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Re: Polen (Schlesien) Winter 1986, Teil 2

Verfasst: Fr 18. Mär 2016, 21:53
von Tannenrainer
Karl Müller hat geschrieben: Auch ich war in jüngeren jahren dem "der letzte Zug fährt Tourismus" erlegen, klassisch war - die Staudenbahn.
Da war ich auch zugange, inklusive Abschiedsfahrt mit 6-teiligem Schienenbus... meine erste übrigens! Leider folgten noch viele andere...

Gruß
Tannenrainer

Re: Polen (Schlesien) Winter 1986, Teil 2

Verfasst: Sa 19. Mär 2016, 07:24
von Vielfahrer
Hallo Tannenrainer,

die Staudenbahn kommt wieder im Abschnitt von Gessertshausen über Fischach bis Langenneufnach. War vor drei Jahren zu einem Vortrag über Möglichkeiten der Reaktivierung dieser Strecke im Rathaus in Langenneufnach gewesen. Die Kommunalpolitik steht voll dahinter. Und mit der Staudenbahn-Betriebsgesellschaft gibt es auch tatkräftige Aktivisten. Der Landkreis hat zugesagt, ähnlich wie bei Ulm - Weißenhorn dafür zu sorgen, dass das Busnetz von Parallel- auf Zubringerbetrieb umkonzeptioniert wird. Erwartet werden dann über 1000 Fahrgäste/Tag, zumal die Strecke ab Langenneufnach dann direkt bis Augsburg umsteigefrei verkehren soll.

Viele Grüße vom Vielfahrer

Re: Polen (Schlesien) Winter 1986, Teil 2

Verfasst: Sa 19. Mär 2016, 17:29
von Guru61
Hallo
Nun, da habe ich wohl in ein Wespennest gestochen.
Ich muss da ein wenig präzisieren:
Natürlich steht es jedem frei, auf welche Art er seine Bilder macht.
Gegenüber dem Halbstundentakt in der Schweiz, wird es an anderen Orten sicher besser sein, man ist fahrbar. Auch hier in Polen sind wir einige Male mit dem Taxi unterwegs gewesen. Und später, in den 90er Jahren sind wir auch mit dem Auto da gewesen und haben die Züge mit dem Auto verfolgt. Allerdings auf unsere Art: Zuerst mit dem Zug mit, und die Strecke angesehen, und dann versucht, gute Stellen mit dem Auto anzufahren. Das gab halt pro Zug vielleicht 3 Fotos, da es nicht möglich war, den Zug zu "verfolgen".
Ich laufe heute noch gerne eine Strecke ab. Letztes Jahr war ich auf der Waldenburgerbahn. Die wird 2020 auf Meterspur umgestellt. Ich werde sie nach und nach weiter besuchen, um einfach die Situation nochmals zu dokumentieren. Wer Lust hat, findet die Bilder unter meinen Alben:
https://www.flickr.com/photos/r_walther/albums/

Wenn ich die Strecke ablaufe, weiss ich bei jedem Bild, das ich von der Bahn in Zukunft sehen werde, wo es gemacht ist. Auch das Personal, kennt einem dann plötzlich. Die Lokführer fangen einem an zu grüssen und man ist dann irgendwie nicht mehr ein Fremder. Und wenn man dann vielleicht mal ein wenig illegal steht, dann wird kein Geschrei gemacht.
Das erlebe ich jetzt auch gerade am Bipperlisi, wo ich jeden Samstag, bei schönem Wetter an der Strecke entlang gehe.
So wie hier:
Bild
Die hängenden Äpfel im Schnee waren zu verlockend, um an ihnen vorbei zu gehen.

Drum: Lassen wir die Autofahrer leben! Es wäre auch nicht schön, wenn wir in Viererkolonnen am Gleis entlang gehen würden.

Aber sind wir uns auch bewusst: wer eine Bahn nicht nutzt, verkürzt ihr Leben. Und für Autofahrer, die meinen, sie müssen sich an Fotohalten aufbauen, und den zahlenden Passagieren eines Sonderzuges im Weg stehen, und dann noch frech werden, da drehe ich durch!
Dasselbe hat mein Freund damals in Rumänien erlebt: Auf einer Fahrt, waren just immer die gleichen Zwei mit ihren Sternkarossen am Ort und standen im Weg.
Allerdings wusste man sich zu helfen:
Abends wurde dann von einem Mitreisenden, zwei Reifenventile dem Reiseleiter neben den Teller gelegt.
Das war 1991.

Im Übrigen mache ich auch gerne an einer Bahn Ferien: Angedacht ist nächstes Jahr an der Harzquerbahn. Da mich die Strecke nach Eisfelder Talmühle besonders interessiert, werde ich wohl im Raum Benneckenstein logieren. U.U. werde ich da auch mit dem Auto hinfahren. Aber die Strecke werde ich mir sicher erwandern.

Gruss Guru

Re: Polen (Schlesien) Winter 1986, Teil 2

Verfasst: Sa 19. Mär 2016, 20:16
von Tannenrainer
Lieber Guru,

Du sprichst mir absolut aus der Seele, dem ist nichts hinzuzufügen!

Zum Thema Stillegungstourismus noch: Leider blieb einem in den 90er-Jahren nichts anderes übrig, als den rapide wegsterbenden Nebenbahnen in den neuen Bundesländern hinterherzuhecheln, wollte man sie überhaupt noch kennenlernen, so schnell ging das damals!
In manchen Jahren waren pro Fahrplanwechsel halt mal schnell 15-20 Strecken fällig... deutsche Verkehrspolitik in Reinkultur!

Ich erinnere mich trotz der auch heute noch bei mir vorhandenen Trauer und dem Unverständnis über diesen Kahlschlag im einstmals so dichten Eisenbahnnetz der ehm. DDR gerne daran zurück, so haben wir zu zweit, zu dritt, auch mal zu viert jedes Jahr ein anderes Eck (mal in der Altmark, mal in Thüringen, dann in der Mecklenburgischen Seenplatte usw.) erkundet und dabei täglich eine andere Strecke unter die Wanderschuhe genommen, da sind mal hübsch jeden Tag so an die 20-25 km zusammengekommen, und wer die üblichen Fahrpläne von Stillegungskandidaten kennt, der kann sich ausrechnen, wie dürftig die Ausbeute an Fotos mit Zügen wurde... dafür konnte man an so einem langen Tag an der Strecke viele schöne Stimmungen eben ohne Zug einfangen, und im Nachhinein sind das oftmals aussagekräftigere Bilder geworden als die üblichen Standardfotos mit Zug!

Falls ich jemals dazukommen werde, mir einen Diascanner anzulachen, zeige ich Euch mal was davon...

Gruß
Tannenrainer