Vielfahrer hat geschrieben:
Also ich habe nicht gelacht, sondern die Erkenntnis gewonnen, dass das Aktionsbündnis (Rockenbauch, Dahlbender, Palmer und andere) offenbar keine gute Kinderstube hatten.
Vielfahrer hat geschrieben:
Rockenbauch ist ein Mann ohne jegliche Gesprächskultur, da er ständig anderen ins Wort fällt.
Nun gut, das finde ich jetzt etwas übertrieben. Generell liegt es in der Natur der Sache, dass ein Angreifer ein ganz anderes Verhalten an den Tag legen muss als ein Verteidiger. Klar könnte man jetzt argumentieren, dass es hier ja um ein Sachgespräch, um ein fachliches Thema geht, bei dem Emotionen, Ehrgeiz und jederlei Subjektivität außen vor liegen sollten um die objektiv beste Lösung zu finden.
Nur ist eine solche Vorstellung leider illusorisch und realitätsfern. Das funktioniert in der Praxis
nicht.
Kann ja auch nicht funktionieren, weil es nicht das Ziel ist die bestmögliche oder meinetwegen auch second best Lösung zu erhalten, sondern eben sein Verhandlungsziel durchzusetzen.
Das merkt hier auch jeder schnell, der schon einmal an einem Seminar zu Verhandlungstechniken und/oder an einer Schulung zur angewandten Rede (welche ja auch in vielen Unternehmen stattfinden) hat. Das man sich hier aller Techniken, rednerischen Mittel und meinetwegen auch "Tricks" bedient, welche zur Verfügung stehen, finde ich deshalb auch völlig legitim - das kann man niemandem vorwerfen, das gehört einfach zum Geschäft.
Das macht die Bahn auf der anderen Seite ja auch - nur viel subtiler. Diese kann es sich aus ihrer Position heraus allerdings auch leisten ganz anders vorzugehen. Dieses permanente Gegrinse Kefers z.B., welches als süffisanter Ausdruck des eigenen fachlichen Überlegenheitsgefühl wahrgenommen kann (und wird) war keinen deut besser. Und dass man die Gegner nicht in das Geplane des Tests mit SMA einbezogen hat (auch wenn diese dies wohl mit selbst verschuldeten) ist mehr als ein Armutszeugnis für die Bahn, beweist es doch, dass man hier gezielt versuchte sich "gefährliche Störfeuer" vom Leib zu halten auf dass diese bloß keine kritischen Fehler entdeckten.
Zwar nachvollziehbar, auch legitim, aber einfach nur doof - wenn man tatsächliche Transparenz beweisen wollte. Das hat ihrer Position deutlich geschadet, hätten die Gegner doch nicht ihre Beteiligung bestreiten können und vielleicht sogar das SMA-Ergebnis anerkennen müssen.
Ein Streitgespräch aus der unterlegenen Position (und damit meine ich nicht die fachliche, sondern die der auch real existierenden Fähigkeit sein Anliegen durchzusetzen) zu gewinnen ist schwer, allein gute Argumente zu haben reicht da leider nicht aus. Da muss man alle Register ziehen.
Ich stimme jedoch mit Vielfahrer darin überein, dass Rockebauch alles in allem eine schlechte Figur gemacht hat und nicht nur sein Betragen daneben war.
Wenn seine Einwürfe auch hin und wieder berechtigt waren, so wirkten sie doch plumb und und pseudo-besserwisserisch (pseudo deshalb, weil er jedesmal in der Annahme einen Schwachpunkt gefunden zu haben triumphierend Angriff um daraufhin dann doch eine Niederlage einzufgahren) - und sie verpufften genauso schnell wie er sie einbrachte. Wirkung gleich null.
Alles in allem würde ich sagen, hat er sich selbst mehr blamiert als dass er seiner Sache gedient und genutzt hätte. Dabei kritisiere ich nicht einmal die Tatsache der Einwürfe an sich - das haben die Gegner ja im Falle der Rede Palmers genauso gemacht. Die waren hier kaum einen Deut besser. Deshalb sehe ich Vielfahrers Wertung mit der "nichtvorhandenen Gesprächskultur" etwas zwiespältig.
Mit dem Willen ein ganz scharfer Hund zu sein hat er jedoch (zugespitzt formuliert) den Eindruck hinterlassen selbst ein Unsympath ist, mit dem sich eigentlich kein normaler Mensch identifizieren noch etwas zu tun haben möchte. Zumindest enstand dieses Gefühl spontan in mir :pfeifen: Nachvollziehbar war sein Auftritt zwar, doch ist er einfach völlig missglückt.
Im Falle Dahlbenders und Palmers möchte ich die Kritik Vielfahrers jedoch zurückweisen. Dahlbender hat keineswegs das Karma der ungezügelten (unerzogenen?) aggressiven Wilden versprüht. Ich kann mich jetzt nicht mehr ganz genau entsinnen (Ich habe die Übertragung nur bis etwas 16 Uhr gesehen, dann musste ich besuchsbedingt abschalten) doch ich meine zumindest, dass sie sich keine derart üblen Schnitzer geleistet hat, wie man sie bei Rockebauch beobachten konnte. Wenn ihr Verhalten bzw. ihre Aussagen vielleicht nicht ganz so angemessen und professionell waren, möchte ich dass sicherlich nicht auf eine charakterliche Sache oder Erziehung zurückführen. :Frol: Vielmehr vielleicht die Unerfahrenheit im Geschäft. (Wobei - war die gute Frau nicht in der Führungsebene irgendeiner Verwaltung oder sowas angesiedelt (Ich weiss es gerade nimmer)? Dann hätte man eigentlich mehr erwarten können.
[ot]von solchen Kulturbanausen soll man sich erklären lassen, dass der Südflügel ein schützenswertes Kulturgut sei?[/ot]
Das war jetzt aber ein Griff von dir in die dunkle Trickkiste. ;-) Ob Kulturbanausen oder nicht (Ich finde es unangebracht hier alle Gegner mit dieser Bezeichnung über einen Kamm zu scheren), das hat nichts mit dem Bonatzbau zu tun. Auch meiner unbedeutenden Meinung nach ist der Bahnhof als Vollständiges ein schützenswertes Kulturgut (Und ganz ehrlich, das Bauwerk verliert mit den Flügeln sein durchaus imposantes, geradezu herrschaftlich dominante Erhabenheit austrahlendes Gesamtbild. Von der Tatsache das man Denkmäler und historische wertvolle Güter nicht abreißt völlig abgesehen. Ich persönlich nehme es bereits dem Architekten krumm sowas ersponnen zu haben. Dasselbe mit dem neuen Bundeswehr, äh militärgeschichtlichem Museum in Dresden, wo ein völlig Bekloppter auf die Idee kam historisch wertvolle Jahrhunderte alte Bausubstanz mutwillig durch einen eingefügten Betonkeil zu vernichten. Für einen Historiker absolut widerlich. Mal sehen ob man die Akropolis irgendwann auch mal zur Hälfte abreisst um einen Mehrstöckigen Kiosk daneben zu setzen :ahnung: ). Jedenfalls lässt die Abwertung der Gegner, genannt in Verbindung mit deren Aussage der Schützenswürdigkeit des Bauwerks vermuten, dass du letzteres durch die Stigmatisierung in den Zweifel ziehen wolltest. Würde ich dir natürlich aber so nicht unterstellen wollen :stop:
Vielfahrer hat geschrieben:
Völlig daneben, aber sicher ganz gezielt, waren die Vorwürfe vom Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer gegen die SMA. Dafür muss man sich als Tübinger Bürger wahrlich schämen. Ich finde, dass Heiner Geissler das gut gemacht hat, indem er Palmer genau vorhielt, wie er mittels Fragenstellungen subversiv arbeitet.
Dazu habe ich oben bereits Stellung genommen.
Ich kann an seiner Taktik nichts verwerfliches erkennen und bin der Meinung, dass er seine Aufgabe nahezu brillant gelöst hat. Er hat die Schwächen des Konzeptes aufgedeckt und aufgezeigt, wie die Bahn (Okay, und SMA) mit ihrer durchaus zweifelhaften Auswahl der richtigen Definition von "guter Betriebsverwaltung" den Schlichterspruch ad absurdum geführt haben. Gekonnt die richtige Strategie erkannt und angewandt. Palmers Auftritt anzusehen war ein Genuss - und eigentlich hätte mir dazu noch ein großer Eimer Popcorn gefehlt.
Ein Lächeln huschte mir dann auch übers Gesicht, als er Herrn Kefer mit der Aussage ihn als Menschen sehr zu schätzen verbal umarmte - ein Kniff wie aus dem Lehrbuch um sich gegen Angriffe auf persönlicher Ebene abzusichern und dem Gegner das Messer aus der Hand zu nehmen. Der wirkliche Skandal war tatsächlich, dass man ihn im Gegensatz zu seinen Vorrednern gezielt versuchte immer wieder aus dem Konzept zu bringen um seine Argumentation und deren Wirkungskette zu zerstören (Rockebauch zähle ich jetzt mal nicht mit).
Ich persönlich halte Boris Palmer für einen begnadeten Redner und einen der seriösesten und glaubwürdigsten Vertreter seiner Partei (Nein, ich bin kein Wähler - weder von ihm
noch von seiner Partei) - und für wahrlich keinen Grund sich als Tübinger schämen zu müssen.
Für dich mag es unehrenhaft gewesen sein, wie er versuchte SMA der Parteilichkeit zu überführen (ohne dies jemals auszusprechen), für ihn war es der einzig mögliche Weg und als solcher auch legitim (schließlich hatte die ganze Sache schon ein G'schmäckle (allein das SMA es nicht für nötig befand zu erwähnen, dass die Betriebsqualitätsdefinition auch nach der alten Norm erfolgen kann, hat durchaus an deren Reputation gekratzt).
Und die Reaktion derer hat schon bewiesen, dass sich die Schweizer getroffen fühlten. Aber wie war das - wer freiwillig in die Öffentlichkeit tritt hat weder Mitleid zu erwarten noch welches zu fordern.
Vielfahrer hat geschrieben:
Für mich hat die gestrige Übertragung, die ich leider nur in Teilen sehen konnte, genau das bestätigt, was ich von den Gegnern schon bislang gehalten habe. Interessant auch, dass die doch massiven Fahrplanverschlechterungen im Bereich der Gäubahn offenbar auf das Land zurück gehen. Der bislang gültige Fahrplan zu S 21 sah völlig anders aus, nachzulesen in allen SMA-Gutachten der letzten Jahre.
Viele Grüße vom Vielfahrer
Mich ebenso, nur in bezug auf die andere Seite ;-) Aber das war ja jetzt auch nicht verwunderlich. Nun ja gut, aber den dritten Tübinger Zug, der die Wendlinger Kurve zum Crash bringt, jetzt als Verschwörungstheorie zu bezeichnen, kann auch nicht der richtige Weg sein. :Frol: Nein, ich weiss, dass du was anderes sagen wolltest.