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Re: Neue Schwarzwaldbahn-Werbelok „L’Or del’azur“

Verfasst: So 30. Jan 2011, 16:57
von Bahner
K20 ist Geschichte!!!
Entscheidungen sollten auch mal akzeptiert werden, und nicht wie es bei Kleinkindern üblich ist ständig "dagegen gesprochen" werden. Die anhaltenden Proteste vorallem nach der Schlichtung sind nur noch lächerlich, dafür ist es schon mind. 10 Jahre zu spät!
Freut euch auf die Zukunft mit einem modernen Bahnhof und eine Landeshauptstadt mit moderner Stadtentwicklung um in BaWü zukunftsfähig zu bleiben.
Da hier niemand von uns morgen nach Stuttgart fahren muss und aus dem eigenen Geldbeutel 20 € für S21 in den Topf werfen muss, sollte man sich wieder um seinen eigenen Salat kümmern, aber manche Leute haben einfach zu viel Zeit im Leben, diejenigen die ständig was zum meckern haben, sei es die Oma von nebenan, die sich aufregt, dass der Hund an ihre Blumen pinkelt oder eben auch die S21 Gegner, die Entscheidungen nicht akzeptieren können!

Re: Neue Schwarzwaldbahn-Werbelok „L’Or del’azur“

Verfasst: So 30. Jan 2011, 17:19
von KBS720
Am besten treffen wir uns in 10 Jahren wieder in diesem Theard wenn das tolle neue Hbf gebaut ist und können uns streiten warum, wir damals alle dagegen waren/sind. :lachgrampf:

Re: Neue Schwarzwaldbahn-Werbelok „L’Or del’azur“

Verfasst: So 30. Jan 2011, 17:45
von Bm 6/6 18514
Wenn die Sache mit S21 so klar ist, warum schmeisst man dann Unsummen für Werbung dafür zum Fenster heraus? Wenn es doch eh gebaut wird?

Und als Eisenbanhnfreund liegt mir halt ein gutes Zugangbot auf einer leistungsfähigen Infrastruktur halt deutlich mehr am Herzen als ein Immobilienprojekt in einer entfernten Stadt auf Kosten der Eisenbahn. Dass die verantwortlichen Politiker vermutlich andere Prioritäten haben und die Eisenbahn bei denen in der Wichtigkeit weiter hinten liegt ist mir klar und verständlich, nur brauche ich das nicht gut zu finden.

Und gegen einen Tiefbahnhof in Stuttgart habe ich auch nichts. Er muss nur vernünftig gemacht sein und das ist die aktuelle Planung, die nur darauf ausgelegt ist, es so billig wie nur irgendwie möglich zu machen, halt überhaupt nicht.
S 21 mit 12 Gleisen, ohne extreme Neigung der Bahnsteige mit der Möglichkeit Züge wenden zu lassen oder Verstärkungstriebwagen ankuppeln zu können, durchgehend zweigleisige Zufahrten mit weitgehnend niveaufreien Verzeweigung, mehr Zufahrtsgleise und ein paar wenige Abstellgleise für Verstärkungseinheiten und ich fände S 21 gut. Nur wäre solche eine zukunfsfähige Lösung halt auch mit massiven Zahlenmanipulationen nicht vermittelbar da zu teuer. Und statt die richtige Konsequenz zu ziehen und das ganze abzubrechen baut man nun eine Krüppellösung, damit man das Hauptziel, die lästige Eisenbahn an der Oberfläche loszuwerden um dort Häuser zu bauen, gerade noch erreichen kann.

Stellt sich schon die Frage, warum Stuttgart die einzige Stadt ist, die so ein Projekt durchzieht und alle anderen Städte, in denen es auch solche Überlegungen gab, einen Rückzieher gemacht haben, manche früher, manche später. Heisst das, dass die Stuttgart schlauer sind als alle anderen oder dass alle anderen schlauer sind als die Stuttgarter?

Keine Ahnung wo ich wohne, wenn Stuttgart 21 fertig ist, bin ich in Hamburg kann ich da sicher leicht sagen "Atsch, habe ich schon immer gesagt", wenn ich öfters mit dem Zug in Stuttgart bin, bereitet so ein Satz sicher weniger Vergnügen. Nach der Landtagswahl wird es auf jeden Fall interessant, selbst wenn die CDU an der Macht bleibt, dann muss sie nämlich mal konkreter werden, wie sie die ganzen Wahlkampfversprechen zu Streckenausbauten abseits von S 21, mit denen sie momentan übers Land zieht, bezahlen will...

Florian

Re: Neue Schwarzwaldbahn-Werbelok „L’Or del’azur“

Verfasst: So 30. Jan 2011, 18:03
von KBS720
Meine Meinung.

Re: Informationsplakat zu Stuttgart 21

Verfasst: So 30. Jan 2011, 18:22
von Vielfahrer
Hallo Florian,

irgendwie kapiert Ihr es im Süden des Ländles nicht:

Wenn K 21 kommt, gibt es mitnichten Gelder für den Ausbau der Gäubahn. Die bleibt dann so, wie sie ist. Wenn etwa die Parkschützer aus Stuttgart in Tuttlingen Schecks mit Mio.-Beträgen verteilen für den Ausbau des Regionalverkehrs oder für eine bessere Lehrerversorgung, gesetzt für den Fall, dass S 21 nicht kommt, so hat das in etwa den gleichen Wahrheitsgehalt wie Deine Argumentation, dass die Verbindung zum Flughafen nur wegen des Gäubahnausbaus schneller würde.

Tuttlingen - Flughafen braucht heute mit IC runde 2:09 Stunden (8:33 - 10:42) und man muss in Stuttgart auf die S-Bahn umständlich umsteigen. Zukünftig geht das mit dem ICE in 1:15 h (8:21 - 9:36), also satte 54 Minuten schneller. Für mich sind das absolut bemerkenswerte Fahrzeitverkürzungen! Da hat das wenigste mit dem Gäubahn-Ausbau zu tun, sondern mit einer sinnvollen Verkehrsführung, indem man den Frequenzbringer Flughafen und die Neue Messe in die erweiterte Gäubahn-Streckenführung einbezieht. So etwas finde ich vorausschauend denkend.

Zum Glück wird dies nicht nur bei der Gäubahn so gemacht, sondern auch auf allen anderen Strecken in südlicher Richtung, also nach Reutlingen/Tübingen oder mit der NBS nach Ulm. Die Infrastruktur südlich von Stuttgart verbessert sich gravierend und die Stationen nördlich von Stuttgart profitieren durch die Durchbindungen auch davon, d.h. auch sie kommen direkt zum Flughafen und zur Neuen Messe oder in die südlichen Landesteile.

Wenn ich mir dagegen die jämmerliche Linienführung via Stuttgart-West mit ihren engen Kurven und teils nur Tempo 60 anschaue, mit den zu engen Tunnels, dann die eingleisige Einschleifung in den letztlich aus dem vorigen Jahrhundert stammenden Kopfbahnhof, so kann ich gar nicht verstehen, weshalb man da noch "oben bleiben" möchte. Solche Parolen können nur von Leuten stammen, die mit der Gäubahn nichts am Hut haben, denen es wurscht ist, ob in den Zügen jemand drin sitzt.

Wie ich schon x-mal geschrieben habe, so ist die Strecke zwar über den Flughafen ca. 4 km länger, aber dauert mitnichten länger, weil auf der NBS 160 km/h gefahren können (auch mit den RE-Zügen), während auf der alten Gäubahntrasse da bis zu glatten 100 km/h weniger gefahren werden. Es dauert maximal 20 Minuten von Böblingen bis Stuttgart tief (incl. eines Halts am Flughafen/Neue Messe). Auf der alten Gäubahnstrecke, logischerweise dann mit Halt in Stuttgart-Rohr oder Stuttgart-Vaihingen zum Umstieg auf die S-Bahn, ist es nicht schneller, allenfalls dann, wenn man ohne Halt durchfährt und in den Streckenausbau investieren würde. Und wenn man über die Güterkurve bei Stuttgart-Nord in Richtung Feuerbach fahren würde und dort umsetzen würde, dann Gute Nacht!

Gerade vor wenigen Tagen ist die CMT zu Ende gegangen mit Hundertausenden von Besuchern. Ich will nicht wissen, wieviele davon überhaupt mit der Gäubahn hingefahren sind. Wäre hingegen die Trasse schon fertig, ich denke, die Züge wären so voll gewesen wie beim Volksfest. Und die CMT ist nicht die einzige Messe am Flughafen. Alleine während des Novembers haben dort insgesamt 12 kleinere Messen mit 150.000 Besuchern (wieviele davon sind mit der Gäubahn gekommen?) stattgefunden.

Und nochmals: Der Ausbau von Stuttgart 21 führt u.a. wegen der notwendigen Einpassungen in die S-Bahnen zwischen Schorndorf und Stuttgart bzw. Stuttgart und Herrenberg sowie zwischen Abzw. Rohr und Flughafen zu Abfahrtszeiten zur Minute 15 in Stuttgart Hbf tief (Durchmesserlinie Nürnberg - Zürich) und bei den RE zur Abfahrtsminute 45 (Durchmesserlinie Schwäbisch Hall - Singen). Das passt auf die stündliche Abfahrtsminute 04 in Singen nach Zürich nur dann, wenn die Gäubahn bis zur Fertigstellung von S 21 ausgebaut sein wird. Ab Stationen wie Rottweil oder Tuttlingen ist das fast ein lupenreiner Stundentakt nach Zürich, in der ungeraden Stunde in Singen (zunächst) mit Umstieg.

Es tut sich - im Gegensatz zu den vorangegangenen Jahrzehnten - jetzt endlich was. Die Leistungsphasen I bis IV des ersten Abschnitts sind finanziert (kommunal, vom Land), es wird die Planfeststellung folgen und danach soll mit Verfügungsmitteln der DB der Abschnitt ausgebaut werden (2014).

Der Zwischenzug Schwäbisch Hall - Stuttgart - Eutingen - Rottweil/Freudenstadt wird auch zur Minute 45 ab Stuttgart fahren, so dass sich im Gäu weiterhin ein Stundentakt ergibt, nur um 30 Minuten verschoben. Das macht bezüglich der Fernanschlüsse nichts, da diese ja zukünftig alle 30 Minuten verkehren werden, denn dank der NBS Stuttgart - Ulm verlagern sich nach DB-Berechungen rund 2 Mio. Reisende von der Achse Frankfurt - Würzburg - Nürnberg - Ingolstadt - München auf die dann schnellere Verbindung via Stuttgart - Ulm und stabilisieren so den Halb-Stunden-ICE-Takt, der im Übrigen auch im Rheintal vorgesehen ist. Je nach Haltepolitik im Rheintal (Offenburg/Baden-Baden) könnte so die Schwarzwaldbahn eventuell bereits in Offenburg an die ICE angebunden werden.

Und falls irgendwelche irrigen Annahmen über S 21+ bestehen, so rechne ich nicht damit, dass auch nur ein fahrplanmäßiger Zug über die alte Trasse in Richtung Feuerbach fahren wird und dort Kopf machen wird. Sämtliche RE und ICE werden via Flughafen in den Tiefbahnhof fahren. Die alte Trasse bleibt jedoch aufgrund einer Forderung der Region Stuttgart, die die regionalplanerische Hoheit hat, erhalten. Dann wird man ja sehen, wie groß das Bedürfnis ist, dort touristische Züge für Panoramablicke einzusetzen. Bestenfalls - und das halte ich für sinnvoll - wird im Störungsfalle der S-Bahn-Stammstrecke dann ab Feuerbach eine S-Bahn-Verbindung nach Böblingen - Herrenberg ersatzweise verkehren. Vielleicht wird auch in einigen Jahrzehnten mal eine Tangential-S-Bahn Ludwigsburg oder Backnang - Ludwigsburg - Feuerbach - Vaihingen - Böblingen eingerichtet. Es macht also Sinn, was Geißler vorgeschlagen hat, nämlich die Trasse zu erhalten, wenngleich in absehbarer Zeit kein Zug der Gäubahn sie mehr benutzen dürfte.

Meine Einschätzung des gesamten Themas ist, dass S 21 viel zu kurz greift. Es geht vielmehr um Baden-Württemberg 21. Dazu zähle ich auch die Elektrifizierungsoffensive des Landes, die auf den Weg gebracht wurde. Ich bin mir sicher, dass mehrere Strecken davon bis 2019 elektrifiziert sein werden, zumal S 21 nur 15% der Landesmittel für den Schienenverkehr binden (bei weit mehr als 15% Bevölkerungsanteil).

Und dass das Land für sein Projekt wirbt, das ist doch absolut okay. Es wird ja von bestimmten Kreise genug dagegen angestänkert, oftmals auch mit bewusst irreführenden Behauptungen. Dass die Information notwendig ist, sieht man ja daran, dass selbst viele Eisenbahnfreunde die attraktiven neuen Fahrpläne gar nicht kennen und immer noch glauben, es würde alles langsamer, schlechter und teurer, das Geld für andere Bahnprojekte würde weggefressen, damit sich ein paar Nimmersatte die Taschen füllen können. Nein, soviel Unsinn, wie bei diesem Thema verbreitet wird, ich fasse es kaum.

Viele Grüße vom Vielfahrer

Re: Neue Schwarzwaldbahn-Werbelok „L’Or del’azur“

Verfasst: So 30. Jan 2011, 20:59
von Tf Reinhard
KBS720 hat geschrieben:Am besten treffen wir uns in 10 Jahren wieder in diesem Theard
Lieber wäre es mir, wenn wir uns dazu im "Stuttgart 21 - Tread" treffen würden. Bitte das Thema hier nicht vertiefen, das gehört woanders rein.

Reinhard

Re: Stuttgart 21???

Verfasst: Di 1. Feb 2011, 17:19
von Kinzigtalbahner
Im Schwarzwälder Boten steht heute in einem Beitrag über die Ansiedlung einer Produktion der Daimler AG nahe der Autobahn bei Sulz folgendes
Schwarzwälder Bote hat geschrieben:Geschäftsführer Hans-Rudi Link ist um die Attraktivität der Flächen an der Autobahn Singen-Stuttgart nicht bange. "Wenn Stuttgart 21 kommt, und es kommt, haben wir ein Sahnestückchen", ist Link überzeugt. Die Flächen würden dann bestimmt kein Brachland bleiben.
Unabhängig von der Diskussion um S21 - sieht da irgendjemand einen Zusammenhang? :Kopf_Kratz: :Ohje ...:

Grüße,
Moritz

Re: Stuttgart 21???

Verfasst: Di 1. Feb 2011, 18:57
von Vielfahrer
Der Zusammenhang ist relativ einfach:

In der Nähe der Autobahn bei Sulz besteht die Möglichkeit, ein großes Gewerbegebiet auszuweisen. Es gibt mit Daimler-Benz sogar einen potentiellen Nutzer, der dort, sicherlich auch wegen der Nähe zu Sindelfingen und der guten Verbindungen über die A 81, sich überlegt, sich dort anzusiedeln.

Man darf sich das ganze aber nicht so vorstellen, dass alle Mitarbeiter morgens mit ihren PKW vom Großraum Stuttgart in Richtung Sulz düsen und abends wieder zurück. Der große Teil der dort Beschäftigten wird in der Region wohnen (wo die Häuser noch preiswerter als im Stuttgarter Raum sind).

Für einen Mitarbeiter, der sich überlegt, ob er in diesem Raum umziehen soll, spielt die Infrastruktur eine große Rolle. Es geht da nicht nur um Straßen, sondern auch um den öffentlichen Verkehr, um das schnelle Internet, um die schulischen Gegebenheiten usw.

Kommt Stuttgart 21 mit stündlichen Verkehren etwa von Sulz nach Böblingen/Sindelfingen, zum Flughafen oder auch nach Stuttgart, so wertet dies den Standort Sulz und damit die Wahrscheinlichkeit, dass es dort zu den gewünschten Arbeitsplätzen kommt, deutlich auf.

Ich kenne die Verhältnisse in Sulz natürlich nicht im Detail. Aber ich gehe davon aus, dass auch im Raum Sulz demographische Veränderungen anstehen. Geht die Zahl der Schüler zurück, so stellt sich die Frage z.B. nach dem Fortbestand von Schulen, insbesondere weiterführenden Schulen. Das beste, was man dagegen tun kann, ist, dafür zu sorgen, dass es wieder mehr Schüler gibt, also insbesondere auf Zuzug setzen, was aber Arbeitsplätze voraussetzt.

Wer nichts tut, bei dem landen die Probleme von alleine. Gut beraten ist, wer sich umtut und entsprechend gegensteuert - und da kommt einer attraktiven Infrastruktur eine Schlüsselrolle zu. Das gilt im kleinen (Sulz) wie im großen (Metropolregion Stuttgart), wo man aufpassen muss, dass die Entwicklungen nicht an einem vorbei laufen.

Viele Grüße vom Vielfahrer

Re: Stuttgart 21???

Verfasst: Di 1. Feb 2011, 19:30
von Kinzigtalbahner
Danke für die Erklärung, jetzt verstehe ich immerhin, was der Redner im Zeitungszitat meinte, ungeachtet dessen, ob ich das realistisch finde.
Meine Entscheidung für einen anderen Wohnort würde ich nämlich an andere Faktoren knüpfen: an Stelle einer schnellen Flughafenanbindung wäre mir bspw. die Taktdichte im Regionalverkehr doch erheblich wichtiger - besonders bei der derzeitigen Witterung sind ÖPNV-Wartezeiten schließlich nicht allzu angenehm*.
Ist mit Stuttgart 21 Plus nun eigentlich ein Gäubahn-Halbstundentakt im Regionalverkehr möglich, oder hängt das davon ab, wie die "leistungsfähige Anbindung" der Panoramastrecke aussehen wird und ob diese gebaut wird?

Grüße,
Moritz

* Wohl wissend, dass S21 auch Verkürzungen der Umstiegszeiten bringen soll: Ein dichter Takt ist dadurch für mich nicht zu ersetzen.

Re: Stuttgart 21???

Verfasst: Di 1. Feb 2011, 23:48
von Vielfahrer
Hallo Moritz,

Klar, für jemand, der sich einen Wohnort aussucht, spielt ein Flughafen in der Regel nicht eine große Rolle, eher schon eine negative (ich denke an den Fluglärm über Südbaden durch Rilax). Für Unternehmen jedoch dürfte das in vielen Fällen ganz anders aussehen. Auf den Flughäfen tummeln sich nämlich nicht nur Touristen oder Ferienflieger, vielfach sind es Monteure, Geschäftsleute, Wissenschaftler, Marketingleute usw., die aufgrund der Globalisierung nicht nur im Ländle unterwegs sein müssen. Ich kenne unter denen, die mit mir in der Gäubahn als Pendler unterwegs sind, welche, die monatlich (!) auch interkontinental unterwegs sein müssen - und da spielt es schon eine Rolle, wie günstig man zu Flughäfen kommt. Einer zum Beispiel muss im März zweimal nach Guarulhos (Sao Paulo) fliegen und war dieser Tage in Asien unterwegs.

Auf der Gäubahn (südlich von Herrenberg) generell einen Halb-Stunden-Takt im Nahverkehr bzw. RE-Verkehr zu fordern, halte ich für überzogen. Wohl sind die RE in der Hauptverkehrszeit in Richtung Stuttgart sehr voll. Ich empfehle da mal, frühmorgens nach Bondorf, Gäufelden oder Herrenberg zu gehen. Kaum hat ein Zug die Bahnsteige abgeräumt, stehen schon wieder teils Hunderte auf dem Bahnsteig, um auf die nächste Verbindung zu warten. Da brummt es richtig. Das hält allerdings leider nicht den ganzen Tag an. Nach 8 Uhr sind die Frequenzen recht schwach, insbesondere auf den Pendelzügen Bondorf - Herrenberg (mit optimalem S-Bahn-Anschluss). Eine Ausnahme bilden lediglich bestimmte Schülerfahrlagen retour, die so stark sind, dass 425er von der Kapazität her tatsächlich angemessen sind.

Sehr gut laufen morgens die Doppelstockzüge mit 5 Wagen. Ab Herrenberg gibt es oftmals nur noch wenige Stehplätze. Unter Tags könnte der Stundentakt durchaus besser ausgelastet sein und abends gegen die Lastrichtung nach Stuttgart sind die Züge sogar schwach besetzt.
Hier einen 30-Minuten-Takt im Regionalverkehr zu fordern, ist angesichts der aktuellen Nachfrage m.E. überzogen.

Der RE-Stundentakt passt gut über die Rohrer-Kurve und den Flughafen zwischen die S-Bahnen S1, S2 und S3. Ich sehe da keinerlei Notwendigkeit, über die alte Gäubahntrasse zusätzlich (geht ja nur nach Feuerbach) Züge zu fahren, allenfalls wäre vorstellbar, den einen oder anderen zusätzlichen Zug, falls dafür Bedarf bestehen sollte, nach Stg.-Vaihingen zu fahren (Stadtbahn-Anschlüsse, Universität). Dafür gibt es allerdings auch die S-Bahn mit guten Anschlüssen aus dem Gäu. Zwischen Rohrer Kurve und Stuttgart West bzw. der Güterverbindungskurve bei Stuttgart -Nord sehe ich keinen regulären Schienenverkehr, auch nicht bei Stuttgart 21 plus.
Vielleicht findet sich ein Wagemutiger und bietet "Panoramafahrten" mit historischen Fahrzeugen an. Trassenprobleme dürfte er kaum bekommen.

Sinnvoll wäre es, zunächst einmal den Stundentakt zum verkehrlichen Rückgrat des Gäus zu machen. Fahrgäste bzw. Pendler, die abseits in Eutingen, Weitingen, Rohrdorf, Bildechingen, Göttelfingen, Baisingen, Vollmaringen oder Mötzingen, Öschelbronn, Tailfingen wohnen, könnte man durchaus schlauer auf die Bahn bringen (d.h. mit deutlich weniger Zeitaufwand). Auch die Anbindung von Nagold (5-stelliges Pendleraufkommen auf der B 28 Richtung Herrenberg - Böblingen/Sindelfingen - Stuttgart) müsste anders erfolgen. Schon vor über 20 Jahren hatte ich hier vorgeschlagen, eine Strecke Nagold-Wolfsberg - Mötzingen - Öschelbronn - Gäufelden (-Herrenberg) zu bauen, ca. 8 km zusätzliches Gleis. Danach gab es diverse Studien, u.a. mit dem Bau eines 3 km langen Tunnels unter dem Eisberg. Geschehen ist vergleichsweise wenig, in letzter Zeit sogar erschließen die Busse immer mehr Haltestellen z.B. in der Gemeine Jettingen und verlängern dadurch die Fahrzeit auf teils über 30 Minuten (bei 13 km Strecke). Hinzu kommt eine systembedingte Unpünktlichkeit, die den einen oder anderen S-Bahn-Anschluss zum Spurterlebnis werden lässt.

Am Beispiel des Raums Nagold - Altensteig kann man sehen, dass es hier zwar viele Firmen gibt, doch die Ingenieure und andere Führungskräfte wohnen in den Orten entlang der S-Bahn und fahren morgens mit dem PKW nach Nagold oder Altensteig zur Arbeit und abends wieder nach Hause. Das hat den Vorteil, dass ihre Familien unabhängig sind, vielfältige Infrastrukturen usw. in Böblingen/Sindelfingen oder Herrenberg vorfinden. Im Nagoldtal hingegen stehen Häuser leer, die Einwohnerzahlen stagnieren, obwohl es eigentlich wirtschaftlich gut läuft und noch ein vielfältiges Dienstleistungsangebot vor Ort besteht.

Würde man nun hier in die Infrastruktur Schiene investieren, so würde das - grob geschätzt - ca. 100 Mio. Euro kosten. Eine Folge aber wäre u.a., dass die Grundstückspreise massiv anziehen würden, weil die Nachfrage steigen würde. Ich will nicht soweit gehen und behaupten, dass sich das ganze von alleine finanzieren würde.

Am Beispiel des Ammertals, also des Raums zwischen Herrenberg und Tübingen, kann man jedoch sehen, dass mit der Ammertalbahn (und der Aufgabe des hier früher verkehrenden durchgängigen Busverkehrs) plötzlich unzählige Leute auf den Schienenverkehr umgestiegen sind und vorallem, dass die Gemeinden deutlich an Einwohnern zugenommen haben. Bauplätze sind rar und im Preis enorm gestiegen. Täglich nutzen die Bahn knapp 8.000 Fahrgäste.

Das glatte Gegenteil etwa kann man im Zollernalbkreis studieren. Die Talgangbahn, die vor über 10 Jahren eingestellt wurde, nachdem sie zuletzt auch alles andere als ein attraktives Angebot aufgewiesen hatte, wurde durch ein dichtes Busverkehrsangebot ersetzt. In den Stadtteilen Tailfingen, Truchtelfingen oder Onstmettingen jedoch wird diese Infrastruktur als wenig attraktiv empfunden. Hunderte Wohnungen sind leer und müssen teils weit unter Wert verkauft werden, weil sich der Talgang als Wohnort für Pendler absolut nicht eignet und die hier früher ansässige Textilindustrie mehr oder weniger verschwunden ist. So mancher, der sich als Altersvorsorge vielleicht eine zu vermietende Wohnung angeschafft hatte, legt nunmehr kräftig drauf.

Wenn es gelingt (und davon gehe ich aus), dass die Zollernbahn bis ca. 2020 elektrifiziert und im Stundentakt von Stuttgart über Flughafen/Neue Messe - Nürtingen - Reutlingen - Tübingen - Mössingen -Hechingen - Balingen bis Albstadt betrieben wird, dann wird der Wohnstandort Albstadt dadurch enorm aufgewertet. Es kommt hinzu, dass der Albtrauf, wie diverse sehr schöne Bilder auch in diesem Forum schon gezeigt haben, landschaftlich sehr attraktiv ist und gegen die Lastrichtung der Pendler mit Freizeitverkehren ausgelastet werden kann. Dazu die Konzeption der Regionalstadtbahn, die etwa Onstmettingen über Albstadt-Ebingen mit Balingen umsteigefrei verbinden kann oder im Bereich Mössingen - Dußlingen über Nehren Bahnhof - Bahnhofstraße - Ortsmitte - Dußlingen Schulzentrum Höhnisch - Dußlingen Bahnhof und weiter nach Tübingen verkehren soll, das wird hier ebenfalls brummen, teils zu Lasten der hier vielfach verkehrenden Buslinien, sicherlich aber auch zulasten des hohen Verkehrsaufkommens auf der B 27, wo man täglich im Stau steht.

Also, Infrastrukturen ausbauen, wo Potentiale vorhanden sind, das lohnt sich,
meint Vielfahrer