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Re: Stuttgart 21???

Verfasst: Fr 29. Jul 2011, 22:03
von Rangierer
Manchmal hatte ich den Eindruck, dass es auf der "K"-Seite zugeht wie im Kindergarten. Wie war das bei uns in der Schule? -> Erst melden dann sagen! Heiner Geißler war da, wie schon bei der eigentlichen Schlichtung genau der Richtige, der in bestimmten Fällen kein Blatt vor den Mund nimmt.

Was ich allerdings nicht sehr gut fand, dass der Herr Grube nicht anwesend war. Daher kamm man m.M. nach auch dem Herrn Kefer nicht übel nehemen, dass er auf die Frage eine Baustopps zum Schluss nicht eingehen konnte und wollte. da hat NUR der Chef einer Firma zu bestimmen.

DIE Lachnummer schlechthin war jedoch, das Rausgehen des Aktionsbündnisses, wegen des "Phantom-Diskussion"

Nun bleibt abzuwarten, was passiert S21+ oder SK??

Tobias

Re: Stuttgart 21???

Verfasst: Sa 30. Jul 2011, 10:01
von Laie
Was ja auch ziemlich genervt hat, war die ganze Diskussion um Premium etc. Den Gegnern zufolge, kommt der (minimale) Verspätungsabbau ja nur aufgrund des intelligenten Fahrplans. Auf der einen Seite stimmt das zwar, aber auf der anderen Seite führt das doch die gesamte Definition von Premium/wirtschaftlich optimal ad absurdum. Bei einem miesen Fahrplan schafft es der beste Bahnhof der Welt nicht "Premium" zu sein.

Irgendwie wusste doch eh niemand so genau, was in diese tolle Definition mit reinspielt, wie z.B. die Zulaufstrecken. Dass man die Tatsache, dass bspw. der Abschnitt Horb-Böblingen nichts zum Verspätungsabbau beiträgt, nicht S21 ankreiden kann versteht sich für mich eigentlich von selbst. Trotzdem wurde darauf ewig rumgekaut.

Hab mir auch grad mal die Kompromisslösung angeschaut. Sieht auf den ersten Blick ja auch vernünftig aus und scheint die wichtigsten Punkte beider Seiten zu vereinen. Kann mir trotzdem nicht vorstellen, dass die Bahn es in Erwägung zieht.

Link zu Kompromissvorschlag SMA + Geißler

Verfasst: Sa 30. Jul 2011, 18:26
von lepus maritimus
Hallo,

ein besserer (weil farbiger!) Link zum Kompromissvorschlag von SMA + Geißler findet sich unter:
http://www.schlichtung-s21.de/fileadmin ... ttgart.pdf.

Ich halte diesen Kompromissvorschlag für wirklich sehr clever: Dieses Kombimodell aus dem Kopfbahnhof K21 und dem Tiefbahnhof S 21 löst große Teile der betrieblichen Probleme von Stuttgart 21:
- die Kapazitätsengpässe im 8-gleisigen Tiefbahnhof
- die Konflikte im Bereich der Wendlinger Kurve, denn die Regionalzüge führen weiter via Plochingen - Esslingen
- die Umweg-Führung der Gäubahn via Flughafen und Schnellfahrstrecke, denn die Züge der Gäubahn werden wie bisher über die Panoramabahn via Stg.-Vaihingen - Stuttgart West geführt.

Ferner scheint der Kompromissvorschlag etwas kostengünstiger zu sein und vermeidet vielleicht auch einen Teil der Eingriffe in die Natur.

Und er wahrt doch die Grundidee, die Schnellfahrstrecke München - Frankfurt/M via Flughafen/Messe zu führen und mit einem Durchgangsbahnhof an Stuttgart anzubinden.

Re: Stuttgart 21???

Verfasst: Sa 30. Jul 2011, 18:37
von Vielfahrer
Rangierer hat geschrieben:
DIE Lachnummer schlechthin war jedoch, das Rausgehen des Aktionsbündnisses, wegen des "Phantom-Diskussion"

Tobias
Also ich habe nicht gelacht, sondern die Erkenntnis gewonnen, dass das Aktionsbündnis (Rockenbauch, Dahlbender, Palmer und andere) offenbar keine gute Kinderstube hatten. Rockenbauch ist ein Mann ohne jegliche Gesprächskultur, da er ständig anderen ins Wort fällt. Und von solchen Kulturbanausen soll man sich erklären lassen, dass der Südflügel ein schützenswertes Kulturgut sei?

Völlig daneben, aber sicher ganz gezielt, waren die Vorwürfe vom Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer gegen die SMA. Dafür muss man sich als Tübinger Bürger wahrlich schämen. Ich finde, dass Heiner Geissler das gut gemacht hat, indem er Palmer genau vorhielt, wie er mittels Fragenstellungen subversiv arbeitet.

Für mich hat die gestrige Übertragung, die ich leider nur in Teilen sehen konnte, genau das bestätigt, was ich von den Gegnern schon bislang gehalten habe. Interessant auch, dass die doch massiven Fahrplanverschlechterungen im Bereich der Gäubahn offenbar auf das Land zurück gehen. Der bislang gültige Fahrplan zu S 21 sah völlig anders aus, nachzulesen in allen SMA-Gutachten der letzten Jahre.

Viele Grüße vom Vielfahrer

Re: Stuttgart 21???

Verfasst: Sa 30. Jul 2011, 21:25
von Chimaera
Vielfahrer hat geschrieben:
Also ich habe nicht gelacht, sondern die Erkenntnis gewonnen, dass das Aktionsbündnis (Rockenbauch, Dahlbender, Palmer und andere) offenbar keine gute Kinderstube hatten.

Vielfahrer hat geschrieben: Rockenbauch ist ein Mann ohne jegliche Gesprächskultur, da er ständig anderen ins Wort fällt.


Nun gut, das finde ich jetzt etwas übertrieben. Generell liegt es in der Natur der Sache, dass ein Angreifer ein ganz anderes Verhalten an den Tag legen muss als ein Verteidiger. Klar könnte man jetzt argumentieren, dass es hier ja um ein Sachgespräch, um ein fachliches Thema geht, bei dem Emotionen, Ehrgeiz und jederlei Subjektivität außen vor liegen sollten um die objektiv beste Lösung zu finden.

Nur ist eine solche Vorstellung leider illusorisch und realitätsfern. Das funktioniert in der Praxis nicht.
Kann ja auch nicht funktionieren, weil es nicht das Ziel ist die bestmögliche oder meinetwegen auch second best Lösung zu erhalten, sondern eben sein Verhandlungsziel durchzusetzen.

Das merkt hier auch jeder schnell, der schon einmal an einem Seminar zu Verhandlungstechniken und/oder an einer Schulung zur angewandten Rede (welche ja auch in vielen Unternehmen stattfinden) hat. Das man sich hier aller Techniken, rednerischen Mittel und meinetwegen auch "Tricks" bedient, welche zur Verfügung stehen, finde ich deshalb auch völlig legitim - das kann man niemandem vorwerfen, das gehört einfach zum Geschäft.

Das macht die Bahn auf der anderen Seite ja auch - nur viel subtiler. Diese kann es sich aus ihrer Position heraus allerdings auch leisten ganz anders vorzugehen. Dieses permanente Gegrinse Kefers z.B., welches als süffisanter Ausdruck des eigenen fachlichen Überlegenheitsgefühl wahrgenommen kann (und wird) war keinen deut besser. Und dass man die Gegner nicht in das Geplane des Tests mit SMA einbezogen hat (auch wenn diese dies wohl mit selbst verschuldeten) ist mehr als ein Armutszeugnis für die Bahn, beweist es doch, dass man hier gezielt versuchte sich "gefährliche Störfeuer" vom Leib zu halten auf dass diese bloß keine kritischen Fehler entdeckten.
Zwar nachvollziehbar, auch legitim, aber einfach nur doof - wenn man tatsächliche Transparenz beweisen wollte. Das hat ihrer Position deutlich geschadet, hätten die Gegner doch nicht ihre Beteiligung bestreiten können und vielleicht sogar das SMA-Ergebnis anerkennen müssen.

Ein Streitgespräch aus der unterlegenen Position (und damit meine ich nicht die fachliche, sondern die der auch real existierenden Fähigkeit sein Anliegen durchzusetzen) zu gewinnen ist schwer, allein gute Argumente zu haben reicht da leider nicht aus. Da muss man alle Register ziehen.

Ich stimme jedoch mit Vielfahrer darin überein, dass Rockebauch alles in allem eine schlechte Figur gemacht hat und nicht nur sein Betragen daneben war.
Wenn seine Einwürfe auch hin und wieder berechtigt waren, so wirkten sie doch plumb und und pseudo-besserwisserisch (pseudo deshalb, weil er jedesmal in der Annahme einen Schwachpunkt gefunden zu haben triumphierend Angriff um daraufhin dann doch eine Niederlage einzufgahren) - und sie verpufften genauso schnell wie er sie einbrachte. Wirkung gleich null.
Alles in allem würde ich sagen, hat er sich selbst mehr blamiert als dass er seiner Sache gedient und genutzt hätte. Dabei kritisiere ich nicht einmal die Tatsache der Einwürfe an sich - das haben die Gegner ja im Falle der Rede Palmers genauso gemacht. Die waren hier kaum einen Deut besser. Deshalb sehe ich Vielfahrers Wertung mit der "nichtvorhandenen Gesprächskultur" etwas zwiespältig.
Mit dem Willen ein ganz scharfer Hund zu sein hat er jedoch (zugespitzt formuliert) den Eindruck hinterlassen selbst ein Unsympath ist, mit dem sich eigentlich kein normaler Mensch identifizieren noch etwas zu tun haben möchte. Zumindest enstand dieses Gefühl spontan in mir :pfeifen: Nachvollziehbar war sein Auftritt zwar, doch ist er einfach völlig missglückt.

Im Falle Dahlbenders und Palmers möchte ich die Kritik Vielfahrers jedoch zurückweisen. Dahlbender hat keineswegs das Karma der ungezügelten (unerzogenen?) aggressiven Wilden versprüht. Ich kann mich jetzt nicht mehr ganz genau entsinnen (Ich habe die Übertragung nur bis etwas 16 Uhr gesehen, dann musste ich besuchsbedingt abschalten) doch ich meine zumindest, dass sie sich keine derart üblen Schnitzer geleistet hat, wie man sie bei Rockebauch beobachten konnte. Wenn ihr Verhalten bzw. ihre Aussagen vielleicht nicht ganz so angemessen und professionell waren, möchte ich dass sicherlich nicht auf eine charakterliche Sache oder Erziehung zurückführen. :Frol: Vielmehr vielleicht die Unerfahrenheit im Geschäft. (Wobei - war die gute Frau nicht in der Führungsebene irgendeiner Verwaltung oder sowas angesiedelt (Ich weiss es gerade nimmer)? Dann hätte man eigentlich mehr erwarten können.

[ot]von solchen Kulturbanausen soll man sich erklären lassen, dass der Südflügel ein schützenswertes Kulturgut sei?[/ot]
Das war jetzt aber ein Griff von dir in die dunkle Trickkiste. ;-) Ob Kulturbanausen oder nicht (Ich finde es unangebracht hier alle Gegner mit dieser Bezeichnung über einen Kamm zu scheren), das hat nichts mit dem Bonatzbau zu tun. Auch meiner unbedeutenden Meinung nach ist der Bahnhof als Vollständiges ein schützenswertes Kulturgut (Und ganz ehrlich, das Bauwerk verliert mit den Flügeln sein durchaus imposantes, geradezu herrschaftlich dominante Erhabenheit austrahlendes Gesamtbild. Von der Tatsache das man Denkmäler und historische wertvolle Güter nicht abreißt völlig abgesehen. Ich persönlich nehme es bereits dem Architekten krumm sowas ersponnen zu haben. Dasselbe mit dem neuen Bundeswehr, äh militärgeschichtlichem Museum in Dresden, wo ein völlig Bekloppter auf die Idee kam historisch wertvolle Jahrhunderte alte Bausubstanz mutwillig durch einen eingefügten Betonkeil zu vernichten. Für einen Historiker absolut widerlich. Mal sehen ob man die Akropolis irgendwann auch mal zur Hälfte abreisst um einen Mehrstöckigen Kiosk daneben zu setzen :ahnung: ). Jedenfalls lässt die Abwertung der Gegner, genannt in Verbindung mit deren Aussage der Schützenswürdigkeit des Bauwerks vermuten, dass du letzteres durch die Stigmatisierung in den Zweifel ziehen wolltest. Würde ich dir natürlich aber so nicht unterstellen wollen :stop:
Vielfahrer hat geschrieben: Völlig daneben, aber sicher ganz gezielt, waren die Vorwürfe vom Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer gegen die SMA. Dafür muss man sich als Tübinger Bürger wahrlich schämen. Ich finde, dass Heiner Geissler das gut gemacht hat, indem er Palmer genau vorhielt, wie er mittels Fragenstellungen subversiv arbeitet.
Dazu habe ich oben bereits Stellung genommen.
Ich kann an seiner Taktik nichts verwerfliches erkennen und bin der Meinung, dass er seine Aufgabe nahezu brillant gelöst hat. Er hat die Schwächen des Konzeptes aufgedeckt und aufgezeigt, wie die Bahn (Okay, und SMA) mit ihrer durchaus zweifelhaften Auswahl der richtigen Definition von "guter Betriebsverwaltung" den Schlichterspruch ad absurdum geführt haben. Gekonnt die richtige Strategie erkannt und angewandt. Palmers Auftritt anzusehen war ein Genuss - und eigentlich hätte mir dazu noch ein großer Eimer Popcorn gefehlt.
Ein Lächeln huschte mir dann auch übers Gesicht, als er Herrn Kefer mit der Aussage ihn als Menschen sehr zu schätzen verbal umarmte - ein Kniff wie aus dem Lehrbuch um sich gegen Angriffe auf persönlicher Ebene abzusichern und dem Gegner das Messer aus der Hand zu nehmen. Der wirkliche Skandal war tatsächlich, dass man ihn im Gegensatz zu seinen Vorrednern gezielt versuchte immer wieder aus dem Konzept zu bringen um seine Argumentation und deren Wirkungskette zu zerstören (Rockebauch zähle ich jetzt mal nicht mit).

Ich persönlich halte Boris Palmer für einen begnadeten Redner und einen der seriösesten und glaubwürdigsten Vertreter seiner Partei (Nein, ich bin kein Wähler - weder von ihm noch von seiner Partei) - und für wahrlich keinen Grund sich als Tübinger schämen zu müssen.

Für dich mag es unehrenhaft gewesen sein, wie er versuchte SMA der Parteilichkeit zu überführen (ohne dies jemals auszusprechen), für ihn war es der einzig mögliche Weg und als solcher auch legitim (schließlich hatte die ganze Sache schon ein G'schmäckle (allein das SMA es nicht für nötig befand zu erwähnen, dass die Betriebsqualitätsdefinition auch nach der alten Norm erfolgen kann, hat durchaus an deren Reputation gekratzt).

Und die Reaktion derer hat schon bewiesen, dass sich die Schweizer getroffen fühlten. Aber wie war das - wer freiwillig in die Öffentlichkeit tritt hat weder Mitleid zu erwarten noch welches zu fordern.
Vielfahrer hat geschrieben: Für mich hat die gestrige Übertragung, die ich leider nur in Teilen sehen konnte, genau das bestätigt, was ich von den Gegnern schon bislang gehalten habe. Interessant auch, dass die doch massiven Fahrplanverschlechterungen im Bereich der Gäubahn offenbar auf das Land zurück gehen. Der bislang gültige Fahrplan zu S 21 sah völlig anders aus, nachzulesen in allen SMA-Gutachten der letzten Jahre.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Mich ebenso, nur in bezug auf die andere Seite ;-) Aber das war ja jetzt auch nicht verwunderlich. Nun ja gut, aber den dritten Tübinger Zug, der die Wendlinger Kurve zum Crash bringt, jetzt als Verschwörungstheorie zu bezeichnen, kann auch nicht der richtige Weg sein. :Frol: Nein, ich weiss, dass du was anderes sagen wolltest.

Re: Stuttgart 21???

Verfasst: Sa 30. Jul 2011, 22:04
von Dirk B
Vielfahrer hat geschrieben:...Interessant auch, dass die doch massiven Fahrplanverschlechterungen im Bereich der Gäubahn offenbar auf das Land zurück gehen. Der bislang gültige Fahrplan zu S 21 sah völlig anders aus, nachzulesen in allen SMA-Gutachten der letzten Jahre.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Tja, oinr isch emmr dr Arsch, wie es in einem Lied einer schwäbischen Rockgruppe heißt. In dem Fall wohl die Gäubahnanlieger,gell? Bin mal gespannt, wie lange die Bürgermeister und Landräte der Anliegergemeinden noch sooo uneingeschränkt hinter S21 stehen können (und werden) wie bisher...

Dirk

Re: Stuttgart 21???

Verfasst: Sa 30. Jul 2011, 23:47
von Hannes
Wo wir es hier auch wieder von Schweizern haben: Die NZZ hat wieder einen lesenswerten Artikel zum Kompromissvorschlag vorgelegt: http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/i ... 09295.html
Chimaera hat geschrieben:Zwar nachvollziehbar, auch legitim, aber einfach nur doof - wenn man tatsächliche Transparenz beweisen wollte. Das hat ihrer Position deutlich geschadet, hätten die Gegner doch nicht ihre Beteiligung bestreiten können und vielleicht sogar das SMA-Ergebnis anerkennen müssen.
Hmm, als legitim würde ich es nicht bezeichnen, haben doch beide Seiten den Schlichterspruch anerkannt und sich somit verpflichtet - woran sich die Deutsche Bahn nicht gehalten hat. Natürlich aber auch ein Versäumnis der anderen Seite, erst spät auf diesen Missstand hingewiesen zu haben und sich nicht an Geißler gewandt zu haben. Im Hinblick auf Respekt und Fairness liegt die größere Schuld aber hier auf Befürworterseite.
Chimaera hat geschrieben:Dabei kritisiere ich nicht einmal die Tatsache der Einwürfe an sich - das haben die Gegner ja im Falle der Rede Palmers genauso gemacht. Die waren hier kaum einen Deut besser. Deshalb sehe ich Vielfahrers Wertung mit der "nichtvorhandenen Gesprächskultur" etwas zwiespältig.
Hinzu kam bei Palmer noch, dass hier wieder Geißler mit in der Runde saß und ihn auch noch ständig mit Nachfragen unterbrochen hat.
Chimaera hat geschrieben:Im Falle Dahlbenders und Palmers möchte ich die Kritik Vielfahrers jedoch zurückweisen. Dahlbender hat keineswegs das Karma der ungezügelten (unerzogenen?) aggressiven Wilden versprüht.
Das kann ich bestätigen, hier war bei ihr nur gegen Ende auch eine größere Aufgeriebenheit festzustellen.
Chimaera hat geschrieben:Ich kann an seiner Taktik nichts verwerfliches erkennen und bin der Meinung, dass er seine Aufgabe nahezu brillant gelöst hat. Er hat die Schwächen des Konzeptes aufgedeckt und aufgezeigt, wie die Bahn (Okay, und SMA) mit ihrer durchaus zweifelhaften Auswahl der richtigen Definition von "guter Betriebsverwaltung" den Schlichterspruch ad absurdum geführt haben. Gekonnt die richtige Strategie erkannt und angewandt. Palmers Auftritt anzusehen war ein Genuss - und eigentlich hätte mir dazu noch ein großer Eimer Popcorn gefehlt.
Brillant würde ich nicht sagen. Dieses dicke Bündel Papier der Präsentation, das ausgegeben wurde, mag zwar inhaltlich richtig sein, war in meinen Augen für diese Runde aber eine Nummer zu groß. Wie man es hätte sinnvoll einkürzen können, um dann nicht am Schluss durchgaloppieren zu müssen, weiß ich aber auch nicht. Palmers Auftritt war aber sicherlich besser verfolgbar der von Stohler, das liegt mit Sicherheit auch an der Gewohnheit öffentlicher Reden als Politiker und auch etwas am Dialekt :zwinker:
Chimaera hat geschrieben:Für dich mag es unehrenhaft gewesen sein, wie er versuchte SMA der Parteilichkeit zu überführen (ohne dies jemals auszusprechen), für ihn war es der einzig mögliche Weg und als solcher auch legitim (schließlich hatte die ganze Sache schon ein G'schmäckle (allein das SMA es nicht für nötig befand zu erwähnen, dass die Betriebsqualitätsdefinition auch nach der alten Norm erfolgen kann, hat durchaus an deren Reputation gekratzt).
In dieser Form konnte sich SMA das auch nur als ausländisches, explizit Schweizer, Unternehmen erlauben. Ich glaube, es hätte dem Verhältnis SMA-DB auf Dauer auch nicht zu sehr geschadet, hier von Seiten SMA eine Bewertung nach Schweizer Maßstäben anzulegen. Eine Angst des Verlusts weiterer Aufträge durch die DB mag evtl. vorhanden gewesen sein, umgekehrt muss man aber auch sagen, dass es in Zukunft kein besseres Licht auf die DB geworfen hätte, solch ein renommiertes Unternehmen nicht mehr zu beauftragen - wobei natürlich der relative Imageverlust bei der DB dann geringer ausfallen würde.

Grüße, Hannes

Re: Stuttgart 21???

Verfasst: So 31. Jul 2011, 00:03
von Bm 6/6 18514
Vielfahrer hat geschrieben:Interessant auch, dass die doch massiven Fahrplanverschlechterungen im Bereich der Gäubahn offenbar auf das Land zurück gehen. Der bislang gültige Fahrplan zu S 21 sah völlig anders aus, nachzulesen in allen SMA-Gutachten der letzten Jahre.
Um was geht es denn genau (habe es nicht angeschaut)? Bis jetzt ist mir kein anderer neuer Fahrplan als der vom Stresstest bekannt (und auf den Folien von gestern findet sich auch nichts).
Dieser Stresstest-Fahrplan (düfte der Planung des Landes entsprechen, zumindest die RE für die sie verantwortlicht) ist ziemlich genau der gleiche, wie auch letztes Jahr in der Schlichtung präsentiert wurde, der ziemlich ähnlich dem des SMA-Gutachtens ist.
Im Bereich Stuttgart haben sich die Zeiten um 0-3 min geändert, einerseits weil hier schon in der Vergangenheit leichte Konflikte mit der S 1 bestanden und sich diese im Stresstestfahrplan nochmal um eine Minute negativ verschoben hat. Ob da das Land aber wirklich diese eine Minute Verschiebung wollte? Im "DB-Schlichtungsentwurf" wollte die DB gar um 2 min verschieben, was damals wohl zu einem ungelösten Konflikt mit den Gäubahn-ICE führte, den man nun wohl irgendwie einigermassen ausgebügelt hat, indem man S-Bahn und ICE jeweils leicht verschoben hat. Das ganze dürfte aber eben nicht vom Land kommen, sondern durch S 21 bedingt sein (neue S-Bahn-Zufahrt Stuttgart+Halt Mittnachtstrasse). Wobei schon die ursprünglichen SMA-Planungen nicht ganz kompatibel zu den S1-Fahrplänen waren, damals hat man aber wohl nicht gewusst, wie die S-Bahnen verschoben werden sollten.
Somit dürfte der Fahrplan im nördlichen Teil den alten SMA-Planungen entsprechen, leicht geändert hauptsächlich wegen der durch S 21 leicht verschobenen S 1 (bzw. nun S 5)

Die grösseren Änderungen (vor allem Verschlechterungen) auf dem südlichen Gäubahn-Teil waren ja zu erwarten (ich hatte hier im Forum ja schon früher davor gewarnt), ohne Gäubahn-Ausbau passen die guten S 21-Fahrzeiten nicht zu guten Fahrplänen auf der Gäubahn. Und durch die vielen Engpässe auf der neuen Gäubahn-Zufahrt bei S21 lassen sich die Züge auch nur schlecht passend verschieben (also auf gute Anschlüsse an der Gäubahn, aber schlechtere in Stuttgart).

Wobei man das nicht ganz so ernst nehmen darf, ich glaube kaum, dass die von der DB geplanten ICE-Lagen im Stresstest so gefahren werden, da dürfte sich die SBB dagegen wehren. Was natürlich in Stuttgart zusätzliche Leerfahrten bedeutet, wenn sich die Züge aus Zürich und nach Nürnberg knapp verpassen und so beide Züge leer von/nach den Abstellbahnhöfen fahren müssen. Aber ausserhalb der HVZ (und alle 49 Züge kämen ja nicht "sofort") sollte sich ein Platz finden, um die Züge Zürich-Nürnberg zu splitten (was die Bahn bis vor wenigen Monaten sowieso unabhängig davon wollte).

Florian

NZZ zu Parallelen Stuttgart <> Zürich

Verfasst: Do 4. Aug 2011, 17:39
von lepus maritimus
Hannes hat geschrieben:Wo wir es hier auch wieder von Schweizern haben: Die NZZ hat wieder einen lesenswerten Artikel zum Kompromissvorschlag vorgelegt:
Hallo zusammen,

wieder einmal ein interessanter Artikel aus der die Neuen Zürcher Zeitung NZZ: http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/i ... 60465.html

Dort veröffentlicht sie ein Gespräch mit dem SMA-Chef Stohler zur S21/K21-Kombilösung und zu den Parallelen mit der Zürcher Durchmesserlinie (http://www.durchmesserlinie.ch): Diese Durchmesserlinie ist auch eine Kombination aus kleinem zusätzlichen unterirdischen Durchgangsbahnhof und Beibehalt des oberirdischen Kopfbahnhofs. Und sie entstand ebenfalls erst nach Protesten der Bevölkerung gegen die ursprüngliche, offizielle Ausbauvariante, die sich wegen des Widerstands gegen die erheblichen Eingriffe in die Wohnbebauung schlussendlich als politisch nicht durchführbar erwiesen hatte.

Sehr lesenswert.

L.G.
L.M.

Re: Stuttgart 21???

Verfasst: Fr 5. Aug 2011, 14:43
von Hannes
Ebenfalls lesenswert ist auch ein Interviews Stohlers mit der Stuttgarter Zeitung: http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhal ... fd86c.html