Seite 1 von 2

Doppelspurausbau Horb - Neckarhausen

Verfasst: Do 5. Mai 2011, 23:39
von Vielfahrer
Der Geschäftsführer des Interessenverbands Gäubahn, Rainer Kaufmann, berichtete über den Stand der Planungsarbeiten für den zweigleisigen Ausbau von Horb bis Neckarhausen. Im Augenblick sei die Planungsphase III in Arbeit, noch im Mai tage die Lenkungsgruppe.
Der Konzernbevollmächtigte der DB für Baden-Württemberg, Herr Fricke, führte aus, dass man bei der Erarbeitung der Planungsphase III habe feststellen müssen, dass sich die Bauarbeiten in einem FFH-Gebiet befinden würden. Aus diesem Grund müssen zwei Vegetationsperioden lang entsprechende Zählungen von Pflanzen und Tieren vorgenommen werden und es kann daher weder in 2012 noch in 2013 gebaut werden. Danach allerdings ginge es los. Die entsprechenden Mittel für den Bau dieses Abschnitts seien vorhanden.
Natürlich drängte sich die Frage auf, wie es weiter geht. Der Vorsitzende des Interessensverbands, Landrat Guido Wolf aus Tuttlingen MdL ist der Auffassung, dass die beiden weiteren Doppelspurinseln zwischen Rottweil und Neufra sowie zwischen Rietheim und Wurmlingen entsprechend dem Horber Modell angepackt werden sollen. Er führt hierzu aus, dass er vorsorglich bereits Planungskosten in Höhe von 50.000.- Euro in den Haushalt des Landkreises Tuttlingen eingestellt habe. Er habe die Hoffnung, dass die neue Landesregierung so wie die alte verfahre und die weiteren Kosten für die Planungen übernehmen werde.
Bei dieser Gelegenheit wurde auch die anwesende Ministerin Tanja Gönner und der Ministerialdirektor Bernhard Bauer verabschiedet. Wolf dankte Frau Gönner für ihren Einsatz zugunsten der Gäubahn und überreichte ihr seitens des Gäubahninteressensverbands eine Schürze mit Grillbesteck und dem Aufdruck Interessensverband Gäubahn. Vom Leiter des Baudepartements des Kantons Schaffhausen, Herrn Regierungsrat Dr. Reto Dubach, erhielt Gönner ein Präsent mit Blauburgunder-Flaschen, da der Kanton Schaffhausen ja als Blauburgunder-Kanton gilt. Dr. Dubach führte aus, dass im Kanton Schaffhausen ab Fertigstellung der Doppelspur Bülach - Schaffhausen der Halb-Stunden-Fernverkehrstakt nach Zürich komme. Bezüglich der Verbindung nach Stuttgart trete die Schweiz für einen Stundentakt ein.

Aus der Region Ostwürttemberg war der Abgeordnete Winfried Mack (Aalen) gekommen und referierte über die Fortführung der ICE-Linie über Stuttgart hinaus bis Nürnberg. Nach seinen Worten wird die Fahrzeit Stuttgart - Aalen zukünftig 42 Minuten betragen. Im Abschnitt Goldshöfe - Crailsheim sei es aber noch notwendig mindestens zwei Minuten Fahrzeitverkürzung zu erreichen, um in Nürnberg dann an die ab 2017 in Betrieb gehende NBS via Erfurt - Halle nach Berlin Anschluss zu bekommen.

Nachdem diesmal die Gäubahn-Tagung im Süden (bei strahlendem Wetter) stattgefunden hatte, soll die nächste Sitzung entsprechend der zukünftigen Ausrichtung nach Ostwürttemberg in Stuttgart oder vielleicht auch in Ostwürttemberg stattfinden, da hier Partner vorhanden sind, die gemeinsame Interessen haben.

Viele Grüße vom Vielfahrer

Re: Doppelspurausbau Horb - Neckarhausen

Verfasst: Fr 6. Mai 2011, 14:10
von KBS720
Wie hat man das damals eigentlich bei der Schwarzwaldbahn gemacht? Hat man da auch erst alle Bäume gezählt?

Grüße Andreas

Re: Doppelspurausbau Horb - Neckarhausen

Verfasst: Fr 6. Mai 2011, 14:35
von Villinger
Wie wärs, wenn man die ICE Interlaken/Zürich - Freiburg(Brsg) - Berlin/Hamburg nicht über Singen/Rottweil/Stuttgart legt? Dauert das groß länger?

Re: Doppelspurausbau Horb - Neckarhausen

Verfasst: Fr 6. Mai 2011, 14:43
von Marvin
Fridinger hat geschrieben:Wie wärs, wenn man die ICE Interlaken/Zürich - Freiburg(Brsg) - Berlin/Hamburg nicht über Singen/Rottweil/Stuttgart legt? Dauert das groß länger?
Und dann? :Eher-Nicht:

Dann würdest du ja Basel, Freiburg, Offenburg, Baden-Baden, Karlsruhe... abhängen.
Zumal die Gäubahn solch eine Kapazität nicht bietet und länger dauern würde es auch.

Von daher verstehe ich nicht ganz, was du damit bezwecken willst. :Kopf_Kratz:

Re: Doppelspurausbau Horb - Neckarhausen

Verfasst: Fr 6. Mai 2011, 22:22
von Hannes
Vielfahrer hat geschrieben:Aus der Region Ostwürttemberg war der Abgeordnete Winfried Mack (Aalen) gekommen und referierte über die Fortführung der ICE-Linie über Stuttgart hinaus bis Nürnberg. Nach seinen Worten wird die Fahrzeit Stuttgart - Aalen zukünftig 42 Minuten betragen. Im Abschnitt Goldshöfe - Crailsheim sei es aber noch notwendig mindestens zwei Minuten Fahrzeitverkürzung zu erreichen, um in Nürnberg dann an die ab 2017 in Betrieb gehende NBS via Erfurt - Halle nach Berlin Anschluss zu bekommen.
Mit welchen Maßnahmen werden 42 Minuten Fahrtzeit Aalen-Stuttgart erreicht? Aktuell sind es 50 Minuten, wobei ich da jetzt nicht die Zwangspunkte kenne, die eine schnellere Fahrt verhindern (könnte mir S-Bahn ab Schorndorf vorstellen).
Bei Goldshöfe-Crailsheim müsste man wohl die Strecken-HG anheben, kritisch ist am südlichen Rand bei Goldshöfe die derzeitige Begegnung der IC-Züge kurz vor Ende des zweigleisigen Abschnitts, was bei den langen eingleisigen Abschnitten zwischen Goldshöfe, Ellwangen, Jagstheim, Jagstzell und Crailsheim schnell zu größeren Verspätungen führt, die geplante künftige Struktur des Bahnhofs Goldshöfe verschlechtert das noch zusätzlich. Weiterer Zwangspunkt ist das gegenseitige Abwarten von IC und RE in Ellwangen. Wurde etwas konkretes genannt oder stand erstmal nur dieses Ziel der Fahrtzeitverkürzung im Raum?
KBS 720 hat geschrieben:Wie hat man das damals eigentlich bei der Schwarzwaldbahn gemacht? Hat man da auch erst alle Bäume gezählt?
Was meinst du denn da genau? Die Trassen für die Versorgungsleitungen? Oder den Bau im 19. Jh. überhaupt?

Grüße, Hannes

Re: Doppelspurausbau Horb - Neckarhausen

Verfasst: Fr 6. Mai 2011, 22:38
von KBS720
Hannes hat geschrieben: Was meinst du denn da genau? Die Trassen für die Versorgungsleitungen? Oder den Bau im 19. Jh. überhaupt?
Ich beziehe mich hier drauf:
Vielfahrer hat geschrieben:Der Konzernbevollmächtigte der DB für Baden-Württemberg, Herr Fricke, führte aus, dass man bei der Erarbeitung der Planungsphase III habe feststellen müssen, dass sich die Bauarbeiten in einem FFH-Gebiet befinden würden. Aus diesem Grund müssen zwei Vegetationsperioden lang entsprechende Zählungen von Pflanzen und Tieren vorgenommen werden und es kann daher weder in 2012 noch in 2013 gebaut werden.
Ich weiß aber bloß nicht was ein FFH-Gebiet ist, aber man macht so ein Geschiss, wegen einem zweiten Gleis das es sogar früher schon mal gab. Wenn man damals den Bau der Schwarzwaldbahn so in Angriff genommen hätte, wäre sie bis heute nicht fertig.

Grüße Andreas

Re: Doppelspurausbau Horb - Neckarhausen

Verfasst: Sa 7. Mai 2011, 00:20
von Marvin
FFH-Gebiet:

"FFH-Gebiete sind spezielle europäische Schutzgebiete in Natur- und Landschaftsschutz, die nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewiesen wurden und dem Schutz von Pflanzen (Flora), Tieren (Fauna) und Habitaten (Lebensraumtypen) dienen, die in mehreren Anhängen zur FFH-Richtlinie aufgelistet sind. FFH-Gebiete sind ein Teil des Natura 2000-Netzwerkes." [Wikipedia]


Kannte ich aber vorher auch noch nicht.


Vielleicht finden sie ja irgendein seltenes Viech und müssen dann mitten im Nichts Lärmschutzwände aufstellen. Stichwort: Jade Weser Port und die Rohrdommel. :pfeifen:

Re: Doppelspurausbau Horb - Neckarhausen

Verfasst: Sa 7. Mai 2011, 08:17
von KBS720
Oder das Klettgauer Rebhuhn gell Marvin:Frol:

Re: Doppelspurausbau Horb - Neckarhausen

Verfasst: Sa 7. Mai 2011, 13:02
von Vielfahrer
Zum Doppelspurausbau Horb - Neckarhausen muss ich noch ausführen, dass es beileibe nicht so einfach ist, als ob man dort, wo mal früher das zweite Gleis gelegen hat, einfach wieder eines drauflegt. Als die Strecke elektrifiziert wurde (das war in den 70er Jahren, wenn ich mich noch richtig entsinne), stand ein zweigleisiger Ausbau nicht zur Diskussion. Also hat man das verbliebene eine Gleis wie die Ideallinie eines Rennfahrers über das zweigleisige Trassee verlegt und dabei die Radien aufgeweitet und infolgedessen auch höhere Geschwindigkeiten zulassen können. Würde man nun wieder zum Stand vor 1945 zurückkehren wollen, so wäre zwar der Platz für ein zweites Gleis da, allerdings müssten die Radien wieder enger gezogen werden, was mit Reduktionen der zulässigen Geschwindigkeit verbunden wäre.

Die Neuplanung des 2. Gleises jedoch versucht, die zulässigen Geschwindigkeiten zu erhalten. Dies bedeutet, dass mal links, mal rechts des aktuellen Gleises in den Hang eingegriffen werden muss. Außerdem muss bedacht werden, dass die Bauarbeiten ja während des Betriebs stattfinden müssen, also Baustraßen gebaut werden müssen und dabei Flächen in Anspruch genommen werden müssen, die derzeit nicht im Besitz der Bahn sind.

Offenbar geht das nicht anders als dass man in FFH-Gebiete eingreifen muss. Und hierfür gibt es verbindliche Vorschriften. Dies ist m.E. auch richtig so. Das einzige, was etwas verwundert ist, dass man dies erst zum jetzigen Zeitpunkt feststellt. Es gibt da äußerst detaillierte Karten, auf denen sämtliche FFH-Gebiete eingezeichnet sind.

Im Zusammenhang mit Bahnprojekten fällt mir spontan ein, dass die Überlegung zweier Neubaustrecken (Anbindung Nagolds an die S-Bahn in Herrenberg und Verbindungsstrecke Donautal - Südbahn bei Ehingen/Erbach) auch mit FFH-Gebietsproblemen zu kämpfen hatten.

Viele Grüße vom Vielfahrer

Re: Doppelspurausbau Horb - Neckarhausen

Verfasst: Sa 7. Mai 2011, 13:22
von Hannes
KBS720 hat geschrieben:Ich weiß aber bloß nicht was ein FFH-Gebiet ist, aber man macht so ein Geschiss, wegen einem zweiten Gleis das es sogar früher schon mal gab. Wenn man damals den Bau der Schwarzwaldbahn so in Angriff genommen hätte, wäre sie bis heute nicht fertig.
So, das wurde ja jetzt geklärt. Ich hatte das Thema erst neulich in meiner "Umwelt & Verkehr"-Vorlesung, wobei es da nur etwas angeschnitten wurde, als es im allgemeinen um Systemdenken ging.

Die Verhältnisse im 19. Jahrhundert mit den heutigen zu vergleichen, halte ich zwar nicht für unzulässig, aber es ist doch eher unpassend. Damals haben insgesamt weniger Menschen gelebt, das Thema Umwelt und Klima an sich war in seiner heutigen Form unbekannt und Schutz von Flora und Fauna höchstens durch Naturfreunde wahrgenommen, natürlich bei weitem nicht so umfassend und zudem fand das alles in einer Monarchie statt.

Grüße, Hannes