Lueger hat geschrieben:Vielen Dank für die gewohnt soliden Ausführungen!
Interessieren würde mich noch Stellungnahmen zu einigen in letzter Zeit - u.a. von Herrn Grube -vorgetragenen Wünsche hinsichtlich eines zweigleisigen Vollausbaus der Gäubahn, oder zur etwaigen Verwendung der SBB-ICN anstelle einer ICE-Rückkehr (wobei ich mir nicht vostellen kann, wie dies beim derzeitigen Mangel an entsprechenden Garnituren zu organisieren wäre).
Die Forderung nach einem zweigleisigen Vollausbau zwischen Horb und Hattingen war in früheren Jahren von den Anliegern der Gäubahn erhoben worden. Das machte damals auch Sinn, denn Taktfahrpläne existierten damals in Deutschland noch nicht. Inzwischen machen die vertakteten Zugsysteme nahezu das komplette Verkehrsangebot aus. Die Folge ist, dass es im Streckennetz Stellen gibt, wo sich systematisch Zugkreuzungen ergeben. Baut man hier eine Doppelspurinsel, so "erschlägt" man mit vergleichsweise wenig Invest eine Vielzahl von Zugkreuzungen. An Stellen, wo sich gar keine Züge begegnen, da ist eine Zweigleisigkeit nicht unbedingt notwendig.
Aufbauend auf diesen Überlegungen ist man in den letzten 15 Jahren von der Forderung nach durchgängiger Doppelspur beim Gäubahnausbau abgekommen. Nur dadurch konnte auch die Investitionssumme auf vergleichsweise bescheidene 134 Mio. Euro gedrückt werden.
Ich habe nun den Vortrag von Herrn Grube in Ermatingen nicht gehört und auch nur Pressemitteilungen gelesen. Ich schätze mal, dass da irgendwer was mißverstanden hat. Basis der Ausbaustrategie auf der Gäubahn ist das SMA-Gutachten bzw. die Anpassungen, die nach der vergleichenden Nutzen-/Kostenanalyse, die vom Bund für Allgäubahn, Südbahn und Gäubahn verlangt worden war. Konkret geht es hier nur um die Verlängerung der Doppelspur von Stuttgart über Horb Güterbahnhof hinaus um 3,0 km bis Neckarhausen, um eine neue Doppelspur unter Verwendung der Strecke Rottweil - Villingen zwischen Rottweil und Neufra Ringzughaltepunkt (2,8 km) und um die weitere Doppelspur zwischen Rietheim und Wurmlingen-Nord (2,7 km). Dann sind noch eine Reihe von Beschleunigungsmaßnahmen (z.B. Ersatz von Bogenweichen durch Weichen in der Geraden) notwendig oder gleisfreie Zugänge zu Bahnsteigen usw. sowie die sog. Singener Kurve für den Güterverkehr, also die Verbindung zwischen Singen Landesgartenschau und der Strecke in Richtung Gottmadingen, über welche zukünftig Güterzüge unter Umfahrung Singens verkehren sollen.
Was den Einsatz von ICE oder ICN betrifft, so besteht da keine eindeutige Klarheit. Zunächst wird es wegen der nicht dauerfesten Radachsen noch eine längere Zeit einen Mangel an ICE geben. Wenn die Industrie die dauerfesten Achsen entwickelt hat und sie zugelassen sind und dann auch in der entsprechenden Anzahl gefertigt und eingebaut sind, kann die DB die Wartungsaufenthalte wieder reduzieren und es stehen damit dann wieder ausreichend Fahrzeuge zur Verfügung. Wann dies tatsächlich der Fall sein wird, kann einem derzeit niemand zuverlässig sagen. Gerechnet wird aber nicht mehr in diesem oder im nächsten Jahr, eher 2013 oder 2014.
Weiter wäre auszuführen, dass die DB gemeinsam mit der SBB die grenzüberschreitenden Fernzüge vermarktet. Wie Dr. Grube mal bei einer Sitzung des Interessensverbands Gäubahn ausgeführt hat, liegt die Mehrheit bei der gemeinsamen Gesellschaft bei den SBB. Ich meine er sprach von 60% SBB-Anteil, 40% DB. Ich weiß es aber nicht mehr genau. Welche Fahrzeuge diese Gesellschaft langfrisitig einsetzen wird, wird man abwarten müssen. Es müssen jedoch aus Fahrzeitgründen Neigetechnikfahrzeuge sein, also etwa ICE oder ICN, da die Fahrzeit Zürich - Stuttgart maximal 2:38 h betragen soll.
Viele Grüße vom Vielfahrer