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Re: Ausfall von IC-Zugpaaren am Wochenende

Verfasst: Di 4. Sep 2012, 07:57
von Karl Müller
So ein heckmeck !

Springt das Land ggf mit IRE Zügen ein ? Oder wurde noch nie drüber nachgedacht ?

Halt, dann jammern wieder die Gäugemeinden das sie Ihre S-Bahn verlieren....

Meine güte, es ist manchmal echt eine kleine Weltreise an den Bodensee !

Gruß und gute Fahrt !

Oli

Unpünktlichkeiten auf der Gäubahn

Verfasst: Di 4. Sep 2012, 09:20
von Vielfahrer
Hallo Wolfgang,

die erste Reise mit der Gäubahn, an die ich mich noch erinnern kann, führte mich vom damals noch bewirtschafteten Bahnsteig 2 in Eutingen (Württ.) über Schaffhausen in die Schweiz. Das ist nunmehr schon 51 Jahre her. Sicherlich bin ich zwischenzeitlich schon tausende male auf dieser Strecke gefahren. Schon damals sind mir Erlebnisse in Erinnerung, als wir mit 30 Minuten Verspätung in Horb angekommen waren und der Zug ins Nagoldtal schon weg war und wir auf den Bahnbus, der damals noch von Horb über Hochdorf bis Pforzheim (Buslinie 7710 hieß die damals) durchgefahren ist, bis zu 1 Stunde warten mussten. Die Verspätungsursachen lagen damals allerdings weniger in der Infrastruktur der Gäubahn begründet als vielmehr in den Langläufern aus Italien. Die D-Züge der Gäubahn sind damals übrigens noch von Dampfloks gezogen worden und hatten etliche Wagen mehr am Haken (bis zu 16) als heute. Erinnern kann ich mich noch an einen Betriebshalt in Spaichingen, wo auf dem Nebengleis eine Dampflok mit einem Zug nach Reichenbach auf dem Heuberg stand (bin leider nie diese Strecke gefahren).

Die Fahrzeiten damals waren recht üppig. Selbst ohne Unterwegskreuzung zwischen Rottweil und Horb dauerte das meist mehr als 30 Minuten, auch von Tuttlingen bis Rottweil immer so um die 20 Minuten.

Die mich störenden Verspätungen kamen eigentlich erst mit der Unzuverlässigkeit bestimmter Fahrzeuge auf, etwa dem Cisalpino oder auch den ICE und den VT 611 auf der Hochrheinstrecke. Ich unterhalte mich öfters bei Verspätungen mit dem Zugpersonal und erfahre dann, dass die Abfahrt in Zürich HB pünktlich gewesen sei. Mit den Problemen geht es oftmals los in Schaffhausen. Die Strecke nach Singen ist noch belegt, weil zwischen dem vorausfahrenden IRE aus Basel nach Ulm auch noch eine S-Bahn bis Thayngen eingeschoben ist. Ist der IRE wenig zu spät, überträgt sich das so auf den übernächsten Zug, den IC nach Stuttgart. Dieser trifft dann in Singen fast pünktlich, aber oftmals nur mit wenigen Minuten Verspätung ein. Beim Lokwechsel hapert es dann auch etwas, so dass mitunter die Abfahrt mit dem folgenden IRE der Schwarzwaldbahn getauscht wird und mit ca. 5 Minuten in Singen gegen die Minute 15 erfolgt. Verspätet, aber flüssig läuft es dann meist bis Talhausen oder Epfendorf, jedoch werden Gegenzüge wie der Ringzug zusätzlich zur planmäßigen Standzeit nochmals um 5 Minuten aufgehalten. Je nach Pünktlichkeit des Gegenzugs bleibt die Kreuzung dann verspätet in Epfendorf bzw. wird dort abgebaut, weil ohne Halt durchgefahren werden kann, da der Gegenzug die Kreuzungsaufenthaltszeit übernimmt oder sie wird nach Talhausen rückverlagert, was entsprechende spätere Ankunftszeiten in Horb und meist noch eine Kreuzung mit einem RE in Neckarhausen zur Folge hat. In Horb streuen nach meinen subjektiven Erfahrungen die Zeiten zwischen pünktlich (geschätzte 25 Prozent) und bis zu 5 Minuten (geschätze 50 Prozent) und 10 Minuten (geschätzte 20 Prozent). Mehr als 10 Minuten Verspätung sind eher selten (geschätzte 5 Prozent). In aller Regel dürfte daher der IC sich in Herrenberg vor der S 1-Trasse mit der Abfahrt zur Minute 47 in den Mischverkehr mit dem S-Bahn-Netz bis Stg.-Rohr einfädeln. Mitunter hat es auch in Böblingen - ich vermute baustellenbedingt - geklemmt und dann bei der Einfahrt nach Stuttgart, wo ich auch schon bis zu fast 10 Minuten gestanden bin.

Was mir sehr positiv auffällt, das ist das motivierte Zugteam, gleich ob es sich um deutsches oder schweizer Personale handelt. Die bemühen sich sehr um Anschlussreisende und in Horb etwa warten die RB nach Tübingen in den Abendstunden schon mal 10 Minuten länger - im Gegensatz zu den Anschlüssen RE/RB.

Wie das in der Gegenrichtung läuft, also wenn die IC in Rottweil am Abend mit 5 Minuten (und mehr) Verspätung in Rottweil eintreffen und die RE nach Villingen - Neustadt dann immer warten, das entzieht sich meiner Erkenntnis. Aus diversen Beschwerden entnehme ich aber, dass das hin und wieder nicht reicht. Die Fahrpläne sind eben recht eng gestrickt und Verspätungen würden sofort wieder Verspätungen der entsprechenden Gegenzüge nach sich ziehen, etwa über die Kreuzung mit dem Ringzug in Villingen usw. Die Übergangszeiten in Rottweil liegen ja auch beim Minimum von 4 Minuten, wobei trotz Verspätung ja bahnsteiggleich umgestiegen werden kann und teilweise sich der Anschlusszug nach Villingen noch vor dem IC in Bewegung setzt und erst auf Höhe zwischen Göllsdorf und Saline von diesem überholt wird. Zwei bis drei Minuten werden hier wettgemacht dank bahnsteiggleichem Übergang.
Ich denke also, dass die Gäubahn zu Unrecht als unpünktliche Strecke eingestuft wird. Sie erscheint mir sogar als recht leistungsfähig angesichts der Vielzahl von Zügen (pro Richtung dürften das über 40 Züge sein, die etwa zwischen Rottweil und Tuttlingen unterwegs sind). Und die RE verkehren dank ihrer üppig bemessenen Reservezeiten etwa in Horb oder in Eutingen auch recht pünktlich.
Wenn jedoch die Züge in Singen nicht pünktlich in Richtung Norden starten oder in Stuttgart, wo sie leider ohne günstige Anschlüsse abfahren, mit Verspätung auf die Gäubahn gehen, dann harzt es, teilweise wohl mit Anschlussverlusten in Rottweil oder auch in Singen in Süd-Richtung.

Das eigentliche Problem des Gäubahn-Fernverkehrs sind die heute nicht erreichbaren Fernanschlüsse in Stuttgart. Wie diese zu schaffen sind, das zeigt doch das Infrastrukturgutachten der SMA auf. Weitere detaillierte Ergänzungen dazu sind den Statusberichten der DB zum Gäubahnausbau zu entnehmen. Dort ist exakt beschrieben, was dafür getan werden muss. Sämtliche Maßnahmen liegen im Übrigen zwischen Singen und Herrenberg (Eintritt in den Mischverkehr mit der S-Bahn). Mit dem Flughafen hat dies zunächst nichts zu tun. Im Umkehrschluss aber ist klar, dass die Führung über den Flughafen (also die Entscheidung für S 21) für die Langstreckenverkehre auf der Gäubahn nur die beiden Fahrlagen zulässt, die in Herrenberg etwa zu den Minuten 15 bzw. 45 liegen und die ihrerseits in Stuttgart Hbf (tief) mit den Fernanschlüssen harmonieren. Der bestehende Kopfbahnhof hätte da noch zwei weitere Fahrlagen zugelassen (Herrenberg 0 und 30), die aber in Stuttgart hinsichtlich ihrer Fernanschlüsse wenig bringen (wie heute). Man muss also die Infrastruktur südlich von Herrenberg auf die Minuten 15/45 in Herrenberg ausrichten. Dies führt u.a. zur Doppelspur Horb - Neckarhausen und zu den anderen, eindeutig fixierten Notwendigkeiten bis Singen. Dort kann man, wenn man die Qualität der Einbindung in die Züricher Spinne nicht aufgeben will (und das werden die SBB nicht zulassen), nur mit dem skizzierten Ausbau und bogenschnellen Zügen Singen im Nullknoten erreichen oder man wird andernfalls Zürich erst eine halbe Stunde später erreichen und ohne weiteren Ausbau auf deutscher Seite die Fahrzeiten nochmals kräftig verlängern. Dann könnte man den Fernverkehr gleich aufgeben und mit beschleunigten RE-Zügen in 3:10 h die Strecke im Stundentakt befahren, eine Fahrzeit, die auch für Busse zu schaffen wäre. Für die Schweizer, die ihrerseits 100 Mio. Franken auf ihrer Seite in die Doppelspur zwischen Hüntwangen und Lottstetten bzw. Jestetten und der Landesgrenze investiert haben, eine nicht akzeptable Verlangsamung. Ich sehe deswegen die Umsetzung des Gäubahnausbaus als alternativlos und deshalb notwendig an.

Viele Grüße vom Vielfahrer

Re: Ausfall von IC-Zugpaaren am Wochenende

Verfasst: Di 25. Sep 2012, 18:01
von Villinger
Gibt es da etwa doch noch Chancen?
[color=white][url=http://www.nrwz.de/nrwz/KREIS/00045472/]Neue Rottweiler Zeitung[/url][/color] hat geschrieben: Gute Nachricht für die Gäubahn - Aber Artenschutz und EU macht Sorge
Zugstreichungen: Bahn will nochmal prüfen

KREIS ROTTWEIL, 25. September - In einer Sitzung des Gäubahn-Lenkungskreises hat die Deutsche Bahn angekündigt, angesichts der zahlreichen Proteste die geplante Streichung von Fernverkehrsverbindungen zwischen Zürich und Stuttgart noch einmal zu überprüfen. Für diese Zusage sei er dem Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn, Eckart Fricke, sehr dankbar, teilt der Vorsitzende des Interessenverbandes Gäu-Neckar-Bodensee-Bahn, Landtagspräsident Guido Wolf, mit.


“Fahrplankürzungen wären zu einer Zeit, in der wir uns um den Ausbau der Strecke intensiv bemühen, das absolut falsche Signal“, so Wolf. Erst am Montag hatte Rottweils Oberbürgermeister Ralf Broß ein Schreiben der Verwaltungsgemeinschaft Rottweil an Bahnchef Grube initiiert, dem sich sämtliche Amtskollegen der Verwaltungsgemeinschaft angeschlossen haben.

Darin fordern die Unterzeichner die Deutsche Bahn AG auf, die angekündigte Ausdünnung bei den Fernverkehrszügen auf der Gäubahn zum kommenden Fahrplanwechsel zu korrigieren. Die Pläne der Bahn sahen bekanntlich vor, dass es statt der bisher insgesamt 28 Intercity-Verbindungen am Wochenende von Rottweil nach Stuttgart oder Zürich es künftig nur noch 24 Fernverkehrshalte geben sollte.

Im Lenkungskreis, in dem Vertreter der Deutschen Bahn, des Landes sowie des Interessenverbands Gäubahn den Ausbau der Gäubahn koordinieren, wurden allerdings auch neue Probleme bezüglich des Ausbauabschnitts Horb-Neckarhausen angesprochen.

So ist beispielsweise eine neue EU-Richtlinie in Kraft getreten, die laut Deutsche Bahn zu Kostensteigerungen führen könnte. Aus Sicht des Verbandsvorsitzenden Guido Wolf müsste jedoch erst noch geprüft werden, ob die neue EU-Richtlinie beim Ausbau der Gäubahn überhaupt Anwendung finden kann. Schließlich handle es sich hier im Sinne von Bestandsschutz um die Wiederherstellung eines früheren Zustands, als ein zweites Gleis bereits verlegt war.

Auch einige geschützte Arten machen den Gäubahnplanern Sorge Man habe im Rahmen der Untersuchungen zur Umweltproblematik im Abschnitt Horb-Neckarhausen festgestellt, dass einige geschützte Arten von den Baumaßnahmen betroffen sein könnten. Hier werde man in enger Zusammenarbeit mit den örtlichen Naturschutzstellen nach einvernehmlichen Lösungen suchen. „Ich erwarte von der Deutschen Bahn, dass sie sich in all diesen Fällen pragmatischen Lösungen nicht verschließt“, so Wolf.

Einig waren sich die Vertreter der Bahn, des Landes und des Interessenverbandes im Lenkungskreis, dass man den gesamten Ausbau der Gäubahn mit Hinblick auf die Inbetriebnahme der Neubaustrecke Nürnberg-Berlin im Jahr 2017 sehen muss. „Zu diesem Zeitpunkt sollten die Fernverkehrsverbindungen von Zürich über Stuttgart hinaus nach Nürnberg verlängert werden, um dort Anschluss an die Schnellverbindungen nach Berlin zu erhalten“, fordert Wolf.

Re: Ausfall von IC-Zugpaaren am Wochenende

Verfasst: Di 25. Sep 2012, 20:01
von Vielfahrer
Es könnte durchaus sein, dass da noch was geht in Sachen IC-Wochenendverkehren. Aber da sollte man mal abwarten. Noch ist der Fahrplan nicht gedruckt.

Was den Ausbau zwischen Horb und Neckarhausen betrifft, so handelt es sich diesmal nicht um den Juchtenkäfer, sondern um die streng geschützte "Schlingnatter". Naturschutz ist wichtig und richtig. Die Frage ist aus meiner Sicht nur, warum dies zu Zeitverzögerungen führen muss. Wenn die zu schützenden Nattern z.B. nicht in ihrem Winterschlaf gestört werden dürfen, dann muss man eben ein halbes Jahr früher beginnen anstatt später. Naturschutz ja, aber zur rechten Zeit. Ich will nicht wissen, wieviele Tiere durch den überbordenen Verkehr auf den Straßen täglich ihr Leben verlieren. Es muss deshalb darum gehen, rasch vernünftige Alternativen zu bieten und dazu zählt die Ertüchtigung der Gäubahn, wie hier schon x-mal dargelegt, mit zu den wichtigsten Maßnahmen im Neckartal.

Viele Grüße vom Vielfahrer, der gerade wieder mal den IC zwischen Rottweil und Horb benutzt hat.