Die Gäubahn vor gut 50 Jahren

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Vielfahrer
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Die Gäubahn vor gut 50 Jahren

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo,

ein wunderschönes Youtube-Video über den Güterverkehr auf der Gäubahn zwischen Rottweil und Hattingen. Kaum zu glauben, dass dies schon 50 Jahre her ist.

Viele Grüße vom Vielfahrer
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Villinger
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Re: Die Gäubahn vor gut 50 Jahren

Beitrag von Villinger »

Fantastisch! Der selbe Benutzer hat noch zwei weitere Videos hochgeladen, wo auch die Strecke Horb - Rottweil und Hattingen - Singen zu sehen ist. Faszinierend, sowohl die Dampfloks als auch ausladend noch vorhandene Gleisanlagen in den Bahnhöfen mit herumstehenden Güterwagen, und fast alle noch mit mechanischer Stellwerkstechnik.
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Vielfahrer
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Re: Die Gäubahn vor gut 50 Jahren

Beitrag von Vielfahrer »

Hallo Fridinger,

auch die Güterzüge sind sehr interessant. Viele gedeckte Wagen deuten darauf hin, dass noch in erheblichem Umfang Stückgut befördert wurde. Auch der eine oder andere Waggon aus Italien findet sich im Zug, ebenso Behälter-Tragwagen, die früher häufig nach Tuttlingen gingen. Der Ölzug dürfte das Ziel Heimburger in Rottweil gehabt haben. Auch nach Oberndorf gab es vielfach mit der Bahn angelieferte PKW. Ob die vielen offenen Waggons mit Schrott von Schuler aus Deißlingen gestammt haben? Auf alle Fälle war güterverkehrstechnisch in der Region noch viel los. Mittlerweile wird fast alles und noch viel mehr auf den Straßen befördert.

Viele Grüße vom Vielfahrer
Karl Müller
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Re: Die Gäubahn vor gut 50 Jahren

Beitrag von Karl Müller »

Danke für die links.

Der Güterverkehr findet aufgrund unseres übermäßgen Konsum auf der Straße statt. Dieser Wandel fand mit MORA C sein endgültiges Ende. Ein Rückkehr scheint ausgeschlossen zu sein, selbst Logistikzentren wie in Horb-Heiligenfeld erfüllen nur eine Alibi-Funktion ( von dort aus werden dann die lKW die Feinverteilung in die Gegend übernehmen und wieder sind Straßen gefüllt) Denn unser aller Gesellschaft schreit nach immer mehr Konsum in Form von ebay, amzon etc. Sämtliche Läden in einer Stadt ( egal wo ) werden mit dem LKW angefahren. Ganze Landkreise sind Güterverkhrsfreie Zonen - auf der Schiene. Die wenigen Güterwagen im Landkreis Reutlingen die Holz ( SAB; Oberheutal, Haidkapelle) bzw Zellstoff ( Dettingen-Gsaidt) bringen oder holen erfüllen lediglich eine Funktion des "grünen Mäntelchen" und sind in der Gesamtheit zu vernachlässigen. Wenn man bedenkt was in Reutlingen früher vorhanden war - Rangierbahnhof, Containerbahnhof, Gepäck und Expressgut, Etliche Gleise zu den Firmen in der Stadt. Nur Beispiel, stellvertretend für die gesamte Republik.
Allein das sich für das Gelände des ehemaligen Rbf in Reutlingen kein Betreiber findet sollte alle aufwachen lassen, aber, die Politik malt lieber Radwege auf Straßen, baut Radwege parallel zu straßen ( und bekommt EU-Gelder dafür) und sonnt sich im Lichte der Presse.
In der Schweiz, einem kleinen Bahnhof, 2 Gleise + 2 Abstellgleise fotografierte ich die Zuckerrübenverladung. Am "normalen" Abstellgleis wurden von einem Flachwagen Strohballen abgeladen, der Landwirt lud diese selber auf seinen Ladewagen am Traktor.
Stellt Euch das mal in Deutschland vor. Strohballen mit dem Güterzug. Von Bad Urach nach Bad Imnau. Nein, unvorstellbar, geht nicht.

Und, jetzt, bitte nicht sagen das keine Infrastruktur mehr dafür da ist.
Wer hat diese abgebaut bzw abbauen lassen? Wer hat diese Rahmenbedingungen so gemacht? Und, warum?

Güter gehören auf die Schiene! Ein alter Werbespruch der DB in den 1970er Jahren.

Die LKW lobby ist und bleibt stärker. Selbst Straßen werden elektrifiziert um E-LKW zu testen. Traurig aber wahr. Grüne Politiker? Aus Tübingen?

Bei allem Respekt, aber, es rechnet KEINER; KEIN POLITIKER die gesamtwirtschaftlichen Kosten dieser Misere herein. Oder was sind schon die ca 3000 Verkehrstoten jedes Jahr?

Gruß Oli
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Re: Die Gäubahn vor gut 50 Jahren

Beitrag von VoglerJurgen »

Vielfahrer hat geschrieben: So 6. Dez 2020, 13:01 Hallo,

ein wunderschönes linkYoutube-Video über den Güterverkehr auf der Gäubahn zwischen Rottweil und Hattingen. Kaum zu glauben, dass dies schon 50 Jahre her ist.

Viele Grüße vom Vielfahrer
sehr schön, vielen Dank für das Video :tut-tut:
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Re: Die Gäubahn vor gut 50 Jahren

Beitrag von Tannenrainer »

Karl Müller hat geschrieben: Mi 9. Dez 2020, 11:08 Danke für die links.

Der Güterverkehr findet aufgrund unseres übermäßgen Konsum auf der Straße statt. Dieser Wandel fand mit MORA C sein endgültiges Ende. Ein Rückkehr scheint ausgeschlossen zu sein, selbst Logistikzentren wie in Horb-Heiligenfeld erfüllen nur eine Alibi-Funktion ( von dort aus werden dann die lKW die Feinverteilung in die Gegend übernehmen und wieder sind Straßen gefüllt) Denn unser aller Gesellschaft schreit nach immer mehr Konsum in Form von ebay, amzon etc. Sämtliche Läden in einer Stadt ( egal wo ) werden mit dem LKW angefahren. Ganze Landkreise sind Güterverkhrsfreie Zonen - auf der Schiene. Die wenigen Güterwagen im Landkreis Reutlingen die Holz ( SAB; Oberheutal, Haidkapelle) bzw Zellstoff ( Dettingen-Gsaidt) bringen oder holen erfüllen lediglich eine Funktion des "grünen Mäntelchen" und sind in der Gesamtheit zu vernachlässigen. Wenn man bedenkt was in Reutlingen früher vorhanden war - Rangierbahnhof, Containerbahnhof, Gepäck und Expressgut, Etliche Gleise zu den Firmen in der Stadt. Nur Beispiel, stellvertretend für die gesamte Republik.
Allein das sich für das Gelände des ehemaligen Rbf in Reutlingen kein Betreiber findet sollte alle aufwachen lassen, aber, die Politik malt lieber Radwege auf Straßen, baut Radwege parallel zu straßen ( und bekommt EU-Gelder dafür) und sonnt sich im Lichte der Presse.
In der Schweiz, einem kleinen Bahnhof, 2 Gleise + 2 Abstellgleise fotografierte ich die Zuckerrübenverladung. Am "normalen" Abstellgleis wurden von einem Flachwagen Strohballen abgeladen, der Landwirt lud diese selber auf seinen Ladewagen am Traktor.
Stellt Euch das mal in Deutschland vor. Strohballen mit dem Güterzug. Von Bad Urach nach Bad Imnau. Nein, unvorstellbar, geht nicht.

Und, jetzt, bitte nicht sagen das keine Infrastruktur mehr dafür da ist.
Wer hat diese abgebaut bzw abbauen lassen? Wer hat diese Rahmenbedingungen so gemacht? Und, warum?

Güter gehören auf die Schiene! Ein alter Werbespruch der DB in den 1970er Jahren.

Die LKW lobby ist und bleibt stärker. Selbst Straßen werden elektrifiziert um E-LKW zu testen. Traurig aber wahr. Grüne Politiker? Aus Tübingen?

Bei allem Respekt, aber, es rechnet KEINER; KEIN POLITIKER die gesamtwirtschaftlichen Kosten dieser Misere herein. Oder was sind schon die ca 3000 Verkehrstoten jedes Jahr?

Gruß Oli
Hallo Oli,

Dein Beitrag spricht mir absolut und uneingeschränkt aus der Seele...

Alleine das Beispiel Reutlingen ist ein verkehrspolitisches Desaster.
Abgesehen vom Rangierbahnhof, Containerbahnhof, den unzähligen anschlußgleisen überall in der Stadt gab es auch noch zwei abzweigende Nebenbahnen, die im Güterverkehr eine wichtige Funktion hatten und selbst die Straßenbahn nach Eningen führte Güterverkehr durch...

Heute alles kaputt und kleingeschlagen, der straßengebundenen Verkehrslobby geopfert!

Grüße
Tannenrainer
wolfgang65
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Re: Die Gäubahn vor gut 50 Jahren

Beitrag von wolfgang65 »

Oli, Tannenrainer,

ich glaube wir alle sind uns einig, dass der Güterverkehr auf der Bahn an die Wand gefahren wurde und leider immer noch wird. Allerdings, das auf die sogenannte LKW Lobby zu schieben, halte ich für zu kurz gedacht.

Natürlich will ein Hersteller von LKW seine Fahrzeuge verkaufen - das liegt in der Natur der Sache. Wenn wir aber mal von der Speditionsbranche ausgehen, liegt die Geschichte doch völlig anders.
Aktuell und vor allem in Zukunft wird der Fahrermangel ein großes Problem werden - das weiß man in den Speditionen und in Berlin. Und fahrerlose LKWs sind da nicht die Lösung. Das wird nur in bestimmten Branchen in den nächsten 10 Jahren kommen.
Gleichfalls hapert es an termingerechter Lieferung u.a. wg. den Straßenkapazitäten. Viele von den Speditionen würden lieber heute wie morgen einiges auf die Schiene verlagern.

Das Beispiel Schweiz ist da aus meiner Sicht leider kein gutes Beispiel - aktuell brodelt es da je mehr als heftig und genau der Kurzstreckentransport über die Bahn ist in den meisten Fällen natürlich wirtschaftlich und gesamtwirtschaftlich grober Unfug. Von den extremen Subventionen in das Gesamtpaket Bahn Schweiz will ich da gar nicht reden.

Die Bahn ist ein Massenverkehrsmittel, d.h. Güter sind da gut aufgehoben wenn:
- es um hohe Gewichte geht
- es um große Mengen geht (Massengüter)
- es um große Entfernungen geht

Die USA ist hier sicher ein besseres Beispiel - hier gehen mittlerweile wieder ganz grob 45% der Transporte wieder über die Schiene. Ja, die großen Abstände und der noch größere Fahrermangel in den USA helfen da natürlich mit. Die Straßenkapazitäten wären in den USA in vielen Regionen aber kein Problem.
Faktisch fährt die ganze Logistikbranche Ihren Fernverkehr mit Trailorn aufgeständert oder Containern - weil es deutlich wirtschaftlicher ist. Das wäre für die längeren Strecken selbst bei uns ohne große Subventionen wirtschaftlich.

In Deutschland ist die Bahn - glaube ich - in der Größenordnung 15-20% am Güterverkehr beteiligt, wobei da natürlich einiges dabei ist, was gar nicht anders transportiert werden kann.
Leider tut die Politik heute alles um diesen Prozentsatz möglichst niedrig zu halten. Und wenn es nur durch erweiterten Personennahverkehr und Optimierung der Strecken auf diesen ist - siehe Baden Württemberg. Da lassen dann staatliche Organisationen Bahnhöfe und Infrastruktur umbauen und zerstören damit oft auch den Güterverkehr - von Berlin greift da leider keiner ein. Aber warum sollte man das auch erwarten - die Bahn wird durch die Führung der Bundesregierung ja auch mehr oder weniger professionell zerstört.
Und an Gründen warum man Güter nicht auf die Bahn bringen kann, gibt es leider noch einige. Die LKW Branche ist da faktisch aber am geringsten beteiligt.

Grüße

Wolfgang
Tannenrainer
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Re: Die Gäubahn vor gut 50 Jahren

Beitrag von Tannenrainer »

Hallo Wolfgang,

nein, für das Darniederliegen des schienengebundenen Güterverkehrs in unserem Land mache ich auch nicht die Lkw-Branche verantwortlich.

Sie profitiert jedoch direkt von der desaströsen Verkehrspolitik in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten, indem unter anderem vollkommen unausgewogen Investitionen in die Infrastruktur getätigt wurden.
Beispiele gibt's dafür ja leider in Hülle und Fülle, allein, daß der durchgehende Wiederaufbau des bis 1945 vorhandenen zweiten Gleises auf der Gäubahn auch nach 75 Jahren noch in weiter Ferne liegt, während die parallele A 81 seit grob 40 Jahren fertiggestellt ist, ist eigentlich ein verkehrspolitischer Skandal...

Aber das Thema Gäubahn ist ja leider in vielerlei Hinsicht ein exemplarisches Schaubild der bundesdeutschen Verkehrspolitik, da sind wir uns hier im Forum wohl alle einig...

Gruß
Tannenrainer
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KBS720
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Re: Die Gäubahn vor gut 50 Jahren

Beitrag von KBS720 »

Tannenrainer hat geschrieben: Mi 9. Dez 2020, 15:38 Beispiele gibt's dafür ja leider in Hülle und Fülle, allein, daß der durchgehende Wiederaufbau des bis 1945 vorhandenen zweiten Gleises auf der Gäubahn auch nach 75 Jahren noch in weiter Ferne liegt, während die parallele A 81 seit grob 40 Jahren fertiggestellt ist, ist eigentlich ein verkehrspolitischer Skandal...
Und was bringt das zweite Gleis der Gäubahn dann? Nix, wenn in Singen der Bahnhof wieder zugefahren wird. Dieser ist in meinen Augen an gewissen Stellen auch schon am Ende seiner Leistungsfähigkeit.

Ich muss Wolfgangs Auflistung soweit Recht geben. Einzelwagen kann man schon machen, wenn man im Bf Anschlüsse bedient, aber wegen einem mit Strohballen beladenen Flachwagen eine V90 anzuwerfen und damit durch die Provinz zu gondeln ist eher Unfug. Da sind die jüngsten Ansätze sinniger, Stichwort Holz in Immendingen und neuerdings Hüfingen. Der Remondis in Rammelswiesen hatte auch mal Interesse gezeigt hieß es, aber gegangen ist dort nichts, dabei gab/gibt es dort umfangreiche Gleisanlangen. Es hat viele Faktoren und wenn es nur die Personalpolitik von Cargo ist.

Grüße Andreas
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Karl Müller
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Re: Die Gäubahn vor gut 50 Jahren

Beitrag von Karl Müller »

Ja, es sind viele Faktoren die zusammen kommen. Personalpolitik von Cargo, der LKW Fahrermangel, Gleisanschlüsse etc. Es ist ein ganzes Konstrukt.
Ja, Massentranporte sind/wären Sinnvoll auf der Schiene über gewisse Distanzen. Aber, warum baut Amazon ein Logistikzentrum in der Fläche - bei Meßkirch an der B 311? Würde es sich nicht anbieten diese "Krake" Amazon mit GanzZügen zu bedienen, die Feinverteilung übernimmt dann der LKW? Wie sieht es in Pforzheim aus?
Es gibt zig Beispiele dafür!
Gruß Oli
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