Goldberger hat geschrieben:So skeptisch ich in Bezug auf S21 war und teilwiese immer noch bin, allerdings bleibt festzuhalten:
-Die Führung der Fernzüge über die Filderbahn und den Fildertunnel wäre fast gleich schnell trotz Halt in S-Flughafen als die derzeitige Strecke.
-Ohne Halt in S-Flughafen wäre sie eher schneller
-Die heutige Strecke direkt anschliessen geht wegen Gefälle nicht. Vermutlich läuft es dann auf die "Feuerbacher Kreiskurve" hinaus. Die Fahrzeit wäre dann länger als heute
Sprich:
Nach der Planung wäre die Fahrzeit (wenn auch nur minimal) länger als heute, länger als in der S21 Ursprungsplanung und gleichzeitig entfällt der Halt in S-Flughafen, was auf jeden Fall Fahrgastpotenzial und Bequemlichkeit kostet. Über das tatsächliche Potenzial des Flughafen/Filterbahnhofs kann man sich trefflich streiten, aber lieber nur zehn zusätzliche Fahrgäste pro Zug als gar keiner bei sogar leicht kürzerer Fahrzeit.
Bei den Fahrzeiten wird vom S21-Kommunikationsbüro viel getrickst. In einer Broschüre, die mir Klaus Gebhardt mal gezeigt hat, steht drin, dass mit S21 die Fahrzeit Paris - Stuttgart sich um 30 Minuten verkürzt. Alles, was bei S21 Richtung Paris aber neu gemacht wird, sind 3 km Richtung Zuffenhausen. Die 30 Minuten Fahrzeitverkürzung stehen in Zusammenhang mit irgendwelchen Beschleunigungsmaßnahmen, die mit Stuttgart 21 nichts zu tun haben.
Die S21-Fahrzeit auf der Gäubahn mit der heutigen zu vergleichen, dient der Verwirrung. Es herrscht heute seit dem Abzug der ICE ein Notfahrplan auf der Gäubahn. Die IC brauchen zwischen Stuttgart und Tuttlingen derzeit 1 Stunde 30 Minuten. Im Fahrplan 2006/2007 betrug die Fernverkehrsfahrzeit hingegen 1 Stunde 21 Minuten. Diese Fahrzeit können wir morgen wieder haben, wenn die ICE zurückkehren.
Die im Vergleich zum derzeitigen Notfahrplan günstigere Fernverkehrsfahrzeit bei S21 rührt von folgendem her:
1.) Es wird die Rückkehr der ICE unterstellt
2.) Es wird der teilweise zweigleisige Ausbau zwischen Hotb und Tuttlingen mitsamt weiterer Beschleunigungsmaßnehmen unterstellt.
3.) Es wird unterstellt, dass der S21-Fahrplan auf der Gäubahn fahrbar ist, was er bei genauerer Analsye des Stresstests nicht ist.
Die günstigere S21-Fahrzeit im Vergleich zum derzeitigen Notfahrplan rührt also nicht von S21 sondern vom ICE-Einsatz und vom Gäubahn-Ausbau. S21 selbst mit seinem Hindernis-Parcours über Rohrer Kurve, Filder-S-Bahn und S-Bahn-Flughafen-Bahnhof verlängert die Fahrzeit um 5 - 10 Minuten, wie der VCD nachgewiesen hat.
Unterstellt man die Rückkehr der ICE und den Gäubahn-Ausbau ohne S21 kommt man auf deutlich kürzere Fahrzeiten als bei S21. Zudem ist bei S21 die Fahrplanssicherheit überhaupt nicht gegeben (SMA: "Anspruchsvolle Fahrplankonstruktion"). Das System ist höchst störanfällig, da der Gäubahn-Fern- und Regionalverkehr bei S21 u.a. mit 3 S-Bahn-Linien koordiniert werden müsste. In ganz Europa passiert übrigens gerade das Gegenteil: langsamer S-Bahn-Verkehr und schneller Verkehr werden entzerrt. Bei S21 passiert das genaue Gegenteil. ICE-Verkehr wird auf eine S-Bahn-Strecken gelegt. Heute hat man mit der innerstädtischen Gäubahn eine freie Strecke nur für den Gäubahn-Regional- und Fernverkehr. Diese soll aber ja stillgelegt werden.
Das Eisenbahnbundesamt lehnt die Gäubahn-Murks-Planung auf den Fildern übrigens seit 2002 ab. Die Bahn AG versucht hier immer wieder ein Planfeststellungsverfahren zu starten. Immer mit dem gleichen "Erfolg". Die Eröffnung der Planfeststellung durch das EBA wird abgeleht. "Fehlende Planungstiefe," heißt es da. Diese Unterlagen können sie auch nochmals 10 Jahre einreichen. Solange die Bahn AG nichts an dieser Murks-Planung ändert, wird das EBA da nicht zustimmen. Oder es muss kostspielig mit einer Neubaustrecke auf den Fildern nachgebessert werden. Aber wer will dafür denn bitte das Geld auf den Tisch legen? Ich sehe jedenfalls die S21-Murks-Planung bei der Gäubahn gescheitert. Die Bahn AG kommt so nicht weiter. Früher haben die Grünen übrigens mal gefordert, dass der Bau von S21 nicht beginnen dürfe, solange nicht klar ist, ob wirklich auch alle Abschnitte planfeststellbar sind. Eine sehr vernünftige Forderung. Man kann nicht anfangen etwas an einer Stelle anfangen zu bauen, um dann irgendwann feststellen zu müssen, dass man an einer anderen Stelle kein Baurecht bekommt und die ganze Sache dann zur Bauruine wird. Leider höre ich diese vernünftige Forderung der Grünen derzeit nicht mehr.
Prof. Karl-Dieter Bodack sieht übrigens den Planfeststellungsabschnitt 1.3., zu dem ja die Gäubahn-Murks-Planung gehört, zu den Gründen, warum S21 schließlich scheitern wird. Ein sehr interessantes Papier:
http://www.bei-abriss-aufstand.de/wp-co ... 06-141.pdf