Neue Buslinien auf der Schwäbischen Alb

Sonstiges, worüber man sich das "Maul" zerreisen kann.
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Vielfahrer
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Neue Buslinien auf der Schwäbischen Alb

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

dieser Tage und in den kommenden zwei Wochen ist der neue Busfahrplan auf zahlreichen Linien zwischen Bad Urach und Sontheim/Brenz in Kraft getreten bzw. wird noch aufgenommen werden. Der Leistungsumfang beträgt über 4 Millionen Buskilometer pro Jahr.

Folgende Linien werden befahren:

Linie 36 Ulm Wissenschaftsstadt – Blaustein Bf – Herrlingen Bf – Berghülen (RAB und Fa. Bayer)
Linie 37 Ulm ZOB West – Blaustein Bf – Herrlingen Bf – Bermaringen (RAB und Fa. Bayer)
Linie 38 Ulm ZOB West/Kuhberg – Blaustein Bf – Herrlingen Bf – Markbronn (RAB und Fa. Bayer)
Linie 350 Laichingen – Merklingen Bf – Nellingen – Geislingen Bf – Geislingen Woelkbad (RAB und SVL)
Linie 361 Bühlenhausen – Merklingen Ort – Merklingen Bf (RAB und SVL)
Linie 363 Gerhausen – Blaubeuren Bf – Seißen (- Laichingen) (RAB und SVL)
Linie 364 Blaubeuren ZOB - Blaubeuren - Gerhausen - Beiningen – Pappelau - Erstetten - Eggingen (RAB und SVL)
Linie 366 Blaubeuren – Berghülen – Asch – Sonderbuch - Blaubeuren (RAB und SVL)
Linie 367 Bühlenhausen – Machtolsheim – Laichingen (incl. Stadtverkehr Laichingen) (RAB und SVL)
Linie 368 Weiler – Blaubeuren – Gerhausen (RAB und SVL)
Linie 333 Schelklingen – Mehrstetten (RAB und SVL)
Linie 334 Schelklingen – Heroldstatt – Laichingen (RAB und SVL)
Linie 335 Münsingen – Heroldstatt – Laichingen – Merklingen Bf – Merklingen Ort (RAB und SVL)
Linie 352 Feldstetten – Laichingen – Westerheim – Hohenstadt (RAB und SVL)
Linie 58 Ulm – Albeck – Hörvelsingen – Bernstadt – Langenau (RAB und SVL)
Linie 59 Ulm – Elchingen – Langenau (RAB und SVL)
Linie 465 Dornstadt – Beimerstetten (RAB und SVL)
Linie 582 Langenau – Göttingen – Albeck – Hörvelsingen – Bernstadt – Beimerstetten (RAB und SVL)
Linie 591 Ortsverkehr Elchingen (Thalfingen – Oberelchingen – Unterelchingen) (SVL)
Linie 592 Langenau – Niederstotzingen – Sontheim/Brenz (RAB und SVL)

Die Linien Regiobuslinien X 340 (Laichingen – Westerheim – Donnstetten – Böhringen – Hengen – Wittlingen – Bad Urach Bf – Bad Urach Kurgebiet (RAB und SVL) und X 365 Blaubeuren Bf – Steigziegelhütte – Suppingen – Laichingen (RAB und SVL) sowie die Regionalbuslinie 491 Merklingen Bf – Scharenstetten – Radlstetten – Oppingen – Nellingen – Merklingen Bf (RAB) wurden wegen noch laufender Genehmigungen an den RAB vergeben.
Die Linien 967/968 (Merklingen Bf – Hohenstadt – Wiesensteig – Mühlhausen im Täle – Gosbach – Drackenstein – Hohenstadt – Merklingen Bf und umgekehrt) wurde an die Fa. Hildebrand aus Gruibingen vergeben.

Weitere Vergaben folgen zum Fahrplanwechsel 23/24 im Bereich des Landkreises Neu-Ulm

Linie 72 Ulm ZOB Ost – Neu-Ulm – Senden – Vöhringen - Illertissen
Linie 73 Ulm ZOB Ost – Neu-Ulm – Senden – Vöhringen – Weißenhorn
Linie 719 Illertissen – Tiefenbach – Weißenhorn
Linie 739 Illerzell Schulzentrum – Senden – Aufheim – Hausen – Hittistetten – Witzighausen – Wullenstetten – Senden – Illerzell Schulzentrum
Linie 769 Senden – Aufheim – Hausen – Hittistetten/Wullenstetten – Witzighausen – Weißenhorn ZOB – Weißenhorn Schulen
Linie 812 Weißenhorn ZOB – Roggenburg – Ingstetten
Linie 813 Weißenhorn ZOB – Grafertshausen – Bubenhausen – Gannertshofen – Dieterskirch – Obenhausen.
sowie im Bereich der Stadt Illertissen ein neu gestalteter Ortsverkehr und mehrere Pfiffibuslinien (Schwachlastzeiten bis Mitternacht und am Wochenende).

Die einzelnen Linien, die spätestens ab dem 09.01.23 in Betrieb sind, können auf www.ding.eu eingesehen werden.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Nahverkehr im Landkreis Neu-Ulm wurde ausgeschrieben

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

in der vergangenen Woche hat der Landkreis Neu-Ulm 7 Buslinien im Illertal bzw.. im Raum Weißenhorn ausgeschrieben. Die bisherigen Verträge/Genehmigungen der Busunternehmen laufen 8 Jahre nach der Reaktivierung der Schienenstrecke nach Weißenhorn im Dezember 2023 aus und die bayrische Eisenbahn-Gesellschaft verändert den Schienenverkehr zum Fahrplanwechsel 2023/24. So drehen sich alle Fahrlagen der Züge der Linie Ulm Hbf - Senden - Weißenhorn um 30 Minuten, teilweise gibt es zur Hauptverkehrszeit auch zusätzliche Zwischentakte nach Weißenhorn. Auch in Richtung Illertissen - Memmingen wird das Schienenverkehrsangebot verbessert, wobei einige Züge in Senden geflügelt werden. Dies ist einer der Gründe, weshalb die bislang auf die Schiene ausgerichteten Buslinien überplant werden mussten. Aus Gründen des Klimaschutzes wird zudem das Fahrplanangebot der Buslinien deutlich aufgestockt, insbesondere auch während der Abendstunden und am Wochenende.

Interessierte Verkehrsunternehmen können bis einschließlich dem 6. März 12 Uhr ihr Angebot abgeben. Danach wird vom Aufgabenträger Landkreis Neu-Ulm der günstigste bzw. geeignetste Bewerber für die kommenden Jahre ausgewählt. Das Verkehrsangebot ist weitestgehend vertaktet, teilweise im 30-Minuten-Takt, überwiegend jedoch im Stundentakt. Es ist in Senden Bf, Vöhringen Bf, Illertissen Bf, Weißenhorn Bf und teilweise auch an kleineren Bahnstationen auf den Taktverkehr der Schiene ausgerichtet und überdies auf die Schulzeiten der staatlichen und privaten Schulen abgestimmt.

In den kommenden Jahren wird das Angebot der Illertalbahn sukzessive weiter verbessert. Neue Haltepunkte, Doppelspuren und auch eine Elektrifizierung der Illertalbahn sowie der Stichstrecke nach Weißenhorn sind im Rahmen der Regio-S-Bahn Donau-Iller ins Auge gefasst. Um flexibel Anpassungen vornehmen zu können, wurden die Verträge als Bruttoverträge gestaltet, d.h. die Busunnternehmen liefern die Fahrgeldeinnahmen an den Aufgabenträger ab, werden also nach ihrem Aufwand finanziert.

In Senden sowie in Illertissen werden die Umsteigeanlagen durch zusätzliche Bushaltestellen an den Bahnhöfen verbessert, jeweils auf beiden Seiten der Bahngleise. Die Fahrpläne sind auch so gestaltet, dass Querungen der Schiene an Bahnübergängen die Ausnahme darstellen, weil durch den dichten Zugverkehr die Wartezeiten vor geschlossenen Schranken kaum mehr zu kalkulieren sind.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Vielfahrer
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Viel Frust über die Betreiber des Busverkehrs auf der Schwäbischen Alb

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

Der Redakteur David Drenovak berichtet in der Schwäbischen Zeitung von heute über die Zustände des Busverkehrs auf der Schwäbischen Alb. Offenbar staut sich dort ausgesprochen viel Frust unter den Nutzern des ÖPNVs an. Drenovak berichtet über eine Sitzung des Laichinger Gemeinderats:

Kein Bus keine Fahrgäste, der ÖPNV auf der Alb hinkt der Entwicklung hinterher.
Der Laichinger Gemeinderat debattiert über Bus- und Bahnverkehr auf der Alb und fordert dringend Verbesserungen. Die Stimmung ist gereizt.

Vergangene Woche hat die „Schwäbische Zeitung“ über eine zwanzigköpfige Frauengruppe berichtet, die in Feldstetten gestrandet war, weil einfach kein Bus kommen wollte. Seither haben sich Leser in der Redaktion und Bürger bei den Stadträten gemeldet.

Die Situation, was den ÖPNV auf der Alb und in Teilen des Alb-Donau-Kreises angeht, scheint auf vielen Ebenen weit weg vom Optimalzustand zu sein. Der Laichinger Stadtrat und die Verwaltung haben die Situation in der jüngsten Ratssitzung thematisiert. Die Ratsmitglieder und besonders Bürgermeister Klaus Kaufmann wollen den Status quo nicht akzeptieren und dafür sorgen, dass die Missstände schnellstmöglich behoben werden.

Stadträtin Esther Eiben (BWV) brachte das Thema auf den Ratstisch und forderte gleich zu Beginn die Kreisräte des Gremiums dazu auf, weiterhin auf die Verbesserung des ÖPNV hinzuwirken. Alleine die Tatsache, dass man keine Fahrkarten kaufen könne, sei geradezu ein schlechter Witz. Einen Fahrkartenautomaten bekomme der neue Busbahnhof in Laichingen nicht und bei den Busfahrern könnten auch keine Tickets erworben werden.

Kein Verlass
Frauengruppe wartet in Feldstetten vergeblich auf den Bus

Feldstetten
„Die Situation ist mehr als unbefriedigend. Viele Bürger sind auf mich zugekommen. Wenn man beim DING (Donau-Iller-Nahverkehrsverbund) nachfragt, heißt es immer: Wir können nichts dafür, das ist Sache der Busunternehmen“, so Eiben. Die eingesetzten Busfahrer hingegen würden kaum die deutsche Sprache sprechen, keine Auskünfte geben können und zudem ständig wechseln. Das gehe seit Monaten so. „Die Verantwortlichen können doch nicht immer auf den anderen zeigen und sagen, dass sie da nichts machen können.“

Auch die Bahn macht Probleme

Ein weiteres Problem sei die Verfügbarkeit von Bahntickets, beispielsweise von Wendlingen nach Merklingen. Seit einigen Monaten konnte für die Strecke in der DB Navigator App kein Fahrschein mehr gelöst werden. „Ich habe vier oder fünf Monate mit der Bahn mehrfach E-Mailverkehr gehabt. Bis heraus kam, dass es nun eine Nachfolge-App (DB NavigatorAPP Next) gibt. Die kennt nur noch niemand“, erläuterte Esther Eiben.vWir haben so viel Geld in Bahnhof, Busbahnhof und das ganze drumherum gesteckt, da will ich von den Verantwortlichen einfach nicht mehr hören, dass die nichts dafür können.

Eine parallel verlaufende Recherche der Laichinger Redaktion der Schwäbischen Zeitung bestätigt das und auch, dass Grundprobleme der alten App nicht gelöst wurden. Für eine Busverbindungsfahrt zwischen dem Bahnhof Blaubeuren und dem Bahnhof Merklingen wurde bei der alten Version auf den DING verwiesen. Bei der neuen kann man nur das Baden-Württemberg-Ticket lösen (Kosten 25 Euro).

Die Bürger seien aufgrund all dieser Gründe frustriert und sehen die Gemeinde in der Pflicht, so Esther Eibner, die anfügt: „Wir haben so viel Geld in Bahnhof, Busbahnhof und das ganze drumherum gesteckt, da will ich von den Verantwortlichen einfach nicht mehr hören, dass die nichts dafür können.“

Gespräch mit allen Beteiligten

Klaus Kaufmann ergänzte zu dem Vortrag der Stadträtin, dass es vorletzte Woche eine große Sitzung gegeben habe. Bei dieser seien der Alb-Donau-Kreis, das Land Baden-Württemberg, die DB sowie Vertreter des DING und andere Teilnehmer (auch Klaus Kaufmann) an einem Tisch gesessen. Auch für ihn vergehe keine Woche, in der keine ÖPNV-Probleme an ihn herangetragen würden und er nicht mit irgendeinem Verantwortlichen telefonieren müsse.

„Es sind genau diese Probleme angesprochen worden. Ich kann mir vorstellen, dass es nach dem Vorfall in Feldstetten Sanktionen geben wird. Der Fahrkartenautomat für unseren Busbahnhof ist erneut komplett abgelehnt worden“, erklärte Kaufmann noch relativ nüchtern seinen Gemeinderatsmitgliedern. Allerdings scheint das Thema auch für Laichingens Schultes ein emotionales zu sein, denn seine folgende Argumentation trug er deutlich hitziger vor.

Bürgermeister ist sauer

„Wir haben mit dem Land 52 Millionen Euro ausgegeben. Jetzt vergraulen wir uns die Leute, die haben nämlich die Schnauze voll und nehmen wieder das Auto. Dieser scheiß Kassenautomat kostet sicher nicht so viel, wie man da schon Geld durch nicht verkaufte Fahrkarten verloren hat.“

Es gebe die gesetzliche Regelung, dass die Busunternehmen für den Kartenverkauf verantwortlich seien, darauf beharre das Land geradezu stoisch. Er werde, was das angehe, aber nochmals nachhaken, da die Situation auf keinen Fall so bleiben könne, wie sie jetzt sei. Auch dem Alb-Donau-Kreis „stinkt das gewaltig, dass das nicht funktioniert.“ Er habe den Kartenautomaten noch nicht aufgegeben.

Zudem informierte Klaus Kaufmann darüber, dass die DB wird nochmal massiv Werbung für ihre neue App machen wollen. Er sei gespannt, wie und bis wann das geschehe. Mit den Verbünden sei keiner zufrieden, aber auch das sei der politische Wille des Landes. Ganz neu sei, dass der Kreistag beschlossen habe, dass sich das Land am DING beteiligen wird. Vielleicht könne dann eine Vereinheitlichung geschaffen werden und eine Verbesserung der Kopplung zwischen regionalem Bus- und dem Bahnverkehr.

Druck auf Politik erhöhen

Bernhard Schweizer (LAB) betonte: „Wir alle müssen da dran bleiben. Wir haben hier einen in der Region, der als Fraktionsvorsitzender im Stuttgarter Landtag sitzt. Wir müssen dem Hagel so lange auf die Nerven gehen, bis sich was ändert. Anscheinend interessiert sich sogar das öffentlich-rechtliche Regionalfernsehen schon für den Fall in Feldstetten.“ Veränderung geschehe nur durch öffentlichen Druck. Es entstehe der Eindruck, der ÖPNV stecke hier in den Kinderschuhen. Dass 20 Frauen auf einen Bus warten, der nicht kommt, dürfe einfach nicht passieren.


Kommentar
Redakteur David Drenovak kommentiert: Wenn man in der breiten Bevölkerung die Akzeptanz für den ÖPNV steigern möchte, muss dieser funktionieren.

Der Schwabe gilt im Volksmund ja eher als ein bisschen stur. Entsprechend festgelegt ist er bei seinem liebsten Fortbewegungsmittel, dem Auto. Wenn Otto Normalverbraucher aus’m Ländle aus Umweltschutzgründen oder schwäbischer Sparsamkeit tatsächlich mal dem ÖPNV eine Chance gibt, kann eigentlich nichts Schlimmeres passieren, wenn dieser genau dann nicht funktioniert.

Die Begründungen warum Busse ihre Passagier in der Region nicht befördert, sind geradezu lächerlich. Die einen wollen keine Fahrkartenautomaten aufstellen und die anderen, die gewährleisten müssen, dass ihre Busfahrer Tickets verkaufen, Zucken mit den Schultern und murmeln irgendwas von Sprachbarrieren und Fachkräftemangel. Ich sage Ihnen, ich bin schon mit Seelenverkäufern von Bussen über dem Balkan gefahren, da hätte man einen deutschen TÜV-Ingenieur weder mit Geld noch mit warmen Worten zum einsteigen bewegen könne. Aber ich sagen Ihnen auch, dass der Fahrer mir, und wenn es mit nur einer Mischung aus Zeichensprache und einem gebrochenem Ansatz von Englisch war, einen Fahrschein verkauft hat. Und von der Deutschen Bahn, mit stehen gebliebenen Zügen, ständigen Fahrplanänderungen und Benutzer-unfreundlichen Apps, will ich hier nicht mal anfangen, das wäre ein abendfüllendes Thema.

Dass Busse zu früh, zu spät oder gar nicht fahren, kann mal vorkommen. Aber wenn es ständig geschieht, dann liegt der Gedanke nah, dass das vielleicht sogar Masche ist. Wenn sich ein Fahrgast beschwert, wird mit ihm fröhlich Ping-Pong zwischen Busunternehmen und Verkehrsverbünden gespielt. Und die ganz Hartnäckigen werden irgendwann als Schwarze Peter dem Landkreis zugeschoben.

Dieser und die Kommunen sind übrigens die wirklich Gelackmeierten. Denn sie müssen im Wirrwarr von Bürokratie und sich aushebelnder Vorschriften von Land und Bund am Ende irgendwie schauen, dass es läuft.

Das Fazit ist simpel wenn auch ernüchternd: So geht weder Klimaschutz, noch Verkehrswende und schon gar nicht ÖPNV.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Karl Müller
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Re: Neue Buslinien auf der Schwäbischen Alb

Beitrag von Karl Müller »

Hallo,
Danke ebenso für den Bericht, ist also die "gescheiterte Verkehrswende" auf der Alb angekommen, nett. Ja, es war zu erwarten, 2 Verbünde, keine Personale, keiner Zuständig. Das macht man nur einemal mit, hier auf der Neckaralbbahn ist das 49 Euroticket sein Geld auch nicht mehr wert, egal wohin man schaut, überall im Land klemmt es. Ist das der Erfolg der Ausschreibungen im ÖPNV?
MFG Oli
Vielfahrer
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21 % höherer Krankenstand beim Fahrpersonal

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

in der Presse wird berichtet, dass der Krankenstand unter dem Fahrpersonal bei Bus und Bahn in diesem Jahr um 21 % höher als im vergangenen Jahr ist. So etwa waren im Dezember 2022 13 % des Fahrpersonals erkrankt, was die Folge hatte, dass die noch verfügbaren Fahrpersonale zusätzliche Dienste leisten mussten (zu den teils ohnehin schon harten Schichten).

Zahlreiche Verkehre müssen wegen des Krankenstands beim Fahrpersonal eingekürzt werden, so auch beim Stadtverkehr in Tübingen, bei welchem die Schnellbuslinien X 15 (Hauptbahnhof - Klinikum) und X 20 (Haltepunkt Lustnau - Technologiezentrum) eingestellt wurden, um auf den anderen Linien einen möglichst zuverlässigen Betrieb aufrecht erhalten zu können. Die Linie 32 (Hauptbahnhof - Ursrainer Ring) wurde von Busbetrieb auf fahrplanmäßigen Mini-Car-Betrieb gestern umgestellt. Die Stadtwerke warnen, dass es auch auf anderen Linien zu Fahrtausfällen kommen könne. Ziel sei es, diese auf möglichst niedrigem Niveau zu halten.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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720-Schwarzwaldbahn
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Re: Neue Buslinien auf der Schwäbischen Alb

Beitrag von 720-Schwarzwaldbahn »

Das Problem des Fachkräftemangels wird sich jedenfalls nicht, wie es von den Aufgabenträgern derzeit versucht wird, durch ignorieren, nichts tun und mit dem Finger auf andere zeigen lösen lassen.

Derzeit gehen jedes Jahr mehr Menschen in den Ruhestand als ins Erwerbsleben starten. Gleichzeitig steigt durch die gewünschte Ausweitung des ÖPNV Angebots der Bedarf an Fachkräften. Wenn man dann doch wie die Mehrheit der Aufgabenträger der Meinung ist, dem Fahrpersonal Knüppel zwischen die Beine werfen zu müssen braucht man sich nun wirklich nicht mehr zu wundern wenn sich kein Nachwuchs findet und gutes Personal die Brache verlässt.

Laut dem MDR ist unter den Busfahrern gut 1/3 (36%) über 55 (Bei den Erwerbstätigen insgeamt sind es im Duchschnitt 25% deutlich weniger. Nach unten ist das ganze noch schlimmer, mit nur 13% unter 35 Jahren sind es weniger als halbsoviel als im Gesamtdurchschnitt aller Erwerbstätigen (30%).

Wer soll auch noch den Beruf mit Wochenend- und Feiertagsarbeit ergreifen wenn von den Aufgabenträgern null interesse daran besteht irgendwie die etwas zum positiven zu verändern. Die Arbeitsbelastung ist ja durch den hohen Krankenstand und nichtbesetzte Stellen hoch genug. Dazu kommt um mal ein Paar Beispiele aus der Rinzug Region zu nennen, dass so manche unrealistische Fahrpläne nur unter grober Missachtung der StVO überhaupt einigermaßen pünktlich gefahren werden können. Wenn Busse laut Fahrplan 5 Minuten schneller sein soll um noch irgendwie auf dem Papier noch Anschlüsse zu erreichen und noch den ein oder anderen Cent einsparen zu können, muss man sich schon Fragen ob das verantwortliche Landratsamt überhaupt eine Ahnung davon hat, welche Verantwortung ein Busfahrer so hat.

Nächstes Problem: Keine Toiletten. Mehrere Busunternehmen haben ihre Busse in Oberndorf am Neckar am Bahnhof stehen. Das ist an sich schon eine Gegend wo man in der Pause nichts Anfangen kann, was dann aber noch durch eine absolut ekeleregende und auch noch kostenpflichtige Toilette getoppt wird. Für Fahrer und Fahrgäste bleibt häufig noch der Gang in die Büsche. Das weibliche Geschlecht darf..., wundert sich da noch jemand dass dort keiner mehr fahren will?

Zu wenig Parkplatz. In Schramberg hat man in den letzten Jahren Busparkplätze im oberen einstelligen Bereich, wenn es nicht sogar zweistellig war, wegrationalisiert. Da die Busfahrer dann an den Straßenrand ausgewichen sind hat man kurzen Prozess gemacht und Park und Halteverbotsschilder aufgestellt. Die SBG hat zwar noch einen Recht gut an Einkaufsmöglichkeiten angebundenen Betriebshof der mit eigenen Fahrzeugen mehr als gut ausgelastet ist, die anderen können zusehen wo sie ihre Busse in der Pause abstellen. Auch in Rottweil möchte man nicht mehr dass die Busfahrer am Friedrichsplatz (dort kann man die Pausenteit noch etwas nutzen) ihre Pause verbringen weil man sich an den Bussen stört. Wundert sich da noch jemand dass insbesondere die privaten Unternehmen keine Fahrer mehr finden?

Thema 30er Zonen: Auf einigen Linien wurde in mehreren Ortschaften teilweise auch auf längeren Abschnitten die Höchstgeschwindigkeit auf 30 hm/h begrenzt. Eine Anpassung der ohnehin schon knappen Fahrzeiten und Anschlüsse ist nicht erfolgt. Wundert sich da noch außer dem Landratsamt über Verpätungen, verpasste Anschlüsse, gestresste und demotivierte Busfahrer?

Nächstes Thema knappe Anschlüsse: Auf der Umsteigeverbindung Schramberg - Königsfeld - Villingen beträgt die Übergangszeit lauf Fahrplan 2 Minuten in der Gegenrichtung 3 Minuten obwohl laut Nahverkehrsplan des Schwarzwald-Baar-Kreises Anschlüsse von unter 5 Minuten als zu unsicher eingestuft werden. Es wird euch sicher nicht überraschen dass die Anschlüsse vor allem in Richtung Villingen häufig nicht funktionieren.

Sorry, aber da vergeht einem echt die Lust über 10.000 Euro in einen Busführerschein zu investieren, welchen man im deutschsprachigen Ausland für 3.000 Euro bekommt.
Wir haben mittlerweile nicht mehr 5 vor, sondern 5 nach zwölf aber die Aufgabenträger schlafen munter weiter. Verkehrswende ade, das was die Aufgabenträger in den letzten 10 Jahren kaputt gemacht haben, lässt sich so schnell nicht reparieren.
Lucian Berndt
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Re: Neue Buslinien auf der Schwäbischen Alb

Beitrag von Lucian Berndt »

Ich bin so froh, in der Schweiz als Busfahrer zu arbeiten und auch privat nicht auf den deutschen ÖPNV angewiesen zu sein... denn hier läuft es einfach nahezu perfekt (ich spreche für den Bereich Grenze bis Zürich).

Grüße
Lucian
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