km vom Hauptbahnhof das Gleis der mit 15 kV elektrifizierten Sihltalbahn des gleichen Unternehmens mitnutzt, selbst allerdings mit 1200 V Gleichstrom fährt.

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Einfahrt der S10 in Triemli Spital.

Auf dem Uetliberg selbst gibt es noch einen Aussichtsturm, von dem aus man eine gute Rundumsicht auf Zürich und Umgebung hat.

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Blick auf das Vorfeld des Zürcher HBs.

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Die geschwungene Brücke im Bild ist die Zufahrt aus Richtung Kloten.

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Innenstadt am Ufer des Zürichsee.

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Zürich insgesamt.

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Zürichsee und Alpenmassiv im Nebel.

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Ich habe mich der Gruppe angeschlossen, die den Berg wieder komplett zu Fuß runtergegangen ist, wir kamen dann am Endpunkt der Straßenbahnlinie 13 in Albisguetli an, wo uns diese Cobra-Tram erwartete.

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Bevor es wieder auf den Hönggerberg ging, war noch etwas freie Zeit, die ich am Hauptbahnhof für Fotos genutzt habe. Hier hat gerade eine wegen des großräumig verglasten Führerstands vom Personal „Papamobil“ getaufte Ee 922 Verstärkerwagen für einen Intercity bereitgestellt. Elektrische Rangierloks kennt man ja bei uns leider in dieser Form nicht.

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Ein Coop-Laster liefert sich ein kleines Wettrennen mit einer Cobra auf der Linie 4.

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Ebenfalls ein bei uns schon fast ausgestorbenes Befördersmittel gibt es in Zürich noch mit dem Trolleybus (wobei der auch in der Schweiz nicht mehr so häufig vertreten ist, wie er es vor gar nicht mal allzu langer Zeit noch war). Hess Swisstrolley auf der Linie 46 und Cobra auf der Linie 10.

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Teilweise mit einem Niederflurzwischenglied versehen sind die Tram2000 der VBZ. Die Beförderungsgeschwindigkeit der Tram in der Züricher Innenstadt ist übrigens nicht gerade berauschend, durch die beengten Verhältnisse ist man zu Fuß fast genauso schnell. Prof. Weidmann hat deshalb schon vorgeschlagen, die Tram teils unter die Straße zu verlegen, wie er im Rahmen seines Vortrags erzählt hat. Die Tram2000 ist übrigens ein Produkt der in den 70er Jahren gescheiterten U-Bahn-Planungen in Zürich.

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Wieder zurück auf dem Hönggerberg macht sich ein NeoMAN Cityliner-Gelenkzug auf der Linie 69 wieder auf in die Niederungen der Stadt.

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Abschlussprogrampunkt für den heutigen Tag war der Besuch des Eisenbahnbetriebslabors der ETH Zürich, welches gerade erst saniert worden war und deshalb noch nicht vollumfänglich funktionierte. Den Kontakt zur ETH stellte übrigens ein Doktorand her, der nach abgeschlossenem Studium des Verkehrsingenieurwesens in Dresden nun in Zürich über Störungsprognose im Bahnwesen promoviert. Und auch im Betriebslabor waren zwei der drei dort gerade hauptsächlich Beschäftigten aus dem Nordkanton, einer von ihnen aus Stuttgart, der auch ein Fuzzy ist und sogar in einem Artikel des Tagesanzeigers vorkommt. Im Artikel ist ja alles schon ganz gut beschrieben, so dass ich mir eine weitere Beschreibung erspare.

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Auch wenn es in der Schweiz nur noch zwei mechanische Stellwerke gibt (ich denke, diese Aussage dürfte sich auf die SBB bezogen haben), so ist auch die mechanische Bauform im Labor mit einer Betriebsstelle vertreten.

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Eine ich glaube elektromechanische Variante ist auf diesem Bild mit Zetthausen vertreten.

Ein Drucktastenstellwerk Schweizer Bauform sowie ein ESTW waren ebenfalls vorhanden, wobei die Übersetzersoftware, die das ganze dann in Schaltbefehle für die Anlage umwandelt, übrigens aus Dresden kommt. Unser Integriertes Eisenbahnbetriebslabor hier vor Ort ist nochmal eine Nummer größer als das Züricher und v.a. etwas schöner in die Länge gezogen, ein paar Eindrücke und Daten davon gibt es hier zu sehen. Bei der Langen Nacht der Wissenschaften und zu bestimmten anderen Terminen (siehe Punkt „Aktuelle Termine“) kann man es übrigens auch als „Normalsterblicher“ besichtigen, ansonsten dient es dazu, die Grundlagen des Bahnbetriebs zu vermitteln. So habe ich gerade auch im Grundstudium dort Praktikum und darf mich auch als Fahrdienstleiter und/oder Rangierer versuchen, was am Donnerstag ganz gut geklappt hat.

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In der Dunkelheit ging es wieder in die Innenstadt, wo wir nach einem nicht ganz billigen Essen noch einen Rundgang unternommen haben. Hier ist die Limmat zu sehen.

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Mit der Straßenbahn ging es dann zum Bahnhof Enge, der ein theatrales Rondell für sein gerade einmal zwei Gleise vorzuweisen hat. Vor der Ankunft der S-Bahn war noch Zeit für ein Bild dieser Straßenbahnbegegnung auf dem Vorplatz.

Weiter in Teil 2.