Video-Konferenz des Interessenverbands Gäubahn

Alles zur Strecke Stuttgart - Singen kann hier rein.
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Vielfahrer
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Video-Konferenz des Interessenverbands Gäubahn

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

die Video-Konferenz des Interessenverbands Gäu-Neckar-Bodensee-Bahn ist auf großes regionales Interesse gestoßen. Etwas über 60 Teilnehmer ließen sich durch das Verkehrsministerium in Stuttgart (durch die Herren Gerd Hickmann und Martin Klust) auf den ab Ende 2025 auf der Gäubahn vorgesehenen Angebotsstand bringen. Zu den Zuhörern zählten fast alle Kommunen, Landkreise, IHKs und Regionalverbände entlang der Gäubahn, zahlreiche Mitarbeiter den Verkehrsministerium aus Stuttgart (und Berlin) sowie mehrere Landtags- und Bundestagsabgeordnete.

Demnach wird die Zahl der IC- bzw. RE-Züge an Werktagen auf 19 Zugpaare und am Wochenende auf 17 Zugpaare steigen, wobei diese allerdings dann bis zur Fertigstellung des Pfaffensteigtunnels nur bis/ab Stuttgart-Vaihingen verkehren werden, eventuell auch noch bis zum Nordhalt. In Stuttgart-Vaihingen wird ein bahnsteiggleicher Umstieg von den IC-Zügen auf die S-Bahn angestrebt, kann aber voraussichtlich nicht in jedem Fall garantiert werden. Von der Fahrzeit her gibt es eine leichte Verlängerung, weil der Umstieg in Stuttgart-Vaihingen auf die S-Bahn hinzukommt. Die Verlängerung beträgt ca. 2 bis 8 Minuten. Zunächst bleibt es bei den schnellen und langsamen IC-Takten. Sobald südlich von Neckarhausen weitere Ausbaumaßnahmen umgesetzt sein werden, sollen dann stündlich nur noch schnelle IC-Züge zwischen Zürich und Stuttgart eingesetzt werden.

Ebenfalls ab Dezember 2025 startet das MEX-Konzept des Landes auf der Gäubahn. Wie bisher verkehrt ein Zug pro Stunde nach Freudenstadt, in der einen Stunde umsteigefrei, in der anderen wie bisher mit Umstieg in Bondorf. Die Fahrzeiten verkürzen sich, da nicht mehr in Eutingen geflügelt wird. Durch den Umstieg in Stg.-Vaihingen auf die S-Bahn wird dieser Zeitvorteil in etwa kompensiert.

Der bisher in Eutingen geflügelte Zugteil nach Rottweil verkehrt eigenständig in einer neuen um 30 Minuten verschobenen Trasse und deutlich schneller als bislang, da keine Zeit für das Flügeln in Eutingen verbraucht wird. Auch wird dieser Zug nicht mehr in Eutingen durch IC-Züge überholt, die bei späterer Abfahrt in Stuttgart bislang eine frühere Ankunft in Rottweil ermöglicht hatten. Der neue MEX Stuttgart-Vaihingen - Rottweil bietet zusammen mit den IC-Zügen quasi halbstündliche Bahnverbindungen nach Rottweil.

Zusätzlich werden in der Hauptverkehrszeit noch weitere MEX-Verbindungen bis Rottweil eingerichtet, so dass eine erheblich bessere zeitliche Verfügbarkeit von Bahnverbindungen bestehen wird, teilweise sogar dichter als alle 30 Minuten.

Was mögliche S-Bahn-Verlängerungen in Richtung Süden betrifft, gibt es die klare Erkenntnis, dass dies bis/ab Singen unmöglich ist, theoretisch denkbar wären sie bis/ab Rottweil. Hier allerdings würden die S-Bahnen langsamer als die vorgesehenen MEX nach Stuttgart-Vaihingen sein und wegen der Eingleisigkeit der Strecke zwischen Neckarhausen und Hattingen wäre die Gäubahn auch überlastet, was negative Auswirkungen auf die Pünktlichkeit erwarten ließe. Hinzu kommt, dass S-Bahn-Fahrzeuge in der benötigten Anzahl nicht verfügbar sind. Aus Sicht des Landes wird es daher keine S-Bahn-Verlängerung nach Rottweil geben. Das gegenüber heute erheblich bessere zukünftige Zugangebot aus IC und MEX ist kundengerechter und schneller trotz Umstieg in Stg.-Vaihingen.

Ob eine stündliche S-Bahn bis Horb fährt, ist noch Gegenstand von eisenbahnbetriebswissenschaftlichen Detailuntersuchungen. Es könnte sich nicht um eine Grundtakt-S-Bahn handeln sondern nur um eine stündliche Verlängerung einer Verdichtungs-S-Bahn. Diese aber hat der Aufgabenträger Region Stuttgart beispielsweise an Samstagen abbestellt, da ihm die entsprechenden Fahrpersonale fehlen. Fahrzeugtausch auf S-Bahn-Strecken mit MEX-Fahrzeugen haben sich als unrealistisch erwiesen. Wenn Finanzierungsfragen (Region Stuttgart endet in Bondorf) noch geklärt werden können, könnte eine S-Bahn pro Stunde aber bis/ab Horb verkehren, zusätzlich zu den beiden MEX und dem stündlichen IC.

Die hohe Anzahl an zukünftigen Bahnverbindungen ab Horb nach Stuttgart könnte dazu führen, dass aus dem (benachteiligten) Süden von Rottweil Fahrgäste mit dem PKW bis zum noch über freie Kapazitäten verfügenden Parkhaus am Bahnhof Horb fahren und ab dort auf den nächsten Zug umsteigen und so den häufigen Dauerstau auf der A 81 im Bereich zwischen Herrenberg und Stuttgart vermeiden.

Der Süden des Ländles verwahrte sich gegen den Begriff Kompensationslösungen. Die Verbesserungen auf der Hochrheinstrecke und ggf. auch auf der Bodenseegürtelbahn seien zu begrüßen, würden die entstehenden Nachteile auf der Gäubahn jedoch nicht kompensieren.

Deutlich wurde auch, dass die Strecke zwischen Stg.-Vaihingen und Herrenberg praktisch zu 100 % ausgelastet ist und der Güterverkehr in die Tagesrandlagen und in die Nacht verdrängt werden muss.

Auf Nachfrage der IHK Nordschwarzwald erwähnte Martin Klust, dass im Nagoldtal als Konsequenz aus einer vorangegangenen landesweiten Studie mittelfristig batterieelektrische Triebzüge eingesetzt werden sollen. Wie es langfristig insbesondere mit der Verbindung zwischen dem Mittelzentrum Nagold und dem Verdichtungsraum Stuttgart weiter gehe, sei noch nicht klar und könne zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantwortet werden.

Positive Nachricht erhielt die Stadt Rottenburg, deren Stadtteil Ergenzingen zukünftig ganztägig im 30-Minuten-Takt durch den MEX bedient wird und zusätzlich möglicherweise stündlich durch eine S-Bahn bis Horb.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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