Interessengemeinschaft Illertalbahn tagt in Senden

Strecken in Baden-Württemberg, die unten nich aufgeführt sind.
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Vielfahrer
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Interessengemeinschaft Illertalbahn tagt in Senden

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

so ganz liegt die Illertalbahn zwar nicht mehr im Ländle, aber Ulm als Ausgangspunkt gehört natürlich noch zu Baden-Württemberg. In Senden an der Iller tagt am morgigen Dienstag, den 25. Juli 23 die Interessengemeinschaft Illertalbahn. Tagesordnungspunkt ist zunächst eine Besichtigung des Bahnhofs Senden, der in den kommenden Monaten zu einer wichtigen Verknüpfungsstation zwischen den Schienenstrecken nach Ulm, Memmingen und Weißenhorn und den Buslinien nach Ulm, Illertissen, Weißenhorn, Aufheim, Hittistetten, Illerzell und Illerkirchberg werden wird. Weitere Verknüpfungspunkte gibt es in Vöhringen, Illertissen, Kellmünz und Memmingen.

Vertreter von DB-Netze werden die geplanten Ausbaumaßnahmen entlang der Illertalbahn vorstellen und zeitlich einordnen. Geplant sind u.a. weitere Haltestellen, Doppelspurabschnitte und die Elektrifizierung der Illertalbahn bis Kempten Hbf sowie der abzweigenden Strecke nach Weißenhorn. Bereits ab Dezember greift ein neues Fahrplankonzept mit einer Taktdrehung der Regio-S-Bahnen um 30 Minuten und verschiedenen werktäglichen Taktverdichtern zur Hauptverkehrszeit.

Ausführungen werden auch zur Regio-S-Bahn-Donau-Iller gemacht und seitens des Landkreises Neu-Ulm wird das ab Dezember 2023 gültige neue Buskonzept „Mitte“ und die neue Bedienung im Raum Weißenhorn im Los „Ost“ vorgestellt.

Interessanterweise gibt es entlang der Illertalbahn zukünftig ausgesprochen viele Buslinien, die über die Landesgrenze Bayern/Baden-Württemberg führen. So gibt es im Süden in Memmingen eine neue Regiobuslinie nach Erolzheim - Ochsenhausen - Biberach, die täglich bis zur letzten Abfahrt um 0:07 Uhr im Stundentakt betrieben wird. Die nächsten Buslinien führen ebenfalls im Stundentakt vom Bahnhof Kellmünz über Dettingen - Kirchdorf nach Erolzheim bzw. nach Kirchberg - Sinningen.
In Illertissen gibt es einen täglichen Stundentakt über Dietenheim - Illerrieden nach Ulm und eine weitere nicht vertaktete Buslinie über Dietenheim nach Wain bzw. Erolzheim. Außerdem verkehrt in Illertissen an Werktagen ein Stadtbus im Stundentakt in die Stadtteile, abgestimmt auf die Illertalbahn. Die von ihm bedienten Stadtteile sind im Zusammenhang mit der Gegenrichtung damit alle 30 Minuten an Illertissen angebunden.

In Vöhringen fahren einige Busse nach Illerrieden und ab Senden gibt es einen Stundentakt nach Illerkirchberg - Wiblingen.
Und alles wird noch getoppt in Neu-Ulm durch die dichten Stadtverkehrslinien nach Ulm und verschiedene ebenfalls bis nach Ulm führende Regionalbuslinien. Spontan fällt mir keine Landesgrenze in Bayern ein, die ebenso viele grenzüberschreitende Busverbindungen aufweist.

Aber auch im Binnenverkehr des Landkreises Neu-Ulm verkehren die Busse täglich bis gegen 24 Uhr auf den neu geplanten Linien und zwar nach Fahrplan und nicht auf Abruf. Lediglich im Bereich Weißenhorn wird während der Schwachlastzeit am Abend ab ca. 20 Uhr und am Wochenende mit dem "Pfiffibus" ein flexibles Angebot bis 24 Uhr vorgehalten, welches aber in Weißenhorn zur Ankunftszeit der Züge nicht extra bestellt werden muss. Nur wer unterwegs in der Fläche zusteigen möchte, muss sich zuvor anmelden.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Vielfahrer
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Re: Interessengemeinschaft Illertalbahn tagt in Senden

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

die Sitzung der Interessengemeinschaft Illertalbahn im Bürgerhaus in Senden war erkenntnisreich. Vertreten waren alle Kommunen zwischen Ulm und Memmingen. Zunächst traf man sich am Bahnhof in Senden, wo die Bürgermeisterin von Senden, Frau Schäfer-Rudolf, die Planungen der Stadt Senden erläuterte. Inzwischen gibt es ja einen Mittelbahnsteig in Senden, der barrierefrei über eine Überführung incl. Aufzug zu erreichen ist. Zufällig kam zur Besichtigungszeit gerade ein Zug aus Ulm nach Weißenhorn in Senden an, aus welchem ca. 50 Fahrgäste ausgestiegen sind. Schwerpunkt der weiteren Verbesserungen in Senden wird ein Busbahnhof beidseitig der Gleise werden. Auch Abstellplätze für Fahrräder werden gebaut werden. Schäfer-Rudolf schwebt vor, den Bahnhof Senden zu einer Blaupause für eine bayrische Mobilitätsdrehscheibe zu entwickeln. Aktuell fahren werktags ca. 90 Züge ab Senden in die Richtungen Ulm , Memmingen und Weißenhorn, hinzu kommen Buslinien aus Ulm (30-Minuten-Takt), Weißenhorn - Vöhringen (Stundentakt), Illertissen - Vöhringen (Stundentakt), Aufheim - Senden - Hittistetten und Gegenrichtung (jeweils Stundentakt) sowie Illerkirchberg - Senden (Stundentakt) und einige zusätzliche an Schulstrukturen orientierte Schulfahrten. Die Taktbusse sind durchweg an den Zeiten der Schiene orientiert (5 min Umstiegszeit zum bzw. vom Zug). Es entstehen dadurch sehr viele Anschlüsse aus der Fläche an die Schiene, gleichermaßen aber auch zwischen den Bussen, so dass der Bahnhof Senden eine richtige Knotenfunktion aufweisen wird.

Für die Stadtwerke Ulm erläuterte Herr Gummersbach, was die SWU im Zusammenhang mit der Reaktivierung der Strecke Senden - Weißenhorn alles getan haben und in diesem Jahr noch abarbeiten werden. Die Schienen sind überwiegend 120 Jahre (!) alt und werden in diesem Herbst auf 14 km Länge ausgetauscht, ebenso der Oberbau. Da diese Investitionen bezuschusst werden, ist offenbar ein günstiger Zeitpunkt für solche Unterhaltungsarbeiten gekommen.
Weiter berichtete Herr Gummersbach, was die SWU gegen Jahresende zum 10-jährigen Jubiläum der Wiederinbetriebnahme der Bahnverbindung nach Weißenhorn vorhaben. Unbestritten war die Reaktivierung sehr erfolgreich, was sich schon daraus ablesen lässt, dass diese Strecke im Laufe dieses Jahrzehnts noch elektrifiziert werden soll (gemeinsam mit der Illertalbahn).

Herr Liebl (Gesamtprojektleiter Illertalbahn von DB-Netz) berichtete über die vorgesehenen Investitionen (zweigleisige Abschnitte Finninger Straße - Senden und Kellmünz - Pleß) sowie die geplanten zusätzlichen Haltepunkte in Senden-Nord, Pleß, Fellheim, Heimertingen, Amendingen, Memmingen-Berufsschulzentrum und Buxheim, ebenso wie über die Elektrifizierung der Illertalbahn, die gegen 2030 zu erwarten ist. Auch sollen viele Bahnübergänge erneuert werden.

Für die BEG stellte Herr Kunze die zukünftigen Betriebskonzepte vor. So wird der Nah- und Regionalverkehr durch Umschichtungen zugkilometerneutral verbessert und es wird in Senden mehrmals am Tag geflügelt, um sowohl nach Weißenhorn wie nach Illertissen zur HVZ halbstündliche Züge verkehren lassen zu können. Die Fahrpläne des Nahverkehrs werden um 30 min gedreht, d.h. in Weißenhorn kommen die Züge zukünftig im 30er-Knoten an, heute noch im Nullknoten.

Dies erfordert einen umfangreichen Umbau des schon bislang auf die Schiene abgestimmten Buskonzepts, was insofern nicht schwer war, denn alle Verträge mit Busunternehmen laufen ab, so dass quasi neu geplant werden konnte. Anstatt eigenwirtschaftlicher Buslinien gibt es nunmehr Bruttoverträge des Landkreises mit den Busunternehmen, d.h., das wirtschaftliche Risiko, das mit der Anpassung der Busbedienung an die Schiene verbunden ist (u.a. deutliche Ausweitung der Betriebsstunden, Stundentakte auch am Wochenende bis 24 Uhr usw.), geht auf den Landkreis über.

Für den Zweckverband Regio-S-Bahn Donau-Iller stellte dessen Geschäftsführer Dr. Dümmler das Regio-S-Bahn-Gesamtkonzept vor, das für alle von Ulm aus abgehenden Bahnlinien entwickelt wurde (Ausnahme ist natürlich die Schnellfahrstrecke nach Merklingen - Wendlingen).

Landrat Thorsten Freudenberger leitete die 3-stündige Sitzung der Interessengemeinschaft und zog ein positives Fazit. Verbesserungen auf der Schiene erreiche man am besten durch Kooperation aller Anlieger. Die nächste Sitzung der Interessengemeinschaft wird dann im kommenden Winter stattfinden.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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