Hallo Wolfgang,
ich glaube, das wird schon zu speziell, um da noch Aussagen treffen zu können. Da müssten wohl eher Physiker und Bauingenieure ran, auf die Schnelle hab ich auch keine weitere Literatur darüber finden können.
wolfgang65 hat geschrieben:Was mich zum Nachdenken gebracht hat ist, dass die Gesamtlänge des Tunnels nicht in die Berechnung mit eingehen soll.
Ich vermute, die Formel, die in unserer Formelsammlung vorhanden ist, ist eher auf deutsche Eisenbahntunnel zugeschnitten, deren Länge ja 10 km nicht überschreitet und bei den meisten Strecken sowieso noch deutlich kürzer ist, daher wohl eher vernachlässigbar. Im Artikel ist ja eine leicht andere Formel genannt, wo es auch heißt
mit v Fahrgeschwindigkeit, m Zugmasse, k0 bis k5 von der
Zuggestaltung abhängige Faktoren und ist abhängig von
der Tunnel- und Zuglänge, dem Verhältnis von Tunnel-
und Fahrzeugquerschnitt und von der Rauhigkeit der
Tunnelwand. In der Literatur wird der Tunnelfaktor für
Doppelspurtunnel mit 1,1 bis 1,3 und für Einspurtunnel
mit 1,5 bis 2,0 angegeben.
Einen Einfluss spielen da sicher auch die Ausbreitungsmöglichkeiten der Luft, wie auch im oben verlinkten Artikel dargestellt. So ist der LBT ja extra abgeschlossen bis auf die Überleitstelle, so dass die Luft sich nicht verwirbeln kann während im Eurotunnel die Querstollen zum Servicetunnel hin offen sind und deshalb eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h gilt, wie ich auch erst jetzt erfahren habe:
Der Eurotunnel zwischen Folkestone (Großbritannien)
und Calais (Frankreich) besteht aus zwei Einspurtunneln,
jedoch mit dem Unterschied, dass sich zusätzlich zwischen
den beiden Hauptröhren, die 30 m Abstand haben, eine
Serviceröhre befi ndet, die mit kleinen Fahrzeugen befah-
ren werden kann, wie in Bild 1 ersichtlich [1]. Sie dient
der Instandhaltung, der Evakuierung und zum Druckaus-
gleich. Die aerodynamische Druckwelle kann sich über
die Querschläge, die die Hauptröhren alle 375 m mit der
Serviceröhre verbinden, im gesamten Tunnel ausbreiten.
Im 50,45 km langen Eurotunnel fahren die Züge mit
höchstens 160 km/h, es handelt sich also nicht um eine
Hochgeschwindigkeitsstrecke.
wolfgang65 hat geschrieben:Interessant wäre hierzu noch die resultierende Geschwindigkeit der - vermutlich halbwegs laminaren - Luftströmung zu kennen, die der fahrende Zug im Tunnel verursacht - diese geht ja durch Reibungsverluste (wohl quadratisch mit V ansteigend) an den Tunnelwänden direkt in den zusätzlichen Energieverbrauch der Lok mit ein. Könnte man diese evtl sogar über das oben stehende Verhältnis 4.5 annähern?? Oder ist das kompletter Unfug?
Sollte diese Annäherung tatsächlich der Realität entsprechen, müsste eine grob 40-50km/h schnelle Luftströmung im Tunnel entstehen (der Neat ist, wenn ich das richtig sehe, als geschlossene Röhre ausgeführt und hat ja keine Quertraversen).
Also im Artikel lag der Fokus ja am Stromabnehmer, dort war eine Prandtlsonde angebracht, die die Strömung gemessen hat. Auf Seite 596, Bild 9 ist ja zu erkennen, dass bei Tempo 230 die axiale Strömung bei bis zu 330 km/h gelegen hat, bedingt durch die Geschwindigkeit des Zuges und den Verdrängungseffekt durch die Querschnittsänderung am Zug. Vergleichbar dürfte der Effekt mit dem gewünschten Effekt an Flugzeugflügeln zur Erzeugung von Auftrieb sein.
Ich kann mir vorstellen, dass ab einem gewissen Abstand zum Zug (würde jetzt im LBT einfach mal halbe Tunnellänge annehmen oder halber Weg bis zur Überleitstelle, , wo eine entgegengesetzte Strömung vorhanden sein kann) die Strömung nur noch eher gering ist, da die Luft ja wieder in einen ausgeglicheneren Zustand gelangen kann. Den Effekt kann man ja in S-Bahn-Tunnel beobachten, wobei das natürlich ein schwieriger Vergleich ist, da hier Ausbreitungsvolumen auf den Bahnsteigen zur Verfügung steht und die S-Bahnen auch in geringerem Abstand anhalten und die Luftmassen damit auch wieder etwas bremsen, was im LBT ja nicht passiert.
Noch ein paar weitere Infos zum LBT beim EIU:
http://www.bls.ch/d/infrastruktur/neat- ... ysteme.php
Grüße, Hannes